Aloe Vera Inhaltsstoffe der Blätter (Aloin)

Wer das die Blätter der Aloe Vera (Aloe Vera Barbadensis Miller) verwenden will, sollte über deren Inhaltsstoffe – wie das Aloin – und ihre Wirkung Bescheid wissen. Denn nicht alle Bestandteile des Blattes sind gesund – manche gelten für Kinder, Katzen und Hunde sogar als giftig. Hier geben wir Ihnen einen Überblick, damit Sie besser verstehen, wie man die Blätter gesundheitsbewusst verwenden kann.

Aufbau von Aloe Vera Blättern

Einen ersten Überblick kann man sich verschaffen, indem man sich den Aufbau eines Aloe Vera Blattes genauer ansieht. Den Querschnitt eines Aloe Blattes kann man grob in drei Schichten – die Blattrinde, die Latexschicht und das Blattgel – unterteilen.

Inhaltsstoffe von Aloe Vera Blättern

Ganz außen kann man die grüne Blattrinde oder Cuticula des Aloe Vera Blattes erkennen. Mit der Blattrinde ist eine Latexschicht eng verbunden, die auch Anthrachinone (Aloin) enthält. Im Inneren des Blattes speichert die Pflanze das begehrte Gel, welches frisch fast durchsichtig ist.

Inhaltsstoffe im Aloe Vera Gel

Wenn man die Blattrinde und die Latexschicht entfernt, sind im Gel selbst aber immer noch Filamente (grüne fadenartige Einwüchse) des Aloins im Blattgel zu erkennen. Das Aloin wird von der Pflanze als Schutz vor Fressfeinden gebildet. Da das Aloin gesundheitlich nicht unbedenklich ist, wollen wir hierauf noch genauer eingehen.

Inhaltsstoff Aloin in der Latexschicht der Blätter

Aloin wirkt bei der äußerlichen Anwendung hautreizend. Zudem sind Anthranoide wie Aloin A und Aloin B starke Laxantien, die bei gesunden Erwachsenen in kleinen Dosen als Abführmittel wirken.

Bei Schwangeren kann es zum Schwangerschaftsabruch kommen und bei kleinen Kindern, Katzen und Hunden sogar tödlich sein. Laut der CVUA Stuttgard besteht zudem ein begründeter Verdacht auf eine krebserzeugende Wirkung [1] , weshalb man es keinesfalls in Lebensmitteln haben will.

Das Aloin befindet sich zum größten Teil in der Latexschicht und in Spuren im Gel. Beim Schneiden der Blätter tritt es sichtbar als gelb-grüne Flüssigkeit an den Schnittstellen der Blätter aus. Neben der Farbe ist es an seinem bitteren Geschmack zu erkennen.

Aloin in Aloe Blättern

Wer den Saft oder das Gel der Aloe Vera selber ernten will, sollte daher darauf achten, den Aloingehalt so weit wie möglich zu senken. Wie man dabei vorgehen kann, haben wir im verlinkten Artikel beschrieben.

Damit das Gel möglichst wenig Aloin enthält, muss die Blattrinde und die Latexschicht sauber abgeschnitten und das Gel häufig gewässert werden. Die Latexschicht (mit dem meisten Aloin) ist sehr eng mit dem Blattgrün verbunden, weshalb man beides beim Auslösen des Gels als Kompost entsorgt.

Laut den stichprobenhaften Daten der CVUA Stuttgard enthielt ein ungeschältes Blattmittelstück einen Aloingehalt von 213 mg/kg, während er nach einer sorgfältigen Säuberung des Gelfilets auf 6 und 24 mg pro kg sank [2]. Aber auch andere Faktoren wie die Blattdicke, Erntezeit usw. können den Aloingehalt in Aloe Blättern stark verändern.

Da kaum jemand ein Labor im Hause hat, um den verbleibenden Aloingehalt im Gel oder Saft bestimmen zu können, sollte man selbst gewonnenes Gel oder Saft nur für kosmetische – d. h. äußerliche Anwendungen – nutzen.

Inhaltsstoffe im Aloe Vera Gel

Die Blätter der Aloe Vera dienen der Pflanze als Wasserspeicher, um längere Trockenperioden in der Natur gut überleben zu können. Zwar hat man in Aloe Blättern mittlerweile mehr als 200 Inhaltsstoffe nachgewiesen, aber der Großteil des Gels besteht mit bis zu 99 Prozent aus Wasser.

Weitere bekannte Inhaltsstoffe sind … :

  • Mucopolysaccharide
  • Anthrachinone
  • Glykosaminoglykane (Acemannan)
  • Salicylsäure
  • Saponine
  • Enzyme
  • Aminosäuren
  • geringe Mengen an Vitaminen
  • Mineralstoffe
  • und andere Kohlenhydrate

Die hier angegebenen Werte wurden von der Verbraucherzentrale [3] ermittelt. Sehen wir uns die wichtigsten Inhaltsstoffe näher an …

Mono- und Polysaccharide

Den höchsten Prozentsatz aller Inhaltsstoffe der Aloe Vera bilden die Mono- und Polysaccharide. Hierbei handelt es sich um Einfach- und Mehrfachzucker, welche bewiesenermaßen antibakteriell, antimykotisch, antiviral, entzündungshemmend, immunstimmulierend und verdauungsfördernd wirken. Die Mono- und Polysaccharide der Aloe Vera werden wissenschaftlich als Hauptwirkstoffe angesehen.

Enzyme

Enzyme sorgen nicht nur für eine perfekte Verdauung von Eiweißen und Fetten. Sie machen überdies viele freie Radikale unschädlich. Auch im Aloe Vera Gel sind verschiedene Enzyme enthalten. Unter anderem Lipase, Amylase, Catalase, Cellulase und Phosphatase.

Aminosäuren

Sieben der acht essenziellen Aminosäuren, welche jeder Mensch mit der Nahrung aufnehmen muss, befinden sich in der Aloe Vera. Aminosäuren sind lebenswichtige Bausteine des Körpers und tragen die verschiedensten Aufgaben. So helfen sie beim Muskelaufbau, fördern alle Heilungsprozesse der Zellen, machen den Geist stressresistent durch die Beteiligung an der Bildung von beruhigenden Neurotransmittern, sie stärken das Immunsystem, den Knochenaufbau, die gesunde Zellteilung aller Organe und vieles, vieles mehr.

Sekundäre Pflanzenstoffe

Die sekundären Pflanzenstoffe kommen zwar nur in kleinen Teilen einer Pflanze vor, sie tragen jedoch maßgeblich zur Farbe, zum Geschmack und zum Geruch der Pflanze bei. Zu ihnen gehören die auch in der Aloe Vera vorkommenden ätherischen Öle, Tannine, Saponine, Anthraglykoside und die Salicylsäure. Sie wirken antibakteriell, entzündungshemmend und je nach Stoff, auch abführend.

Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente

Eisen, Kalzium, Magnesium, Mangan, Selen, Zink, Kalium, Kupfer, Natrium und Chrom befinden sich unter anderem im Gel der Aloe Vera. Die Mengen sind zwar nicht besonders groß, dafür machen sie ihre geringe Quantität mit ihrem großen Wirkspektrum und der unterstützenden Funktion der anderen Inhaltsstoffe wieder wett.

Zusatz- und Konservierungsmittel

Da pures Aloe Vera Gel nur eine geringe Haltbarkeit hat, werden von der Industrie leider einige Konservierungsstoffe beigefügt. Hier arbeitet man oft mit einem ganzen Cocktail an Zusatz- und Konservierungsstoffen, um die Produkte möglichst lange haltbar zu machen.

Ebenso werden gerne Vitamine zur Nährstoffergänzung beigefügt, die ein natürlich hergestellter Aloe Saft nur in Spuren enthält. Wer sich also einen vitaminreichen Aloe Vera Saft kauft, kann davon ausgehen, dass Vitamine extra beigefügt wurden.

Wie sinnvoll solche Zusätze für die Gesundheit sind, ist sehr umstritten. Denn man kann solche Zusatzstoffe leicht überdosieren, was dem menschlichen Körper mehr schadet als nutzt. Daher raten viele Experten heute Nahrungsergänzungsmittel nur nach Absprache mit einem Arzt oder Ernährungsberater zu nehmen.

Aloe Vera aus konventionellen Anbau

Bei schädlichen Zusatzstoffen spielt auch der Art des Anbaus eine große Rolle. Denn in vielen Ländern wird die Aloe Vera konventionell – d. h. als Monokultur – angebaut und dabei werden auch Insektizide und Herbizide verwendet. Wer sich also Blätter selbst beschaffen will, sollte auf Bio-Qualität und eine nachhaltige Anbauweise der jeweiligen Farm achten.

Wer reines Aloe Vera Gel – d. h. möglichst ohne unnötige Zusatz- und Konservierungsstoffe – zur Herstellung von Naturkosmetik haben will, sollte sich das Gel selbst herstellen. Nur so hat man am Ende die Kontrolle darüber, was in der Kosmetik enthalten ist.

In Deutschland nehmen wir es bei Lebensmitteln sehr genau, während andere Länder den Verzehr von selbst gemachten Aloe Produkten deutlich lockerer sehen. In Indien ist es beispielsweise üblich, einen frischen Aloe Vera Saft direkt aus einem geernteten Blatt als Streetfood verkaufen [4].

Farbe des Gels als Qualitätsmerkmal

Wer Aloe Gel selber erntet, wird feststellen, dass das Gelfilet in den Blättern unterschiedliche Farben aufweisen kann. Wie Sie im Bild weiter oben erkennen können, ist frisch geerntetes Gel normalerweise fast durchsichtig bzw. kann auch einen leicht gelblichen Stich haben. Damit es so bleibt, muss man es bei der Verarbeitung in einem Wasserbad lagern, was eine Verfärbung (Oxidation) verhindert / verlangsamt.

Ansonsten oxidiert das Gel mit dem Luftsauerstoff und kann sich dabei rosa färben. Wenn es „nur“ oxidiert ist, kann man es mit einer Zugabe von ca. 0,1 % Vitamin C wieder reduzieren – sprich die Oxidation rückgängig machen. Rosa Gel muss also nicht schlecht sein und weggeworfen werden – es hat nur etwas an Qualität verloren.

Anders sieht es bei dunklen / braunen Stellen im Gel aus, die ein Indiz für Fäulnisprozesse sind. Solches Gel ist nicht mehr verwendbar und sollte großzügig abgeschnitten werden. Mehr Details zu den Gelfarben – deren Ursache und Bedeutung – können sie hier nachlesen: Aloe Vera Gel ist gelb, rosa, lila, rotbraun oder braun

Aloe Vera Wirkung und Werbeversprechungen

Produkte mit Aloe Vera haben bei vielen Verbrauchern ein hohes Ansehen und werden dementsprechend gerne gekauft. Dieses Ansehen hat auch die Industrie erkannt und ihr Marketing darauf ausgerichtet. So findet man mittlerweile unzählige Produkte mit dem Zusatz „Aloe Vera“, um es besser zu verkaufen.

Hier raten wir Ihnen genauer auf die Zutatenliste der Produkte zu sehen. Denn ein Shampoo oder ein Spülmittel, welches 1 % Aloe Vera Saft enthält wird keinerlei positive Wirkungen zeigen, die auf die Pflanze zurückzuführen sind. Eine ähnliche Skepsis gilt für Säfte und Gels bei denen man zusätzlich auf die Konservierungs- und Zusatzstoffe achten sollte, die teils in beachtlichen Mengen beigefügt werden.

Viele positive Wirkungen der Aloe Vera sind für die äußerliche Anwendung (z. B. in der Naturkosmetik) unbestritten. Die Pflanze hat einige heilsame Wirkstoffe, die viele Anwender zu Recht begeistern.

Allerdings gibt es – neben den bekannten Wirkungen der Aloe im Internet – auch jede Menge Versprechungen, die zu weit gehen. Wenn in Foren empfohlen wird Aloe Vera gegen Krebs, Depressionen, Migräne, Aids oder Asthma etc. anzuwenden, ist der Märchenwald nicht mehr weit. Für solche Behauptungen gibt es keinerlei wissenschaftliche Grundlage, weshalb man sie meist auch nur als „Erfahrungsbericht“ verkauft. Die Aloe Vera ist sicherlich eine wertvolle Heilpflanze, aber eben kein Allheilmittel.

FAQ Aloe Vera Inhaltsstoffe

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    Sind Aloe Vera Blätter im Smoothie gesund?

    Ganze Blätter enthalten Aloin, dessen ungesunde Wirkungen wir oben bereits beschrieben haben. Daher empfehlen wir es nicht zu tun. Wer Aloe Vera in den Smoothie tun will, kann sich Aloe Vera Saft kaufen, dessen Lebensmitteltauglichkeit geprüft ist.

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    Ist Aloe Vera giftig für Katzen / den Hund?

    Ja – speziell das in den Blättern enthaltene Aloin ist für Katzen, manche Vogelarten und den Hund giftig. Falls Sie also eine Aloe Vera zu Hause haben, achten Sie darauf, dass ihre Haustiere nicht daran knabbern. Aber auch bei der Gewinnung des Gels fallen eine Menge Blattabschnitte und Werkzeug an, die mit Aloin getränkt sind. Achten Sie auch hier darauf, dass ihre Haustiere nicht mit dem Aloin in Kontakt kommen.

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    Was muss ich beim Ernten der Blätter beachten?

    Wie man die Blätter von eigenen Pflanzen richtig schneidet, haben wir im Artikel „Aloe Vera Blätter selber ernten“ ausführlich beschrieben.

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    Wie kann man aus Blätter selber Gel herstellen?

    Wer pures Aloe Vera Gel (ohne Zusatz- und Konservierungsstoffe) erhalten will, kann Blätter von eigenen Pflanzen ernten oder sich große Blätter in Bio-Qualität aus dem Internet besorgen. Wie man selber aus Blättern Saft oder Gel gewinnt, haben wir an anderer Stelle (siehe Link) bereits ausführlich beschrieben.

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    Wie kann ich Aloe Vera innerlich anwenden?

    Eine Übersicht über alle innerlichen Anwendungsbereiche finden Sie hier: Aloe Vera innerlich anwenden

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    Wie kann ich Aloe Vera äußerlich anwenden?

    Eine Übersicht über äußere Anwendungsgebiete der Pflanze finden Sie hier: Aloe Vera für Haut und Haare anwenden

Quellen

[1] CVUA Stuttgard – Wirkungen von Aloin – https://www.ua-bw.de/pub/beitrag.asp?subid=1&Thema_ID=2&ID=2468&Pdf=No&lang=DE

[2] CVUA Stuttgard – Aloingehalt in Aloe Vera Blättern – https://www.ua-bw.de/pub/beitrag.asp?subid=1&Thema_ID=2&ID=2792&lang=DE&Pdf=No

[3] Inhaltsstoffe von Aloe Vera Blättern – Verbraucherzentrale.de – https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/nahrungsergaenzungsmittel/aloe-vera-die-pflanze-fuer-schoenheit-und-gesundheit-8592

[4] Selbst gemachten Aloe Vera Saft als Streetfood in Indien – https://www.youtube.com/results?search_query=Aloe+Vera+Street+food

Grundwissen zu Aloe Vera:

Petra Sütterlin

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