Einführung: Was ist Meditation?

Unter Meditation wird heute alles Mögliche verstanden und gelehrt. Auf die Frage „Was ist Meditation“ wird jede Schule eine andere Antwort geben. Dennoch ist es wichtig sich eine eigene Meinung zu bilden, wenn man der Meditation eine spirituelle Bedeutung und damit einen tieferen Sinn geben will.

Einführung: Umgang mit der Idee der Meditation

Wozu sollte man sich mit den Grundbegriffen der Meditation überhaupt beschäftigen? Unter Meditation wird heute alles Mögliche verstanden und gelehrt. Da der Begriff der Meditation nicht geschützt ist, steht es jedem frei, ihn für eigene Ideen, Anleitungen und Methoden zu verwenden.

Was ist Meditation

Es gibt also keine einheitliche Definition, die beschreibt, was Meditation bedeutet. Selbst unter den Vertretern einer religiösen Richtung findet man oft völlig unterschiedliche Meinungen zu diesem Thema und nicht selten sogar Streitigkeiten, wer mit seiner Auslegung „Richtig“ oder „Falsch“ liegt.

Andere machen sich erst gar nicht die Mühe zu bestimmen, was Meditation bedeutet, sondern skizzieren nur nebulöse Andeutungen, die mehr verschleiern als verdeutlichen. Dieser Wirrwarr macht es gerade Einsteigern schwer, sich ein Bild zu machen, worum es bei einer Meditation überhaupt geht.

Daher hoffe ich, Ihnen eine möglichst klare und verständliche Erklärung anzubieten, was ich unter dem Phänomen „Meditation“ verstehe. Mir ist bewusst, dass ich keine „Wahrheit“ anzubieten habe, sondern „nur“ den aktuellen Stand meiner Reflexion und Erfahrung.

Betrachten Sie daher meine Ausführungen als Angebot und Einladung, sich diese Perspektive genauer anzusehen und sich auf ein Abenteuer zur Erforschung Ihrer eigenen Psyche einzulassen.

Anmerkung: Wichtige Begriffe werden in anderen Artikeln ausführlicher erklärt. Klicken Sie einfach auf den Link, um zu einer genaueren Beschreibung zu gelangen.

Was ist Meditation?

Um das Phänomen der Meditation bestimmen zu können, werde ich zuerst einige Grundbegriffe (Elemente) einführen, die etwas Licht ins Dunkel bringen und klären, was man tut, wenn man meditiert.

  • Der Körper ist bewegungslos und entspannt in einer definierten Stellung (Asana und Mudra)
  • Die Aufmerksamkeit wird auf ein definiertes Ziel fokussiert / ausgerichtet (Meditationsobjekt)
  • Die Aufmerksamkeit ist wach und zentriert (Konzentration)

Das Asana dient dem Zweck, den Körper möglichst vollständig zu entspannen. Dabei wird eine regungslose Körperhaltung eingenommen, die es nach einiger Übung erlaubt, Empfindungen des Körpers weitgehend auszuschalten bzw. ihn gar nicht mehr wahrzunehmen. Manche sprechen auch davon „den Körper abzulegen“ oder „ihn ruhig zu stellen“, um sich dadurch die Möglichkeit zu eröffnen, die Sinne auf ein „Meditationsobjekt“ auszurichten.

Unter „Meditationsobjekt“ verstehe ich einen vorab definierten Fokus. Man richtet seine Gedanken und Empfindungen bewusst darauf aus. Ein Meditationsobjekt könnte beispielsweise ein bestimmter Satz sein, den man in Gedanken in einer Endlosschleife ständig wiederholt (Mantram). Man kann aber auch Körperempfindungen fokussieren (z. B. bewusstes Atmen bzw. das Empfinden der Bauchbewegungen beim Atmen) und vieles mehr. Bezieht sich das Meditationsobjekt auf Gedanken oder Körperempfindungen spreche ich von einem „internalen Meditationsobjekt“.

Das Meditationsobjekt kann aber auch „außerhalb“ liegen – beispielsweise bei einer Kerzenmeditation (Fokus liegt auf einer Kerzenflamme) oder auf einer Betrachtung eines Mandalas. In diesem Fall spreche ich von einem „externalen Meditationsobjekt“.

Das Meditationsobjekt bezeichnet also immer das Ziel, dem man seine volle Aufmerksamkeit widmen will. Damit dabei überhaupt ein Effekt auftreten kann, ist Konzentration nötig, d. h. man versucht alle anderen Gedanken und Empfindungen möglichst vollständig auszublenden – seine Aufmerksamkeit möglichst einpunktig auf das Meditationsobjekt auszurichten / es zu fokussieren.

In diesem Sinne könnte man die Frage „Was ist Meditation?“ durch folgende Formel beschreiben:

Meditation = Asana + Entspannung + Meditationsobjekt + Konzentration

Erst wenn diese Elemente in einem Prozess zusammenkommen und über einen bestimmten Zeitraum stabil gehalten werden, spreche ich von Meditation. Demzufolge meditiere ich nicht, wenn ich mit dem Körper herumzapple, mich verspanne, meinen Gedanken freien Lauf lasse und ständig an etwas anderes denke.

Ich finde diese Formel spannend, da sie sich auf nahezu jede Art von Meditation übertragen lässt. Sie beschreibt ein Ideal, das man in den eigenen „Meditationsübungen“ anstreben kann. Ideal insofern, als es dem Übenden anfangs kaum, wenig oder gar nicht gelingt, regungslos zu sitzen, den Körper abzulegen oder die Konzentration einpunktig zu halten. Weiter unter erfahren Sie die genaueren Zusammenhänge.

Einführung Meditation Meditieren

Diese Erkenntnis ist sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene oft eine Quelle der Frustration. Versuchen Sie also erst gar nicht perfekt zu sein, sondern lassen Sie sich auf einen Lernprozess ein. Wer Schach spielen lernen will, wird anfangs auch keine Partie gegen einen Fortgeschrittenen oder Meister gewinnen. Aber man lernt bei jedem Spiel etwa dazu, wird mit der Zeit immer besser und – wenn man lange genug durchhält – wird am Ende vielleicht sogar ein „Meister“.

Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass ich nach Jahrzehnten noch nicht gelernt habe „perfekt“ zu meditieren. Aber je näher ich dem Ideal komme, desto mehr interessante Phänomene / Selbsterfahrungen stellen sich dabei ein. Meditationsphänomene wie Licht, Ton, Glücks- oder Ekstaseempfindungen, wohltuende Gelassenheit etc. stellen sich schon auf dem Weg zum Ziel ein. Es warten viele spannende Entdeckungen auf Sie, wenn Sie lernen Bewusstseinsveränderungen zuzulassen.

Wovon grenzt sich Meditation ab?

Meditation grenzt sich vom Schlaf ab. Wenn Sie also während einer Meditation müde werden, überlassen Sie sich nicht dem Drang einzuschlafen (das kann auch im Sitzen passieren, z. B. wenn Ihr Oberkörper beginnt, zu kippen oder zu wanken). Konzentrieren Sie sich stattdessen weiter auf Ihr Meditationsobjekt, selbst wenn das eine Zeit lang anstrengend ist.

Setzen Sie Ihre wache Aufmerksamkeit durch. “Schlafen” darf nur Ihr Körper. Das hat Meditation mit dem “Schlaf” gemeinsam. Der Körper darf und soll sich mindestens genauso lockern, wie im Schlaf, doch Ihr Geist, Ihre Aufmerksamkeit sollte scharf und wach sein.

Meditation grenzt sich von Tagträumereien, Nachdenken (Grübeleien) und Ideensuche etc. ab. Wenn Sie bemerken, sich gedanklich inmitten von Träumen, Bildern oder Gesprächen zu befinden, kehren Sie mit Ihrer Aufmerksamkeit zum Meditationsobjekt zurück.

Meditation grenzt sich von Gezappel und Körperbewegungen ab, unabhängig davon, ob es den gesamten Oberkörper oder nur den kleinen Finger betrifft. Treten jedoch zwischenzeitlich Muskelzuckungen ohne Ihr bewusstes Zutun auf, ist das völlig in Ordnung. Muskeln, die sich lockern, zucken – sind ist ein wünschenswertes Phänomen.

Wenn einige der hier beschriebenen Wirkungen auftreten, verlieren Sie nicht den Mut oder Ihre Motivation. Solche Abweichungen werden mit Sicherheit auftreten, auch dann, wenn Sie schon länger meditieren. Sie werden lernen, mit Störungen und Hindernissen umzugehen.

Meditationsobjekt oder der Fokus beim Meditieren

Das Meditationsobjekt ist also jenes Objekt, auf das Sie Ihre gesamte Aufmerksamkeit während der Meditation richten. Das Wichtigste beim Meditationsobjekt ist das uneingeschränkte Interesse, die forschende, suchende Einstellung, die ihm entgegengebracht wird.

Es geht darum, es immer besser, genauer und abgetrennt von anderen Objekten kennenzulernen und wahrzunehmen. Man könnte fast sagen, dass Sie eine persönliche und immer vertrautere Beziehung zu ihm aufbauen.

Verschiedene Meditationsobjekte lassen sich auch nach den „Sinnen“, mit welchen sie wahrgenommen werden, unterteilen. Beispielsweise in:

  • visuelle Meditationsobjekte– etwas imaginieren oder ansehen
  • auditive Meditationsobjekte– etwas laut oder in Gedanken sprechen oder hören
  • kinästhetische Meditationsobjekte – Empfindungen spüren oder imaginieren

Das bedeutet, dass bei jeder Art von Meditation entsprechende visuelle, auditive oder kinästhetische Meditationsobjekte zugeordnet werden. Es gibt natürlich auch Mischformen davon. Je nach Zweck der Meditation wird ein bestimmtes Meditationsobjekt gewählt.

Eine weitere Unterscheidung sind innere (internale) und äußere (externale) Meditationsobjekte.

Ein Beispiel für ein externales Meditationsobjekt ist das Anblicken eines äußeren Gegenstandes, der durchgehend scharf gehalten werden soll, ohne die Augen zu verspannen. Die Kerzenflamme, die fokussiert wird, ist ein visuell-externales Meditationsobjekt.

Ein Mantram (ein Wort oder Satz), das im Geiste wiederholt wird, ist ein auditiv-internales Meditationsobjekt. Das Wahrnehmen der Bewegungen der Bauchdecke ist ein kinästhetisch-internales Meditationsobjekt.

Wollen Sie beispielsweise für eine bestimmte Zeit den Schwerpunkt Ihrer Meditation auf Wachheit und Steigerung der Konzentration legen, eignet sich ein auditiv-externales Meditationsobjekt. Durch das laute Sprechen des Mantrams ist es wesentlich leichter, Unterbrechungen oder Störungen mitzubekommen, z. B. wenn Sie sich versprechen oder das Mantram undeutlich aussprechen.

Wenn Sie diese Grundprinzipien der Meditation verstanden haben, werden Sie bemerken, dass sie sich nahezu universell – auf sehr viele Arten der Meditation – anwenden lassen. Außerdem eröffnet alleine das Anstreben dieser Ideale eine Vielzahl von Selbsterfahrungen auf dem Weg der Selbsterkenntnis. Der Weg selbst wird irgendwann zum Abenteuer der Erkenntnis der eigenen Psyche. Mein Tipp: Versuchen Sie es – es lohnt sich!

Dieser Artikel sollte einen Überblick geben. Deshalb wurden manche Themen nur genannt und nicht weiter vertieft. Wenn Sie detailliertere Informationen zu Einzelthemen wollen, klicken Sie auf die verlinkten Stichwörter, die zu Artikeln führen, wo ein bestimmter Aspekt genauer behandelt wird.

Tony Kühn