Einführung: Was ist ein Mantram / eine Mantram-Meditation?

Eine sehr bekannte und beliebte Meditationsform ist das Meditieren mit einem Mantram. Hier bekommen Sie eine Einführung und Überblick zum Thema Mantram-Meditation. Wir beschreiben, was ein Mantram ist, wie es funktioniert und wie es variiert werden kann.

Einführung zur Mantram-Meditation

Im Folgenden erfahren Sie zuerst, was ein Mantram bzw. eine Mantram-Meditation ist und worauf es bei dieser Art der Meditation ankommt. Zudem finden Sie einige Vorschläge von Mantren, mit welchen Sie Ihre Meditation beginnen können. Am Schluss folgen ein paar Tipps, wie man Mantren in unterschiedlichen Varianten anwendet.

Was ist ein Mantram Mantren Meditation

Damit die Beschreibung nicht zu lange wird, werden nur neue Begriffe, die zum Verständnis nötig sind, erklärt.

Was ist ein Mantram / Mantram-Meditation?

Ein Mantram ist häufig nur ein Wort oder ein kurzer Satz, den man in der Meditation ständig – wie in einer Endlosschleife – wiederholt. Der Begriff stammt aus dem Sanskrit und bedeutet soviel wie „heiliger Spruch, Lied oder Hymne“. In der Meditation kann man solche Mantren laut aussprechen, singen, vibrieren oder still in Gedanken rezitieren.

Die Auswahl eines bestimmten Mantras für einen Meditierenden wird je nach Schule und Tradition unterschiedlich gehandhabt. Manche hüten Mantras wie spirituelle Geheimnisse und geben diese nur direkt (und mit „Schweigepflicht“) an einen Schüler weiter. Andere Lehrer geben jedem Schüler ein persönliches Mantra, das nur für ihn bestimmt ist. Wieder andere Schulen überlassen die Auswahl des Mantras dem Schüler selbst.

Da wir hier nur den letzteren Fall behandeln können, finden Sie weiter unten ein paar Vorschläge, bei welchen Sie sich selbst für ein Mantram entscheiden können. Keine dieser Vorgehensweisen ist besser oder schlechter – alle Wege führen letztlich zum Ziel. Falls Sie selbst schon ein Mantram kennen oder lieb gewonnen haben, können Sie es natürlich weiter verwenden.

Unabhängig davon, wie Sie zu einem Mantram gekommen sind, wichtig ist, dass Sie es mindestens für ein Jahr beibehalten, um es kennenzulernen. Viele Meditierende behalten Ihr Mantram sogar ein Leben lang. Mantren nutzen sich nicht ab, d. h. es bringt keinerlei Vorteil, möglichst viele Mantren zu kennen, zu sammeln oder besonders oft zu wechseln, ganz im Gegenteil.

Vor allem Anfänger, die sich noch nicht entschieden haben, sind oft neugierig und wollen möglichst viele Mantren ausprobieren – sie wechseln sie ständig – manchmal sogar während einer einzigen Meditation. Damit kommen sie auf keinen grünen Zweig, denn es geht primär um Konzentration, die nur durch regelmäßiges Üben verbessert werden kann.

Etwas zu testen, ist selbstverständlich völlig in Ordnung, aber irgendwann muss man sich für ein Mantram entscheiden, damit man anfangen kann. Manche Anfänger haben Probleme, da sie nicht wissen, welche „Kriterien“ sie anlegen sollten, um ein „gutes“, „brauchbares“ oder besonders „heiliges“ Mantram zu finden.

Diese Unentschlossenheit führt nur dazu, dass man sich selbst verunsichert. Die Überzeugung, dass man nur das richtige Mantram finden muss, damit die Meditation klappt, ist falsch. Ihr Mantram wird erst durch Ihre Meditationen etwas ganz Besonderes und eigenes werden.

Wählen Sie ein Mantram und fangen Sie an! Wenn Sie angefangen haben und es tatsächlich ein „persönliches Mantram“ für Sie geben sollte, wird es den Weg über die Meditation zu Ihnen finden. Das klingt vielleicht etwas verwegen, aber einige Meditierende berichten, dass ihr Lieblingsmantram „plötzlich da war“ – es ihnen „zugeflogen“ ist. Wenn das passiert, freuen Sie sich darüber, wenn es nicht passiert, ist das gar kein Problem.

Was soll das Mantram bewirken?

Bei dieser Art der Meditation ist das Mantram das Mittel, dass die Konzentration des Meditierenden binden soll. Binden in dem Sinne, dass alle anderen Sinneseindrücke oder Gedanken verschwinden, sodass das Mantram als letzter Fokus übrig bleibt, der in der bewussten Wahrnehmung vorhanden ist.

Diese Art der Konzentration muss man erst erlernen, d. h. es gerade bei Anfängern völlig normal, dass er oder sie nur teilweise konzentriert ist und zwischendurch das Mantram immer wieder verliert. Verliert in dem Sinne, als andere Gedanken (Abschweifungen) auftreten, in denen man sich zeitweilig verliert.

Kehren Sie in solchen Fällen einfach wieder zum Mantram zurück und versuchen Sie es so lange wie möglich im Fokus zu behalten. Als Faustregel könnte man sagen, dass keine Unterbrechungen mehr auftreten sollen. 5 bis maximal 10 kurze Unterbrechungen im Laufe einer Stunde deuten aber bereits auf eine fortgeschrittene Konzentration hin.

Mit welchem Mantram kann ich beginnen?

Wenn Sie noch kein Mantram haben, können Sie sich aus folgender Aufzählung ein Mantram aussuchen. Die Zusammenstellung der Mantren stammt aus traditionellen Meditationen verschiedener Schulen.

  • Om oder Aum (Bedeutung: Manifestation der spirituellen Kraft)
  • Om mani padme hum (Aussprache Om mani peme hung – Bedeutung „Juwel im Lotos“)
  • Ham – Yam – Ram – Vam – Lam (übersetzt Äther, Luft, Feuer, Wasser, Erde)
  • Om ami deva hri (übersetzt „Buddha des grenzenlosen Lichts“)
  • Sohang Satnam

Das soll nur eine kleine Auswahl sein. Es spricht nichts dagegen, wenn Sie sich – z. B. im Internet – über weitere Ideen zu Mantren informieren und so ein völlig anderes wählen.

Wenn Sie ein Mantram wählen, überlegen Sie sich, ob Sie es sprechen, singen, vibrieren oder in Gedanken rezitieren wollen. Laut aufgesagte Mantren eignen sich gut für Gruppenmeditationen und für Anfänger, die noch Schwierigkeiten haben, sich länger zu konzentrieren.

Mantren mit weichen Vokalen und Konsonanten wie “Hum”, “Om” oder “Aum” wirken eher beruhigend, während Mantren mit spitzen Lauten wie “Krim” oder “Shrim” eher anregend wirken.

Mantren werden manchmal als heilige Worte bezeichnet, die von sich aus eine helfende Wirkung in der Meditation entfalten sollen. Ich betrachte Sie eher als ein Mittel zum Zweck, d. h. es wäre auch möglich, dass Sie ihr eigenes (heiliges) Mantram selbst erfinden oder entwickeln.

Wichtig ist am Ende nur, dass Sie sich mit ihrem Mantram wohlfühlen und sich mit dessen Hilfe in der Meditation ganz hingeben können. Scheuen Sie ich also nicht damit zu experimentieren – verschiedene Mantras auszuprobieren, bis Sie sich am Ende auf eines festlegen.

Wie werden Mantren in der Meditation benutzt?

Die einfachste Variante ist, das Mantram laut auszusprechen, da man das beste Feedback bekommt, wann das Mantram tatsächlich aktiv ist. Aktiv ist es, solange man es korrekt und klar ausspricht. Hört man auf zu sprechen oder schweift gedanklich ab, hat man das Mantram verloren.

Sobald man dies bemerkt, nimmt man das Mantram einfach wieder auf und beginnt von vorne. Da sich vor allem Anfänger oft noch nicht so gut / lange konzentrieren können, kann dies durchaus häufiger auftreten. Das ist völlig normal, ärgern Sie sich also nicht. Bleiben Sie ruhig und gleichmütig, im Lauf der Zeit und Übung werden Sie immer besser werden.

Ob Sie das Mantram singen, vibrieren oder sprechen wollen, bleibt Ihrer persönlichen Vorliebe überlassen. Wählen Sie jedoch nur eine dieser Ausdrucksformen aus und behalten ihn während der gesamten Meditation bei.

Alternativ dazu können Sie das Mantram auch still in Gedanken wiederholen. Das hat den Vorteil, dass Sie Ihre Sinne besser abschalten können, sich tiefer einlassen und leichter vom Körper lösen. Damit dies gelingt, braucht es eine gute Konzentration. Denn in der Stille verliert man sehr viel leichter sein Mantram, fängt an abzuschweifen oder findet sich in irgendeiner Tagträumerei wieder.

Manchmal ist die Konzentration auch je nach „Tagesform“ unterschiedlich. An ruhigen Tagen, wenn man locker und entspannt ist, gelingt das stille Rezitieren hervorragend. Hat man Stress, ist aufgeregt oder ausgelaugt, kann man seine Gedanken nur mühsam beisammen halten.

Je nach Stimmung und körperlichen und geistigen Befinden kann ein Wechsel zwischen den Ausdrucksformen hilfreich sein. Wenn ich müde, erregt oder gestresst bin, sage ich das Mantram laut. Bin ich ausgeglichen, zentriert und gut konzentriert, wähle ich die stille Form.

Es gibt hier kein „richtig“ oder „falsch“ – experimentieren Sie. So lernen Sie am besten die verschiedenen Wirkungen der Ausdrucksformen eines Mantrams kennen.

Tipps und Experimente mit Mantren

In der Art und Weise wie man ein Mantram in einer Meditation verwendet, kann man bestimmte Einflüsse und mentale Zustände steuern.

Eine Variation ist die Lautstärke, in der das Mantram wiederholt wird. Unter Lautstärke verstehe ich sowohl die externale Lautstärke – also die tatsächlich hörbare Lautstärke z. B. beim Vibrieren, als auch die internale Lautstärke – d. h. wie laut man sich in Gedanken vorstellt, das Mantram zu sprechen.

Die Skala geht hier vom kaum vernehmbaren Flüstern, bis zum Schreien. Eine Senkung der Lautstärke hat meist eine beruhigende Wirkung, was man gut anwenden kann, wenn man sehr aufgeregt ist und man den Geist und Körper erst einmal herunterfahren will.

Ist man hingegen eher müde, phlegmatisch oder anderweitig sehr energielos, kann eine Steigerung der Lautstärke eine sehr energetisierende Wirkung haben.

Aber auch die Geschwindigkeit, in der man ein Mantram spricht, beeinflusst die Wirkung. Je langsamer man es „spricht“, desto mehr kann man damit Körper und Geist beruhigen. Je schneller man es rezitiert, desto wacher, energiegeladener und aufgeregter wird man.

Normalerweise kombiniert man sowohl die Lautstärke, als auch die Geschwindigkeit, um sich in den optimalen Zustand zu bringen. Optimal wäre ein Zustand dann, wenn der Körper maximal entspannt und der Geist dabei gleichzeitig hellwach ist.

Körper und Geist

Neben der Zentriertheit des Geistes, die wir über unsere Konzentration (Mantram) und innere Gelassenheit steuern, spielt auch unser Körper eine wichtige Rolle in der Meditation.

Damit sich auch der Körper beruhigen – oder „abschalten“ kann – ist das von Ihnen gewählte Asana (Körperhaltung) wichtig. Hier finden Sie in unserem Artikel „Meditationshaltung: Welches Asana passt zu mir?“ eine Reihe von Vorschlägen, die Sie ausprobieren können.

Auch ein Asana will geübt sein, denn jedes Asana bereitet dem Anfänger auf die eine oder andere Art Schwierigkeiten. Wählen Sie daher eines aus, dass Ihnen am ehesten zusagt und bleiben sie dabei. Bleiben Sie so lange dabei, bis Sie diese Körperhaltung „mühelos“ beherrschen. Ein Kennzeichen dafür ist, dass man den Körper (also desen Empfindungen) in der Meditation vollständig „vergisst“ oder „verliert“, d. h. er ist wo weit „abgeschaltet, dass man ihn nicht mehr bemerkt.

Bei einer tiefen Mantram-Meditation würde man beispielsweise eine Stunde lang ohne Unterbrechungen sein Mantram wiederholen können und gleichzeitig keine Empfindungen vom Körper mehr spüren. Auch eine Mantram-Meditation ist damit ein Gleichgewicht, zwischen Konzentration (Mantram) und völliger Entspannung (Körper).

Damit bin ich mit meiner Einführung am Ende. Mit diesem Grundwissen können Sie nun praktisch mit der Mantram-Meditation beginnen. Als Anregung für die Praxis finden Sie auf Philognosie noch eine Anleitung zur Mantram-Meditation für Einsteiger und eine Mantram-Meditation für Fortgeschrittene.

Viel Spaß beim Meditieren mit einem Mantram!

Tony Kühn