Trinkgeld-Knigge: Wie viel Trinkgeld soll ich geben?

In vielen Dienstleistungsbereichen ist es heute üblich, ein Trinkgeld zu geben. Aber wie viel Trinkgeld soll man geben? Wer die guten Umgangsformen bzgl. des Trinkgelds kennt, wird sich nicht als unhöflich oder als „Geizhals“ outen. Einige wichtige Grundregeln sind in diesem Artikel zusammengefasst.

Woher kommt das „Trinkgeld“?

Der Begriff des „Trinkgeldes“ ist schon sehr alt und stammt aus Zeiten, in denen wohlsituierte Herrschaften ihren Dienern abschätzig Münzen zugeworfen haben, damit sie sich nach Dienstschluss betrinken konnten.

Allerdings kennt heutzutage kaum mehr jemand den „diskriminierenden“ Ursprung dieses Rituals. Es wird heute gewöhnlich als „normale“ Anerkennung einer guten Service-Leistung angesehen.

Trinkgeld Knigge Wie viel Trinkgeld soll man geben

Es gibt heute kaum noch Völker, Kulturen oder Services, die sich durch ein Trinkgeld herabgewürdigt fühlen. Im Gegenteil – Trinkgeld wird heute meist als positives Zeichen der Anerkennung gesehen. Dabei bestimmt die Höhe des Trinkgelds, welche „Wertschätzung“ Sie als Kunde einer Dienstleistung entgegenbringen.

Im Folgenden werde ich einige wichtige Beispiele für Dienstleistungen und Länder geben, wo für welche Leistung wie viel Trinkgeld als „üblich“ angesehen wird bzw. auch Branchen nennen, bei denen Trinkgeld als „No-Go“ gilt.

Was sind typische Trinkgeldberufe?

Unter die typischen „Trinkgeldberufe“ fallen folgende Branchen:

  • Gastronomie
  • Hotel- und Reisebranche
  • Taxifahrer
  • Schiffservicepersonal
  • Schönheits- und Wellnessalons
  • Friseur und Kosmetik

Wie viel Trinkgeld ist in verschiedenen Ländern üblich?

Als Faustregel können Sie sich merken, dass es fast weltweit üblich ist, ca. 10 % Trinkgeld für einen Service zu geben.

Trinkgeld im Restaurant

Eine Ausnahme bildet die USA – hier sind 15 bis 20 % Trinkgeld („tip“ oder „gratuity“) üblich. Das Trinkgeld ist dort meist schon ein „Bestandteil des Lohns“, welches mit dem (ansonsten relativ niedrigen Einkommen) verrechnet wird.

Ausnahme Großbritannien und Irland: Wenn Sie hier auf Ihrer Rechnung den Vermerk „service charge“ finden, wissen Sie, dass hiermit das Trinkgeld bereits „unfreiwillig“ mitkassiert wurde. Sie können sich also einen weiteren „Tip“ sparen. Ansonsten gelten dort die üblichen 10 %.

In Asien – speziell in China und Japan – hat „Trinkgeld keine traditionellen Wurzeln und kann im Einzelfall sogar als Beleidigung aufgefasst werden. In Ausnahmefällen kann es sich anbieten, ein besonderes Geschenk (kein Bargeld!) zu überreichen. Nur in Touristenzentren ist man es dort mittlerweile gewohnt, Trinkgeld entgegenzunehmen. In Thailand oder Malaysia hat man sich hingegen bereits an die europäische Trinkgeldkultur gewöhnt.

In arabischen Staaten sind Trinkgelder nur in besonderen Lokalitäten üblich, die „Western Standard“ aufweisen – also exklusive Hotels oder ähnliches. Wenn Sie in „normalen Gaststätten“ essen gehen oder Taxi fahren, werden Sie von den Einheimischen ohnehin übers Ohr gehauen. Selbst wenn Sie einen Taxifahrer um die Hälfte herunterhandeln, können Sie davon ausgehen, dass Sie dreimal soviel zu zahlen, wie ein Araber.

Trinkgeld Deutschland USA China Japan

Außerdem gibt es dort eine „Bakschisch-Mentalität“, die ein „Greenhorn“ kennen sollte. Einem Araber Bakschisch zu geben ist in Ordnung, sofern er dafür eine kleine Dienstleistung (z. B. Koffertragen) anbietet. Mit derartigen kleinen Dienstleistungen können sich dort arme Menschen ihren Lebensunterhalt verdienen.

Betteln ohne eine kleine Gegenleistung anzubieten, gilt jedoch unter Arabern als verpönt und hat sich erst durch unwissende Touristen verbreitet, die mit Geld um sich werfen. Trauen Sie sich also ruhig denjenigen zu fragen, was er für sein „Bakschisch“ zu tun bereit ist – aber verteilen Sie nicht wahllos Ihr Geld.

Was kann ich beim „Trinkgeldgeben“ falsch machen?

  • Zu knausrig sein, d. h. die Essensrechnung nur um einen kleinen Betrag (beispielsweise von 61,39 Euro auf 62,00 Euro) aufrunden.
  • Trinkgeld per Rechnung quittieren lassen.
  • Falls Sie mit einem Service unzufrieden sind, lieber kein Trinkgeld – als nur ein paar Cents geben.
  • Chefinnen und Chefs Trinkgeld geben – hier sind kleine Präsente angebrachter.
  • USA – einem Kellner das Trinkgeld in die Hand drücken – hier sollten Sie das Geld einfach auf den Tisch legen bzw. es auf den Teller mit der Rechnung hinterlassen.
  • USA – Tipp für „bagger“ (derjenige, der Ihnen Ihren Einkauf zum Wagen trägt): Meist wird im Kaufhaus selbst schon darauf hingewiesen, hier kein Trinkgeld zu geben – das ist in USA ein selbstverständlicher Service. Hier, zu Hause geben Sie Ihrem Bäcker auch kein Trinkgeld.

Wie viel Trinkgeld ist für bestimmte Dienste üblich?

Es werden Durchschnittswerte angegeben, die von Land zu Land zwar leicht variieren, aber eine gute Richtlinie darstellen, anhand derer Sie sich grob orientieren können.

  • Kellner – Pizza-Service 10%
  • Gepäckträger ca. 1 Euro (falls sehr viel Gepäck vorhanden ist etwas mehr)
  • Taxifahrer 10%
  • Zimmermädchen 1 bis 2 Euro pro Übernachtung
  • Friseure (Kosmetik und Wellnessdienstleistungen) 10 %
  • Toilettenfrau zwischen 25 Cent und 1 Euro
  • Bar/ Theke – etwa 1 Euro pro Drink – gilt selbstverständlich nicht bei „Massenabfertigung“.
  • Empfangsportier – 1 Euro für Koffertragen/Besorgen eines Taxis
  • USA „Parkgehilfen“ (parking attendants) – 1 bis 2 Dollar
  • Garderobenpersonal 1 bis 2 Euro
  • Schiffe (Kabinenpersonal) ca. 5 % des Reisepreises (über die gesamte Urlaubszeit verteilt) wöchentlich geben
  • Zugschaffner (Nachtschaffner) nur bei besonderen Hilfeleistungen – 1 bis 5 Euro
  • 1 bis 2 Euro in Hotels für „“Housekeeping“ – also wenn Ihnen jemand zusätzliche Decken, Kissen, Vasen etc. aufs Zimmer bringt.

Sonderfall: Trinkgeld bei Schiffsreisen

Bei Schiffsreisen ist es den Stewardessen und Stewards durchaus erlaubt, Trinkgelder anzunehmen. Oftmals sind die erwarteten Trinkgelder mit 10 % bis 20 % (Basis ist der Kauf- bzw. Servicepreis) sogar um einiges höher als bei gleichwertigen Diensten „an Land“.

Wie viel Trinkgeld Restaurant Schiffsreisen

Ausnahme: Kein Trinkgeld für Flugpersonal

Stewardessen und Stewards der Airlines bekommen üblicherweise kein Trinkgeld, da sie sich selbst als „Gastgeber“ sehen. Bei vielen Airlines ist es dem Personal sogar verboten, Trinkgelder anzunehmen.

Wenn ein besonders aufdringlicher Passagier auf Trinkgeld besteht, nehmen sie es nur an, um Aufsehen zu vermeiden und spenden es später gemeinnützigen Organisationen.

Wenn Sie sich an diese Richtwerte und Empfehlungen halten, sollten Sie in den meisten Fällen richtig liegen oder zumindest grob einschätzen können, wie viel Trinkgeld für einen bestimmten Service angemessen ist.

Heiko Diadesopulus