Die Sache mit der Konzentration

Konzentrationsfähigkeit ist keine absolute Fähigkeit, die ein Mensch haben oder nicht haben kann. Auch Kinder mit ADHS können sich konzentrieren, wenn sie motiviert sind. Hier finden Sie Tipps, was Konzentration ist und wie man sich besser konzentrieren kann.

Was heißt Konzentration und was ist die Aufmerksamkeit?

Konzentration ist die Fähigkeit, die ungeteilte Aufmerksamkeit auf ein und dieselbe Sache, ein Objekt, eine Tätigkeit oder einen Denkvorgang zu lenken. Konzentration ist eine gerichtete geistige Aktivierung unter Ausschaltung aller umgebenden Einflüsse.

Konzentrationsfähigkeit

Kinder im Alter von 4 – 5 Jahren können sich durchschnittlich 10 Minuten voll konzentrieren, mit 6 – 7 Jahren 15 Minuten, mit 7 – 10 Jahren 20 Minuten, mit 10 – 12 Jahren 25 Minuten und mit 12- 16 Jahren 30 Minuten.

Nach Pausen müssen die gleichen Leistungen erneut erbracht werden und zwar 4 – 6 jährige zweimal hintereinander, 7 – 8 jährige dreimal hintereinander und 9 – 10 jährige viermal hintereinander (alle Angaben nur als grober Anhalt). Erwachsene übrigens sollten sich ca. 90 Minuten am Stück konzentrieren können.

Aufmerksamkeit bezieht sich immer auf das Wahrnehmen, während die Konzentration sich auf das Tätigsein bezieht. Insofern kann man Konzentration als intensivierte, andauernde Aufmerksamkeit und Zuwendung zu einer Tätigkeit verstehen.

Die Schwierigkeit sich zu konzentrieren

Die Konzentrationsfähigkeit ist keine absolute Fähigkeit, die ein Mensch haben oder nicht haben kann. Auch Kinder mit ADHS können sich konzentrieren, wenn sie motiviert sind. Motivation ist dabei eine Triebfeder der Konzentration.

Die Ausdauer bei der Konzentration wird einmal individuell von der Sache bestimmt, aber auch von der aktuellen Stimmung, vom Können und von den Wahrnehmungsreizen aus der Umgebung. Je weniger die Umweltreize im Gehirn gefiltert und ausgeschaltet werden können, umso leichter lassen sich Kinder und Erwachsene ablenken.

Die Fähigkeit zur Reizselektion ist bei Kindern noch nicht voll ausgebildet. Ein Kind, das sich konzentrieren soll, braucht daher ein Umfeld, das es nicht mit optischen und akustischen Reizen überfordert und ablenkt. Für die Zeit der Hausaufgaben bedeutet dies zum Beispiel ein leerer Tisch, ein aufgeräumtes Zimmer und abgeschirmte Ruhe.

Was aber passiert in der Schule? Die Umgebung ist unruhig, es gibt viele Ablenkungen von innen aus dem Kopf heraus und von außerhalb. Wie erkläre ich meinen Patienteneltern die Sache mit der Konzentrationsschwäche, bzw. Ablenkbarkeit.

Kinder mit ADHS haben in bestimmten Hirnarealen zu wenige Botenstoffe zwischen den Hirnnervenzellen mit der Folge, dass das Mitdenken sehr anstrengend wird. Gedanken sind genügend vorhanden, nur nicht die Richtigen. Jeder Gedanke muss mehrmals angesetzt werden, ehe er zu einem Abschluss gelangt.

Das kann länger dauern als der Lehrer es erlaubt. Zudem sind die Botenstoffvorräte schnell verbraucht, Denken wird zur Schwerstarbeit. Es gibt „Denkverstärker“, das ist der Spaßgewinn, der Erfolg und im weitesten Sinne die Motivation. Ein inneres Belohnungssystem ist der Antrieb jeglicher kognitiver Betätigung.

Damit lernt das Kleinkind das Laufen, das Sprechen und das Radfahren. Das macht noch viel Spaß, gibt Lebensgenuss und erzeugt selbstbestimmte Lebensbejahung. In der Schule ist Schluss mit der Belohnung und der Selbstbestimmung, um 9 Uhr muss schnell und richtig gerechnet werden, sonst ist die Versetzung bald gefährdet.

Angst, Unlust und innere Spannungen entstehen, wenn zu wenig Botenstoff vorhanden ist um alle Aufgaben schnell und richtig zu lösen. Das innere Belohnungssystem ist zu schwach bei ADS-Patienten. Hyperaktvität und aggressives oder clownhaftes Verhalten sind das Ventil des aufgestauten Frustes.

Unangenehme Gefühle entstehen auf allen Seiten, der Druck auf das Kind wird erhöht und die innere Spannung steigt. „Schule ist nichts für mich.“ Intelligente Kinder werden zu Versagern und Lerngestörten – nur weil ihre Anlagen nicht erkannt und die richtige Therapien nicht gesucht werden.

Wichtige Maßnahmen im Unterricht sind: Motivation verstärken, Belohnen statt Bestrafen, Entspannungsübungen, Noten abschaffen bzw. nicht die Konzentration benoten. Rechenaufgaben sollten nicht zu Rätsel werden und der Weg sollte das Ziel sein. Kinder sollen Freude am Lernen, am Forschen und am Leben finden. Die Klassen müssen kleiner und der Spaß an der Schule größer werden. Die Kinder mit ADS werden zu Erwachsenen mit ADS und können Wohlstand und Lebensfreude der Gesellschaft aufbauen, wenn sie nicht in Sucht, Deliquenz und Außenseiterrollen gedrängt werden.

Ein kleiner Test für Schulkinder

Eine leichte aber feine Testaufgabe: Schreiben Sie folgende Angabe auf ein Din A4 Blatt. „Aufgabe: Streiche alle Buchstaben „d“ und „p“ an und zähle alle angestrichenen „p“-Buchstaben:“ Darunter schreiben Sie 3 Reihen mit „d“, „P“, „p“, „b“, „q“ und „R“ in beliebiger Reihenfolge mit einem Textprogramm. Wieder darunter schreiben Sie: „Anzahl =“.

Geben Sie das Blatt Ihrem Kind und sagen nur „Mal sehen, wie schnell du folgende Aufgabe lösen kannst„. Werden 3/4 aller d- und p-Buchstaben richtig angestrichen und nur die Buchstaben „p“ gezählt, ist die Konzentration gut. Der Fehler bei Konzentrationsschwäche wird sein, dass zwar die meisten d- und p-Buchstaben richtig angestrichen werden, gezählt aber werden auch alle p- und d-Buchstaben zusammen und nicht die Buchstaben „p“ alleine.

Loben Sie Ihr Kind bei richtiger Lösung. Ansonsten reagieren Sie nicht übermäßig, ein kleiner Hinweis auf die genaue Fragestellung reicht. (Hieraus ergibt sich auch kein Hinweis, der für oder gegen ADS spricht!!! Siehe Hinweis am Ende der Seite).

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von Dieter Claus (Autor), Elisabeth Aust-Claus (Autor), Petra-Marina Hammer (Autor)

Dies – das obige Buch – ist eines der wenigen, brauchbaren ADS-Bücher für Erwachsene. Und es ist dringend nötig, denn ADS-Kinder haben oft auch wenigstens einen betroffenen Elternteil und ADS „wächst sich nicht heraus“. Nun wird von diesen selbst chaotischen, vergesslichen, spontanen und impulsiv handelnden Personen verlangt, für ihr Kind mitzudenken und ihnen ein vernünftiges Handeln beizubringen. (Dr. Walter Hultzsch, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin)

Dr. Walter Hultzsch