Kurs „Lernen lernen“: Erfolgreiches Lernverhalten – Teil 1

Dieser Kurs soll Ihnen die Grundlagen vermitteln, was „Lernen lernen“ eigentlich bedeutet. Wir werden uns mit dem Umgang mit unseren Stimmungen und Gefühlen ansehen, uns mit unserer eigenen Einstellung zum Lernen beschäftigen, einen Selbsttest anbieten und an verschiedenen Fallbeispielen Lösungsmöglichkeiten für bekannte Lernprobleme durchsprechen.

Einführung und Übersicht

Das Ziel dieses Kurses ist, Ihnen Ihre persönlichen Rahmenbedingungen bewusst zu machen, die Sie für Ihre eigene Arbeit benötigen. Die Kursinhalte sind in einer einfachen Sprache aufbereitet, sodass auch Schüler und Eltern von diesem Wissen profitieren können.

Hier ein Überblick über die Themen, die in unserem Grundlagenkurs zum Thema „Lernen lernen“ behandelt werden. Neben den Lektionen haben wir die Bearbeitungszeiten angegeben, damit Sie wissen, wie viel Zeit Sie für die einzelnen Lektionen einplanen sollten.

Bearbeitungszeit insgesamt: ca. 120 Minuten
Stimmen Sie sich auf das Lernen ein. Erfahren Sie in den folgenden Lektionen, was“‚Lernen“ bedeutet und wie Sie Ihre bisherigen Fähigkeiten steigern können. In der folgenden Gliederung sehen Sie die einzelnen Themen im Überblick, die wir in diesem Kontext behandeln wollen.
Lektionen – Übersicht: Was bedeutet Lernen?
Einstimmung ca. 20 Minuten
Hier zeigen wir, wie Sie sich Ihre bisherigen Erfahrungen in Erinnerung rufen können.
Einstimmung auf das Thema „Lernen“
Grundlagenwissen ca. 20 Minuten
Fragen rund um’s Lernen Die Vergänglichkeit des Wissens Die Elemente des Wissens Was heißt Lernen lernen?
Welcher Lerntyp bin ich? ca. 20 Minuten
Finden Sie heraus, mit welchen Sinnen Sie am besten Lernen:
Die vier Lerntypen Welcher Lerntyp bin ich?
Praxis ca. 60 Minuten
Wenden Sie das Gelernte auf alltägliche, praktische Situationen an:
Fallbeispiel 1 – Lernprobleme Fallbeispiel 2 – Planungsprobleme Fallbeispiel 3 – Prüfungsangst Lernen mit Pausen

Der gesamte Kurs besteht aus vier Teilen, mit unterschiedlichen Schwerpunkten:

Was bedeutet lernen?

Was bedeutet „Lernen“ und wie können Sie Ihre eigene Lernfähigkeit steigern? Die meisten Menschen nehmen an, es handle sich hierbei um Begabung, um natürliche Talente, um genetische Veranlagungen, die ihnen mitgegeben wurden oder auch nicht. Doch – Lernen ist eine Fähigkeit wie jede andere – man muss sie erwerben oder mit seinen bisherigen Fähigkeiten zurechtkommen.

Jeder kann das Lernen lernen, wenn er sich darüber klar wird, wie er sich verbessern kann. Viele Menschen sind sich gar nicht bewusst, welches Potenzial in Ihnen steckt.

Mit Geduld, Motivation und Selbstvertrauen können Sie Ihre Ziele realisieren. Wir wollen Ihnen in den folgenden Lektionen die Grundlagen für erfolgreiches Lernen und einen Selbsttest vorstellen. Damit bekommen Sie einen Überblick, wie man das Thema „Lernen lernen“ erfolgreich herangehen kann bzw. welche äußeren Einflüsse beim Lernen eine Rolle spielen. Mit diesem Wissen können Sie Ihre ersten Schritte zur Steigerung Ihrer Lernfähigkeit realisieren.

Einstimmung auf das Lernen

Welche Einstellung habe ich zum Lernen?

Alles, was wir tun und denken, ist eingefärbt durch unsere Stimmung, in der wir uns gerade befinden. Am deutlichsten bemerken wir dies, wenn wir verliebt sind – dann ist die Welt „rosarot“ – oder wenn wir melancholisch sind – dann ist die Welt „grau“.

Die Stimmung, in der Sie lernen und die Einstellung, mit der Sie lernen, beeinflusst Ihren Lernerfolg. Damit Sie möglichst viel in diesem Kurs lernen, ist es wichtig, dass Ihnen bewusst wird, welche Einstellung Sie gegenüber dem Thema Lernen haben und in welcher Stimmung Sie sich jeweils befinden.

Einstellung zum Lernen

Manchen Menschen fällt das Lernen schwer, sie müssen sich anstrengen, haben nicht den gewünschten Erfolg oder langweilen sich schon bei der Vorstellung lernen zu müssen. Anderen macht das Lernen Spaß, sie erweitern ihren Horizont, lernen konzentriert und aufmerksam und genießen ihren Erfolg. Die Beispiele beschreiben Extreme, zwischen denen es eine Fülle von Variationen gibt.

Durch folgende Einstimmung können Sie Ihrer Einstellung zum Lernen auf die Spur kommen: Lehnen Sie sich zurück und schließen Sie die Augen. Wandern Sie mit Ihren Gedanken in die Vergangenheit. Vergegenwärtigen Sie sich konkrete Situationen, in denen das Lernen für Sie wichtig war. Erinnern Sie sich auch an Prüfungen, Seminare, Kurse, an alles, was Sie mit Lernen verbinden.

Horchen Sie in sich hinein und beobachten Sie dabei Ihre Stimmungen. Wie fühlen Sie sich, wenn Sie an das Thema Lernen denken? Freudig, eifrig, gestresst, gelangweilt? Versuchen Sie möglichst viel von Ihren Gedanken und Gefühlen mitzubekommen. Machen Sie diese Übung 5-10 Minuten lang – öffnen Sie anschließend die Augen und notieren Sie Ihre Gedanken.

Meine Lernprobleme …

Niemand lernt immer gleich gut. Manchmal hat man einen schlechten Tag und kann sich kaum auf etwas konzentrieren. In Prüfungssituationen hat mancher Angst sich nicht an alles zu erinnern. Es mag Themen geben, bei denen Sie sich fragen, wozu Sie dies lernen sollen. Lernen kann ermüdend oder langweilig sein, wenn man sich nicht für das Thema interessiert. Man ist nur halb bei der Sache und froh, wenn man den ganzen Aufwand hinter sich hat.

Lernprobleme analysieren

Wenn Sie solche Situationen kennen, haben Sie die Möglichkeit Ihre Lernschwierigkeiten zu erkennen. Wer ein Problem meistern will, muss das Problem zuerst konkret formulieren. Wer seine Probleme nicht kennt, kann auch keine passende Lösung finden.

Viele Menschen machen den Fehler ihr „Lernproblem“ zu verallgemeinern. Sie denken, dass sie zu dumm oder zu faul sind oder dass Lernen an sich keinen Spaß macht. Wer sich genauer fragt, was ihm schwerfällt, mag zu der Erkenntnis kommen, dass er an manchen Tagen unkonzentriert ist, Zusammenhänge schlecht erinnert, von Ängsten gelähmt wird oder ähnliches.

Wenn Sie Ihr Problem konkret beschreiben können, haben Sie schon halb gewonnen – denn für jedes konkrete Problem, gibt es auch eine Lösung! Unlösbar sind nur Verallgemeinerungen, die das eigentliche Problem vernebeln.

Schließen Sie nochmals Ihre Augen und vergegenwärtigen Sie sich Situationen, in denen Ihnen das Lernen schwerfiel. Überlegen Sie, worin genau das Problem bestand. Führen Sie ein Zwiegespräch mit sich selbst und fragen sich, was genau an dieser bestimmten Lernsituation so schwierig war. Fragen Sie genauer nach – verlangen Sie konkrete Antworten und keine allgemeinen Formulierungen.

Wenn Sie Ihr Zwiegespräch beendet haben, öffnen Sie wieder die Augen und schreiben Sie Ihre Erkenntnisse auf. Seien Sie ehrlich – je genauer Sie Ihr Problem erkannt haben und benennen können, desto näher sind Sie an der Lösung.

Freudiges Lernen …

Vergegenwärtigen Sie sich jetzt, dass Lernen auch Spaß machen kann. Wenn Sie beispielsweise Computer-Strategie-Spiele lieben, müssen Sie eine Menge intelligenter Entscheidungen treffen, um gegen den Computer zu gewinnen.

Lernverhalten Lernen mit Spaß

Gibt es ein bestimmtes Thema, das Sie brennend interessiert? Gibt es bestimmte Rahmenbedingungen, beispielsweise praktische Versuche im Physikunterricht, die Ihre Neugier wecken? Freuen Sie sich über Ihren Erfolg und die Anerkennung, wenn Sie eine gute Note geschrieben haben? Macht es Ihnen Spaß mit anderen im Wettstreit zu stehen, vielleicht bei einem Kartenspiel? Gab es schon einmal ein Thema, dass Sie so interessiert hat, dass Sie alles um sich herum vergessen haben? Gibt es bestimmte Lehrer, bei denen Ihnen das Lernen besonders viel Spaß macht?

Gehen Sie diesen Gedankenanregungen nach und schließen Sie wieder die Augen. Vergegenwärtigen Sie sich Lernsituationen, in denen Ihnen das Lernen Spaß gemacht hat. Erinnern Sie sich an Situationen, in denen Sie alles um sich herum vergessen haben und voll bei der Sache waren. Stellen Sie sich diese Situationen möglichst genau vor – so als würden sie gerade in diesem Moment geschehen. Empfinden Sie die Freude, die Sie dabei hatten.

Fragen Sie sich dann wieder im Zwiegespräch, was genau Ihnen an dieser Situation so viel Freude bereitet hat. Geben Sie sich nicht mit dem erstbesten Gedanken zufrieden, sondern fragen Sie genauer nach. Je besser Sie selbst verstehen, was Ihnen in diesen Lernsituationen Spaß gemacht hat, desto besser verstehen Sie die Quelle Ihrer stärksten Motivation. Versuchen Sie Ihre Stärken herauszufinden, denn sie werden die mächtigsten Werkzeuge für Ihren Erfolg sein.

Nachdem Sie das Zwiegespräch beendet haben, öffnen Sie wieder die Augen. Notieren Sie Ihre Erkenntnisse. Je genauer Sie diese Situationen beschreiben können, desto mehr erfahren Sie über Ihre Stärken.

Fragen rund ums Lernen

Hat unsere Lernfähigkeit etwas mit dem Alter zu tun?

„Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.“ (Deutsches Sprichwort)

Wer kennt diesen Spruch nicht. Aber nimmt unsere Geisteskraft wirklich ab, wenn wir älter werden? Zugegeben – unsere muskuläre Koordination, Reaktionsgeschwindigkeit und unser Gedächtnis lassen mit zunehmendem Alter nach. Unsere Lernfähigkeit jedoch geht uns niemals verloren! Wir verfügen über Erfahrungswissen, das wir im Laufe des Lebens gesammelt haben, mit dem wir besser und schneller komplexe Sachverhalte einordnen und verstehen können.

Lernhilfe Vorurteile Lernverhalten

„Zum Lernen ist niemand zu alt.“ (Deutsches Sprichwort)

Wir können im Alter genauso gut lernen, wie in der Jugend. Das Alter ist aber keine Garantie für schnelles Lernen. Die Pflege des Geistes und der Gefühle ist vergleichbar mit dem körperlichen Training. Wer zeitlebens körperlich aktiv war, wird im Alter (in der Regel) fitter sein, als diejenigen, die erst mit 60 beginnen ihre Muskeln zu trainieren. Doch es ist nie zu spät mit dem Training zu beginnen.

Je mehr wir im Laufe unseres Lebens unseren Intellekt pflegen, unser Gefühlsleben entwickeln, unseren Charakter schulen, desto leichter werden wir im Alter lernen. Wir haben zahlreiche Erfahrungen gesammelt, die uns helfen können, neue Sachverhalte rasch einzuordnen.

Wer gelernt hat aus seinen Erfahrungen zu lernen, kann so einen altersbedingten Leistungsrückgang leicht kompensieren. Hat jemand gelernt, auf andere Menschen zuzugehen und sich mit ihnen zu verständigen, wird er im Alter sozial aktiver sein, neue Anregungen erhalten und seine geistige Fitness bewahren.

Können wir zu viel lernen?

„Ich lerne immer!“ (Michelangelo)

Nein – wir können nur zu viel auf einmal oder zu viel Ähnliches in zu kurzer Zeit lernen – aber wir können nicht zu viel lernen. Je mehr wir lernen, desto leichter lernen wir. Je mehr wir wissen, desto leichter fällt es uns neue Informationen zu verknüpfen. Je mehr Anknüpfungsmöglichkeiten wir haben, desto einfacher können wir neue Informationen verarbeiten. Wenn wir den Stoff gut durchdacht und strukturiert haben, stoßen wir auf keine Grenzen – die Aufnahmekapazität des menschlichen Gehirns ist unbegrenzt.

Sind Fehler erlaubt?

„Ohne daß einem etwas schiefging, ist nie ein Meister geworden.“ (Spruch aus Rußland)

Durch Fehler lernen

Fehler sind gewöhnlich negativ behaftet – das steckt bereits im Wort. Niemand macht gerne Fehler – Vollkommenheit und Perfektion sind die Ideale unserer heutigen Gesellschaft. Das ist grundsätzlich in Ordnung – wir spornen uns dadurch an. Der Anspruch nach Perfektion sollte uns jedoch nicht daran hindern, Neues auszuprobieren, neue Erfahrungen zu machen und damit Lernchancen wahrzunehmen.

Wer Angst vor Fehlern hat, sollte sich bewusstmachen, dass Lernen nur möglich ist, wenn wir uns „erlauben“ Fehler zu machen. Fehler zeigen uns auf, in welchen Bereichen wir noch besser werden können – wir müssen nur lernen mit Fehlern konstruktiv umzugehen. Es gibt keinen Menschen der keine Fehler macht, aber es gibt Menschen, die nichts aus ihren Fehlern lernen.

Wer sich beispielsweise auf ein neues unerforschtes Gebiet wagt, kann nicht auf vorhandenes Wissen zurückgreifen. Wer zum ersten Mal eine Projektgruppe leitet, wird nicht gleich alles perfekt machen. In solchen Situationen ist es wichtig, sich nicht durch negative Selbstkritik zu sabotieren, sondern zu beobachten, was gut war und in den Fehlern neue Lernmöglichkeiten zu sehen. Nur wer Fehler erkennt, kann überhaupt lernen! Die eigenen Fehler zu sehen ist der erste Schritt sich der eigenen Entwicklungsmöglichkeiten bewusst zu werden.

Alleine lernen oder in einer Gruppe?

„Was wäre ich denn, wenn ich nicht mit klugen Leuten umgegangen wäre und von ihnen gelernt hätte?“(Johann Wolfgang von Goethe)

Piaget sagte einmal, dass wir nur durch Menschen zum Menschen werden. Damit meinte er, dass wir durch andere Menschen veranlasst werden unsere Möglichkeiten zu erkennen. Wir sehen durch andere was wir nicht können und dadurch können andere zu unserem Vorbild – unserem Lehrer werden.

Das Lernen in Gruppen kann erfolgreicher und angenehmer sein, als wenn wir alleine lernen. Viele Menschen haben mehr Ideen als ein Einzelner, der gemeinsame Spaß ist größer und wir bewältigen die Herausforderungen leichter. Lernen in Gruppen kann unsere soziale Kompetenz erhöhen, wir arbeiten in Gruppen nicht nur am Thema, sondern auch an unserer Teamfähigkeit.

In Gruppen müssen Umgangsformen und Regeln eingehalten werden. Wenn es uns gelingt, konstruktiv und fair miteinander umzugehen, niemanden abzuwerten und alle einzubinden, ist das Lernen in Gruppen erfolgreich.

Vergänglichkeit des Wissens

Informationsflut: Wissen veraltet

Das Wissen, so liest man, veraltet in unserer Wissensgesellschaft schneller und schneller. Um 1800 betrug die Zeitdauer der Verdopplung des Wissens der Menschheit noch 100 Jahre. Seit 1966 ist die benötigte Zeitdauer zur Verdopplung des Weltwissens auf 5 Jahre geschrumpft. Der Zeitraffer, mit dem bisheriges Wissen überholt und durch neues ersetzt wird, eskaliert in schwindelerregendem Tempo.

Lernprobleme Wissen veraltet

Wissen kann sich mit der Zeit als falsch oder überholt herausstellen (z. B.: „Die Erde ist eine Scheibe“). Die Menge an neuem, zusätzlichem Wissen steigt jedoch schneller an. Die Menge an Wissen auf der Erde wird insgesamt ständig größer – sie verdoppelt sich sogar in immer kürzeren Zeitabständen.

Heute wird weltweit jede Minute eine neue chemische Formel entwickelt, alle 3 Minuten ein neuer physikalischer Zusammenhang erforscht und alle 5 Minuten eine neue medizinische Erkenntnis gewonnen. Pro Tag entstehen ca. 1000 neue Webseiten!

„Es hat 300.000 Jahre gedauert, bis die Menschheit 12 Exabyte (Millarden Gigabyte) an Informationen angehäuft hat. Für die nächsten 12 Exabyte werden wir nur noch zweieinhalb Jahre brauchen.“
(University of California/Berkeley Scholl of IMS)

Das Wachstum der Informationsmenge entwickelt sich exponentiell. Durch die rasanten technischen Entwicklungen (neue Software, neue Prozessoren, neue Programmiersprachen etc.) veraltet vor allem Spezialwissen schnell. In der IT-Branche darf eine permanente Weiterbildung nicht vernachlässigt werden, wenn man im Beruf erfolgreich bleiben will. Wer nicht ständig dazu lernt, halbiert sein Fachwissen nach 3 Jahren – die Halbwertzeit des Wissens von Spitzenmanagern liegt in den USA bei etwa 28 Monaten.

Die Geschwindigkeit, in der neue Bücher veröffentlicht werden, hat sich in den letzten 10 bis 20 Jahren verdoppelt. Diese Verdopplungsrate ist seit drei Jahrhunderten konstant. Sie ist identisch mit dem Wachstum der Zahl an Wissenschaftlern, die damit weder produktiver, noch unproduktiver geworden sind: ein durchschnittlicher Wissenschaftler „screent“ (= querlesen) pro Jahr 10.000 Aufsatztitel, studiert davon 100, publiziert 1 Aufsatz/Jahr und zitiert 10 andere.

Die Zahl der Publikationen ist nicht gleich der Menge der darin enthaltenen Informationen und nicht gleich mit Wissen. Und die Gewinnung von abstrakterem, „philosophischem“ Wissen wird schwieriger, da die Komplexität unserer Informationsgesellschaft kaum noch zu überblicken ist.

Der große Vorteil von Wissen ist, dass es uns erlaubt, eine Vielzahl von Informationen zu komprimieren. Damit kann das erworbene Wissen nicht genauso schnell wachsen, wie die Menge an Informationen bzw. Publikationen. Die Menschheit ist nicht alle sechzehn Jahre doppelt klug und weise. Das meiste dieses Faktenwissens in den Naturwissenschaften, die den Löwenanteil beisteuern, ist vorläufiger Art und nach drei bis fünf Jahren nicht widerlegt, aber überholt, d.h. aufgegangen in neuerem, genauerem Wissen.

Diese Entwicklung soll Ihnen verdeutlichen, dass die Fähigkeit „gezielt zu lernen“ mittlerweile zu den Grundfähigkeiten gehört, um im Leben erfolgreich zu sein bzw. zu bleiben. Die Zeiten, in denen man einmal im Leben eine Berufsausbildung gemacht hat und diese den Rest seines Lebens anwendet, sind endgültig vorbei. Die Zukunft gehört den Lernenden – den ewigen Schülern!

Die Elemente des Wissens

Was wir in der Schule und an den Hochschulen lernen, macht nur einen kleinen Teil des Wissens dessen aus, was wir im Leben benötigen. Ein großer Teil von dem, was wir heute lernen, wird während des Berufslebens erworben. Fachleute für Datenverarbeitung lernen ca. 80 % ihrer Qualifikationen aus beruflichen Weiterbildungen.

Effektiv Lernen Elemente des Wissens

In vielen Bereichen mangelt es uns nicht an Informationsquellen. Zu „Lernen lernen“ liefert Google 6.512.000 Suchergebnisse, bei Amazon werden 12451 Treffer zu Büchern angezeigt. Wer etwas lernen will, muss vorab Entscheidungen treffen und aus einer Fülle an Informationen auswählen. Diese Selektion (Auswahl) ist ein wesentlicher Teil des Lernprozesses und beeinflusst ihn stark.

Will ein Berufstätiger Karriere machen, muss er herausfinden, welche Fortbildungsmaßnahme neue Perspektiven eröffnet. Merkt er im Laufe der Fortbildung, dass er sich für eine wenig zukunftsträchtige Weiterbildung entschieden hat, wird dies seine Motivation wesentlich beeinflussen.

Lernen umfasst nicht nur bewusst geplante Lernprozesse, sondern auch unbeabsichtigte Lernprozesse, wie das Lernen aus den Erfahrungen des Lebens. Wer sich zum Beispiel für unersetzlich hält und für längere Zeit aus den Berufsleben ausscheidet, wird die schmerzhafte Erfahrung machen, dass jeder ersetzt werden kann. Dennoch können wir davon ausgehen, dass unsere Qualifikation ein wichtiges Element für unsere berufliche Karriere ist. Je qualifizierter wir sind, desto mehr Wahlmöglichkeiten haben wir im Berufsleben.

Gehen wir grundlegend an das Thema Lernen heran. Stellen wir uns die Frage, welche Elemente für unser Lernen wichtig sind. Beginnen wir in der Praxis und sehen uns einige Beispiele an.

Beispiel – Lernumgebung und Zeitaufwand

Elvira Ruhwinkel will einen Fortbildungskurs zum Thema „Management-Techniken“ besuchen. Am Anfang versucht sie das Lernmaterial in der Kantine zu lesen. Ihr fällt jedoch bald auf, dass es ihr in der Kantine sehr schwerfällt sich zu konzentrieren. Sie wird von Bekannten angesprochen – muss sich für den nächsten Kaffee anstellen – die Menschen am Nachbartisch unterhalten sich sehr laut. Durch die vielen Ablenkungen braucht sie sehr viel Zeit sich die Inhalte einzuprägen. Oftmals bemerkt sie sogar schon nach einem Absatz, dass sie gar nicht mehr weiß, worum es in den vorherigen Zeilen ging.

Elvira hat ein Umfeld gewählt, bei dem es ihr schwerfällt, sich konzentrieren zu können – voll bei der Sache zu sein. Was als „angenehme Lernumgebung“ gedacht war, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als Zeitfresser. Hätte Sie zu Hause in einer ruhigen und konzentrierten Atmosphäre gearbeitet, so hätte sie nur die Hälfte der Zeit lernen müssen – und letztlich – viel mehr Freizeit gehabt. Elvira muss lernen, welche Lernumgebung sie zum schnellen und angenehmen Lernen wirklich braucht.

Beispiel – Erinnerungsvermögen und Prüfungsangst

Wolfgang Merkert hält sich für einen strebsamen Typen. Er verbringt viel Zeit vor seinen Aufgaben und liest seine Sachbücher aufmerksam vor der Prüfung. Bei der Prüfung selbst überkommt ihn jedoch beim Lesen der Aufgaben Panik. Wie war das noch mal? Ich hatte doch gestern erst die Lösung der Aufgabe gelesen. Wie ging das? Es gab da doch einen simplen Trick, die Gleichung umzustellen …

Wolfgang kann sich nicht mehr genau erinnern. Er hat nicht geprüft, welche von den vielen Informationen, die er gelesen hat, tatsächlich aus seiner Erinnerung abrufbar sind. Er weiß nicht, dass bestimmte Lernmethoden Informationen nur im Kurzzeitgedächtnis speichern. Hätte er gewusst, wie er diese Informationen ins Langzeitgedächtnis transferieren kann, wäre diese Prüfung für ihn kein Problem gewesen. Für ihn ist wichtig herauszufinden, wie er seine Lernmethoden so umstellen kann, dass er mit dem gleichen Zeitaufwand mehr Details und Zusammenhänge erinnert.

Beispiel – Komplexitätsverarbeitung und Lesetechniken

Herbert Vollberg bekommt täglich eine enorme Menge E-Mails. An manchen Tagen beachtet er die vielen E-Mails nicht, an anderen Tagen wühlt er sich durch die Newsletter, Anfragen und Spam-Mails. Bei den vielen Eingaben ist es ihm nicht immer klar, was er wann bearbeiten oder löschen soll. Herr Vollberg muss lernen Informationen schnell zu erfassen und nach Prioritäten zu sortieren. Wenn er beispielsweise seine Lesetechniken verbessert, d.h. die Fähigkeit wichtige Informationen aus einem längeren Text schnell herauszufiltern, wird er seine Arbeit wesentlich effektiver erledigen können.

Lernkontrolle Komplexität verarbeiten

Die Lernziele von Elvira Ruhwinkel, Wolfgang Merkert und Helmut Vollberg unterscheiden sich voneinander. Dennoch gibt es Gemeinsamkeiten, die für alle Lernenden gelten. Wir alle müssen auf mehreren Ebenen lernen, um erfolgreich zu sein. Wir müssen einen Lernstoff begreifen, müssen das Gelernte in konkrete Fertigkeiten umsetzen können und müssen gewillt und in der Lage sein, dies zu tun.

  1. Wissen erwerben
    Wissen erwerben bedeutet einen neuen Lernstoff zu verstehen. Elvira Ruhwinkel muss die neuen Informationen begreifen und gedanklich verarbeiten, damit sie sie später aus ihrem Gedächtnis abrufen kann. Dasselbe gilt für Herbert Vollberg und Wolfgang Merkert.
     
  2. Wissen anwenden
    Haben alle drei den Stoff verstanden, geht es im nächsten Schritt darum, dieses Wissen in Können umzusetzen – in der Praxis anzuwenden. Es genügt nicht, wenn Wolfgang Merkert weiß, wer ein Buch über Gedächtnistraining geschrieben hat. Er muss die Techniken selbst üben, damit er in der Lage ist, sie einzusetzen. Das Gleiche gilt für die anderen. Herbert Vollberg wird nicht besser lesen, wenn er weiß, welche Techniken es hierfür gibt. Erst wenn er sich angewöhnt hat, selektiv zu lesen und bekannte Techniken anzuwenden, wird er sein persönliches Leseverhalten optimieren.
     
  3. Wissen verinnerlichen
    Elvira wird zu Hause nur dann besser lernen können, wenn sie sich dort eine entsprechend ruhige und konzentrierte Atmosphäre schafft. Sobald ihre Freunde anfangen sie zu Hause aufzusuchen, um mit ihr zu reden, bringt eine Änderung des Umfeldes gar nichts. Sie muss lernen sich der Wichtigkeit einer konzentrierten Atmosphäre bewusst zu werden und störende Einflüsse (z.B. die Nachbarin) freundlich aber bestimmt abweisen. Wenn sie sich nicht traut ihren Willen umzusetzen, wird sie ein Spielball der äußeren Einflüsse bleiben. Sie muss soziale Kompetenz erwerben – die Fähigkeit ihr Wissen im Miteinander einzubringen und zu dem stehen, was ihr wichtig ist.

Anders ausgedrückt, wir lernen mit Kopf (Wissen erwerben), Hand (Wissen anwenden) und Herz (Wissen verinnerlichen). Erst das Zusammenspiel dieser Prozesse mündet in die erfolgreiche Umsetzung des Gelernten. Die Schwerpunkte bei jedem Lernprozess sind verschieden: bei einem „Pharmaziestudium“ steht für die meisten das Verstehen des Stoffs im Mittelpunkt (Kopf), bei einem Führungstraining geht es hauptsächlich darum, sich mit den eigenen Gefühlen und Einstellungen auseinanderzusetzen, um seine Persönlichkeit weiterzuentwickeln (Herz). Wer Auto fahren lernt, muss in erster Linie verschiedene Abläufe einüben, bis er sie automatisch beherrscht (Hand).

Zusammenfassend können wir sagen …

 Lernen bedeutet:
KopfWissen erwerben
HandWissen anwenden
HerzWissen verinnerlichen Mit den eigenen Gefühlen und Gedanken umgehen können Mit anderen Menschen umgehen können Das eigene Verhalten aufgrund der neuen Erfahrungen verändern.

Was heißt Lernen lernen?

Informationen in Bedeutung verwandeln

Wenn wir lernen wollen, dann wollen wir zu einem bestimmten Thema etwas lernen. Zu jedem Thema gibt es eine Menge an Daten und Fakten. Beim Erlernen einer Fremdsprache haben wir beispielsweise eine Fülle von Vokabeln, die wir auswendig lernen müssen. Mit dem Erlernen der reinen Informationen ist es aber meist nicht getan.

lesetechniken Lernen lernen

Oft ist es überhaupt nicht sinnvoll alle Daten auswendig zu lernen, z. B. wenn wir eine Menge an Zahlen und Fakten haben, die sich in kurzer Zeit ändern. Wichtig ist die Bedeutung von Informationen richtig einzuschätzen, d.h. komplexe Zusammenhänge zu erkennen und sie zu verstehen.

Erst wenn dies gelingt, verwandeln wir die Informationen in bedeutungsvolles Wissen. Bedeutung können wir für weitere Lernprozesse nutzen. Alles, was wir richtig verstanden und verarbeitet haben, dient als Grundlage, anhand derer wir neue Informationen beurteilen, einordnen und verknüpfen können.

Was können Sie tun, um Ihren Lernerfolg zu steigern?

Der Erfolg Ihres Lernvorhabens hängt von zahlreichen Faktoren ab. Einige davon können Sie beeinflussen. Die wichtigsten Faktoren zum erfolgreichen Lernen sind:

Gesund und locker lernen

In anstrengenden und stressigen Lebensphasen – wie es Lernphasen sind – neigen wir dazu unsere Gesundheit und Lockerheit zu vernachlässigen. Gerade in diesen Phasen ist es wichtig, dass Sie leistungsfähig sind und dazu brauchen Sie einen gesunden und lockeren Körper.

Klare Ziele setzen

Je klarer Ihr Ziel ist, desto einfacher wird der Lernprozess. Eine konkrete Zielsetzung beflügelt, treibt an und kann über schwierige Phasen hinweghelfen.

Hohes Engagement

Motivation ist der Motor des Lernerfolges. Was uns interessiert erreichen wir, auch wenn es schwierig wird. Verlieren Sie die Lust am Lernen, gilt es sich damit auseinanderzusetzen und Möglichkeiten der Selbstmotivation zu entdecken. Sie sollten lernen, sich in allen Lebens- und Gefühlslagen zu motivieren, um voll bei der Sache zu sein! Schwierige Situationen – wie Prüfungen nach Lernphasen – sind oft mit Ängsten und Befürchtungen verbunden, die zu Erfolgsblockaden werden können. Lernen Sie mit Ängsten und Befürchtungen konstruktiv umzugehen.

Voll bei der Sache sein!

Wir nehmen Lernstoff nur auf, solange wir uns konzentrieren. Lässt unsere Konzentration nach, schalten wir ab, hören nicht mehr zu, wissen nicht mehr, was wir gelesen haben. Achten Sie darauf, dass Sie konzentriert sind und trainieren Sie zusätzlich Ihre Konzentrationsfähigkeit. Dann können Sie schneller lernen.

Lernkontrolle für Lerntechniken

Lernmethoden kennen und anwenden

Das Wissen um Lerntechniken, Lernplanung und das richtige Vorgehen erleichtert die Aneignung und Wiedergabe von Lernstoff wesentlich. Aufgrund der Fülle an angebotenen Informationen und deren „Vergänglichkeit“ müssen wir rasch neue Informationen finden und diese in neue Erkenntnisse umwandeln können.

Dazu benötigen wir Denk- und Lernmethoden. Je mehr Sie lernen wollen, umso mehr wird das „Lernen lernen“ zu einer Schlüsselfertigkeit. Hierzu gehören Kenntnisse über Möglichkeiten der Informationsgewinnung (Suchmaschinen des Internets), effektive Lesemethoden, Gedächtnistraining. Sie können durch das Anwenden von Lerntechniken schneller und leichter lernen.

Effektiv Lesen

Die Fähigkeit effektiv zu lesen, steht im Zentrum der Lerntechniken. Wenn Sie Lesetechniken anwenden, erleichtern Sie sich die Aufnahme und Verarbeitung von Fachwissen.

Gedächtnistechniken anwenden

Das Gedächtnis ist trainierbar. Kennen Sie die Funktionsweise des Gedächtnisses und beherrschen Techniken und Methoden, wie Sie es verbessern können, können Sie sich einfache und komplexe Zusammenhänge besser einprägen.

Gekonnt mit anderen Menschen umgehen

Mit sich selbst klarkommen reicht nicht. Vokabeln können wir alleine lernen. Neue und relevante Informationen finden wir nicht nur im Internet, sondern auch bei Kollegen, Freunden und Bekannten. Mit diesen Menschen sollten wir umgehen können. Wer ein gutes Verhältnis zu anderen Menschen hat, wird leichter wichtige Informationen erhalten und Unterstützung durch andere bekommen.

Wann hilft was?

Nicht für alle Lernsituationen gilt das Gleiche, vielmehr hilft uns je nach Lernsituation unterschiedliches weiter:

  • Sie verstehen den Lernstoff problemlos, aber wissen nicht, warum und wozu Sie das Ganze lernen. Ihre Motivation lässt nach und Ihr Lernerfolg wird geringer. Dann sollten Sie an Ihrer Zielsetzung und Motivation arbeiten.
     
  • In einer anderen Lernsituation haben Sie ein klares Ziel vor Augen und sind begeistert. Aber – Sie verstehen das Vermittelte nicht. Dann müssen Sie sich intensiv mit dem Fachstoff auseinandersetzen und Lernstrategien entwickeln.
     
  • Eine Gruppe setzt sich ein Lernziel und wird von einem Lehrer angeleitet. Allen werden die Zusammenhänge erklärt und jeder erfährt, was getan werden muss. Alle machen ihre Übungen, nur eine Teilnehmerin – Frau Wilhelm – erreicht das Lernziel. Den Grund dafür konnte der Lehrer leicht sehen! Bei den Besprechungen bekam Frau Wilhelm, wenn sie von ihren Übungen erzählte, leuchtende Augen. Sie schilderte begeistert, wie sie ihre Übungen plante, durchführte und die Ergebnisse analysierte und vor allem: wie sie experimentierte. Frau Wilhelm war begeistert , das Lernziel war ihr wichtig – sie war: voll bei der Sache!

Je mehr Methoden Sie kennen – je mehr Sie über Selbstmanagement wissen – desto zielgerichteter können Sie Ihren Lernerfolg steigern. Je systematischer Sie die Faktoren für erfolgreiches Lernen beachten, desto besser wird Ihnen das Lernen gelingen.

Die vier Lerntypen

Aus Erfahrung wissen wir, dass es verschiedene Arten des Lernens gibt. Manche Menschen können sich einen Lernstoff gut merken, wenn sie ihn lesen, andere, wenn sie einem Vortragenden zuhören und andere lernen am besten, wenn sie schreiben oder sich mit Mitlernenden über die Inhalte austauschen.

Wenn Kinder in der Schule schneller bzw. langsamer lernen, hat dies oft nicht mit der Intelligenz der Kinder zu tun, sondern mit den unterschiedlichen Lerntypen.

Zum Lernen gebrauchen wir unsere Sinnesorgane. Neben Augen und Ohren gehören dazu der Geruchs-, Geschmacks- und Muskelsinn. Der Lernstoff gelangt über die beteiligten Sinnesorgane in unser Gedächtnis. Da die einzelnen Sinnesorgane bei jedem Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt sind, bedeutet dies, dass es unterschiedliche Lerntypen gibt.

In Anlehnung an die Sinnesorgane, die beim Lernen beteiligt sind, spricht man von auditiven, visuellen, kommunikativen und motorischen Lerntypen.

Bei der Lerntypenstimmung geht es um Tendenzen. Zum effektiven Lernen ist eine große Beteiligung und Nutzung aller Sinne am besten. Sie sollten jedoch darauf achten, wenn Sie z.B. auditiv schwach sind, Informationen nicht nur über die Ohren aufzunehmen. Sie werden von den Informationen dann weniger behalten. Ergänzen Sie Ihre Informationsaufnahme durch Lernmethoden, die Ihnen liegen.

Prägen Sie sich den Lernstoff über viele Sinneskanäle ein und berücksichtigen dies auch bei der Verarbeitung des Lernstoffes. Je mehr Wahrnehmungsbereiche beteiligt sind, desto mehr gedankliche Verknüpfungen können zum Lernstoff hergestellt werden. Damit können Sie Ihre Aufmerksamkeit und Lernmotivation steigern und einen größeren Lernerfolg erzielen.

Lerntypen sind in der Regel Mischtypen. Es gibt Menschen die unter Zeitdruck gut lernen und Menschen, die aus eigenem Antrieb besser lernen. Manche mögen eine leichte Geräuschkulisse und andere brauchen absolute Bibliotheksstille. Ebenso gibt es viele Misch-Lerntypen, die am besten in einer Kombination verschiedener Situationen und Umgebungsvariablen lernen. Wahrscheinlich gibt es genauso viele Lerntypen, wie Lernende existieren.

Ein wichtiger Teil der Selbsterkenntnis ist zu wissen, wie Sie am leichtesten lernen bzw. zu welcher Art Lerntyp Sie gehören. Am zuverlässigsten finden Sie Ihre individuelle Lernmethode heraus, in dem Sie sich selbst beobachten, auf welche Art und Weise Sie die größten Lernerfolge erzielen.

Nehmen Sie einen Lerninhalt, den Sie schwer verstehen und malen dazu ein Bild (visuell), lesen Sie den Lernstoff vor (auditiv), reden Sie mit jemandem darüber und erklären Sie ihm den Lernstoff (kommunikativ). Machen Sie ein Experiment dazu, verwenden Sie Gesten, gehen Sie im Zimmer auf und ab (motorisch). Bei welcher Lernmethode haben Sie den Stoff am schnellsten/leichtesten verstanden? Ergänzen Sie alle weiteren Lerninhalte durch die entsprechenden Lernmethoden.

Die vier Lerntypen haben wir in diesem Artikel beschrieben: Vier Lerntypen und wie sie am effektivsten lernen (Link öffnet in einem neuen Fenster)

Versuchen Sie, unabhängig davon, welche Lernmethoden Sie bevorzugen, möglichst viele Sinne in Ihren Lernprozess mit einzubeziehen. Je unterschiedlicher Sie sich den Lernstoff aneignen, desto vielfältiger sind die Möglichkeiten des Erinnerns und Behaltens. Die Erinnerungsquote steigt deutlich an, je mehr Sinne am Lernprozess beteiligt sind:

  • Hören 20%
  • Sehen 30%
  • Sehen und Hören 50%
  • Sehen, Hören und Diskutieren 70%
  • Sehen, Hören, Diskutieren und selber Tun 90%

Lerntypentest: Welcher Lerntyp bin ich?

Aus Erfahrung wissen wir, dass es verschiedene Arten des Lernens gibt. Manche können sich einen Lernstoff gut merken, wenn sie ihn lesen, andere, wenn sie einem Vortragenden zuhören und wieder andere lernen am besten, wenn sie schreiben oder sich mit Mitlernenden über die Inhalte austauschen.
Wenn Kinder in der Schule schneller bzw. langsamer lernen, hat dies oft nicht mit der Intelligenz der Kinder zu tun, sondern mit unterschiedlichen Lerntypen.

Zum Lernen gebrauchen wir unsere Sinnesorgane. Neben Augen und Ohren gehören der Geruchs-, Geschmacks- und Muskelsinn dazu. Der Lernstoff gelangt über die beteiligten Sinnesorgane in unser Gedächtnis. Da die einzelnen Sinnesorgane bei jedem Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt sind, bedeutet dies, dass es unterschiedliche Lerntypen gibt.

In Anlehnung an die Sinnesorgane, die beim Lernen beteiligt sind, spricht man deshalb von auditiven, visuellen, kommunikativen und motorischen Lerntypen. Finden Sie heraus, welcher Grundlerntyp Sie sind. Dann können Sie Informationen in einer Weise aufnehmen und im Gedächtnis verankern, die für Sie am besten ist.

Wir haben auf Philognosie einen Lerntypentest erstellt, mit dem Sie Ihr Lernverhalten analysieren können. Ein automatischer Test dieser Art kann niemals die „absolute Wahrheit“ präsentieren, aber wertvolle Hinweise geben, was für das eigene, zukünftige Lernverhalten sinnvoll sein kann.

Sie finden den Test unter folgendem Link: Lerntypentest auf Philognosie: Welcher Lerntyp bin ich?

Viel Spaß beim Testen!

Fallbeispiel 1 – Lernprobleme

War Albert nur ein Glückspilz?

Seitdem Albert von der Realschule ins Gymnasium wechselte, scheint alles schief zu gehen. Seine Noten verschlechtern sich zunehmend und er kann sich die Ursache nicht erklären. Wahrscheinlich war die Realschule wesentlich einfacher und er ist schlicht zu dumm für die High Society des Wissens. Erst nachdem er eine Nachhilfeschule besucht, stellen sich wieder kleine Erfolge ein, aber Albert bleibt skeptisch. Seine letzte 2 in Physik hält er für reines Glück, da diesmal der Lehrer genau die Fragen stellte, die er beherrschte.

Lernprobleme im Gymnasium

Solange Albert in der Realschule war, hielt er sich selbst für einen begabten Schüler. Das Lernen ging ihm leicht von der Hand, er brauchte sich nicht anzustrengen und verstand gar nicht, warum andere Mitschüler „Probleme“ hatten. Erst im Gymnasium kam er an seine Grenzen. Nachdem er einige schlechte Noten bekommen hatte, zweifelt er daran, ob der Wechsel in das Gymnasium richtig war. Vielleicht hätte er in der Realschule bleiben sollen.

Aufgabe

Versetzen Sie sich in Alberts Situation und beantworten Sie die folgenden Fragen.

  • Welche Gedanken und Gefühle könnte Albert haben?
  • Wie könnten Sie Albert dabei helfen, seine neu erkannten Defizite und Chancen zu verstehen?
  • Wie könnte Albert sich aus dieser Situation und Stimmung befreien?
  • Welche Anregungen und Tipps könnten ihm helfen – was raten Sie ihm?

Sehen Sie sich meine Analyse bitte erst dann an, wenn Sie Ihre eigenen Gedanken notiert haben.

Alberts Situation

Albert hat erlebt, dass seine bisherigen Lernstrategien in dem neuen Umfeld wenig erfolgreich waren und er das Ergebnis selbst nicht entscheidend beeinflussen konnte. Er baute sich bezüglich seiner künftigen Prüfungen düstere Erwartungen auf. Seine Motivation fürs Lernen und das Interesse an den Fächern ist gesunken.

Er verallgemeinert seine Schwächen und erschwert sich dadurch die Sicht auf konkrete Lösungsmöglichkeiten. Solange er dies tut, hat er keine Chance etwas dagegen zu unternehmen. Erst wenn er anfängt seine Probleme zu analysieren und auf konkrete Defizite einzugrenzen, kann er Lösungsansätze finden und Schwächen überwinden.

Weil die gewohnten Erfolge – und die damit verbundene Anerkennung – ausbleiben, fühlt er sich verunsichert und niedergeschlagen. Da er in der Realschule gute Ergebnisse erzielte, nahm er an ein begabter Schüler zu sein. Nach einigen Misserfolgen hat er den Glauben an sich selbst verloren. Selbst nachdem er – durch die Unterstützung der Nachhilfe – anfängt wieder bessere Noten zu schreiben, bleibt er sich selbst gegenüber skeptisch.

Er steht in einer Lebenssituation, in der er lernen kann, dass auch Defizite und Rückschläge zum Leben und Lernen dazu gehören. In dieser Situation kann er seine Grenzen erkennen und lernen, über sie hinauszuwachsen.

Tipps bei Lernproblemen

Wichtig für Albert ist, dass er seine Einstellung zu „Begabung“ überdenkt und verändert. Wird ihm klar, dass seine Misserfolge mit ungenügenden Anstrengungen oder falschen Methoden zu tun hatten, kann er engagiert weiter lernen und langfristig erfolgreich sein. Albert muss lernen (mit Unterstützung), an seinen Erfolg zu glauben. Rechnet er weiterhin mit Misserfolgen, wird sich diese „Prophezeiung“ wahrscheinlich erfüllen. Albert könnte erkennen, dass ihm bisher die notwendigen Grundlagen gefehlt haben und es einige Zeit dauern wird, bis er diese gelernt hat.

  • Albert sollte sich bewusst Zwischenziele setzten, die er in kurzer Zeit erreichen und überprüfen kann. Darüber erfährt er, was er kann und was er noch nicht kann. Fehlendes Vorwissen nachzuholen sollte eins seiner Zwischenziele sein.
     
  • Albert sollte lernen, dass das Leben nicht nur aus einer Kette von Erfolgen besteht. Lernen kann er nur, wenn er sich Fehler und Misserfolge erlaubt und mit diesen konstruktiv umgeht. Er muss lernen für seinen Erfolg zu kämpfen und nicht gleich die Flinte ins Korn zu werfen.
     
  • Er sollte sich an Erfolge in anderen Bereichen erinnern. Wenn schlechte Lernergebnisse sein Selbstbewusstsein beeinflussen, kann er es steigern, indem er sich klarmacht, welche Stärken und Fähigkeiten er hat. Dies können Erfolge in anderen Fächern oder seiner Freizeit sein.
     
  • Gemeinsames Lernen mit anderen Menschen wäre gut für Albert, es macht mehr Spaß, als alleine zu lernen.

Fallbeispiel 2 – Planungsprobleme

Planungsprobleme oder verflixte Zufälle?

Eva hat in vier Wochen ihre erste Zwischenprüfung als Chemielaborantin. Es scheint genügend Zeit zu sein, um sich angemessen auf die Prüfungen vorzubereiten. Sie teilt den Lernstoff in kleine Häppchen und rechnet sich aus, dass sie je einen Abend am Mittwoch plus die Wochenenden braucht, damit sie sich ohne Stress in das Thema einarbeiten kann.

Lernproblem planung

In der ersten Woche hat ihre beste Freundin am Mittwoch Geburtstag und am Wochenende spielt ihre Lieblingsband in München. Aber es ist immer noch genügend Zeit übrig. Eine Woche hin oder her – sie schafft das schon…

In der kommenden Woche zeichnet sich ähnliches ab – eine wichtige Autoreparatur, eine Firmenfeier, eine Einladung eines Kollegen. Ehe sie sich versieht, sind drei Wochen vergangen. Ihr fällt siedend heiß ein, dass die Prüfung kurz bevor steht. Als letzte Rettung will sie alle noch verbleibende Zeit zum Lernen verwenden, damit sie zumindest noch eine Chance hat, alles liegengebliebene Material zu lernen.

Aufgabe

Versetzen Sie sich in Evas Situation und beantworten Sie die folgenden Fragen.

  • Wie konnte es passieren, dass Eva ihr Lernvorhaben immer wieder aufgeschoben hat? Waren die scheinbaren „Notwendigkeiten“ wirklich so notwendig?
  • Welche Anregungen und Tipps würden Sie Eva für die Zukunft geben? Wie sollte sie sich in ähnlichen Fällen verhalten?
  • Kennen Sie eine ähnliche Situation bei sich selbst? Was hinderte Sie daran, Ihr Vorhaben planungsgemäß umzusetzen?

Vergleichen Sie Ihre Antworten mit meiner Analyse erst, wenn Sie sich Ihre eigenen Gedanken notiert haben.

Evas Situation

Viele Menschen kennen solche Lernsituationen: Mit den besten Absichten planen sie und aus irgendwelchen Gründen gelingt die Umsetzung nicht. Es gibt viele mögliche Gründe dafür, warum Eva sich so verhalten hat. Für Eva wird wichtig sein, dass sie die Ursachen für ihre Vermeidungsstrategien erkennt. Denn nur wenn sie sich dessen bewusst wird, was sie vom lernen abhielt, kann sie zukünftig in ähnlichen Situationen anders handeln.

Eva könnte darauf kommen, dass …

  1. …sie eine heimliche Abneigung gegen das Lernen hat. Sie ist viel lieber mit anderen Menschen zusammen, als allein vor ihrem Schreibtisch zu sitzen.
  2. … sie am besten unter Zeitdruck lernt. Sie braucht vielleicht eine bestimmte Intensität, damit sich die Inhalte besser einprägen.
  3. … mehr Zeit mit Ihren Freunden verbringen könnte, wenn Sie die Lernhäppchen möglichst gut verteilt. Außerdem hat weniger Stoff – auf länger Zeit verteilt – den Vorteil, dass er eher im Langzeitgedächtnis gespeichert wird.
  4. … sie sich dem Sinn und Nutzen dieser Fachkenntnisse nicht bewusst ist. Wenn ihr die Vorteile bzw. der Sinn des Lernens nicht präsent ist, wird sie weniger motiviert sein, Zeit in ihre Lerntätigkeit zu investieren.
  5. … sie früher nie allein gelernt hat. Damals waren immer ihre Eltern oder Geschwister bei den Hausaufgaben dabei. Allein zu lernen ist für sie eine völlig neue Aufgabenstellung.
  6. … sie die Menge des Stoffs und dessen Komplexität völlig unterschätzt hat. Erst am Ende fällt ihr auf, dass die verbliebene Zeit viel zu kurz ist, um alles wirklich inhaltlich verstehen zu können.

Tipps

Je nachdem, aus welchen Gründen sich Eva so verhält, helfen ihr unterschiedliche Methoden weiter:

  1. Eva kann sich klarmachen, welche konkreten Abneigungen sie am Lernen hindern. Vielleicht hilft es, wenn sie sich für das Einhalten ihrer Vorhaben belohnt – beispielsweise mit einem Kinobesuch.
  2. Wenn sie gerne mit anderen Menschen Kontakt hat, kann sie sich einen Rahmen suchen, in dem sie mit andern Menschen zusammen lernen kann.
  3. Wenn Eva eine bestimmte Intensität – z.B. Zeitdruck – beim Lernen braucht, könnte sie sich überlegen, welche anderen Alternativen es gibt, die Intensität ohne Risiko zu erzeugen.
  4. Eva macht sich bewusst, dass sie faktisch mehr Zeit mit ihren Freunden verbringen kann, wenn sie kleinere Lernhäppchen verarbeitet. Sie kann sich auch bewusstmachen, dass sie später weniger nachlernen muss, wenn sie wichtige Lerninhalte im Langzeitgedächtnis speichert.
  5. Sie macht sich bewusst, welchen Sinn und Nutzen diese Ausbildung für sie hat – welche Möglichkeiten ihr dadurch in der Zukunft offen stehen.
  6. Sie sichtet den gesamten Stoff möglichst früh, um sich ein Bild von der Menge und Komplexität der Informationen zu machen. Sie kann eine „Lerneinheit“ testen, um zu ermessen, wie viel Zeit sie wirklich dafür brauchen wird.

Fallbeispiel 3 – Prüfungsangst

Prüfungsangst?

Lucy ist als fleißige und strebsame Schülerin in der Berufsschule bekannt. Auf Prüfungen bereitet sie sich gewissenhaft und mit sehr viel Hingabe vor. Solange sie an ihrer Arbeitsstelle ohne Stress arbeiten kann, hat sie alle wichtigen Informationen im Kopf und kann sogar andere Lehrlinge in Fachfragen beraten.

Lernstress Umgang mit Prüfungsangst

Ihr einziges Handicap sind Prüfungen – besonders mündliche Prüfungen – in der Berufsschule. Meist fängt es einige Tage vor dem Prüfungstermin schon an, dass sie unruhig schläft und davon träumt, dass in der Prüfung irgend etwas schiefgeht. Sie vergisst etwas, hat etwas Falsches gelernt, bekommt Aufgaben, die sie nicht versteht oder ähnliches.

Obwohl sie sich inhaltlich hervorragend vorbereitet hat, bekommt sie am Prüfungstag Herzklopfen, ihre Hände werden feucht und in ihrem Magen tummelt sich ein ganzes Bienennest. Eine wichtige Prüfung musste sie schon einmal abbrechen, da sie einen „Black-out“ (Gedächtnisblockade) hatte.

Alles Gelernte war wie weggeblasen – es blieb nur mehr ein schwarzes Loch. Wie gut, dass ihr damaliger Lehrer ihre Situation kannte und entsprechend auf sie eingehen konnte. Seit dieser Situation ist sie das Lampenfieber vor Prüfungen nie wieder ganz losgeworden.

Aufgabe

Können Sie Lucys Problem verstehen? Was mag in ihr vorgehen, dass sie immer wieder Angst vor dem eigenen Versagen hat? Stellen Sie sich vor, Sie wären ein Lehrer und Lucy ist eine ihrer Schülerinnen. Versuchen Sie aus dieser Perspektive die folgenden Fragen zu beantworten.

  • Wie würden Sie als Lehrer mit einer Schülerin wie Lucy umgehen? Was würden Sie fragen – was würden Sie ihr raten?
  • Kennen Sie Methoden, die Lucy helfen könnten mit ihren Ängsten besser umzugehen? Wenn ja, versuchen Sie Ihre Erkenntnisse Lucy näherzubringen.
  • Kennen Sie eine ähnliche Situation bei sich selbst? Wie gehen Sie mit Prüfungsängsten um?

Vergleichen Sie Ihre Antworten mit meiner Analyse erst dann, wenn Sie sich selbst Notizen gemacht haben!

Lucys Situation

Lucys Situation ist kein Einzelfall. Befürchtungen und Ängste vor Vorträgen, wichtigen Gesprächen und Prüfungen sind weit verbreitet. Meist gehen sie mit einer Erinnerung an ein früheres „Versagen“ einher. Auch glauben manche Menschen, dass „Erfolgsmenschen“ immer selbstbewusst sind und „über den Dingen (Emotionen) stehend“ agieren. Schwächen gestehen wir uns nur ungern ein – Ängste haben nur Verlierer.

Doch kein Mensch ist jemals vollständig frei von Ängsten. Befürchtungen und Ängste gehören mit zu unserem Dasein. Die Angst ist eins der fünf Grundgefühle des Menschen. Es hat keinen Sinn ein Grundgefühl loswerden oder „abtöten“ zu wollen. Jeder Mensch hat irgendwann einmal Angst – und das ist gut so! Es kann also nicht darum gehen unsere Ängste und Befürchtungen zu verstecken oder zu ignorieren, sondern vielmehr darum, persönliche Umgangsweisen mit diesem Gefühl zu erlernen.

Auch selbstbewusste Menschen haben Angst – nur – sie haben gelernt mit ihrem „Angst-haben“ umzugehen. Sie haben Verhaltensweisen entwickelt, die es ihnen ermöglichen, handlungsfähig zu bleiben, auch wenn sie Angst haben. Es ist kein Naturgesetz, dass man im Angesicht der Angst erstarren muss.

Es ist unsere Entscheidung, die wir jedes Mal von neuem zu treffen haben – und – jedes Mal haben wir die Chance uns anders zu entscheiden bzw. anders zu verhalten. Erst wenn wir erkennen, dass der Umgang mit „problematischen Situationen“ unserer persönlichen Entscheidung unterliegt, haben wir eine echte Wahl, uns beim nächsten Mal anders zu verhalten.

Wir können uns entscheiden, wie viel gedankliche Ressourcen wir unseren negativen Gedanken widmen. Bedenken Sie aber – je mehr sie ihre geistigen Ressourcen für „das sich Sorgen machen“ verwenden, desto weniger Ressourcen haben Sie für die Bewältigung der gestellten Aufgaben.

Was hindert uns daran uns positive Assoziationen zu Prüfungssituationen zu machen? Unsere Ängste können zu selbsterfüllenden Prophezeiungen werden. Dasselbe gilt auch für unsere positiven Gedanken an Erfolg und Freude. Ein gesundes Maß an Angst kann uns sogar dabei helfen aufmerksamer und konzentrierter bei der Sache zu sein und damit zu unserem Erfolg beitragen.

Tipps

Lucy kann ihre Angst auf ein sinnvolles Maß reduzieren, wenn sie lernt – sich möglichst lange Zeit vor der Prüfung – mit ihr auseinanderzusetzen, sich zu entspannen und locker zu werden. Sie muss ihre Angst nicht vollständig abbauen. Sie muss nur lernen, wie sie in Stresssituationen mit der aufkommenden Unsicherheit umgehen kann. In abgeschwächter Form kann sie diese dazu nutzen, sich zu motivieren und die nötige Energie für eine Aktivität aufzubringen.

Ein erster Schritt könnte für sie darin bestehen, dass sie sich positive Gefühle und Gedanken zu Prüfungen macht. Prüfungen können auch freudige Erfolgserlebnisse für uns werden, wenn wir sie dazu machen. Je mehr wir erkennen, dass wir unsere Gefühle verändern und gestalten können, desto eher können wir uns von negativen Erwartungshaltungen lösen.

Lernen mit Pausen

Wenn Sie den Kurs bis an diese Stelle durchgearbeitet haben, sollte Ihnen Ihr eigenes Lernverhalten um einiges transparenter geworden sein. Bei der Vermittlung der Grundlagen geht es mir nicht um eine Aufzählung von trockenen Fakten, sondern darum, dass jeder von sich selbst etwas mitbekommt.

Wer erfolgreich lernen will, muss sich selbst kennen, seine eigenen Hürden und Probleme wahrnehmen, um besser werden zu können. Nicht jeder hat beim Lernen dieselben Probleme – wichtig ist es Probleme und Stärken bewusst wahrzunehmen, damit dort gezielt angesetzt werden kann, wo es wirklich fehlt.

Lernpause sind wichtig

Dieser Kurs sollte nur als Einstieg dienen und ein Versuch sein, sich selbst den Spiegel vor Augen zu halten. Wenn Sie im Laufe des Kurses Problemfelder und Stärken bewusster wahrgenommen haben, können Sie mit meinen weiteren Kursangeboten gezielt diejenigen Themen wählen, die für Sie persönlich relevant sind. Ich werde Ihnen im Weiteren sieben verschiedene Lernfelder in Form von Kursen anbieten.

Zum Abschluss dieser Einführung noch ein kleines Goodie. Wenn Sie erfolgreich lernen wollen, müssen Sie auch Ihre Aufnahmefähigkeit für neue Informationen, Ihre Lernkapazität berücksichtigen. Setzten Sie sich gezielt Pausen, damit Sie sich in einer bestimmten Lernphase optimal konzentrieren können. Ich gebe einen kleinen Überblick, wie Pausen sinnvoll eingesetzt werden können.

Die Zeitangaben zu den folgenden Kursen beinhalten keine Pausen. Machen Sie zwischen den einzelnen Lerneinheiten eine Pause. Hier gebe ich einen Überblick, welche Pausenzeiten nach bestimmten Lernzeiten als angemessen gelten.

PausenartwannDauerPausengestaltung (Vorschläge)
Minipausealle 20 – 30 minca. 5 minLockerung, Bewegung, Sauerstoffzufuhr
Kleine Pausenach 1,5 – 2 Stdca. 20 minVerlassen Sie Ihre Lernumgebung, tun Sie etwas ganz anderes (betätigen Sie sich körperlich, essen Sie eine Kleinigkeit, machen Sie eine kurze Lockerungsübung)
Erholungspausenach 3 Std1 – 1,5 StdVerlassen Sie Ihre Lernumgebung, tun Sie etwas ganz anderes (essen Sie etwas, betätigen Sie sich körperlich, machen Sie Lockerungsübungen, eine Meditation, Autogenes Training…)

Viel Spaß beim Lernen!

Petra Sütterlin