Wie wirkt meine Körpersprache auf Gesprächspartner?

Viele Menschen versuchen ihre Überzeugungskraft durch eine sprachliche Schulung zu verbessern. Sie vergessen dabei, daß ihr Gesprächspartner nicht nur die Rede selbst, sondern zusätzlich auch die Non-Verbale-Kommunikation – die Körpersprache – als Information interpretiert.

Während die reinen Sachinformationen der Sprache uns kognitiv anregen, vermittelt uns die Körpersprache unseres Gegenübers einen emotionalen Eindruck der Gesprächssituation.

Körpersprache Mimik Gestik interpretierenIm Optimalfall passen die Inhalte des Gesprächs und die Körpersprache zusammen. Problematisch wird die Situtation, wenn das Verhalten mit dem Gesagten im Widerspruch steht.

Wenn Ihr Gesprächspartner den Augenkontakt vermeidet, sich im Gespräch immer wieder abwendet, oder leise vor sich hinnuschelt, werden Sie ihm kaum glauben, daß er ein lebendiges Interesse am Gesprächsthema hat.

Da die meisten Menschen ihre Körpersprache kaum unter Kontrolle haben, wird sie oft (unbewußt) als Indiz für Ehrlichkeit verwandt.

Anders gesprochen – wenn Sprache und Verhalten übereinstimmen, hat Ihr Gegenüber den Eindruck Sie handeln aufrichtig – nimmt Ihr Gegenüber jedoch Ungereimtheiten wahr, wird er vorsichtig oder zieht sich evtl. sogar zurück. Versuchen Sie sich deshalb Ihrer Körpersprache bewußt zu werden.

Forscher haben herausgefunden, daß die Körpersprache in vielen Fällen sogar stärker auf den Gesprächspartner wirkt, als das gesprochene Wort. Ich zeige Ihnen im Folgenden anhand von Beispielen, wie Sie Ihre Körpersprache erforschen bzw. – Ihren Zwecken angemessen – schulen können.

Tipps: Körpersprache selber interpretieren

  1. Körperposition:
    Wenden Sie sich Ihrem Gesprächspartner mit Ihrem Körper zu. Selbst wenn Sie ihm nur leicht schräg gegenübersitzen, sich zurückbeugen oder gar ganz abwenden, signalisieren Sie ein geringes Interesse am Gespräch. Eine vorgebeugte Position des Körpers vermittelt ein Angebot der Annäherung, während Zurücklehnen oder Abwenden Distanz oder Desinteresse ausdrücken.
  2. Verhaltenspiegel:
    Verhaltensforscher haben herausgefunden, daß sich Menschen, die intime oder vertrauliche Inhalte besprechen, fast spiegelgleiche Körperpositionen einnehmen. Unterschiedliche Körperhaltungen der Gesprächspartner signalisieren die fehlende Bereitschaft sich aufeinander einzulassen. Sie zeigen damit, daß Sie Ihr Gegenüber auf Distanz halten wollen.
  3. Augenkontakt:
    Ihre Augenbewegungen veraten dem Gesprächspartner, mit was Sie sich gerade beschäftigen bzw. wie Sie sich fühlen. Schnelle und unruhige Augenbewegungen werden leicht als Unsicherheit oder Nervosität gedeutet. Wird der Augenkontakt vermieden oder blickt der Gesprächspartner häufig zu Boden, erscheint er unterwürfig oder leicht zu orientieren. Bei verliebten Menschen (oder Menschen, die in einem sehr angeregten Gespräch vertieft sind) werden die Augen größer und der Blickkontakt wird gesucht. Zusammengekniffene Augen vermitteln oft den Eindruck von Aggression, während halboffene Augen Desinteresse und Müdigkeit anzeigen. Ein ruhiger Blick (Augenkontakt) mit offenen Augenlidern wird häufig als Indiz für Charakterstärke und Offenheit gedeutet.
  4. Mimik:
    Stirnrunzeln oder eine steile Strinfalte über der Nasenwurzel drücken Nachdenklichkeit oder Skepsis aus. Offenheit wird am Besten durch ein lockeres Gesicht mit einem leichten Lächeln vermittelt. Eine schräge Lage des Kopfes signalisiert dem Gegenüber, daß Sie von seinen Ausführungen noch nicht recht überzeugt sind.
  5. Gestik:
    Bei der Gestik ist die Geschwindigkeit und Art der Bewegungen entscheidend. Ein interessierter Zuhörer wird seine Arme beim Gespräch nicht verschränken (verschlossene Geste). Achten Sie auf eine offene Haltung, wenn Sie Ihrem Gesprächpartner Interesse signalisieren wollen. Die Hände sind dabei meist seitlich vom Körper oder bilden zumindest keine „Barriere“. Gesten mit dem Zeigefinger deuten eine Orientierung an, können im Konfliktfall sogar als Angriffsgeste (mit dem Zeigefinger in Richtung des Gesprächspartners stechen, wie mit einem Messer) verwendet werden. Wenn Sie Ihrem Gegenüber öfter Ihre offenen Handflächen zeigen, vermitteln Sie ihm, daß Sie bereit sind, etwas von ihm anzunehmen.

Sie werden feststellen, daß diese Beobachtungskriterien nur ein kleiner Teil dessen sind, was wir an Körpersprache wahrnehmen und beurteilen. Oftmals macht auch die Mischung zwischen den einzelnen Elementen die eigentliche Wirkung aus. Es geht mir in diesem Artikel nicht darum, Ihnen ein Patentrezept für erfolgreiche Kommunikation vorzustellen, sondern Ihre eigene Beobachtungsgabe anzuregen und zu schärfen.

Experimentieren Sie bewußt mit der Sprache Ihres Körpers – Sie werden bemerken, daß das Verhalten Ihrer Gesprächspartner sich direkt an Ihrer Non-Verbalen-Kommunikation ausrichtet. Je bewußter Sie Ihre Körpersprache einsetzen, desto leichter können Sie in einem Gespräch die gewünschte Wirkung erreichen.

Lernen auch Sie die Kunst erfolgreicher Kommunikation: „Rhetorik I – Gezielt überzeugen“

Tony Kühn