Vier Lerntypen und wie sie am effektivsten lernen

Wer mit den vier Lerntypen in der Praxis arbeiten will, sollte deren Bedeutung kennen, um das eigene Lernverhalten besser zu reflektieren. In dieser Übersicht finden Sie nicht nur die Stärken und Schwächen, sondern auch Tipps und Anregungen, wie man damit effektiver lernen kann.

Welches Lerntypen-Modell verwenden wir?

Da es viele unterschiedliche Lerntypen-Modelle gibt, gehen wir hier kurz auf das Modell von Philognosie ein. Die Idee der „Vier Lerntypen“ stammt vom deutschen Universitätsprofessor Frederic Vester, der sie erstmals in seinem Buch „Denken – Lernen – Vergessen“ beschrieben hat.

Lerntypen ermitteln

Im Gegensatz zu anderen Modellen ist seine Unterteilung intuitiv einleuchtend und soweit pragmatisch, dass man damit in der Praxis gut arbeiten kann. Deshalb gehört er – neben dem „Kopf-Herz-Hand-Modell von Pestalozzi“ – zu unseren Favoriten.

Allerdings haben wir sein Modell im Laufe der Jahre modifiziert und erweitert, d. h. eigene Erfahrungen einfließen lassen.

Welcher Lerntyp bin ich?

Um mit dem Lerntypen-Modell zu arbeiten, sollte man vorab den eigenen Lerntyp herausfinden. Hierzu stellen wir einen kostenlosen Lerntypentest zur Verfügung, mit dem Sie selbst Ihren Lerntyp bestimmen können.

Anhand Ihrer Selbsteinschätzung ermitteln wir, wie intensiv Sie einzelne Lernstile nutzen und was Ihr primärer Lerntyp ist. Mit dem Testergebnis können Sie sich dann die folgenden Lerntypen ansehen und dazu passende Lerntipps erhalten.

Lerntypentest Philognosie: Welcher Lerntyp bist du?

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Anwendung des Lerntypen-Modells

Normalerweise nutzen Menschen immer alle vier Lernstile zum Lernen. Konzentrieren Sie sich deshalb nicht nur auf Ihren „primären Lerntyp“. Kombinieren Sie die Stärke Ihres Lerntyps mit den Fähigkeiten anderer Typen, bei denen Sie ebenfalls eine hohe Punktzahl erreicht haben.

Diagramm Bedeutung Lerntyp Auswertung

Je mehr Stärken der einzelnen Lerntypen Sie nutzen, desto flexibler können Sie unterschiedliche Lernstile anwenden. Umgekehrt kann man auch die Lerntipps für besonders niedrige Testwerte verwenden, um Schwächen auszugleichen. Das Ganze soll Ihnen am Ende dabei helfen, den eigenen Lernstil kennenzulernen und die eigenen Stärken auszubauen.

Übersicht: Bedeutung der vier Lerntypen

Im Folgenden geben wir Ihnen eine Übersicht über die vier Lerntypen. Dabei finden Sie nicht nur eine Beschreibung der einzelnen Lernstile, sondern auch Anmerkungen zu ihren Stärken und Schwächen. Zu jedem Typ gibt es zudem noch weiterführende Tipps, die das Lernen erleichtern oder verbessern sollen. Sie können sich unser Video ansehen oder die Beschreibung in Ruhe durchlesen.

Vier Lerntypen und wie sie am effektivsten lernen

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Lernen durch Sehen – der visuelle Typ

Die Stärke des visuellen Typs ist seine bildliche Vorstellungskraft. Er kann gut beobachten und so von anderen lernen, wie sie Probleme lösen. Dazu muss er sich in Gedanken ein Bild davon machen können, wie etwas funktioniert.

Lerntypen, Lerntyp, der visuell durch sehen lernt

Beim Lernen neuer Inhalte hilft ihm ein optischer Input, eine Sache leichter zu verstehen. Dies können Bilder, Filme, Diagramme und andere Darstellungen sein, die das neue Thema veranschaulichen.

Wie hilfreich bildliche Darstellungen von abstrakten Themen sind, hängt vom vorhandenen Wissensnetzwerk ab. Während junge Menschen möglichst konkrete Darstellungen brauchen, können sie mit zunehmender Erfahrung auch immer abstraktere Muster erfassen und verarbeiten.

Bilder helfen diesem Typ dabei sein Denken zu strukturieren oder überhaupt erst einmal eine sinnvolle Struktur zu erzeugen, mit deren Hilfe er Informationen zuordnet.

Es geht um eine Darstellung, die eine Sache verständlich illustriert, wie das folgende Bild zum physikalischen Gesetz „Druck gleich Kraft durch Fläche“ zeigt.

Lerntyp durch sehen besser lernen - visueller Lerntyp

Er kann sehen, wie zwei Gegenstände mit gleicher Kraft auf eine Oberfläche wirken. Je kleiner die Fläche (spitzer Gegenstand) ist, desto größer ist die Kraft, die auf die Oberfläche wirkt. Solche Bilder verbindet er mit seiner Erfahrung und stellt damit einen Bezug zum Thema her.

Eine schöne Lernumgebung hilft ihm, sich besser zu konzentrieren, während ihn Unordnung eher ablenkt. Dazu gehört nicht nur das Klassenzimmer, sondern auch sein „privater Arbeitsplatz“, den er selbst gestaltet.

Es ist für ihn hilfreich, wenn er Erklärungen nachlesen kann und selbst Notizen macht, um neue Themen zu erinnern. Ist ein Thema zu schwer, kann eine Einführungslektüre oder Sekundärliteratur dabei helfen, den Einstieg zu finden.

Mit zunehmender Erfahrung kann er lernen, eigene Visualisierungen – wie Mindmaps, Cluster, Schemas, Textmarkierungen etc. – zu Themen zu erstellen, um neue Informationen zu strukturieren. Er sollte lernen Visualisierungstechniken selbst anzuwenden, wenn bestimmte Lernumgebungen nicht auf seinen Typ (z. B. an der Uni) eingehen.

Lehrer können diesen Lerntyp unterstützen, indem Sie Methoden der Visualisierung anwenden. Sie können Tafelbilder, Flipcharts, Neue Medien oder Lernposter nutzen, um Themen zu illustrieren.

Video-Tipp: Visueller Lerntyp: Tipps zum Lernen

Lernhilfen: Bilder malen – Visualisieren mit Fotos, Diagrammen, Filmen – Strukturen abbilden (Mindmaps, Cluster, Flussdiagramme) – arbeiten mit Textmarkern – schöne Lernumgebung – Tafelbilder – Flipcharts – Neue Medien – Lernposter – Methoden der Visualisierung selbst lernen – Notizen selbst erstellen – Lernkarteien anlegen – Skizzen – alternative Bücher.

Lernen durch Hören – der auditive Typ

Der auditive Lerntyp kann verbale Erklärungen leicht aufnehmen, behalten und wiedergeben. Im Gespräch versucht er den mündlichen Erklärungen zu folgen und sie zu verarbeiten. Für ihn hören sich Erklärungen stimmig an, wenn er sich dazu einen Reim machen kann – sie für ihn zutreffend klingen.

auditiver Lerntyp

Der auditive Typ merkt sich Erläuterungen oder Diskussionen, in denen ein Thema erklärt wurde. Er erinnert Inhalte in Form von inneren Dialogen, die er aus dem Gedächtnis abruft. Nicht selten ist er auch musikalisch begabt, da er sich auch klangliche Muster leicht einprägt.

Er ist ein guter Zuhörer und sucht das Gespräch. Wenn er sich wohlfühlt, stellt er gerne viele Fragen, um sich etwas erklären zu lassen. Ein reger Austausch über einen Lerninhalt helfen ihm, sich neue Inhalte zu erarbeiten und in sein eigenes Wissensnetz zu integrieren.

Auditive Typen reagieren sensibel auf Umgebungsgeräusche. Sie lassen sich von störenden Geräuschen leicht ablenken, wobei angenehme Geräuschkulissen auch fördernd wirken können.

Wenn er selbstständig arbeitet, kann es hilfreich sein, dass er sich einen Text laut vorliest. Inhalte laut zu sprechen helfen ihm dabei, sie zu strukturieren und auswendig zu lernen. Dies gilt nicht nur für Vokabeln oder Reime, sondern durchaus auch für abstrakte Themen.

Er kommt mit mündlichen Aufgaben gut zurecht und kann – sofern er ein Thema verstanden hat – dies auch gut erklären. Manchmal führen auditive Typen auch Selbstgespräche beim Lernen.

Ob und inwieweit er einen Lernstoff verstanden hat, kann er mit Frage-Antwort-Spielen leicht selbst prüfen. Verstanden hat er einen Inhalt dann, wenn er die wesentlichen Punkte in eigenen Worten wiedergeben kann.

Für diesen Lerntyp ist es wichtig zu lernen, die „richtigen Fragen“ zu stellen – d. h. einen roten Faden zu finden und ihm zu folgen. Andererseits kann er trainieren sein Gegenüber besser zu verstehen, indem er Techniken wie das Paraphrasieren beherrscht.

Um Lerninhalte zu vertiefen, kann er selbst Referate, Präsentationen, Diskussionen oder Vorträge halten, in denen er anderen erzählt, wie etwas funktioniert bzw. was er am Thema wichtig findet.

Video-Tipp: Auditiver Lerntyp: Wie lerne ich am besten?

Lernhilfen: Gesprächsangebote – Dialoge anregen – Diskussionen zum Thema – musikalische Schulung – stille Lernumgebung – angenehme Geräuschkulisse – Lerninhalte selbst laut vorlesen – mündliche Aufgaben – Selbstgespräch beim Lernen – Paraphrasieren lernen – Referate, Präsentationen, Diskussionen oder Vorträge selber halten

Lernen durch Gespräche – der kommunikative Typ

Für den kommunikativen Typ steht das soziale Miteinander beim Lernen im Vordergrund – ganz nach dem Motto: „Menschen werden nur durch Menschen zum Menschen“. Also – Das, was wir sind oder werden, lernen wir von Anderen.

Menschen im Gespräch - kommunikative Lerntyp

Dabei ist nicht nur die Fähigkeit des aktiven Zuhörens gemeint, sondern auch eine lebendige Auseinandersetzung mit einem Gesprächspartner zu einem Thema. Dies kann in Form von Dialogen mit einzelnen Partnern erfolgen, mithilfe von Frage-Antwort-Spielen oder durch Diskussionen in größeren Gruppen.

So lernt er mehrere Standpunkte kennen und erhält damit einen breiteren Zugang zum Thema. Ist eine Perspektive für ihn fruchtlos, kann eine andere dafür wichtig oder wertvoll sein.

Pestalozzi würde ihn den „Herztyp“ nennen, für den die soziale Interaktion und Reputation besonders bedeutsam sind. Lehrreich ist für ihn sowohl die Rolle des Fragenden, als auch des Erklärenden einnehmen zu können.

Der kommunikative Lerntyp braucht ein Gegenüber zum Lernen. Diskutieren Sie neue Themen, widersprechen Sie, regen Sie andere zum Nachdenken an und stellen Sie Fragen zum Thema. Nehmen Sie an Gruppengesprächen teil, spielen Sie Rollenspiele mit Mitlernenden. Erklären Sie anderen, was Sie gelernt haben und lassen Sie sich dazu Fragen stellen.

Wie tief der kommunikative Typ in ein Thema einsteigen kann, hängt stark von seinen kommunikativen Fähigkeiten ab. Dazu gehört einmal die Fähigkeit zur Argumentation (Behauptungen sinnvoll zu begründen) und Logik (Pro und Kontra durch logische Schlussfolgerungen zu bewerten).

Er kann seine Fähigkeiten ausbauen, indem er seine kommunikative Kompetenz steigert. Auf Philognosie finden Sie hierzu beispielsweise Themen wie „Kommu-Hexagramm: Die 6-Aspekte des Verstehens“ oder „Ideale Kommunikation: Das verständigungsorientierte Gespräch„.

Weiterhin können ihm auch die Bildung von Lerngruppen, Lernpartnerschaften oder Teambildung unterstützen, ihm eine vertraute Lernumgebung zu liefern.

Video-Tipp: Kommunikativer Lerntyp: Lerntipps für dich!

Lernhilfen: Lernpartnerschaften / Lernteams bilden – Gruppengespräche – an Diskussionen teilnehmen oder selbst leiten – aktiv zuhören – Kommunikationskompetenzen steigern (z. B. Argumentation – Logik – Rhetorik), Hausaufgaben für Lerngruppen – Gruppenspiele – Frage-Antwort-Spiele – konstruktives Feedback (geben und nehmen).

Lernen durch Bewegung – der motorische Typ

Der motorische Lerntyp lernt am besten, indem er Handlungsabläufe selber durchführt und auf diese Weise nachvollzieht. Er wird auch als „haptischer Typ“ oder „haptisch-kinästhetischer Typ“ (bevorzugt Lernen durch Anfassen und Fühlen) bezeichnet.

Lerntypen: Lerntyp motorisch begreifen Hand

Für ihn ist wichtig, am Lernprozess unmittelbar beteiligt zu sein und durch das „learning by doing“ eigenständige Erfahrungen zu sammeln. Manche würden ihn auch als Pragmatiker bezeichnen, da er etwas tun will oder zumindest eine konkrete Vorstellung braucht, wozu ein Thema für ihn in der Praxis relevant ist.

Insofern erinnert er auch diejenigen Dinge am besten, die er selbst getan hat. Statt ein Experiment nur anzusehen, will er es selbst machen, um zu erfahren, was es bewirkt.

Nicht selten verfügen motorische Typen über eine gute Körperkoordination. Sie können in Bereichen glänzen, in denen der Körper gefragt ist – z. B. Sport, Handwerk, Tanzen, technisch Zeichnen oder Gruppenspiele.

Bauen Sie Dinge nach, erklären Sie Rechenaufgaben mit Materialien, laufen Sie Entfernungen ab und messen Sie Distanzen aus. Motorische Lerntypen erinnern sich ausgezeichnet an Informationen, die sie durch Bewegung, Handeln und Fühlen taten.

Haptische Typen haben öfter mit abstrakten Inhalten Probleme und benötigen praktische Beispiele, wozu ein Lerninhalt im Leben gut ist. Sie sind Praktiker, die wissen wollen, was man mit einer Sache machen kann.

Das physikalische Gesetz „Druck gleich Kraft durch Fläche“ versteht dieser Lerntyp am schnellsten, wenn er ein Experiment dazu durchführt. Er will diesen Sachverhalt am eigenen Leib nachvollziehen.

Bewegen Sie sich beim Lernen – laufen Sie im Zimmer auf und ab, wiederholen Sie dabei den Lernstoff und ergänzen ihn durch Gesten und Mimik. Suchen Sie sich passenden Gegenstände zum Lernstoff, die Sie anfassen können. Machen Sie Experimente, wann immer es geht.

Video-Tipp: Motorischer Lerntyp: Schneller lernen!

Lernhilfen: Experimentieren – Lernen durch Ausprobieren (learning by doing) – Körperkoordination schulen – Sport – Handwerk – Tanzen – Technisch Zeichnen – Gruppenspiele – Bauen und Basteln – Lernen in Bewegung – Nachmachen – Gruppenaktivitäten – Musik / Instrument spielen – Malen & Zeichnen

Unterricht für alle Lerntypen optimieren

Wenn Menschen schneller oder langsamer lernen, hat das oft nichts mit Intelligenz, sondern mit unterschiedlichen Lernstilen zu tun. Menschen sind in der Regel zwar immer Mischtypen, doch sollte man im Unterricht ein Thema für möglichst viele Typen aufbereiten.

Wie Sie anhand einer Untersuchung zum Erinnerungsvermögen (siehe Quellenangabe) erkennen können, steigt der Lernerfolg, je mehr Lernstile im Unterricht integriert werden. Die Prozentzahlen geben dabei an, wie viel von einem Lernstoff durchschnittlich erinnert wird:

  • Nur Hören 20%
  • Nur Sehen 30%
  • Sehen und Hören 50%
  • Sehen, Hören und Diskutieren 70%
  • Sehen, Hören, Diskutieren und selber Tun 90%

Lernen und Lehren gehören zusammen, d. h. Lehrer und Lernende sollten im Optimalfall das Lerntypenmodell gemeinsam bearbeiten. Einen Lerntyp zu ermitteln bringt nichts, wenn er im Unterricht nicht berücksichtigt wird.

Sprechen Sie mit den Lernenden, welche Verbesserungen Sie sich wünschen und wie man diese umsetzen könnte. So bekommt man oft gezieltes, wertvolles Feedback, wie man den Unterricht besser gestalten kann.

Zudem können Lehrer einzelne Lerntypen unterstützen, indem Sie ihnen zeigen, wie man die oben genannten Lerntipps anwendet.

Quellenangaben

Lernstrategien – Lerntypen – Lernstile – Stangl und Taller – Arbeitsblätter PDF

Petra Sütterlin

Gedanken zu „Vier Lerntypen und wie sie am effektivsten lernen“

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