Aktiv Zuhören oder die Kunst Menschen zu verstehen

In diesem Artikel will ich Ihnen die Idee des „aktiven Zuhörens“ näher bringen. Sie werden sehen, dass ein Gespräch ganz neue Qualitäten erreichen kann, wenn Sie die Kunst des Zuhörens verstehen und anwenden.

Warum aktiv Zuhören?

Es gibt im Englischen die Redewendung: „People don´t listen, they reload!“ – (übersetzt: „Menschen hören nicht zu, sie laden nach.“). Menschen hören also nicht zu, was der andere gerade sagt, sondern nutzen ihn nur als „Stichwortgeber“, um selbst ihre Themen anzubringen.

Vielleicht haben auch Sie die Erfahrung gemacht, dass manche „Gesprächspartner“ Sie mit Monologen überschütten – von Zuhören keine Spur. Hauptsache, man redet viel und lange über sich selbst.

Aktiv zuhören versus Smalltalk

Denn nur wer „aktiv zuhört“, hat die Chance sein Gegenüber tatsächlich zu verstehen, statt nur das zu hören, was „er hören will“ und eh schon weiß.

Vielleicht werden auch Sie die Erfahrung machen, dass das Niveau Ihrer Gespräche im Laufe der Zeit zunehmen wird, d. h. für Sie und Ihren Gesprächspartner interessanter wird. Gehen wir einfach schrittweise vor, um zu verstehen, was zum „aktiven Zuhören“ alles gehört.

Sind Sie ein aufmerksamer Zuhörer?

Was für andere Menschen gilt, gilt in gleichem Maße auch für Sie. Mit anderen umgehen, bedeutet, mit ihnen zu reden. Haben Sie sich schon einmal gefragt, was Ihr Gesprächspartner macht, während Sie zu ihm reden? Vielleicht werden Sie sagen: „Er hört mit zu!“ – aber sind Sie sich da wirklich sicher?

aktiv zuhören Methode

So sicher ist es nämlich gar nicht, dass Ihnen Ihr Partner wirklich zuhört. Fragen Sie sich doch einfach selbst. Wie oft haben Sie sich schon ertappt, dass während eines Gesprächs Ihre Gedanken abschweifen und Sie eigentlich ganz woanders sind. Manchmal denkt man auch schon über das nächste Argument nach und überlegt – während der andere noch erklärt – was man dagegenhalten will.

Daher ist in diesem Kontext zunächst die Frage interessant, woran man einen „Zuhörer“ überhaupt erkennt.

„Teilweise Zuhören“ heißt „nicht Zuhören“!

Das „teilweise Zuhören“ ist heute gang und gäbe. Schließlich muss man sich auf den nächsten eigenen Redebeitrag vorbereiten, die Kinder kommen bald aus der Schule, dies und das ist noch zu erledigen. Die beste Gelegenheit nachzudenken ist, wenn der Gesprächspartner gerade redet.

Es ist aber nicht so, dass Sie nun gar nichts mehr mitbekommen von dem, was Ihnen Ihr Partner gerade erzählt, denn wir hören zu und denken abwechselnd. Schließlich wissen wir ganz genau, was uns unser Gegenüber sagen will.

So, nun sind Sie wieder an der Reihe, mit dem Reden. Doch, was macht inzwischen Ihr Gesprächspartner? Genau das gleiche wie Sie – teilweise Zuhören? Woran erkenne ich das?

Normalerweise erkenne ich das daran, dass der Gesprächspartner nur auf Bruchstücke oder Teilsätze meiner Rede reagiert. Manchmal vielleicht auch nur auf Reizwörter, die ihn zu einem Statement bewegen. Wer teilweise zuhört, verliert den Kontext, indem der Sinn der Rede eingebettet ist.

Zudem wird oft wenig bis gar nicht nachgefragt, was der Gesprächspartner meint. Man operiert mit Bruchstücken eines Kontextes und verzerrt dadurch das Gesagte. In belanglosen Gesprächen mag das nicht weiter wild sein. Aber wenn es sich um ein wichtiges Thema handelt, fühlt sich der Gesprächspartner nicht verstanden und es kommt leicht zu folgenschweren Missverständnissen.

Aktiv Zuhören – aber wie?

Aktives Zuhören ist kein Trick oder Geheimnis. Vielmehr ist es eine Frage der Einstellung. Gutes Zuhören kann man zum Teil des eigenen Lebens machen. Damit bekommen Sie alle Informationen, die Ihnen Ihr Gegenüber geben will. Die Ihnen entgegengebrachte Wertschätzung als Zuhörer steigt, ebenso die Wahrscheinlichkeit, dass Sie den anderen verstehen, anstatt nur Bruchstücke seiner Rede zu hören.

Der erste Schritt zum aktiven Zuhören ist -> Widmen Sie Ihrem Gesprächspartner Ihre gesamte Aufmerksamkeit!

Aktives Zuhören und Aufmerksamkeit

Vermeiden Sie es, an andere Dinge zu denken. Bleiben Sie beim Thema des Gesagten. Versuchen Sie eine Vorstellung oder Bild darüber zu bekommen, was Ihnen der andere sagt. Doch welche Elemente gehören noch zum „aktiven Zuhören“?

Der aktive Zuhörer … :

  • … ist mit seiner Aufmerksamkeit beim Gespräch und bei seinem Partner.
  • … zeigt seinem Gesprächspartner, dass er ihn akzeptiert und schätzt.
  • … hat die Einstellung, dass aufmerksames Zuhören zum gesamten Prozess der Kommunikation gehört.
  • … stellt Fragen, um sicherzustellen, dass er versteht „was der andere gemeint hat“.
  • … sucht nicht nach Differenzen, sondern nach Gemeinsamkeiten.
  • … fällt ihm nicht ins Wort, sondern gibt dem anderen die Zeit, die er braucht, um sich auszudrücken.

Wenn Sie diese Anregungen annehmen, werden Sie Ihrem Gesprächspartner den Eindruck vermitteln, dass Sie ihn akzeptieren. Einen „schlechten Zuhörer“ zeichnet aus, Dinge zu überhören, die in einer ihm nicht genehmen Art und Weise vorgetragen werden.

Manchmal werden wichtige Inhalte nur schlecht artikuliert, die Betonungen sitzen nicht, der Gesprächspartner verströmt Langeweile. Oftmals ist es auf Nervosität oder schlechte Konzentration zurückzuführen, wenn man nicht den richtigen Ton trifft.

Signalisieren Sie Ihrem Gegenüber, dass Sie ihn akzeptieren und ihm mit Interesse zuhören. Dies können Sie durch ein Lächeln, Blickkontakt oder ein zustimmendes Kopfnicken tun. So helfen Sie ihm, ruhiger und zentrierter zu werden.

Zuhören – Paraphrasieren – Verstehen

Beginnen Sie Ihren Gesprächsbeitrag, indem Sie wiederholen, was Sie von den Ausführungen Ihres Partners verstanden haben – paraphrasieren Sie ihn. Damit geben Sie ihm die Gelegenheit zu prüfen, ob das „Wesentliche seiner Rede“ bei Ihnen angekommen ist.

Lassen Sie sich ruhig korrigieren, wenn er mit Ihren Paraphrasierungen nicht einverstanden ist. Das ist kein Makel, sondern gehört zu jedem „verstehenden Gespräch“.

Falls er Sie korrigiert, versuchen Sie den Aspekt zu erfassen, den Sie „anders verstehen“ sollten. Antworten Sie erst auf einen Sachverhalt, wenn Ihnen der Gesprächspartner zu verstehen gegeben hat, dass Sie ihn vollständig verstanden haben. Sie werden sehen, dass nun Ihre Ideen und Ratschläge viel besser auf seine „Problematik“ passen und viel weniger Missverständnisse auftreten.

Aktives Zuhören mag für manche Menschen anfangs eine kleine Geduldsübung sein. Aber es ist keinesfalls Zeitverschwendung. Berücksichtigen Sie einfach, was passiert wäre, wenn Sie am anderen vorbeigeredet hätten, nämlich jede Menge Missverständnisse.

Missverständnisse – oder einen Streit – zu klären, ist wesentlich zeitaufwendiger, als „richtig zuzuhören“. Denn ein Missverständnis – oder Streit – kann Sie Stunden und Tage kosten, bis eine aufgeschlossene Gesprächssituation wiederhergestellt ist.

Außerdem motivieren Sie Ihren Gesprächspartner durch Ihr positives Beispiel selbst aufmerksamer zuzuhören. So werden Sie mit der Zeit auch die Chance bekommen, intimere Themen anzusprechen.

Bedenken Sie einfach – besonders intimere Gespräche sind ohne ein wirkliches „verstehen wollen“ gar nicht möglich! Aber auch wenn Sie nur diese kleinen Ratschläge aus dem Artikel beachten, werden Sie die Erfahrung machen, dass sich die Qualität Ihrer Gespräche wesentlich verbessern wird.

Viel Erfolg beim „Aktiven Zuhören“!

Axel C. Balzer