Vergesslichkeit: Was ist „Digitale Demenz“?

Haben Sie schon einmal von dem Phänomen der „Digitalen Demenz“ gehört? Oder haben Sie die Diskussion darüber schon vergessen? Nein – nun gut – Spaß beiseite. Hinter dem Kunstbegriff der „digitalen Demenz“ steht das Phänomen, dass wir immer mehr alltägliche Gedächtnisinhalte in digitale Medien auslagern und uns damit praktisch kaum mehr etwas zu merken brauchen.

Die moderne Vergesslichkeit …

In diesem Artikel will ich das Phänomen der „Digitalen Demenz“ kurz beschreiben und am Ende auf einige Lösungsmöglichkeiten hinweisen. Doch beginnen wir mit einer kleinen Geschichte …

Digitale Demenz Vergesslichkeit

„Nach dem Frühstück fragt sich Herbert W., ob er nichts vergessen hat. Noch schnell ein Blick auf den elektronischen Kalender. Alle Termine sind eingetragen. Dann ins Auto, Navi aktivieren und los geht’s.

Während der Fahrt ist eine Erinnerungsmeldung vom Smartphone zu hören – ach ja, die Schwester hat Geburtstag. Ihre Nummer ist selbstverständlich im digitalen Adressbuch zu finden. Kurz darauf die nächste Erinnerung: Heute Abend kommen Freunde – Einkauf erledigen – die geschriebene Einkaufsliste ist über Google abrufbar …“

Kommt Ihnen das bekannt vor? Wie gut, dass man ein so gut funktionierendes Netzwerk an externen Speichermöglichkeiten hat – oder? So „denken“ wir an alles, denn es ist ja irgendwo gespeichert. Wo? Bestimmt nicht im Gehirn!

Digitale Demenz: Was ist das?

Seit einiger Zeit geistern Begriffe, wie „das Phänomen der digitalen Demenz“ oder „Digitaler Alzheimer“ durch die Medien. Was versteht man darunter?

Aufgrund seiner Forschungen erkannte ein Professor aus Südkorea – einem Land, das in der digitalen Technik führend ist – dass sich der Mensch immer mehr auf die Informationssuche, als auf das Erinnern verlässt.

Wie wirkt sich das auf unser Gehirn – auf unser Gedächtnis – aus? Gerade junge Menschen, so die Vermutungen der Wissenschaftler, sind von diesem Phänomen betroffen. Mit 30 Jahren leiden sie zunehmend an Vergesslichkeit und nachlassender Konzentrationsfähigkeit – ihr Denken verlangsamt sich. Der Grund?

Die Informationslawine, die uns täglich überrollt, sorgt dafür, dass die Wahrnehmungs -, Konzentrations-, Merk- und die Erinnerungsfähigkeiten abnehmen. Die neuronalen Vernetzungen, die für das „Suchen von Informationen“ zuständig sind, entwickeln sich und nehmen zu. Wir brauchen uns immer weniger merken, da sich sämtliche Informationen sekundenschnell finden lassen.

Aus dieser Beobachtung wurde das neue Schlagwort „Digitale Demenz“ entwickelt. Sicher stehen hinter diesem Begriff auch wissenschaftliche Beobachtungen, allerdings ist es fraglich, ob dieser Begriff gut gewählt ist. Immerhin suggeriert er eine Art von „Krankheit“ was völlig übertrieben ist.

Denn letztlich handelt es sich eher um eine Verhaltensgewohnheit, die dem guten Gedächtnis nicht zuträglich ist. Und Verhaltensgewohnheiten, die unserer Gedächtnisfähigkeit schaden (oder sie nicht trainieren / vernachlässigen) gibt es viele.

Welche Wirkungen der „Digitalen Demenz“ wurden beobachtet?

Bei spezifischen Konzentrations- und Eignungstests wurden keine auffälligen Vergesslichkeiten diagnostiziert. Im Gegenteil, oft schneiden aufstrebende, dynamische, junge Menschen gerade hier sehr gut ab, denn bei den Tests arbeiten sie gezielt und konzentriert.

Aber im Berufsleben und privaten Alltag soll sich das Defizit auswirken. Wegen des fehlenden Gedächtnistrainings verliert unser Gehirn eine elementare Fähigkeit: Die Merkfähigkeit.

Zuständige Vernetzungen im Gehirn werden immer weniger genutzt und sterben ab: „Wer wenig hat, dem wird genommen!“. Die zunehmend geringere Merkfähigkeit führt zu einer größeren Abhängigkeit von digitalen Geräten. Wir sind im Teufelskreis … wir werden digital dement! So die Argumentation …

Digitale Demenz: Wozu sich Daten noch merken?

Viele von uns nutzen praktische, digitale Speichergeräte und Datenbanken, die uns den Alltag erleichtern. Unsere Handys, Smartphones, Navigationsgeräte, Notebooks, Tablets, PDAs und wie sie alle heißen mögen, speichern das Wissen, das wir täglich brauchen. Wozu sollen wir uns mit anstrengendem Lernen und Aneignen von Informationen quälen? Wozu brauchen wir überhaupt noch ein gutes Gedächtnis?

Immer mehr übernehmen die modernen Geräte die Aufgaben unseres Gedächtnisses und entlasten es. Wir können uns einfach auf sie verlassen … oder?

Aber was geschieht, wenn die digitalen Speichergeräte versagen?

  • Wir können niemanden anrufen, da wir keine Telefonnummer im Kopf haben.
  • Wir irren in den Gassen einer Stadt herum, da wir den Orientierungssinn weniger schulen.
  • Wir bekommen bei Vorträgen kein Wort über die Lippen, da die Verkabelung versagt und die Präsentation nicht gestartet werden kann.
  • Oder wir vergessen einfach den wichtigen Vortragstermin …

Sicherlich kann jeder solche Probleme nachvollziehen – allerdings haben wir auch schon weit vor dem digitalen Zeitalter Informationen aus dem Gedächtnis ausgelagert – nur verwendete man Bücher, Zettel oder andere „analoge“ Medien dafür. Nur kam niemand auf die Idee es „Zettel-“ oder „Bücher-Demenz“ zu nennen.

Was kann man gegen die „Digitale Demenz“ tun?

Zuerst: Digitale Demenz ist keine Krankheit, sondern eher ein populistisches Schlagwort. So unglücklich dieser Begriff gewählt sein mag, steht dahinter doch die Frage, ob und inwieweit wir unser Gedächtnis schulen wollen. Inwieweit wir uns von digitalen Speichermedien abhängig machen wollen.

Richtig ist, dass viele Menschen zu wenig dafür tun, ihr Gedächtnis zu schulen und zu trainieren. Es muss nicht sein, dass wir im Alter vergesslich werden – wir können selbst aktiv werden und eine ganze Menge tun, um unser Gehirn „fit zu halten“.

Immerhin gibt es großartige Techniken, die uns das Speichern und Erinnern von wichtigen Informationen erleichtern. Mit Gedächtnistechniken, die leicht erlernbar und hocheffizient sind, haben wir eine faszinierende Möglichkeit, unser Gehirn zu trainieren. Dieses Training hinterlässt Spuren – ein Leben lang!

Entdecken Sie Ihr hocheffizient arbeitendes und zuverlässiges System im Kopf und nutzen Sie die faszinierenden Fähigkeiten, die Sie besitzen! Sie haben ein Gehirn – ein Gedächtnis, auf das Sie sich verlassen können. Mein Vorschlag – Benutzen Sie es!

Um das eigene Gedächtnis – und damit seine Merkfähigkeit zu verbessern, gibt es viele Methoden, die uns gute Dienste leisten.

Falls Sie dieser Artikel dazu angeregt hat, ein paar von diesen Methoden zu testen, kann ich Ihnen folgende Anregungen empfehlen:

Damit sollten Sie viele gute Anregungen bekommen haben, wie man die „Digitale Demenz“ – oder besser „ein schlechtes Gedächtnis“ – erfolgreich bekämpfen kann.

Quellen:

Florian Rötzer, „Droht uns die „digitale Demenz“?“
Digital Brainstorming: „Digitale Demenz“

Gerhild Löchli