Visualisieren lernen: Mit Bildern moderieren & präsentieren

In diesem Artikel erfahren Sie, warum Visualisieren – d. h. etwas sichtbar zu machen, etwas bildlich darzustellen – in einer Moderation so wichtig für unser Verstehen ist. Des Weiteren stellen wir Ihnen einige Beispiele vor, wie Sie die Technik der Visualisierung lernen, üben und einsetzen können. So wird es Ihnen auch bei abstrakten Themen leichter gelingen, sie einem Publikum verständlich zu vermitteln.

Visualisieren – was ist das?

Zwei Bedeutungen von Visualisierung sind für unser Verstehen wichtig:

  • Ganz allgemein, das Sichtbarmachen von Inhalten, in Form eines Bildes oder Textes bzw. einer Kombination davon.
  • Im Speziellen wird Visualisierung verwendet, um etwas zu veranschaulichen, zu verdeutlichen.

Die Einsatzgebiete sind sehr vielfältig; man kann das Visualisieren beispielsweise beim Moderieren, Präsentieren oder auch in der Wissensvermittlung (Unterricht) hervorragend einsetzen.

Woran erkennt man eine gute Visualisierung?

Visualisierungen sollen den Blick auf das Wesentliche lenken. In der Abbildung rechts lenkt die Visualisierung unsere Aufmerksamkeit auf die zu beantwortende Frage, nämlich was Visualisierungen bedeuten.

Moderation Visualisieren lernen Präsentation

Im Weglassen liegt die Kunst. Alles Unnötige soll bei Visualisierungen weggelassen werden, denn sie sollen die Aufmerksamkeit auf das Wesentliche lenken. Aus diesem Grund sollen Visualisierungen nicht dazu verwendet werden, Texte zu dekorieren oder zu schmücken.

Visualisierungen sollen so konkret wie möglich sein. Je lebendiger und lebensnaher eine Visualisierung auf den Betrachter wirkt, desto besser. Er sollte sich in die Situation, die dargestellt ist, hineinversetzen können. Das gilt insbesondere für bildhafte Visualisierungen. Beim Visualisieren von Texten sollen die Inhalte so kurz wie möglich gehalten werden. Kurze Sätze – Merksätze prägen sich besser in unser Gedächtnis ein, als lange und ausschweifende Formulierungen.

Visualisierungen sollen für andere nachvollziehbar sein. Hier soll man es vermeiden Symbole zu verwenden, die kein Mensch versteht und erst erklärt werden müssen. In der ersten Abbildung wird mit sehr einfachen Mitteln visualisiert. Jeder, der das Bild sieht, wird es verstehen – es sind keine weiteren Erklärungen nötig.

Visualisierungen müssen geübt werden. Eine Schrift, die man selbst kaum lesen kann, wird nicht gerade zum Lesen einladen. Bilder, die schlampig und undeutlich gezeichnet sind, wirken eher abstoßend als einladend. Um verständliche Visualisierungen zu verbildlichen, muss man kein guter Zeichner sein. Man muss nur wissen, auf was es beim Zeichnen ankommt. Die beiden Personen in Abb. 1 kann jeder zeichnen, auch wenn der eine oder andere vielleicht ein bisschen Übung braucht.

Es gibt sehr viel mehr Kriterien für eine gute Visualisierung, d. h. einer Visualisierung, die veranschaulicht. Doch wer die obigen 5 Kriterien bei seinen Visualisierungen berücksichtigt, wird zu guten Ergebnissen kommen. Im Folgenden sehen Sie ein Beispiel, wie sich diese 5 Kriterien textlich so kurz wie möglich visualisieren lassen:

Diese 5 Punkte lassen sich leicht mit einem Blick erfassen. Es fällt daher leicht, sie im Gedächtnis zu behalten.

Warum ist Visualisierung so wichtig?

Um diese Frage zu beantworten, ist ein kleiner Exkurs in unser Gehirn nötig. Wichtig für unser Verstehen sind folgende drei Teile unseres Gehirns (evolutionsgeschichtlich gesehen):

  • Hirnstamm
  • Limbische System
  • Großhirn
Gehirngerecht lernen moderieren präsentieren unterrichten mit Visualisierungen

Wir werden mit einer Kurzbeschreibung des ältesten Gehirnteils beginnen und zu den jüngeren fortschreiten. Eine Regel ist in diesem Zusammenhang wichtig: Die jeweils ältesten Gehirnteile müssen ihre Arbeit tun, damit die jüngeren Gehirnteile ebenfalls ihre Arbeit tun können.

D. h. treten im Hirnstamm Störungen auf, so wirkt sich das hemmend auf die anderen beiden Gehirnteile aus.

Hirnstamm: Unser Überleben

Der Hirnstamm ist der älteste Teil des menschlichen Gehirns. Es wird auch das Reptiliengehirn genannt. Der Hirnstamm ist verantwortlich für Atmung, Herzschlag, Hunger und den Schlaf-Wach-Rhythmus, für den Instinkt – kurz für unser Überleben.

Wenn das Stammhirn Störungen meldet, so wirkt sich das auf unser Verstehen aus. Jemand der Hunger hat, kann nicht verstehen oder denken. Wenn wir Glück haben, wird er vielleicht die Hälfte von dem mitbekommen, was um ihn herum geschieht (manche Untersuchungen berichten über höchstens 30 % der Aufnahmefähigkeit). Das Gleiche gilt für Übermüdung. Wer nicht genügend geschlafen hat, wird nicht sonderlich viel verstehen.

Limbische System: Gefühle und Lernen

Der zweitälteste Gehirnteil ist das limbische System. Es wird auch als emotionales Gehirn bezeichnet. Dabei handelt es sich um das (Kontroll-) Zentrum für Gefühle und sexuelle Reaktionen. Hier haben die für alles Lernen und Handeln nötigen Gefühle ihren Ursprung. Ohne Gefühle kein Handeln, kein Lernen, kein Verstehen.

Informationsaufnahme, Lernen und Verstehen fällt uns umso leichter, je stärker es mit positiven Gefühlen verbunden ist. Angenehme Empfindungen, Humor und persönliche Geschichten/ Bilder haben daher eine entscheidende Funktion. Bereits hier können Visualisierungen wirken, denn sie machen das Lernen leichter, und der Lernstoff wird mit positiven Gefühlen verbunden (evtl. mit humorvollen Darstellungen).

Großhirn: Erfahrungswissen speichern

Der evolutionsgeschichtlich jüngste Teil des Gehirns ist das Großhirn. Es ist beim Menschen wesentlich größer als bei den Tieren. Es macht etwa 85 % der Gehirnmasse des Menschen aus. Seine Funktion ist grob gesagt, dass hier Erfahrungswissen gespeichert und eine kognitive Kontrolle über emotionale Impulse ausgeübt wird.

Das Großhirn ist zuständig für Sprache, Mustererkennung und Kreativität. Doch Voraussetzung ist immer, dass sowohl der Hirnstamm als auch das limbische System kooperieren, also funktionieren.

Die Bereiche im Gehirn, in denen Emotionen verarbeitet werden, sind mit den Gehirnteilen vernetzt, die beim logischen Denken benötigt werden und umgekehrt. Vernunftbedingtes Denken beruht auf Gehirnprozessen, wo nicht nur logische Strukturen, sondern auch Gefühle eine große Rolle spielen. Nicht die Ratio allein macht den Menschen aus, sondern Geist und Gefühl spielen zusammen.

Visualisierungen: Bilder erzeugen Gefühle

Für unser Verstehen ist die evolutionsgeschichtliche Perspektive auf unser Gehirn insofern wichtig, als dass wir ohne Gefühle weder denken, noch lernen, noch verstehen können. Gefühle sind immer an Bilder geknüpft. Wenn Sie sich an Gelerntes erinnern, werden Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Bilder dazu erzeugen. Und Sie werden sich an Ihre damaligen Gefühle erinnern, sie nachempfinden können.

Umgekehrt erzeugen Bilder Gefühle. Nutzen Sie bildhafte Visualisierungen, um sich selbst oder anderen Menschen etwas klar zu machen.

Natürlich gilt das nicht nur für bildhafte Visualisierungen. Auch Geschichten, Metaphern, Sprichwörter, eine bildhafte Sprache (Beispiele aus der eigenen Erfahrung), Motto, etc. werden nicht nur Ihr Interesse, sondern auch das Interesse der anderen Menschen wecken, mit denen Sie privat und beruflich zu tun haben. Interesse zu wecken, ist meist mit positiven Gefühlen begleitet.

Beispiel: Ein Motto, das zu dem Thema dieses Artikels hervorragend passt, ist: „Um dich begreiflich zu machen, musst du zum Auge sprechen“.

Visualisieren lernen: Eine Beobachtungsübung …

Lesen Sie sich folgende kleine Aufgabe durch. Sie ist nicht schwer zu lösen. Bei dieser Übung geht es primär darum, sich selbst beim Finden der Lösung zu beobachten. Wie genau kommen Sie auf die Lösung? Lesen Sie sich bitte nur die Aufgabe durch. Wenn Sie die Lösung haben, lesen Sie weiter.

Aufgabe: Die Schwiegereltern meines Partners haben einen Sohn, der Erwin heißt. Erwin hat braune Haare und ist Elektriker. Erwin hat ein uneheliches Kind. Wie ist mein Verwandtschaftsverhältnis zu dem Kind?

Wie genau sind Sie auf die Lösung gekommen. Haben Sie sich Menschen vorgestellt, eine bestimmte Struktur (z. B. einen Teil eines Stammbaums)? Haben Sie sich womöglich Notizen auf einem Zettel gemacht? Bei etwas komplexeren Aufgaben tun dies Menschen sehr gerne.

Sie greifen sofort zum Stift, um sich den Lösungsweg zu visualisieren, wenn auch oft in Form eines Textes. In diesem Fall jedoch dürften die meisten Menschen auf die Lösung kommen, ohne den Text bzw. eine Struktur zu visualisieren.

In Abb. 3 sehen Sie ein Beispiel, wie der Lösungsweg bildhaft visualisiert werden kann.

Methoden das Visualisieren zu lernen

Ein Beispiel für eine Visualisierung des Lösungswegs in Form eines Textes kann wie folgt aussehen:

  • Die Schwiegereltern meines Partners -> das sind meine Eltern,
  • Sie haben einen Sohn (der Erwin heißt. Erwin hat braune Haare und ist Elektriker -> die in Klammern geschriebene Beschreibung ist für unsere Aufgabe unwichtig.) -> es handelt sich um meinen Bruder.
  • Erwin hat ein (uneheliches) Kind (das in Klammern geschriebene ist für unsere Aufgabe unwichtig) -> es handelt sich um meinen Neffen oder meine Nichte (über das Geschlecht ist nichts ausgesagt).

Welche Visualisierungsmethoden gibt es?

Es gibt viele Visualisierungsmethoden. Hier werden nur einige, häufig genutzte Methoden genannt, die man leicht erlernen und einsetzen kann …:

  • Stammbaum – ein Beispiel dazu ist Abb. 3. Die Struktur lässt sich natürlich auch auf Texte anwenden. Mit der Struktur eines Stammbaums lassen sich Hierarchien hervorragend darstellen – Firmenhierarchien, Oberbegriffe und Unterbegriffe, etc.
  • Symbole: Wenn Sie Symbole verwenden, dann achten Sie darauf, dass diese auch bekannt sind. Ein Beispiel dafür sind die Symbole für Mann oder Frau, die jeder kennt.
  • Cluster: Cluster eignen sich hervorragend, um Ideen, die assoziativ miteinander in Beziehung gesetzt werden, zu veranschaulichen. Eine genauere Beschreibung und ein Beispiel dazu finden Sie hier.
  • Mindmaps: Mindmaps lassen sich vielseitig verwenden – in diesem Beispiel dazu, um sich und anderen einen Überblick über das Thema zu verschaffen.
  • Listen: Auch Listen können vielseitig angewendet werden. Von einem Brainstorm, bis hin zu einer Checkliste. Ein Beispiel dazu haben Sie gerade vor Augen, denn die Visualisierungsmethoden werden hier in die Struktur einer Liste gebracht. Achten Sie jedoch darauf, dass die Liste nicht zu lang wird.
  • Illustrationen: Illustrationen erläutern/ verdeutlichen einen Text. Ein Beispiel dafür ist Abb. 2. Illustrationen findet man z. B. in Gebrauchsanweisungen, wo das Produkt abgebildet und seine Einzelbestandteile bezeichnet werden.
  • Reale Gegenstände: Sie können auflockernd wirken und auf das Thema einstimmen. Wenn es z. B. um eine Ideensammlung geht, mit dem Thema – wie gestalten wir den Garten? – ist ein großer Korb, gefüllt mit Obst eine passende Wahl. Am Ende des Treffens können sich die Teilnehmer aus dem Obstkorb bedienen.
  • Diagramme: Sie eignen sich gut, um Statistiken zu veranschaulichen. Es gibt unterschiedliche Arten von Diagrammen: Tortendiagramme, Balkendiagramme, Säulendiagramme, Kurvendiagramme.

Welche Medien zur Visualisierung gibt es?

Um sich Inhalte zu verdeutlichen, sind natürlich weitere Werkzeuge wichtig: die Visualisierungsmedien. Für einen selbst genügt meist Papier. Andere bevorzugen ihren Computer, um schriftliche oder bildliche Inhalte zu visualisieren. Seit es Digitalkameras gibt, ist es kein Problem mehr, Fotos von Visualisierungen zu machen, wie das auch hier für diesen Artikel gemacht wurde.

Wenn es allerdings um die Wissensvermittlung an andere Menschen geht, sollte man sich entsprechende Medien anschaffen. Die folgende Liste soll nur einen kleinen Überblick geben:

  • Wandtafel
  • Pinn-Wand
  • Flipchart
  • Whiteboard
  • Tageslicht-Projektor (Overhead-Projektor)
  • Dia-Projektor
  • Beamer

Welches Medium man auswählt, hängt nicht nur von der eigenen Vorliebe ab, sondern auch davon, mit welchen Personengruppen man zu tun hat und welche Visualisierungsmedien, etwa in Seminarhäusern, zur Verfügung stehen. Ein Beispiel: Für kleinere Personengruppen (etwa bis zu 10 Teilnehmern) mag ein Flipchart noch ausreichen, doch bei 20-50 Personen braucht es einen Beamer bzw. ein Medium, das Visualisierungen auch aus größerer Entfernung deutlich sichtbar machen kann.

Ihr persönlicher Nutzen beim Visualisieren

Visualisierungen dienen dazu, Informationen leichter erfassbar zu machen. Informationen werden schneller aufgenommen und bleiben länger im Gedächtnis. Je nach Komplexität des Themas sind aber Wiederholungen in regelmäßigen Abständen nötig, um die Inhalte ins Langzeitgedächtnis zu bekommen. Doch auch das Wiederholen von Inhalten geht schneller, wenn Visualisierungen vorliegen, die veranschaulichen.

  • Visualisierungen kürzen Besprechungen bis zu 30 %, wenn die Visualisierungen gut vorbereitet sind und obigen Kriterien entsprechen.
  • Visualisierungen wirken häufig strukturierend und orientierend. Es fällt leichter, beim Thema zu bleiben.
  • Visualisierung wirken klärend, da der Blick auf das Wesentliche des Themas gelenkt wird. Das Verstehen fällt leichter, aber auch das Bemerken von Wissenslücken, die durch Nachfragen geschlossen werden können.

Mit Sicherheit fallen Ihnen noch mehrere Vorteile ein, wenn Sie Erfahrungen mit Visualisierungen gemacht haben.

Übung: Wie komme ich vom Text zum Bild?

Für die folgende Übung brauchen Sie nur einen Stift (Bleistift genügt) und Papier. Lesen Sie sich folgende Übung durch. Es geht darum, ein Motto mit einem eigenen Bild zu verknüpfen. Es ist in Ordnung, wenn im Bild selbst auch Text auftaucht. Doch das Bild sollte präsenter sein, als der Text. Das Motto lautet folgendermaßen:

„Um dich begreiflich zu machen, musst du zum Auge sprechen“

Schließen Sie Ihre Augen und vergegenwärtigen Sie sich das Motto. Schreiben Sie dann auf, egal wie verrückt, welche Bilder/ Ideen Ihnen dazu einfallen. Das soll nicht länger als 5 Minuten dauern. Im Anschluss sehen Sie sich Ihre Ideen an und wählen jene aus, die Ihnen für eine Visualisierung geeignet erscheinen. Nehmen Sie sich ein leeres Papier und zeichnen Sie Ihre Visualisierungsidee auf. Beim Zeichnen selbst kann es vorkommen, dass Ihnen noch gute Ideen einfallen oder Ergänzungen zur ursprünglichen Idee. Das ist gut. Experimentieren Sie – probieren Sie ruhig mehrere Visualisierungsideen aus, bis Ihnen eine gefällt.

Es ist für viele Menschen nicht ganz einfach, von einem Text zum Bild zu kommen. Bei dieser Übung war ich jedoch überrascht, auf wie viele gute Bildideen Menschen kommen, wenn sie sich auf die Aufgabe einlassen, obwohl sie keinerlei Vorkenntnisse/ Erfahrungen hatten. Allerdings wurde die Übung in kleinen Gruppen durchgeführt (2-3 Personen), was eine Ideensammlung erleichtert. Einige Visualisierungsbeispiele davon finden Sie in Abb. 5 und 6 (siehe unten).

Ziele Daten Texte visualisierenkreatives visualisieren

Doch wie immer gilt auch hier: üben, üben, üben. Der Aufwand lohnt sich, denn mit Ihren selbst erzeugten Bildern zu einem Motto oder Thema werden Sie nicht nur Ihr eigenes Interesse wecken, sondern auch die Herzen der Menschen erobern.

Das ist die Voraussetzung für Verstehen, nämlich Klarheit schaffen, ein Bild machen – sich und anderen. Und zwar exakt in dieser Reihenfolge.

Viel Spaß und Erfolg beim Visualisieren!

Gerda Börne

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