Clustering selber lernen & anwenden

Die Clustering-Methode eignet sich nicht nur zum kreativen Schreiben, sondern auch, um neue Ideen zu finden und zu verbinden. Außerdem kann man es für persönliche Reflexionen (Tagebuch) oder für das Erkunden eines Themas nutzen. In diesem Artikel lernen Sie diese Technik kennen mit Beispielen zur Anwendung.

Was ist Clustering?

Die Methode des Clusterings wurde ursprünglich von der Lehrerin und Schriftstellerin Gabriele L. Rico entwickelt und in ihrem Buch „Garantiert Schreiben lernen“ (Rowohlt Verlag, 1984) vorgestellt. Es ging ihr darum, Autoren dabei zu helfen, kreativ zu schreiben, Schreibblockaden zu überwinden bzw. Texte interessant auf- bzw. nachzubereiten.

Anleitung zur Clustering Methode Verfahren

Das Clustering ist ein nicht lineares Brainstorming-Verfahren, mit welchem wir uns bewusst machen, wie Ideen in unserem Kopf verknüpft sind bzw. miteinander zusammenhängen. Das Verfahren versucht den „Zensor“ in unserem Kopf auszuschalten, sodass sich uns eine Vielzahl von neuen Gedanken und Einfällen erschließen können.

Die Methode ist sehr einfach und schnell anzuwenden, d. h. ein „Clustering“ dauert gewöhnlich zwischen 5 bis maximal 15 Minuten.

Dabei steht eine Idee (ein Thema oder Gedanke) im Zentrum der Aufmerksamkeit und wird assoziativ (ähnlich wie bei einer philosophischen Kontemplation) in Gedanken umkreist. Alle Ideen, die beim Umkreisen des Themas auftauchen, werden sofort notiert und stichpunktartig festgehalten. Damit dies gelingt, sind einige Regeln zu beachten, die im Folgenden beschrieben werden.

Wie funktioniert das Clustering-Verfahren?

Als Werkzeug für das Clustering-Verfahren brauchen Sie nicht mehr als einen Stift, ein Blatt Papier und eine Uhr. Überlegen Sie sich schon vor Beginn des Clusterings, wie viel Zeit Sie dafür verwenden wollen. Je nach Ihrer Konzentrationsfähigkeit planen Sie zwischen 5 und maximal 15 Minuten ein.

Suchen Sie sich einen möglichst ruhigen Ort und sorgen Sie dafür, dass Sie während der Durchführung nicht gestört oder abgelenkt werden. Malen Sie in die Mitte des Papiers einen Kreis oder ein Oval und benennen Sie dort stichpunktartig das Thema.

Clustering Methode Verfahren Praxis

Lassen Sie Ihre Gedanken kreisen und schreiben Sie jede Assoziation auf, die Ihnen zu diesem Thema in den Kopf kommt. Um jede Assoziation wird ebenfalls ein Kreis/Oval gezogen und durch einen Strich mit dem Thema (oder anderen bereits notierten Assoziationen) verbunden.

Wichtig ist dabei, dass Sie den Stift ständig in Bewegung halten, d. h. beispielsweise Kreise malen oder Linien ziehen, wenn Ihnen ein paar Sekunden lang nichts einfällt. Denken Sie NICHT über Ihre Assoziationen nach – es gibt keine falschen oder richtigen – nur das, was Ihnen spontan zu XY einfällt.

Lassen Sie Ihre Augen über die bereits notierten Begriffe auf dem Papier wandern und suchen Sie weitere Verknüpfungen (Begriffe), die mit einem dort bereits notierten Begriff verbunden werden können. Es dabei völlig egal, ob man die neue Assoziation mit dem „Hauptthema“ (in der Mitte stehend) oder einem „Nebenbegriff“ (einer anderen Assoziation) verbindet.

So entsteht letztlich ein Netz aus Begriffen – mit einem Thema in der Mitte und Ästen, die davon abzweigen bzw. eventuell auch untereinander verbunden sind.

Falls Ihnen länger als eine Minute kein Begriff mehr einfällt, beenden Sie die Clustering-Runde. Denn sobald Sie anfangen Ihren Verstand einzusetzen (zu überlegen), wird nichts Neues mehr kommen. Ansonsten hören Sie nach der von Ihnen bestimmten Zeit auf.

Auswerten des Clusterings

Während Sie scheinbar „wahllos“ Wörter und Ideen um einen Mittelpunkt herum gruppieren, werden Sie beim Auswerten möglicherweise Muster entdecken. Vielleicht fallen Ihnen nun neue Verbindungen zwischen verschiedenen Ideen auf, die Ihnen gar nicht bewusst waren bzw. durch das Weglassen des Zensors entstanden.

Auswertung des eigenen Clusterings

Nicht selten überraschen sich die Leute selbst mit ihren Verknüpfungen, wenn sie ihren Verstand, ihren „Denkballast“ oder „kritische Gedanken“ austricksen. Erst beim Auswerten ist Ihr Köpfchen wieder gefragt, d. h., Sie können nun damit beginnen, die von Ihnen erstellten Zusammenhänge zu analysieren bzw. zu überdenken, was Sie Neues daraus lernen oder was Sie mit dem Ergebnis anfangen wollen.

Wer z. B. neue Ideen für einen Roman gesucht hat, kann mit dem Clustering-Bild arbeiten und überlegen, wie sich die dortigen Verknüpfungen inhaltlich verwenden lassen.

Ich verwende das Clustering-Verfahren aber auch für Tagebucheinträge, z. B., wenn ich mir bei einem Thema unsicher bin, nicht weiß, was ich von XY wirklich will, was mir wichtig ist oder was ich von einer Situation halten soll. Hier verwende ich die Methode dazu, um mir unbewusste Stimmungen oder Gedanken transparent zu machen – mir quasi eine Initialzündung verpasse, um verschüttete oder eventuell auch „zensierte“ Gedanken ans Tageslicht zu befördern.

Wenn ich das Clustering für sehr persönliche Themen nutze, ist es mir wichtig, dass ich alles, was mir in den Kopf kommt, aufschreiben kann – egal wie seltsam, böse es mir erscheinen mag. Ich zeige es niemanden, da ich nicht will, dass „schräge“ Ideen oder „komische“ Bewertungen von anderen gelesen und vielleicht falsch verstanden werden. Ich betrachte es als mein persönliches Schatzkästchen.

Wichtig ist, dass ich ehrlich zu mir selbst sein kann. Wenn ich herumnörgle oder schimpfe, dann kann ich das tun, ohne unerwünschte oder gar schlimme Konsequenzen befürchten zu müssen.

Lassen Sie sich nicht entmutigen, wenn eine Clustering-Session einmal nicht den „AHA-Effekt“ oder die tolle Ideensammlung ergibt. Auch bei mir sind die Ergebnisse – je nach Tagesform – sehr durchwachsen. Je öfter Sie diese Methode anwenden, desto mehr gewöhnen Sie sich an diesen kreativen Freiraum und lernen ihn immer besser mit Inhalt zu füllen.

Bei sehr ergiebigen Clustering-Sessions mache ich manchmal gleich mit anderen Themen (oder Themen, die sich durch das Clustering ergeben haben) weiter und erzeuge weitere Assoziationsnetze.

Falls Sie an Kreativ-Methoden interessiert sind, empfehle ich Ihnen das Clustering auszuprobieren. Es kostet kaum Zeit und bringt an den richtigen Tagen erstaunliche Ergebnisse.

Viel Spaß mit der Clustering-Methode!

Tony Kühn