Lerntypen Übersicht: Welche Lerntypen gibt es?

Welches Lerntypen gibt es? In dieser Übersicht finden Sie verschiedene Lerntypen, wie sie von unterschiedlichen Autoren beschrieben werden. Wir stellen Ihnen hier die Theorien von Vester, Kolb, Pestalozzi und Schrader vor und erklären hierzu die wichtigsten Grundlagen.

Woher kommt die Idee der Lerntypen?

Schon der Pädagoge Johann A. Comenius (1592-1670) stellt in seiner Schrift „Mathetik“ die Theorie auf, dass Menschen unterschiedliche Lernstile haben. Seine Anregung, eine Art „Lernstilforschung“ ins Leben zu rufen, wurde aber erst in den letzten 50 Jahren ernsthaft angegangen.

Unterricht Pestalozzi

Johann Heinrich Pestalozzi (1746-1827) lieferte zwar mit seinem Kopf-Herz-Hand-Modell einen ersten Ansatz, aber richtig bekannt wurde die Idee erst durch den deutschen Universitätsprofessor Frederic Vester. Er entwickelte einen Lerntypen-Test und ein praktikables Lerntypen-Modell, welches heute häufig verwendet wird.

Was sind Lerntypen?

Die Idee der Lerntypen ist, dass Menschen auf unterschiedliche Weise versuchen sich ein neues Thema zu erarbeiten. Sie entwickeln einen persönlichen Lernstil – oder eine bestimmte Vorgehensweise beim Lernen – der ihnen dabei helfen soll, einen Lerninhalt zu verstehen.

Um so eine Vorgehensweise (oder Lernstil) zu erkennen und zu begreifen, werden Lernende beim Lernen beobachtet. Sobald sich ein Schema zeigt, kann man es kategorisieren und so bestimmte Lerntypen definieren.

Warum gibt es unterschiedliche Lerntypen?

Man schätzt, dass es mittlerweile über 100 verschiedene Modelle zu Lerntypen gibt. Es gibt aber bis heute keine klaren Vorgehensweisen oder anerkannte Richtlinien, die demonstrieren, wie man diese Fragestellung klärt. Es ist zwar offensichtlich, dass es unterschiedliche Lernstile gibt, aber nicht, wie man sie erfassen oder empirisch prüfen kann.

Welche Lerntypen gibt es?

Unter dem Strich bleiben also nur persönliche Erfahrungen und Experimente, die jedoch zu unterschiedlichen Ergebnissen führen. Eine anerkannte oder einheitliche Lerntypen-Theorie gibt es nicht. Aber es gibt gute Ansätze, mit denen man selbst experimentieren und damit eine eigene Reflexion zur Frage „Was ist mein Lernstil?“ anregt.

Welche Lernziele kann man anstreben?

Aus unserer Sicht ist in erster Linie die Beschäftigung und Reflexion des eigenen Lernverhaltens wertvoll. Viele gewöhnen sich willkürlich ein bestimmtes Lernverhalten an, mit dem sie im Weiteren gut oder schlecht zurechtkommen.

Falls ein Lernstil nicht – oder nur sehr eingeschränkt – funktioniert, hat der Lernende oft ein Problem. Er kommt mit seiner Verhaltensgewohnheit nicht weiter und verzweifelt an bestimmten Lerninhalten.

Hier kann die Idee der Lerntypen weiterhelfen, indem sie dem Lernenden zeigt, dass es Alternativen gibt, wie man „anders“ lernen kann oder bestehende Ansätze ausbaut und verbessert. Er versteht, dass er nicht „dumm“ ist, sondern vielleicht nur die falsche Vorgehensweise wählt.

Für viele Lehrer führt eine Beschäftigung mit Lerntypen dahin, den Unterricht multisensorischer zu gestalten. Sie binden mehr Medien ein oder vergrößern ihr Repertoire, sodass der Unterricht zugänglicher und interessanter für verschiedene Menschentypen wird.

Welcher Lerntyp bin ich?

Um diese Frage zu klären, sollte man sich vorab ein bestimmtes Lerntypen-Modell aussuchen. Wir haben für Sie im Folgenden die bekanntesten Modelle von Vester, Pestalozzi, Kolb und Schrader im Überblick zusammengestellt.

Wir empfehlen, mit den Lerntypen nach Vester zu beginnen, da diese sehr einfach und eingängig sind. Hierzu haben wir von Philognosie einen eigenen Lerntypentest erstellt, mit dem man in der Praxis gut arbeiten kann. Anhand von einfachen Fragen kann man den eigenen Lerntyp bestimmen und bekommt in der Auswertung weitere Anregungen, wie man mit dem Ergebnis umgehen kann.

Lerntypentest Philognosie: Welcher Lerntyp bist du?

Zum Aktivieren des Videos müssen Sie auf den Start-Button klicken. Wir weisen darauf hin, dass beim Starten des Videos Daten an YouTube übermittelt werden.

Zudem finden Sie in unserem Artikel „Die vier Lerntypen und wie sie am effektivsten lernen“ zu jedem dieser Lerntypen eine genaue Beschreibung und Lerntipps für die Praxis.

Alternativ können Sie aber auch die anderen Lerntypen-Modelle nutzen. Wichtig ist am Ende nur, dass Sie sich ins Thema einarbeiten und gut mit dem Modell in der Praxis umgehen können.

Welche Lerntypen-Modelle gibt es?

Wir haben hier als Überblick nur die wichtigsten Lerntypen-Modelle kurz für Sie skizziert. Falls Sie eine Beschreibung neugierig macht, können Sie die Links zu weiterführenden Artikel nutzen, indem das jeweilige Modell detailliert erklärt wird.

4 Lerntypen nach Frederic Vester

Die 4 Lerntypen nach dem Universitätsprofessor Frederic Vester ist wohl das bekannteste und beliebteste Modell für Lerntypen, dass heute sehr häufig genutzt wird. Er definiert vier Lerntypen, die er visueller, auditiver, motorischer und kommunikativer Typ nennt.

Das Modell ist so einfach und eingängig, dass man es den Lernenden schnell vermitteln kann. Weiter unten finden Sie noch einen Leitfaden zum Arbeiten in der Praxis für Lehrer. Dort haben wir eine komplette Anleitung plus Vorgehensweise für Sie zusammengestellt, wie man dieses Thema gemeinsam mit Schülern angehen kann.

Lerntypen nach Vester

Pestalozzis „Kopf-Herz-Hand-Modell“

Auch der Pädagoge Pestalozzi beschreibt in seinem „Kopf-Herz-Hand-Modell“ drei Lerntypen, die man gut in der Praxis nutzen kann. Sein Schwerpunkt liegt auf einer ganzheitlichen Entwicklung des Menschen, die für ihn mehr als nur reiner Wissenserwerb ist. Für ihn muss Bildung auch die Entwicklung von moralischen, emotionalen und praktischen Fähigkeiten umfassen.

Wir haben auch dieses Modell gerne in der Lerntätigkeit verwendet. Es setzt andere Schwerpunkte, ergänzt sich jedoch gut mit den Ansätzen von Vester. Aber es liefert andere Perspektiven – speziell der Fokus auf eine ganzheitliche Entwicklung von Menschen finden wir besonders wertvoll.

Lerntypen nach Pestalozzi

Lernstile nach David Kolb

David Kolb bestimmt seine Lerntypen, indem er zunächst einen Lernprozess genauer analysiert und bestimmt. Er kommt zu dem Schluss, dass ein Lernprozess idealtypisch vier Phasen durchläuft: Erfahrung – Beobachten und Reflexion – Theoriebildung – Experiment.

In diesem Zirkel wird Wissen erworben und erweitert. Daraus ergeben sich seine Lerntypen, die er Entdecker, Denker, Entscheider und Macher nennt.

Er beschreibt einen Lernprozess, der exemplarisch für die Arbeit eines Wissenschaftlers steht. Seine Darstellung ist also idealisiert, da nicht davon ausgegangen werden kann, dass jeder Lernende seine Erfahrungen immer kritisch reflektiert und Schlussfolgerungen überprüft, um ein Thema zu verstehen.

Trotzdem kann dieser idealtypische Prozess als Orientierung für die Schule oder Erwachsenenbildung dienen, um den Lernenden eine wissenschaftliche Denkweise zu vermitteln.

Lerntypen nach Kolb

Lernstile nach Josef Schrader

Josef Schrader hat fünf unterschiedlichen Lerntypen definiert. Es stützt sich auf Beobachtungen von Lernenden in der Erwachsenenbildung und der beruflichen Weiterbildung. Primär wird hier deren Lernmotivation bestimmt.

Die fünf Lerntypen nennt er „Theoretiker“, „Anwendungsorientierter“, „Musterschüler“, den „Gleichgültigen“ und „Unsicheren“.

Leider bewertet Schrader drei Typen positiv und zwei negativ, was aus unserer Sicht eine problematische Polarisierung darstellt. Warum sollten sich Lernende mit negativen Beschreibungen identifizieren wollen? Dennoch könnten Lehrer diese Kategorisierung als Orientierungshilfe nutzen.

Lerntypen nach Schrader

Leitfaden zum Arbeiten mit Lerntypen für Lehrer

Viele finden die Idee interessant und fragen sich, wie man in der Praxis als Lehrer mit den Lerntypen arbeiten kann. Damit Sie das Rad nicht von vorne erfinden müssen, haben wir hierzu eine Anleitung oder Leitfaden erstellt, wie man das Thema in der Praxis angehen kann.

Zudem haben wir für Sie alle wichtige Tools – wie den Lerntypentest – verlinkt und Anregungen für die weitere Vorgehensweise ausgearbeitet.

Am Ende finden Sie noch Ideen, welches Ziel Sie mit Ihren Teilnehmern anstreben können. Damit sollte es Ihnen leicht fallen, Lerntypen gemeinsam mit ihren Schülern zu bearbeiten.

Kritik an Lerntypen-Modellen

Die Idee, sich mit Lerntypen zu beschäftigen, wird leider von manchen Kritikern nicht immer positiv gesehen. Hier werden oft formale Kriterien herangezogen, die belegen sollen, dass Lerntypen-Modelle „Unsinn“ bzw. nicht „seriös“ sind.

Da die Argumentationen oft recht ähnlich sind, haben wir unsere Stellungnahme zu den Kritiken an Lerntypen-Modellen in einem Artikel zusammengefasst.

Denn viele Kontra-Positionen führen sich selbst ad absurdum oder übersehen gänzlich, welchen Sinn und Nutzen die Beschäftigung mit Lerntypen hat.

AEVO: Lerntypen für Ausbilder

Den Vorteil – Lerntypen in der Ausbildung zu berücksichtigen – hat mittlerweile auch das Bundesministerium für Bildung und Forschung bestätigt. In der sogenannten „Ausbildereignungsverordnung (AEVO)“ wird geregelt, unter welchen Voraussetzungen eine Person als Ausbilder im Sinne des Berufsbildungsgesetzes anerkannt werden kann.

Hier sollen Ausbilder mit dem Modell der Lerntypen vertraut gemacht werden und damit in der Vermittlungspraxis arbeiten können. Dabei werden drei der vier Lerntypen von Frederic Vester verwendet, um den Wert einer multisensorischen Ausbildung hervorzuheben.

Fazit – Vielzahl von Lerntypen-Modellen

Hier konnten wir Ihnen nur eine kleine Auswahl an Lerntypen-Modellen vorstellen, die von verschiedenen Autoren bislang beschrieben wurden. Zumindest konnten wir so zeigen, dass der Begriff „Lerntyp“ nur eine grundlegende Idee ist, für die es keine definierte Beschreibung oder Festlegung gibt.

Allen gemein ist der Versuch, unterschiedliche Arten des Lernens von Menschen zu verstehen und zu beschreiben. Unbestritten ist heute der Umstand, dass Menschen unterschiedliche Vorgehensweisen nutzen, um sich selbst Wissen anzueignen. Allerdings gibt es keine empirischen Untersuchungen, welches Modell welchen Erfolg bring. Dies mag aber eher der Komplexität des Themas geschuldet sein bzw. dem Umstand, dass man Lernen und Verhalten per se nicht wirklich empirisch erfassen kann.

Bleibt die Frage, wie man sich dem Thema und der Praxis nähern kann. Grundlegend empfehlen wir, sich ein Modell herauszupicken und damit zu experimentieren. Wir haben gute Erfahrungen mit dem Modell von Pestalozzi und Ferderic Vester gemacht. Sie sind relativ einfach sowohl für Lehrer, als auch für den Lernenden verständlich – und damit zugänglich.

In der Praxis ist es wichtig, dass man ein Modell mit den Schülern durchspricht und mit vielen praktischen Beispielen anreicherd. Denn man will den Lernenden die Möglichkeit geben, das eigene Lernverhalten zu reflektieren. Viele lernen unbewusst, d. h. sie wissen nicht wirklich, was dazu nötig ist, dass sie einen Lernstoff verstehen. Demzufolge kennen sie auch keine Alternativen, d. h. wenn eine bestimmte Lernmethode nicht funktioniert, wissen sie auchnicht, wie man es anders machen könnte.

Insofern ist es für Lehrer und Lernende immer eine Bereicherung, wenn die Art des Vermittelns und des Verstehens reflektiert wird. So wird man sich bewusst, was Lernen für einen selbst bedeutet – wie man individuell zum „Verstehen“ gelangt.

Petra Sütterlin

Einen Kommentar schreiben

Die Angabe des Namens ist optional.
Mit der Nutzung dieses Formulars erklären Sie sich mit der Speicherung, Verarbeitung und Veröffentlichung der angegebenen Daten durch diese Website einverstanden. Mehr Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.