Dyskalkulie: Wasserglasmethode hilft gegen Rechenschwäche

Es gibt in Deutschland viele Kinder, die an einer Rechenschwäche leiden, die man Dyskalkulie nennt. Hier wollen wir erklären was Dyskalkulie ist, welche Wirkungen sie hat und eine Übung für Kinder mit Rechenschwäche zeigen.

Was ist Dyskalkulie / Rechenschwäche?

Bei der Dyskalkulie geht es darum, dass das Kind Zahlen als reine, abstrakte Symbole sieht und nicht als Mengenangaben versteht. Da also der Sinn und Bedeutung von Zahlen nicht verstanden wird, fehlt diesen Menschen die Grundlage für jede Art von mathematischen Aufgaben.

Definition Rechenschwäche Dyskalkuie

Normalerweise lernen Kinder schon im Vorschulalter, wie Mengen und Zahlen zusammenhängen. In dieser Zeit wird auch ein grundlegendes Verständnis von Zahlen gelernt. Der Aufbau unseres Zahlensystems wird schrittweise erklärt und eingeübt.

Ein Kind mit Dyskalkulie könnte hier Probleme haben – beispielsweise die Zahl 11 als eine Zusammensetzung von 1 + 1 sehen, was folgerichtig 2 ergäbe – es hat damit die Bedeutung der Zusammensetzung von Zahlen (noch) nicht verstanden.

Von dieser Rechenschwäche sind aber nicht nur Kinder betroffen, sondern auch bei Jugendlichen und Erwachsenen kann das Fundament des mathematischen Verständnisses nicht oder nur sehr verschwommen vorhanden sein. Da solche Menschen keine wirkliche Anschauung zu den Begriffen und Zahlen der Mathematik haben, sind stumpfsinniges „Einüben“ oder „Automatisieren“ – also alle gängigen Vermittlungs- und Lernmethoden – völlig vergeblich.

Dyskalkulie: Rechenschwäche richtig erkennen

Hier ist es also wichtig, dass Eltern diese Art der Rechenschwäche verstehen, um sie bei ihrem Kind erkennen zu können. Sonst sind Frust, Streit und die Vergeudung wertvoller Lebenszeit vorprogrammiert.

Allerdings kann man die Dyskalkulie prinzipiell schon relativ früh erkennen, da sie sich bereits bei einfachen mathematischen Operationen wie Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division zeigt. Hier kann man prüfen, ob das Kind das Zahlensystem überhaupt versteht, wenn es größere Probleme mit Aufgaben hat, die für durchschnittlich mathematisch Begabte sehr einfach sein sollten.

Hinterfragen Sie bei solchen Problemen Ihr Kind – versuchen Sie zu verstehen, wie es denkt bzw. versucht die Aufgabe zu lösen. Versteht es beispielsweise, dass die Zahlenkombination 11 eine Kombination von 10 und 1 ist?

Einige Studien gehen davon aus, dass bis zu 10 Prozent aller Erwachsenen in Deutschland unter dieser Rechenschwäche leiden. Und da diese Schwäche den meisten Betroffenen sehr peinlich ist, tun sie natürlich alles, um nicht aufzufallen.

Das ist ein großer Fehler, da die Dyskalkulie als „entwicklungsstabil“ gilt, d. h., diese Rechenschwäche nimmt bei zunehmendem Alter nicht ab. Selbst die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Dyskalkulie als schulische Entwicklungsstörung erkannt und anerkannt.

Auswirkungen der Dyskalkulie

Nicht selten entwickeln die Betroffenen eine Abneigung gegen Zahlen (Mathematik) – sie fühlen sich dumm und hilflos. Werden sie auch noch vor der Klasse vorgeführt, muss man sich nicht wundern, wenn sie eine regelrechte Angst vor Zahlen entwickeln bzw. später auch einfache Tätigkeiten (wie das Bezahlen an der Kasse in einem Supermarkt) zum Horror werden.

Rechenschwäche Dyskalkulie

Zudem wird von Lehrern oder Eltern das eigentliche Problem oft nicht erkannt. Man unterstellt diesen Menschen oft, dass sie „faul“ oder „lernunwillig“ sind, da sie in anderen Bereichen durchaus gute Leistungen erbringen. Insofern verwundert es nicht, wenn sie sich für ihr „Unvermögen“ schämen und sich mit ihrem Problem nicht outen wollen.

Da andere Menschen in ihren Augen anscheinend ganz selbstverständlich mit mathematischen Aufgaben umgehen, zweifeln die Betroffenen sogar an den Fähigkeiten ihres Verstandes oder halten sich grundsätzlich für „unfähig“. So kann aus einer einfachen Rechenschwäche ein Problem für das Selbstbewusstsein und das Selbstwertgefühl werden. Man empfindet sich selbst als „minderwertig“.

Doch urteilt man vorschnell, wenn man diese Menschen einfach als „dumm“ bezeichnet. Denn in vielen Fällen entwickeln sie andere Stärken – oder beweisen in anderen Wissensgebieten – eine enorme Kreativität und Kompetenz. Seit dieser Umstand bekannt ist, sucht man heute verstärkt nach alternativen didaktischen Methoden, wie man Menschen mit dieser Rechenschwäche helfen kann.

Im Folgenden stelle ich Ihnen die Wasserglasmethode der Diplom Psychologin Angelika Schlotmann vor, die mit dieser Methode gute Erfolge erzielt.

Übungen gegen Dyskalkulie: Die Wasserglasmethode …

Bei der Wasserglasmethode wird versucht, mit Wassergläsern und Flüssigkeiten eine Anschauung zu Zahlen, Mengen und mathematischen Operationen zu geben. Man ist also nicht gezwungen sich Zahlen nur „im Kopf“ vorstellen zu müssen, sondern kann sowohl die Zahlen als auch die entsprechende Rechenoperation über das Schütten von Flüssigkeiten veranschaulichen.

Dadurch können sich Betroffene ein konkretes Bild davon machen, was in der Mathematik überhaupt passiert und über die Aktion – das Schütten von Flüssigkeit – verstehen, was eine Rechenoperation überhaupt bedeutet.

Auf den ersten Blick mag es nicht unbedingt einleuchtend erscheinen, wie man über das Schütten von Flüssigkeiten in Gläsern zu einer Anschauung der Mathematik kommen kann. Daher haben wir an dieser Stelle ein erklärendes Video von Youtube namens „Rechnen mit Wasser“ eingebunden. Hier wird nach der Methode von Angelika Schlotmann gezeigt, wie man mit der Wasserglasmethode beispielsweise das Bruchrechnen ganz anschaulich zeigen kann.

Wasserglasmethode: Rechnen mit Wasser

Zum Aktivieren des Videos müssen Sie auf den Start-Button klicken. Wir weisen darauf hin, dass beim Starten des Videos Daten an YouTube übermittelt werden.

Interessant an der Wasserglasmethode ist zudem, dass nicht nur einfache Rechenoperationen wie Addition und Subtraktion veranschaulicht werden. Es können damit auch Multiplikation, Division und sogar noch höhere Rechenarten (wie beispielsweise Wurzeln und Funktionen) problemlos abgebildet werden. Damit ist die Wasserglasmethode nicht nur für Grundschüler geeignet, sondern auch für Gymnasiasten, die eine Anschauung von höherer Mathematik benötigen.

Laut einem Bericht von RTL liegt die Erfolgsquote dieser Methode bei etwa 90 Prozent. So besteht für viele Betroffene die Hoffnung endlich eine didaktisch ausgereifte Methode praktizieren zu können, die das Anschauungsproblem – welche konkrete Bedeutung Zahlen und Rechenoperationen haben – löst.

Wenn Sie diese Methode interessiert, finden Sie auf der Homepage von Angelika Schlotmann weitere Informationen, wie die Methode angewendet und gelehrt wird. Darüber hinaus wäre es natürlich wünschenswert, wenn sich auch interessierte Lehrer mit dieser Methode befassen. So wird man als Lehrer nicht nur für das Problem sensibilisiert, sondern kann Menschen mit Dyskalkulie durch diese neue didaktische Methode vielleicht endlich auch ganz praktisch im Unterricht helfen.

Ansonsten können sich Eltern und Lehrer auch Hilfe und Rat bei den Landesverbänden für Legasthenie & Dyskalkulie einholen. Hier finden Sie noch einen Link zu einer Liste aller Landesverbände in allen Bundesländern, wo Sie Rat suchen können.

Viel Erfolg beim Beseitigen der Dyskalkulie!

Tony Kühn