Lachen: Ist Humor erlernbar und gesund?

„Humor ist Balsam für die Seele“ – dieses Sprichwort kennt wohl jeder nicht nur vom Hörensagen, sondern auch aus eigener Erfahrung. Lesen Sie im folgenden Artikel wie Humor wirken kann und ob er erlernbar ist.

Humor - Lachen ist gesund

Was bedeutet Humor?

Das Wort "Humor" stammt aus dem Lateinischen und wird mit Feuchtigkeit, Säfte übersetzt. In der Antike war damit das richtige Mischungsverhältnis der Körpersäfte gemeint, das – im damaligen Verständnis – für eine gute Stimmung verantwortlich war.

Humor wird heute primär von seiner Wirkung her bestimmt. Humor ist die Fähigkeit, sich selbst und andere Menschen zum Lachen zu bringen. Es gibt Schwarzen Humor, Sarkasmus, Satire, Spott, Zynismus, Ironie, Witz, Parodie, Komik, Hohn, Trockenen Humor, Running Gag, Scherz – um nur einige zu nennen.

Der Humor hat eine wichtige Funktion für den einzelnen Menschen, für Gruppen, Gemeinschaften, Familien und für die Gesellschaft. Über sich selbst und andere lachen zu können, ist eine wichtige soziale Fähigkeit.

Hier ein frühes Beispiel aus der Zeit 480 v. Chr., als Xerxes I. den Griechen bei den Thermopylen mit folgenden Worten drohte: "Ich habe so viele Bogenschützen, dass ihre Pfeile die Sonne verdunkeln werden!" König Leonidas von Sparta antwortete: "Umso besser – dann kämpfen wir im Schatten!" (aus Wikipedia)

An diesem Beispiel wird unter anderem deutlich, dass mit einem Lächeln dem Gegner sehr elegant die Zähne gezeigt werden können, in doppeldeutiger Hinsicht.

Humor und seine Wirkungen

"Lachen ist gesund" – das sagt der Volksmund und scheint dabei recht zu haben. Unsere Wissenschaft hat die Wirkungen von Humor und Lachen körperlich untersucht und kam zu folgenden Ergebnissen:

  • Das Ausschütten von Stresshormonen wird signifikant reduziert
  • Die Regeneration des Körpers wird angeregt und gefördert (auch beim Burn-out Syndrom)
  • Entspannung der Muskulatur
  • Endorphine (sog. Glückshormone) werden vermehrt ausgeschüttet, was das Wohlbefinden fördert
  • Gesunde Abwehrzellen und Selbstheilungskräfte werden aktiviert
  • Senken des Blutdrucks, Erweiterung der Bronchien und Abbau des Cholesterins

Insgesamt sind humorvolle Menschen weniger anfällig für Krankheiten. Doch auch in psychischer und sozialer Hinsicht hat der Humor wichtige Funktionen:

  • Ausgeglichenheit, denn emotionale Spannungen können schnell abgebaut werden (Ärger, Angst und Depressionen werden entgegengewirkt)
  • Unerwartete Wechsel der Perspektiven
  • Aufgeben von rigiden und eingefahrenen Verhaltensmustern
  • Entscheidungsprozesse werden erleichtert und aktiviert, anstatt hinausgezögert
  • Aufbau befriedigender sozialer Bindungen zu anderen Menschen
  • Förderung von konstruktiven und gleichberechtigten Beziehungen
  • Das Verabschieden von alten nicht mehr funktionierenden Wertvorstellungen
  • Schwächen und Unzulänglichkeiten können leichter angenommen werden
  • Spaß am Leben und Spaß im Miteinander

Doch Humor kann absichtliche (Spott, Hohn), aber auch unabsichtliche Wirkungen erzeugen, die zumindest auf Dritte nicht sonderlich konstruktiv wirken. Daher kann z. B. Spott sehr unfreundlich (asozial) wirken, die Trennung zwischen mehreren Parteien vertiefen und festigen, Macht demonstrieren, andere ärgern und herabsetzen. Dass Lachen auf jeden Fall gesund ist, darf durchaus bezweifelt werden, wenn Humor trennend, anstatt verbindend wirkt.

Humor – im konstruktiven Sinne – ist also eine soziale Fähigkeit, die Mitgefühl und Fingerspitzengefühl für eine bestimmte Situation und für Menschen erfordert, um in den Genuss seiner wohltuenden Wirkungen zu gelangen.

Ist Humor erlernbar?

Es gibt Vermutungen, dass Humor eine teils angeborene, genetisch bedingte Charaktereigenschaft ist, doch als wissenschaftlich gesichert gilt dies nicht. Gesichert ist hingegen, dass Humor sehr stark kulturell geprägt und sozialisiert ist. Man lernt schon als Kind, worüber man lachen darf und worüber nicht.

Auch das Verhalten in Situationen, in denen nicht gelacht werden darf, wird sehr früh geprägt, z. B. bei einer Beerdigung ernst zu bleiben. Des Weiteren spielen die eigenen Lebensumstände eine Rolle, worüber gerne gelacht wird, z. B. passiert dem eigenen Chef ein Missgeschick lachen Mitarbeiter, die in seiner Abteilung arbeiten, lauter als andere.

Lachen - Humor ist erlernbar

Humor ist eine sehr komplexe Angelegenheit, dennoch kann Humor erlernt werden. Doch einige Voraussetzungen müssen gegeben sein, die nicht für jeden Menschen leicht zu bewerkstelligen sind. Menschen, die nur wenig oder gar keinen Humor verstehen oder zulassen können, zeichnen sich darin aus, dass sie sich viel zu ernst nehmen. Entscheidend ist die Frage: "Können Sie über sich selbst lachen?" Wenn Sie das können, haben Sie einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung getan und es handelt sich um den ersten entscheidenden Schritt.

Humor hat also sehr viel mit der Haltung gegenüber sich selbst und gegenüber anderen zu tun. Das Geheimnis des Humors ist in einer gewissen Gelassenheit zu suchen. Menschen, die Angst davor haben von anderen abgewiesen, kritisiert zu werden, können keine Distanz zu sich selbst und der Situation gewinnen, die für Gelassenheit und Humor notwendig wäre. Versuchen Sie also nicht anderen krampfhaft zu gefallen oder perfekt zu sein – das führt nur zu inneren Verspannungen.

Diese Haltung sich selbst gegenüber geschieht natürlich nicht von heute auf morgen, doch Erkenntnis ist immer der erste Schritt. Eckart von Hirschhausen brachte es schön auf den Punkt: "Komisches muss einem nicht einfallen, es muss einem erst mal auffallen". Dieser Satz hat viel mit der eigenen Einstellung und der damit zusammenhängenden eröffnenden Beobachterperspektive zu tun.

Wenn Ihnen ein humorvoller Beitrag in irgendeiner Situation einfällt, so probieren Sie ihn aus! Falls er nicht funktioniert, haben Sie ein hervorragendes Übungsfeld über sich selbst zu lachen.

Humor entdecken und entwickeln

Humor wird entscheidend durch die eigene Erfahrung geprägt. Deshalb im Folgenden noch einige Anregungen, wie Sie Ihren persönlichen Humor entwickeln, entdecken und erfahren können: 

  • Finden Sie heraus, welche Art von Humor Sie bevorzugen. Worüber können Sie lachen? Wann lächeln Sie? Es gibt sehr viele Arten von Humor und es ist hilfreich dort anzufangen, wo Ihr Lächeln bereits „zu Hause ist“. Wenn Sie sich nicht sicher über Ihre persönlichen Vorlieben sind, beobachten Sie andere Menschen. Worüber lachen Ihre Bekannten, Arbeitskollegen, Freunde, Familie in alltäglichen Situationen? Es geht erstmal nicht darum deren Humor zu kopieren, sondern einfach nur, um Humor zu beobachten. Eine gute Hilfe ist es, sich humorvolle Filme anzusehen, um zu beobachten, wann sich die eigenen Mundwinkel nach oben bewegen. Auch gibt es regelmäßige Comedy-Sendungen, wo unterschiedliche Komiker auftreten, oder Online-Videos auf YouTube, die unter dem Stichwort „Humor“ zu finden sind. Auch Klassiker wie Loriot erfreuen sich großer Beliebtheit. Vielleicht finden Sie Ihr Vorbild.
  • Tun Sie etwas, was Ihnen Freude und Spaß macht. Manchmal befindet man sich in Lebenslagen, die schwierig, eintönig oder von der Routine geprägt sind. Unternehmen Sie etwas, was Sie aus Ihrem Alltag herausführt. Das muss nichts Großes sein; bei manchen hilft ein Ausflug in die Natur, ein Spaziergang, ein gutes Essen, etc., um etwas Distanz zu sich selbst und der eigenen momentanen Stimmung zu gewinnen.
  • Humorvolle Umgebung: Umgeben Sie sich regelmäßig mit Menschen, die Humor haben und mit ihrem Humor andere Menschen positiv beeinflussen. Manchen hilft es, sich überhaupt mit Menschen zu treffen. Denn da, wo sich mehrere Menschen zusammenfinden, wird auch öfter gelacht.
  • Spielen: Spielen Sie mit Freunden, Verwandten oder Bekannten. Dabei ist es unerheblich, um welches Spiel es sich handelt. Im Spiel gibt es immer Situationen, wo gelacht werden kann und wo eine Distanz – der eigenen Situation gegenüber – sehr gut eingenommen werden kann.
  • Über sich selbst lachen: Wenn Ihnen ein Fehler oder Missgeschick passiert – z. B. Ihnen fällt ein Teller herunter – lachen Sie über sich selbst. Solche kleinen "Ärgernisse" passieren oft genug, um in den Genuss des Lachens zu kommen.

    Humor: Über sich selbst lachen

  • Situationen auflockern: Wenn Ihnen ein Fehler oder eine kleine Schwäche eines Mitmenschen, z. B. Ihres Partners oder Ihrer Kinder auffallen, lächeln Sie. Probieren Sie es aus. Sie werden merken, wie sich die Situation entspannt, wie wohltuend, leichter und stressfreier sich dies auf Ihr Gemüt und auf die Situation selbst auswirkt, welche sich in Folge besser handhaben lässt.
  • Lachen anstatt zu reagieren: Wenn Sie sich in einer angespannten Situation befinden, treten Sie einen Schritt zurück und lachen Sie. Lachen ist besser, anstatt auf etwas zu reagieren. Lachen funktioniert auch besser als sich zu verteidigen, wenn man sich angegriffen fühlt.
  • Sich selbst akzeptieren: Ein entspanntes Verhältnis zu sich selbst ist ein wichtiger Anfang. Sicher sollte man sich selbst und das Leben ernst nehmen, doch das widerspricht nicht einem gesunden Humor. Beginnen Sie mit etwas, das Sie nur bedingt beeinflussen oder kontrollieren können, Ihrem Aussehen oder Ihrem Alter. Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf das, was Ihnen nicht gefällt. Sind es zu große Ohren? Das Alter? Lachen Sie darüber. Machen Sie über Ihre zu großen Ohren Witze. Das ist die beste Art mit Dingen umzugehen, die Sie nicht ändern können und verhilft zur Selbstakzeptanz. Erinnern sie sich an peinliche Situationen aus Ihrem Leben. Versuchen Sie darüber eine witzige Geschichte zu erzählen, gerne mit kleinen Übertreibungen. Sie werden erfahren, dass das äußerst wohltuend wirkt und auch andere Menschen zum Lachen bringt.
  • Spontaneität zulassen: Schneiden Sie Grimassen vor dem Spiegel. Amüsieren Sie sich über Ihr eigenes komisches Aussehen. Das lässt sich später in Situationen mit anderen Menschen leichter übertragen, anstatt mit Abwehr oder Angst zu reagieren.

    Humor entwickeln: Spontaneität zulassen

  • Regelmäßig lächeln: Lächeln Sie immer mal wieder, auch wenn Sie keinen aktuellen Grund dafür finden. Vielleicht hilft Ihnen eine Erinnerungshilfe, z. B. gut sichtbar an mehreren Stellen in Ihrer Wohnumgebung ein Schild mit der Aufschrift "LÄCHELN" aufzuhängen. Auch ein Spruch, ein Zitat oder Bild, das Ihnen gefällt und Sie zum Lächeln anregt, kann solch eine Erinnerungshilfe sein. Die Mundwinkel zu einem Lächeln zu bewegen, regt Ihr Freudezentrum im Gehirn an. Wer lächelt, fühlt sich faktisch besser. Probieren Sie es aus und bleiben Sie dran!
  • Lach-Yoga: Eine Steigerungsform ist das sogenannte Lach-Yoga. Dabei geht es schlicht darum zu lachen – grundlos zu lachen. Wenn es Ihnen am Anfang zu schwer fallen sollte, dann hilft es sich Situationen vorzustellen, bei welchen Sie in der Vergangenheit herzhaft gelacht hat. Beginnen Sie einfach – Sie werden im Lauf der Zeit erfahren, dass sich Ihr Lachen verselbstständigt. Aus einem gewollten Lachen wird ein echtes Lachen. Leichter ist es, diese "Übung" mit mehreren Menschen zu machen, aber das ist keine Bedingung. Wenn Sie z. B. Kinder haben, können Sie Ihre Kinder mit einbeziehen. Dr. Madan Kataria verbreitete das Lachyoga und sagte einmal sehr treffend: "Wir lachen nicht, weil wir glücklich sind – wir sind glücklich, weil wir lachen!"

Der Spruch: "Humor hat man oder hat man nicht" gilt längst als überholt. Wer Humor kopiert, wirkt schnell aufgesetzt und künstlich. Humorvoll zu handeln, hat daher immer eine sehr persönliche Note.

Viel Erfolg und Spaß beim Entdecken Ihres Humors!

Cassandra B.