Lerntypen nach David A. Kolb bestimmen

David A. Kolb bestimmt seine Lerntypen, indem er vier Lernstile bestimmt, die sich aus einem Lernprozess ergeben. Im Folgenden wollen wir Ihnen zeigen, wie dieser Lernprozess nach Kolb aussieht und welche Lerntypen er daraus ableitet.

Wer ist David A. Kolb?

David Allen Kolb (geb. 12. Dez. 1939 in Illinois ) ist ein US-amerikanischer Erziehungstheoretiker und bekannter Buchautor. Er ist Gründer und Vorsitzender von „Experience Based Learning Systems, Inc. (EBLS)“ und emeritierter Professor an der Weatherhead School of Management.

In den frühen 1970er Jahren entwickelten Kolb und Ron Fry das „Experiential Learning Model (ELM)“. Dort wird auch ein „Lernstilinventar“ (engl. LSI – Learning Style Inventory) beschrieben, indem er ein Konzept vorstellt, wie ein Lernprozess funktioniert.

Lerntypen nach Kolb

Er teilt ihn in vier Bereiche ein, die man als auch Lernstile oder Lerntypen verstehen kann. Sie sollen Präferenzen zeigen, wie Menschen ans Lernen herangehen. Wer seine Theorie selbst nachlesen will, findet eine deutsche Ausgabe seiner Ideen „ELT nach Kolb von Klaudia Woller“ auf Amazon.

Kolbs Lernprozess als Kreislauf des Lernens

Der Lernprozess nach Kolb wird anhand von vier Kriterien beschrieben, die ein Lernender beim Erkunden und Verstehen eines neuen Themas durchläuft.

Kriterien für den Lernprozess:

  • Erfahrung
  • Beobachtung und Reflexion
  • (abstrakte) Theoriebildung
  • (aktives) Experimentieren

Erklärung: Am Anfang jedes Lernprozesses steht eine konkrete Erfahrung, die man verstehen will. Mithilfe der eigenen Beobachtung und Reflexion des Phänomens, analysiert man es und versucht so die wesentlichen Elemente zu begreifen.

Dies ermöglicht es selbst eine Theorie zu bilden, wie das Ganze funktioniert. Sie ist die Grundlage dafür, eigene Experimente durchzuführen, die bestätigen oder falsifizieren, ob das eigene Modell brauchbar ist. Am Ende steht so eine neue Erfahrung und der Kreis beginnt von vorne.

Entdecker - Lerntypen nach Kolb

Hier wird ein sehr idealtypischer Lernprozess dargestellt, wie beispielsweise ein Wissenschaftler ein Thema erforscht. Idealtypisch deshalb, da man nicht voraussetzen kann, dass ein normaler Mensch seine Erfahrung kritisch reflektiert und seine Schlussfolgerungen überprüft, wenn er ein Thema verstehen will.

Wer sich unsere Gesellschaft und deren Meinungen näher ansieht, wird zum Schluss kommen, dass eine vernunftbetonte, selbstkritische Ausrichtung des eignen Weltbildes bei vielen Menschen eher die Ausnahme als die Regel ist.

Dennoch kann man diese Vorgehensweise als Vorbild für die Schule oder Erwachsenenbildung sehen, wie man Lernende an eine wissenschaftliche Denkweise heranführt.

Lernstile und Lerntypen nach Kolb

Aus dieser Beschreibung des Lernprozesses, leitet Kolb vier Lernstile ab, die man auch als Lerntypen ansieht. Diese Lernstile ergeben sich, wenn man zwei Lernschritte aus dem Lernprozessmodel miteinander verbindet.

Denker - Lerntypen nach Kolb

Daraus ergeben sich vier Lerntypen:

  • Ein Entdecker lernt, indem er eigene Erfahrungen neu beobachtet und reflektiert.
  • Der Denker zieht Schlüsse aus seinen reflektieren Beobachtungen und entwickelt neue Begriffe und Theorien.
  • Der Entscheider testet seine Theorien durch Experimente.
  • Der Macher oder Praktiker wertet Experimente aus und kommt so zu neuen Erfahrungen.

Wir verwenden hier die vereinfachten Begriffe seiner Lerntypen. Der Vollständigkeit halber sein aber auch ihre alternativen Bezeichnungen erwähnt:

  • Entdecker = Divergierer
  • Denker = Assimilierer
  • Entscheider = Konvergierer
  • Macher = Akkomodierer

Viele beschreiben Kolbs Lerntypentheorie mit den alternativen Bezeichnungen. Wir bevorzugen die einfacheren Namen, da diese nicht so sperrig sind, d. h. man kann sie sich leichter merken und (z. B. Schülern) vermitteln.

Unterricht für die Lerntypen gestalten

Wenn man diese Lerntypen im Unterricht berücksichtigen will, kann man den Lernenden die Möglichkeit geben, sich in diesen Bereichen zu entfalten. Dies kann beispielsweise in der Vorbereitung geschehen, indem man ich bei der Gestaltung der Vermittlung folgende Fragen zu den einzelnen Typen stellt.

Entscheider - Lerntypen nach Kolb

Entdecker

  • Macht die Präsentation des Lernstoffs Lust auf mehr?
  • Welche Anschlussmöglichkeiten / Visionen / neue Ideen sind enthalten?
  • Gibt es neue / alternative Perspektiven zum Thema?
  • Können neue Erfahrungen gemacht werden?
  • Welchen Sinn und Zweck hat die Erkenntnis?
  • Zu welchen neuen Ufern führt das Verstehen des Themas?

Denker

  • Welche Konzepte und Theorien stecken im Lernstoff?
  • Wie kann man den Lerninhalt mit vorhandenem Wissen verbinden?
  • Kann man eigene Strukturen erkennen / entwickeln?
  • Kann man mit den (theoretischen) Elementen spielen?
  • Welche Perspektiven (Beobachtungen) eröffnet das Thema?
  • Welche Begriffe erweitern das Wissensnetz?

Entscheider

  • Kann man mit der Idee experimentieren?
  • Kann man selbst Experimente (z. B. Physik / Chemie etc.) durchführen?
  • Ideen zum Testen von Inhalten vermitteln
  • Wie kann man die Theorie überprüfen?
  • Ist eine Selbsterfahrung möglich?

Macher / Praktiker

  • Welche anschaulichen Beispiele kann man zum Sinn und Zweck des Themas geben?
  • Was bedeutet ein Verstehen des Themas für die Praxis / Lebenserfahrung?
  • Kann man sich das Thema praktisch erarbeiten?
  • Ist es möglich, mit anderen zusammenzuarbeiten?

Mit diesen oder ähnlichen Fragen können Sie ein Thema so aufbereiten, dass es für viele Lerntypen ansprechend erscheint. Das Erfolgskriterium ist am Ende, wie hoch die Unterrichtsbeteiligung ausfällt und der Spaß beim Lernen von den Lernenden erlebt wird.

Ziel der Arbeit mit den Lerntypen

Ideal wäre es, wenn ein Mensch die Fähigkeiten aller Lerntypen gleichermaßen verinnerlicht hat und anwenden kann. In der Praxis spezialisieren sich Menschen jedoch auf einzelnen Aspekte, wobei andere eher vernachlässigt werden. Fehlende Aspekte bringen Schwächen zum Vorschein, mit denen der Lernende zu kämpfen hat.

So würde ein reiner Entdecker nur in Visionen schwelgen, ohne seine Idee zu prüfen oder umzusetzen. Reine Denker verlieren sich in theoretischen Konstrukten, die keinen Realitätsbezug mehr haben. Entscheider experimentieren ziellos und können neue Erfahrungen nicht zuordnen. Praktiker haben mit abstrakten Theorien Probleme, deren Nutzen nicht sofort verständlich ist.

Macher - Lerntypen nach Kolb

Dies sind natürlich nur überzogene Beispiele, die die Auswirkung einseitiger Entwicklungen veranschaulichen sollen.

Bei der Förderung einzelner Lernender ist es wichtig zu erkennen, welchen Stärken und Schwächen sie in den einzelnen Bereichen haben. Anschließend kann man versuchen bestimmte Schwächen zu bearbeiten, d. h. den Lernenden dabei unterstützen, sich der Schwächen bewusst zu werden und ihm Hilfsmitteln (z. B. alternative Lernmethoden) an die Hand geben, die sein Repertoire erweitern.

Alternative Lerntypen-Modelle

Die Arbeit mit Kolbs Lerntypen beruht auf einer Selbsteinschätzung und Feedback von anderen. Falls Sie noch andere Modelle kennenlernen möchten, finden Sie in unserer Übersicht zu Lerntypen noch andere (und einfachere) Alternativen. Wir empfehlen mit den Lerntypen nach Vester zu beginnen, da wir dazu sowohl einen kostenlosen Lerntypentest, als auch Lerntipps plus eine Anleitung zur Anwendung für Lehrer anbieten könne.

Petra Sütterlin

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