Verhalten ändern: Erfolgskontrolle durch Feedback

Selbstkritische Menschen werden an sich selbst immer wieder Verhaltensweisen beobachten, die sie ändern wollen. Wir eignen uns im Laufe unseres Lebens viele Verhaltensgewohnheiten an, die leider nicht alle konstruktiv sind. Aber wir haben die Fähigkeit zu reflektieren, die Wirkungen unseres Verhaltens kritisch zu bewerten und destruktive Verhaltensweisen zu verändern. Hier spielt das Feedback von anderen eine entscheidende Rolle, denn sie können uns sagen, ob wir uns eine Veränderung nur einbilden oder ob sie auch wahrgenommen und akzeptiert wird.

Wie wirkt mein Verhalten auf andere Menschen?

Verhaltensweisen kann man als eine Art der Kommunikation verstehen. Hier entwickeln wir aufgrund unserer Erfahrungen und Bewertungen bestimmte Gewohnheiten, wie wir mit anderen Menschen in verschiedenen Situationen umgehen. Diese Gewohnheiten bestimmen, wann wir auf ein Gegenüber eingehen und wann wir es ablehnen oder auch die Fassung verlieren und die Kommunikation abbrechen.

Eine gute Faustregel zur Selbstreflexion lautet: Die Bedeutung einer Aussage bestimmt der Empfänger. Mit dieser Einstellung übernehmen wir die Verantwortung für die Wirkung von dem, was wir sagen und wie wir es sagen. Viele schieben die Verantwortung der eigenen Wirkung gerne auf andere ab, gerade dann, wenn ein Gespräch schiefläuft. Der „Andere“ hat nicht zugehört, etwas falsch verstanden, ist unsensibel. Damit ist zwar die Schuldfrage geklärt, aber einer Klärung oder Lösung eines Problems ist man keinen Schritt näher.

problematisches Verhalten ändern

Bei einem Streit braucht es aber immer zwei Parteien, die ihn aktiv betreiben. Sobald eine Partei den „Streitmodus“ verlässt, ist die Schleife unterbrochen. Es mag wenig bringen den Anderen ändern zu wollen, aber sich selbst kann man ändern.

Dummerweise haben die meisten Menschen gerade da blinde Flecken, wenn es um ihre eigenen problematischen Verhaltensweisen geht. Wer trotzdem seinen blinden Flecken auf die Spur kommen will, braucht nur andere Menschen zu fragen. Denn für sie sind unsere Probleme nicht selten offensichtlich. Man muss sie nur fragen – ein ehrliches Feedback einfordern – wenn wir unsere blinden Flecken erkennen und verstehen wollen.

Leider ist die Meinung, dass eigene Fehler eine Schwäche sind, die es zu verbergen gilt, weit verbreitet. Schein ist wichtiger als Sein – wer „perfekt“ sein will, darf sich keine Blöße geben. Aber wir alle machen Fehler – wir sind nicht perfekt – Fehler zu machen gehört zum Leben und zum Lernen. Fehler sind eine Chance – eine Chance, mit einer ähnlichen Situation in der Zukunft anders umzugehen.

Problematische Verhaltensweisen erkennen

Gerade wenn Sie viel mit Menschen zu tun haben, ist es wichtig sich so verhalten zu können, dass andere gerne mit Ihnen zusammenarbeiten wollen, sich in Ihrer Nähe wohlfühlen oder sich ernst genommen und verstanden fühlen. Wer es sich selbst zum Ziel setzt, bestimmte persönliche Defizite zu verbessern, sucht nicht selten Anregungen, wie man anfangen kann – welche Ziele interessant und wichtig sind.

positive Ziele Verhaltensänderung

Eigene Ziele sind wichtig, wenn man sich Feedback von anderen einholen will. Je konkreter sie formuliert sind, desto leichter ist es für einen Gesprächspartner dazu Stellung zu nehmen – ein entsprechendes Feedback zu formulieren. Damit Sie von dieser Idee eine konkretere Vorstellung bekommen, will ich Ihnen einige Beispiele geben, wie positive Zielformulierungen aussehen können.

Beispiele für positive Zielformulierungen:

  • Ich will anderen Menschen besser zuhören und ihre Ideen ernst nehmen.
  • Ich will, dass mich meine Kollegen als einen höflichen (hilfsbereiten, zuvorkommenden) Mitarbeiter wahrnehmen.
  • Ich will lernen, mich verständlich auszudrücken.
  • Ich kann konstruktive Kritik annehmen und wertschätzen.
  • Ich interessiere mich für die Meinung (Ideen) von Anderen und frage aktiv nach, bis ich verstanden habe, was gemeint ist.
  • Ich will Konflikte lösen, d. h. nach Wegen suchen, Lösungen zu finden, die für beide Seiten akzeptabel sind.

Feedback von anderen lässt sich hier zu verschiedenen Zwecken nutzen. Einerseits kann man Problemstellungen erfragen (Analyse), aber auch den Fortschritt – oder „Wo stehe ich in Bezug auf mein Ziel“ – prüfen. Denn eine Verhaltensänderung wirkt nur dann, wenn sie von anderen auch wahrgenommen wird. So kann man einer Selbsttäuschung oder Selbstüberschätzung entgegenwirken.

Die richtige Wahl von Feedback-Partnern

Wer ehrliches Feedback bekommen will, braucht auch Partner, die zu kritischem Feedback fähig und bereit sind. Im Rückblick auf mein eigenes Leben würde ich heute sagen, dass meine „Feinde“ die besten Detektoren für meine problematischen Verhaltensweisen waren. Dummerweise fällt es nicht nur mir schwer, solche kritischen Stimmen ernst zu nehmen – zumal scharfe Kritiker oft die Grenze zwischen konstruktiver und destruktiver Kritik überschreiten. Dennoch sehen gerade solche Menschen mit Adleraugen auf die feinsten Details meiner Schwächen und trauen sich den Finger direkt in die Wunde zu legen.

Persönlich fand ich es dabei hilfreich, zwischen Inhalt und Form einer Kritik zu unterscheiden. Das heißt – auch wenn ich die Form – oder das „Wie“ – unangemessen finde, bedeutet das noch nicht, dass der Inhalt nicht stimmt. Dies geht anscheinend vielen Menschen so – wenn die Form der Ansprache nicht stimmt, geht der Inhalt verloren. Diesen Unterschied zu erkennen und zu akzeptieren gelang mir aber erst dann, als ich diesen Fehler bei mir selbst bemerkte.

Feedbackpartner wählen

Wer sich das Leben einfacher machen will, kann sich auch eine vertraute Person als Feedback-Partner wählen. Meist liegt die Hemmschwelle hier deutlich niedriger, da man einem Freund(in) eher zutraut, konstruktives Feedback zu geben. Wichtig ist am Ende nur, dass man die Sicht von anderen überhaupt anerkennt. Sie als Maßstab dafür betrachtet, ob eine Verhaltensänderung wirkt oder nicht. Denn viele gute Vorsätze scheitern schlicht an Selbstbetrug – man gaukelt sich nur vor, etwas anderes zu tun, aber keiner sieht es.

Wenn jedoch andere Menschen eine Änderung bemerken, können Sie sicher sein, dass sich damit auch die Reaktion der Anderen verändert. Sie durch ihre Verhaltensänderung tatsächlich auch die Art ändert, wie die „Welt“ auf Sie reagiert. Insofern kann man das Feedback von anderen als brauchbare Erfolgskontrolle ansehen, ob und inwiefern Sie sich ihrem Ziel nähern.

Feedback kritisch reflektieren

Um mit Feedback richtig umzugehen, sollte man auch das Feedback selbst kritisch reflektieren. Feedback ist die Meinung eines Anderen und keine objektive Wahrheit. Es geht nicht darum, sich die Sicht des Anderen zu übernehmen, sondern vielmehr sich anregen zu lassen, um eigene blinde Flecken aufdecken zu können.

Es gibt Menschen, die kein kritisches Feedback geben können (oder wollen), da sie befürchten, dass ihre Kritik zu Konflikten führt. Andererseits gibt es auch überkritische Menschen, denen man gar nichts recht machen kann. Ein guter Feedback-Partner sollte mindestens zu einer konstruktiven Kritik fähig sein, d. h. sowohl Stärken als auch Schwächen benennen zu können. Wenn Sie bei der Wahl des Feedback-Partners nur auf dieses Kriterium achten, schließen Sie die beiden erstgenannten Extreme schon einmal aus.

Wenn man Feedback auf eine Verhaltensänderung einholen will, braucht es eben auch einen Partner, der bereit und fähig ist, dies beobachten und ausgewogen bewerten zu wollen. Einem fanatischen Ideologen wird man nichts recht machen können. Ebenso nicht jenen Leuten, die ständig recht haben müssen und versuchen den Rest der Welt nach ihrem Weltbild zu erziehen.

Daher sollte man sich immer vergegenwärtigen, dass ein Feedback nicht mehr als eine Anregung ist. Am Ende entscheiden Sie immer noch selbst, welche Anregungen Sie annehmen oder ablehnen wollen. Aber wer sich Feedback einholt, wird Anregungen bekommen – sprich neue Ideen, die bedenkenswert sind und auch manche blinden Flecken sichtbar machen, die man selbst nie erkannt hätte.

Wacki Bauer