Feedback geben: 8 Methoden für ein konstruktives Feedback

Wer Stärken und Schwächen über das eigene Verhalten, Thema, Vortrag, Unterricht etc. bekommen will, sollte sich Rückmeldung (Feedback) von den Teilnehmern geben lassen. Hier zeigen wir 8 erfolgreiche Feedback-Methoden, die Sie in unterschiedlichen Situationen einsetzen können.

Wozu Feedback-Methoden anwenden?

Im Gegensatz zur „Kritik“ werden bei Feedback-Methoden alle Aspekte einer Sache gesammelt: Pro & Kontra stehen sich gleichwertig gegenüber. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass spontanes Feedback mitunter misslingt, beispielsweise das Thema verfehlt, einseitige Lobhudelei oder gar destruktive Kritik hervorbringt.

Um Feedback erfolgreich geben zu können, ist es empfehlenswert, sich erprobter Feedback-Methoden zu bedienen. Sie stellen einen vorher festgelegten Rahmen bereit, innerhalb dessen konstruktives Feedback gezielt gefördert wird.

Feedback geben: 8 Methoden für ein konstruktives Feedback

Welche Feedback-Methode wähle ich?

Da nicht jede Feedback-Methode für jede Situation geeignet ist, sollten Sie sich vor der Wahl einer Methode folgende Fragen stellen:

  • Mit welcher Altersgruppe von Menschen haben Sie es zu tun? Beispielsweise eignen sich bei Kindern andere Feedback-Methoden als bei Erwachsenen. Spielerisches Feedback eignet sich gut für Kinder, während sachliches Feedback eher etwas für Erwachsene ist.
  • Wie groß ist die Gruppe, von der Sie Feedback erhalten wollen? In einer Gruppe von 20 Personen spielt der Zeitfaktor eine größere Rolle, als bei einem Feedback vom Beziehungspartner. Bei einer größeren Gruppe empfiehlt es sich eine kurze Methode auszuwählen, damit niemand lange warten muss. Außerdem sollte die Methode die Fähigkeiten, Ressourcen und Interessen der Teilnehmer berücksichtigen.
  • Wie differenziert soll das Feedback sein? Wollen Sie z. B. nur erfahren, wie es den Teilnehmer geht, oder wollen Sie ein sehr detailliertes Feedback erhalten? Überlegen Sie sich vorher, welche Ziele Sie mit der Methode erreichen wollen.
  • Welche Informationen benötigen Sie genau? Wollen Sie Stärken und Schwächen Ihres Verhaltens / dem Unterricht / der Vorgehensweise etc. bekommen? Die Stimmung erfassen? Anregungen / Beispiele / Themen von den Teilnehmern erfragen?

Je nach Situation werden sich unterschiedliche Feedback-Methoden eignen. Die Erfolgswahrscheinlichkeit steigt signifikant, wenn Sie eine passende Methode auswählen. Die folgenden Methoden sollen Anregungen geben, wie man ein Feedback erfolgreich gestalten kann. Scheuen Sie sich aber nicht davor, die Feedback-Methoden zu modifizieren bzw. auf die jeweiligen Umstände anzupassen.

Bei der Auswahl der hier vorgestellten Methoden kamen drei Gesichtspunkte zum Tragen:

  • Sie sollen Gespräche fördern (im Gegensatz zu eher statistischen Methoden),
  • sie sollen möglichst schnell einsetzbar sein,
  • sie sollen möglichst einfach durchzuführen sein.

Regeln für Feedback-Methoden

Sie können die im Weiteren genannten Feedback-Methoden auch noch mit zusätzlichen Regeln versehen, die ein konstruktives Feedback fördern. Sehen Sie sich dazu den Artikel „Seminarleiter Tipps: Regeln für konstruktives Feedback“ an und notieren jene Regeln, die Sie mit den folgenden Methoden kombinieren wollen.

Die „Fünf-Finger-Methode“

Die Fünf-Finger-Methode teilt das Feedback in 5 Aspekte, denen jeweils ein Finger zugeordnet ist. Die Bedeutung der einzelnen Finger / Aspekte kann man den Teilnehmern wie folgt erklären:

  • Daumen (Geste „Daumen hoch) bedeutet Lob z. B. „Das war top!“ – „Mir hat XY besonders gefallen“
  • Zeigefinger (Geste „Zeigen“ → hier soll man hinsehen) bedeutet neue Erkenntisse, Erfahrungen, die das Thema „gezeigt“ hat. Man kann auch Hinweise und Ergänzungen damit ausdrücken ala „Mir ist aufgefallen, dass …“ – „Ich wollte noch XY ergänzen“.
  • Mittelfinger (Stinkefinger): Das hat mich genervt / gestört / XY sollte man verbessern.
  • Ringfinger (Finger der Bindung / Ehering): „XY will ich mitnehmen“ – „Daran will ich festhalten …“
  • Kleiner Finger: Mir ist Folgendes zu kurz gekommen … – Der Aspekt XY war zu wenig erklärt / ausgeführt.

Die Evaluation kann mündlich oder schriftlich erfolgen. Wichtig ist, dass jeder etwas zu den einzelnen Fingern sagt oder schreibt. Da die Bedeutung der Finger (Aspekte) aus bekannten Gesten / Verwendung der Finger abgeleitet ist, ist sie schnell erlernt.

Feedback-Methode: Das „Blitzlicht“

Ein Blitzlicht kann fast überall spontan eingesetzt werden. Es handelt sich um eine beliebte und schnelle Methode. Wichtig dabei ist, dass jeder Teilnehmer die vorher festgelegte Zeit einhält (z. B. 1 Minute pro Person) und zu einer konkreten Frage etwas sagt, z. B. „Wie fühlst du dich?“ Dann kommt der Nächste dran.

Stellen Sie den Teilnehmern frei, ob bzw. wie viel sie sagen wollen. Sobald ein Teilnehmer fertig ist, kann der nächste beginnen. Vermeiden Sie Kommentare oder Kritik beim Blitzlicht, sonst ergeben sich schnell lange Diskussionen. Geben Sie eine einfache Vorgehensweise an, z. B. die Reihenfolge der Redebeiträge erfolgt in der Runde im Uhrzeigersinn.

Feedback Methode Blitzlicht

Machen Sie sich stichpunktartige Notizen und leiten Sie passende Maßnahmen ab. Sagen mehrere Teilnehmer beispielsweise, dass sie müde oder unkonzentriert sind, sollten Sie darauf mit einer Pause oder Entspannungsübung reagieren.

Ein Blitzlicht kann auch schriftlich gegeben werden. Doch auch hier ist eine konkrete Fragestellung wichtig, die auf dem Blatt notiert wird (z. B. in einer Sprechblase). Jeder Teilnehmer beantwortet die Frage mit 1 bis 3 Sätzen.

Feedback-Methode: „Rezension“

Jeder schreibt seine Einschätzung in Form einer Theaterrezension (auch die Form einer Buchrezension ist möglich). Die Teilnehmer berichten über die Inszenierung (z. B. den Ablauf eines Seminars betreffend, Planung, Organisation), die Reaktionen des Publikums (der anderen Seminarteilnehmer), über die Bühne (das Ambiente und Räumlichkeiten), die Akteure (z. B. Hauptdarsteller, Nebendarsteller) und inhaltliche Darbietung.

Feedback Methode Rezension

Der Vorteil dieser Methode liegt darin, dass die Teilnehmer durch ihre kreativen Möglichkeiten mehr Distanz zum Geschehen gewinnen und die Art des Feedbacks einen gewissen Unterhaltungswert bietet. Auch kritische, bewertende Aussagen können in diesem Kontext leichter formuliert werden. Die Art, wie die Rezension geschrieben wurde, ist ebenfalls ein Indikator dafür, wie gut ein Thema aufgenommen wurde.

Ein Nachteil dieser Feedback-Methode liegt darin, dass sie einen recht großen Spielraum für Interpretationsmöglichkeiten bietet und so das Verstehen erschweren kann. Die Rezensionen können am Ende von den Teilnehmern vorgetragen oder vom Leiter eingesammelt und ausgewertet werden.

Feedback-Methode: Die „Ampel“

Bei dieser Methode muss ein Set Karten mit den Ampelfarben (rot, gelb und grün) vorbereitet werden. Für jeden Feedback-Teilnehmer steht mindestens ein Kartenset zur Verfügung.

Die Teilnehmer sitzen in einem Kreis und wählen je eine der drei Karten aus, um ihre Meinung zu einer vorher festgelegten Frage zu zeigen, z. B. „Wie hat Ihnen der Vortrag gefallen?“ Dabei muss die Bedeutung der Kartenfarben vorher bestimmt sein.

Feedback geben: Methoden für ein konstruktives Feedback

Ein Beispiel:

  • Rot bedeutet: „Ich fand es nicht gut, dass …“
  • Gelb bedeutet: „Ich schlage folgende Verbesserung vor …“
  • Grün bedeutet: „Ich fand es gut, dass …“

Die drei Farben können natürlich auch durch andere Symbole (z. B. Smileys mit unterschiedlicher Mimik) ersetzt werden. Der Leiter stellt nun Behauptungen auf, welche die Teilnehmer – mit dem Hochhalten eines entsprechenden Kärtchens – beantworten. Diese Methode eignet sich gut für Kindergruppen.

Feedback-Methode: Der „Feedbackbogen“

Der Leiter hat einen Feedbackbogen vorbereitet, der den Teilnehmern zum Ausfüllen gegeben wird. Der Leiter kann sich also gezielt überlegen, zu welchen Themen er Feedback haben will. Im Feedbackbogen können Bewertungsmöglichkeiten (beispielsweise Schulnoten von 1 bis 6) angeboten werden. Das hat den Vorteil, dass es das Ausfüllen beschleunigt und erleichtert.

Mögliche Fragen können sein:

  • Wie beurteilen Sie die Fachkompetenz des Seminarleiters?
  • Wie ist er mit Problemen bzw. Störungen in der Gruppe umgegangen?
  • Wie ging er auf fachliche Fragen ein?
  • Wie beurteilen Sie die Sicherheit des Seminarleiters?
  • Wie beurteilen Sie seine Freundlichkeit?
  • Wie vorbereitet wirkte der Seminarleiter?
  • Wie verständlich fanden Sie die Seminareinheit?

Sie können den Bewertungsbogen auch mit sogenannten „offenen Fragen“ mischen. Dies empfiehlt sich, damit die Teilnehmer auch persönliche Statements abgeben können. Beispiel: „Haben Sie noch zusätzliche Anmerkungen, Verbesserungsvorschläge oder Kritik?“

Diese Feedback-Methode hat den Vorteil, dass Sie sehr differenziertes Feedback bekommen. Doch achten Sie darauf, dass der Feedbackbogen nicht zu lang ausfällt. Es wird empfohlen, sich auf eine Din-A4-Seite zu beschränken. Werten Sie das Feedback im Anschluss aus und notieren Sie, was Sie künftig verbessern wollen.

Feedback-Methode: Die „Zwei-Seiten-Methode“

Jeder Teilnehmer erhält ein leeres Blatt. Auf einer Seite werden alle positiven Ereignisse festgehalten (z. B. was hat mich besonders interessiert, was war für mich wichtig, was war mir neu, was habe ich gelernt, was war für mich anregend? …).

Auf der Rückseite des Blattes werden alle negativen oder kritischen Gedanken beschrieben (z. B. was habe ich nicht verstanden, was hat mich nicht interessiert, was fehlte mir, was hat mich gestört? …). Für das Aufschreiben bekommt jeder 3-5 Minuten Zeit.

Feedback Methode in Gruppen

Das Feedback kann im Anschluss oder bei einem Folgetreffen in der Gruppe ausgewertet werden. Allerdings kann der Leiter das Feedback auch alleine auswerten.

Auf alle Fälle ist es hilfreich nach der Auswertung mit der Gruppe ein Gespräch zu führen: wie man das Feedback interpretiert und was man beim nächsten Mal besser machen will.

Feedback Methode: „Feedback-Briefe“

Diese Methode eignet sich gut für größere Gruppen. Dabei geben sich die Teilnehmer gegenseitig Feedback.

Der Namen jedes Teilnehmers wird auf einem Zettel geschrieben, gemischt und anschließend in der Gruppe ausgeteilt.

Feedback Methode Brief schreiben

Jeder schreibt der Person, die er gezogen hat, einen kurzen Brief. Man kann die Briefe auch im Kreis weitergeben lassen, bis man den eigenen Brief wieder in Händen hält. So wird das Feedback für jeden ausführlicher. Bei größeren Gruppen ist es zeitlich sinnvoll, den Kommentar auf ein bis zwei Sätze / Stichworte o. ä. zu beschränken.

Ein Beispiel für Fragen, die beantwortet werden sollen:

  • Was mir an Ihnen besonders gefällt, ist …
  • Was ich mir von Ihnen wünsche, ist …
  • Was Sie an sich verbessern könnten, ist …

Anschließend werden die Kärtchen wieder auf den Boden gelegt, diesmal mit dem Namen nach oben. Jeder nimmt nun die Karte mit seinem Namen.

Im Anschluss wird eine Runde gemacht, wo jeder sagen kann, ob er das Feedback annehmen will oder nicht. Wer will, kann den anderen sein Feedback mitteilen. Der Vorteil dieser Feedback-Methode besteht darin, dass jeder Teilnehmer etwas mit nach Hause nehmen und über sich nachdenken kann.

Feedback-Methode: „Geschenk überreichen“

Diese Methode kann gut zum Abschluss eines Seminars eingesetzt werden. Es bilden sich Paare. Jeder überlegt sich für den anderen ein imaginäres Geschenk, das er ihm überreicht und beschreibt, um was es sich handelt. Er sollte auch dem Beschenkten darüber informieren, warum er dieses Geschenk ausgewählt hat. Der Beschenkte bedankt sich und überreicht nun seinerseits ein Geschenk.

Feedback Methoden Gruppen Seminare

Scheuen Sie sich nicht davor Feedback-Methoden auf Ihre Situation, auf Ihre eigenen bzw. auf die Bedürfnisse der Beteiligten zuzuschneiden. Wenn Ihnen eine neue Methode einfällt, probieren Sie sie aus! Je mehr Erfahrungen Sie dabei sammeln, desto mehr Ansatzpunkte werden Sie bekommen, Ihre Arbeit und Ihren Umgang mit anderen Menschen zu verbessern. Denn ein erfolgreiches Feedback sollte immer die Möglichkeit eröffnen, noch besser zu werden.

Viel Erfolg mit der Wahl der passenden Feedback-Methode!

Cassandra B.

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