Wie können Sie Ihre Emotionale Intelligenz trainieren?

Viele zählen die Emotionale Intelligenz zu den grundlegenden sozialen Fähigkeiten des Menschen. Doch kann man sie trainieren, speziell dann, wenn man hier Defizite hat? Was kann man tun, um die eigenen Fähigkeiten zu erkennen und zu steigern?

Kann man Emotionale Intelligenz trainieren?

Was Emotionale Intelligenz ist, haben wir bereits im Artikel „Emotionale Intelligenz: Was ist das?“ genauer besprochen.

Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Emotionale Intelligenz nur zum Teil angeboren ist. Zu einem großen Teil wird sie beginnend im frühen Kindheitsalter sozialisiert, d. h. erlernt. Doch auch Erwachsene verbessern die Fähigkeiten in diesem Bereich nachweislich.

Emotionale Intelligenz trainieren

Dabei soll nicht verschwiegen werden, dass eine Verbesserung nur langfristig zu erreichen ist. Im Bereich der Emotionalen Intelligenz geht es darum, Gewohnheiten zu verändern. Dazu muss man eigene Gefühle, Stimmungen und Bedürfnisse wahrnehmen und kennenlernen. Die Emotionale Intelligenz ist eine wesentliche Fähigkeit, um im Berufs- und Privatleben erfolgreich und zufrieden zu sein.

Nehmen Sie die folgenden Tipps als Anregung. In der Praxis werden Sie mit Sicherheit auf eigene Ideen kommen, Ihre Emotionale Intelligenz zu trainieren bzw. gezielt nach Trainingsmaßnahmen zu forschen. Beachten Sie auch, dass man das Verbessern der Emotionalen Intelligenz schon fast als Lebensaufgabe ansehen kann.

Sie werden feststellen, dass sich Ihr Leben verändert, dass Sie wesentlich mehr von sich und anderen Menschen erfahren und erleben. Das steigert die Lebensfreude aller Beteiligten enorm und ist ein nie abgeschlossener Prozess.

Erforschen Sie Ihre Emotionale Intelligenz

Emotional intelligente Menschen kennen sich selbst sehr gut und sind bereit ihr Wissen über sich selbst zu erweitern. Im Folgenden erhalten Sie einige Anregungen in Form von Fragen, die Sie sich selbst (auch nach einer gewissen Zeit wiederholt) beantworten können. Nehmen Sie auch Fragen hinzu, die Ihnen selbst einfallen und die wichtig für Sie sind!

  • Was bin ich für ein Mensch – wie würde ich mich selbst beschreiben?
  • Welche Erfahrungen in meinem Leben haben mich stark geprägt? Welche Erfahrungen waren sehr wichtig für mich. Bitte achten Sie darauf, sowohl positive als auch negativ bewertete Erfahrungen aufzuschreiben.
  • Welche Themen beschäftigen mich oft? Welche Bedürfnisse sind mir wichtig zu erfüllen? Welche Ziele verfolge ich? An welchen Handlungen kann ich das erkennen? Welche Erwartungen habe ich an mich? Welche Erwartungen habe ich an andere Menschen?
  • Welche Tätigkeiten machen mir Spaß? Worin bin ich richtig gut? Was sind meine Stärken und Schwächen? Tipp: Bedenken Sie, dass man die Tätigkeiten, die einem Spaß machen, nicht notwendigerweise gut durchführt! Oft sind es sogar die vielleicht „verhassten“ Tätigkeiten, die man richtig gut beherrscht.
  • Wovon bin ich überzeugt? Wie würde ich meine Überzeugungen formulieren? Dieser Bereich betrifft auch die eigene Lebens- oder Weltanschauung. Wenn Sie sich z.B. als religiöser Mensch einschätzen, dann werden Sie vermutlich die Überzeugung haben, dass ein Leben nach dem Tod möglich ist.

Betrachten Sie die Fragen als Denkanstoß, um sich selbst näherzukommen. Machen Sie schriftliche Aufzeichnungen darüber, damit Sie später vergleichen können, ob sich etwas verändert hat.

Diese Möglichkeit der Erfolgskontrolle ist enorm wichtig! Eine regelmäßige Reise zu sich selbst ist lohnenswert und spannend! Sie ist die Voraussetzung dafür auch andere Menschen verstehen zu können. Denn wie sollte jemand, der sich selbst nicht versteht, andere Menschen verstehen?

Was denken andere über Sie?

Eine Selbsteinschätzung sollte immer mit einer Fremdeinschätzung (Feedback) verglichen werden. Das macht die ganze Angelegenheit nicht unangenehm, sondern noch spannender.

Emotionale Intelligenz steigern

Wer Feedback geben und annehmen kann, hat einen wichtigen Bereich der emotionalen Intelligenz gemeistert.

Sie müssen dazu Ihren Mitmenschen keinen Fragebogen in die Hand drücken. Ein persönliches Gespräch unter Freunden oder Bekannten ist meist die bessere Lösung.

Doch bevor Sie andere Menschen befragen, beantworten Sie sich im Vorfeld folgende beispielhafte Fragen.

Nehmen Sie eigene Fragen hinzu, die Ihnen wichtig sind.

  • Wie wirke ich auf andere Menschen? Welche Stärken und Schwächen würden sie formulieren, wenn ich sie danach frage?
  • In welchen Angelegenheiten werde ich um Rat oder einem Tipp gefragt?
  • Wie reagieren andere Menschen auf mich? Hören sie mir gerne zu? Woran erkenne ich das? Sind sie gerne mit mir zusammen? Gibt es vielleicht bestimmte Menschen, die mit mir gerne zusammen sind und andere nicht? Woran liegt das?
  • Was würden andere Menschen sagen, wenn ich sie frage, was mir selbst wichtig ist? Welche Handlungen, die ich vornehme, beobachten und formulieren sie?
  • Welche Erwartungen formulieren oder haben andere Menschen implizit an mich? Welche Erwartungen sind es im Beruf? Welche Erwartungen in der Familie? Tipp: Das lässt sich anhand von Konfliktsituationen leicht herausfinden, denn dann verstoßen Sie gegen Erwartungen, die andere Menschen an Sie haben.
  • Gelte ich als höflicher Mensch? Gelte ich als ehrlicher Mensch? …

Zum Thema Feedback geben und annehmen zu können, gibt es hier auf Philognosie zwei Artikel, die dies zum Thema haben. Sie können die Fähigkeit, Feedback zu geben und zu nehmen gezielt erlernen und erproben:

Der folgende Artikel ist zwar im Kontext von Seminaren geschrieben, kann aber genauso gut in anderen Bereichen des Lebens angewendet werden: „Regeln für konstruktives Feedback„.

Je nachdem, von wem Sie Feedback erhalten wollen, gibt es unterschiedliche Methoden, aus denen Sie auswählen können, um Feedback zu erhalten: Feedback geben: 8 Methoden für ein konstruktives Feedback

Mit Gefühlen umgehen lernen

Akzeptieren Sie Ihre Gefühle, ganz unabhängig davon, wie Sie sie bewerten! Dazu ist es notwendig, seine eigenen Gefühle wahrzunehmen und benennen zu können.

Emotionale Intelligenz steigern

Stellen Sie sich täglich die Frage, welche Gefühle, Gedanken und Stimmungen oft bei Ihnen auftreten?

Tipp: Dazu eignet es sich auch, einige Wochen lang ein tägliches Stimmungsbild zu formulieren bzw. die Gefühle zu notieren, die Sie in einer bestimmten konkreten Situation empfunden haben. Am Ende können Sie eine Auswertung vornehmen, welche Gefühle Sie gut/häufig empfinden und benennen können bzw. bei welchen Sie Probleme haben. Eventuell taucht ein Gefühl gar nicht auf, weil es verdrängt oder ignoriert wird.

Trainieren Sie, Ihre Gefühle nicht als positiv oder negativ zu bewerten. Denn auch die eher negativen Gefühle wie Angst, Aggression oder Trauer sind je nach Kontext nützlich und notwendig. Überlegen Sie sich, welchen Nutzen die von Ihnen negativ bewerteten Gefühle haben. Öffnen Sie sich und nehmen Sie immer genauer wahr, was genau Sie empfinden. Wo lokalisieren Sie ein bestimmtes Gefühl im Körper?

Je besser Sie Ihre Gefühle akzeptieren können, desto besser werden Sie auch mit Situationen oder anderen Menschen, die sehr emotional sind, umgehen können.

Andere Menschen in ihrem Wesen akzeptieren

Emotional intelligente Menschen empfinden die Andersartigkeit von Menschen nicht als bedrohlich, sondern als interessant. Sie sehen darin eine Möglichkeit, von anderen zu lernen und ihren Horizont zu erweitern.

Lernen Sie daher andere Sichtweisen von Menschen nachzuvollziehen. Hören Sie ihnen zu, ohne gleich den eigenen Standpunkt entgegenzusetzen. Fragen Sie sie nach den Gründen ihrer Überzeugung(en). Andere Menschen haben eine andere Geschichte, andere Erfahrungen als Sie.

Auch wenn Sie eine Persönlichkeit als unangenehm erleben, lohnt es sich genauer hinzusehen. Je besser Sie es schaffen zu akzeptieren, dass andere Menschen die Welt anders sehen, desto leichter wird es Ihnen fallen, deren Standpunkte zu sehen und zu verstehen.

Verbessern Sie Ihre Kommunikationsfähigkeiten

Emotional intelligente Menschen haben es gelernt, sich verständlich auszudrücken und die wesentlichen Fragen zu stellen. Mit anderen Menschen zu reden, anstatt aneinander vorbeizureden, ist ein komplexes Thema, komplexer als viele Menschen glauben. Das Thema der Kommunikation ist vielschichtig, dazu gehört:

Das Erlernen von Kommunikationstechniken, um sich selbst und andere Menschen besser zu verstehen. Hierzu gibt es hier auf Philognosie zahlreiche Artikel und Tipps – eine kleine Auswahl:

Das Erweitern des Wortschatzes

Wenn Sie bemerken, dass Ihr Wortschatz nicht geeignet ist das auszudrücken, was Ihnen wichtig ist, erweitern Sie ihn. Erweitern Sie Ihre Ausdrucksmöglichkeiten. Lernen Sie neue Begriffe hinzu, insbesondere jene, die mit dem Gefühlsleben und zwischenmenschlichen Situationen zu tun haben.

Erweitern Sie auch Ihre nonverbale Kommunikation. In vielen menschlichen Extremsituationen kann eine passende Geste oder eine Handlung mehr bewirken als Worte. 

Wenn Sie mehr zu diesem Thema erfahren wollen, lesen Sie folgende Artikel auf Philognosie:

Kritikfähigkeiten erweitern und mit Konfliktsituationen umgehen

Beides gehört ganz wesentlich zur Emotionalen Intelligenz! Doch beides setzt einige der vorher genannten Verbesserungsmöglichkeiten voraus (z.B. eigene Gefühle wahrzunehmen und zu benennen).

Emotionale Intelligenz trainieren

Zur Erweiterung der Kritikfähigkeiten gehören das Annehmen von Kritik und das Geben von konstruktiver Kritik. Auch Konfliktsituationen setzen voraus, dass man miteinander reden kann, um Lösungen zu finden, die alle Beteiligten zufriedenstellen.

Auch hier gibt es unter der Rubrik Kommunikation viele Ratgeber und Tipps zum Thema, z.B.:

Das Internet ist voll von guten Artikeln über Kommunikation, über Kritikfähigkeit und den Umgang mit Konfliktsituationen. Achten Sie aber darauf, dass Sie das Gelesene auch praktisch umsetzen können.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Verbessern Ihrer Emotionalen Intelligenz!

Cassandra B.