Geschichte des Buchdrucks aus den Zeiten Gutenbergs

Gutenberg hat nicht den Druck an sich erfunden, wie oft fälschlicherweise angenommen wird. Er hat die damals verwendeten Druckverfahren revolutioniert. Lesen Sie hier einen kurzen Überblick über die Geschichte des Buchdrucks und die Leistungen Gutenbergs.

Wer war Johannes Gutenberg?

Johannes Gutenberg wurde um 1400 in Mainz geboren. Er war ursprünglich Goldschmied und wurde erst später Drucker und Verleger. Zu dieser Zeit war es üblich, Bücher von Hand zu kopieren, d.h. ein Schreiber musste ein Buch abschreiben und malen. Diese Art des Kopierens war natürlich sehr zeitaufwendig und teuer.

Johannes Gutenberg

Das hatte zur Folge, dass Bücher nicht nur sehr teuer waren, sondern auch nur in geringer Stückzahl zur Verfügung standen. Wer Bücher kaufen wollte, brauchte also immer ein Original und einen „Schreiber“, was sehr aufwendig und teuer war. Kein Wunder, dass sich nur wohlhabende Menschen Bücher leisten konnten.

Als Sohn einer wohlhabenden Patrizierfamilie besuchte Gutenberg wahrscheinlich eine Schule, in der Latein unterrichtet wurde. Die enge Verbindung seiner Familie zum Kloster St. Viktor vor Mainz deutet darauf hin, dass er möglicherweise auch in der Klosterschule erzogen wurde, da er später Mitglied der St. Viktor-Bruderschaft wurde.

Um 1450 hatte Gutenberg seine experimentellen Arbeiten so weit vorangetrieben, dass er mit dem Druck von Flugblättern und Büchern beginnen konnte. Die frühen Drucke, die ihm zugeschrieben werden, lassen sich in zwei Kategorien einteilen: zum einen kleinere Drucke wie Wörterbücher, Kurzgrammatiken, Ablassbriefe und Kalender, die mit der sogenannten Donat-Kalender-Schrift gedruckt wurden, und zum anderen die lateinische Bibel, die sogenannte Gutenberg-Bibel.

Buchdruck vor Gutenberg

Schon lange vor Gutenberg wurden Bücher gedruckt. Der Unterschied bestand jedoch darin, dass bei den früheren Druckverfahren nicht einzelne Lettern, sondern ganze Druckplatten verwendet wurden.

Außerdem arbeitete man nicht mit Druckerpressen im Sinne Gutenbergs, sondern mit einem Reibedruckverfahren. Dabei wurde das angefeuchtete Papier auf den mit Farbe getränkten Druckstock gelegt. Die Schrift wurde dann durch Reibung auf das Papier übertragen.

Dies hatte zur Folge, dass die Papier- oder Pergamentblätter nur einseitig bedruckt werden konnten, da beim Bedrucken der Rückseite das Schriftbild verwischt worden wäre.

Geschichte: Die Anfänge des Buchdrucks

Die frühen Anfänge des Buchdrucks können jedoch noch wesentlich weiter zurückdatiert werden. Bereits in Rom, Babylon und Ostasien finden sich frühe Belege für Druckverfahren, die bereits lange vor Gutenbergs Zeiten durchgeführt wurden.

Auch diese frühen Funde wurden im Blockdruckverfahren bzw. Holztafeldruck hergestellt. Das Prinzip des Gravierens und Stempelns, was dem Druck nicht ganz unähnlich ist, war bereits in der Antike verbreitet.

Buchdruck in China mit Holzplatten

Etwa im 10. Jahrhundert wurde in China der Plattendruck mit geschnitzten Holzplatten ausgeübt. Erste Belege für den Druck mit beweglichen Lettern aus Metall gibt es bereits in Korea des 13. Jahrhunderts. Das Druckverfahren setzte sich dort jedoch nicht weit genug durch, um sich über die Grenzen des Landes hinaus zu verbreiten.

In Europa wurden zu dieser Zeit hauptsächlich Handschriften angefertigt. Diese wurden in Klöstern hergestellt und waren damit nur wenigen privilegierten Personen zugänglich.

Im 13. und 14. Jahrhundert wuchs jedoch der Drang nach Wissen, sodass die wenigen Skriptorien zur Herstellung und Vervielfältigung von Büchern und Schriften nicht mehr ausreichten. Aus dieser Tendenz heraus entstand einige Zeit später der Plattendruck, mit dem größere Mengen von Schriften hergestellt werden konnten.

Dazu wurden zunächst dünne Metalltafeln verwendet. Erst später ging man dazu über, Holzplatten zu nutzen, da diese billiger und zudem leichter zu bearbeiten waren. So war die Voraussetzung für Gutenbergs Erfindung geschaffen und es galt, den Druck zu optimieren, um schneller und effizienter das in Büchern enthaltene Wissen zu vervielfältigen und zu verbreiten.

Gutenbergs Erfindung

Die Grundüberlegung für Gutenbergs Erfindung war die Tatsache, dass der Druckvorgang wesentlich flexibler wäre, wenn man die Buchstaben einzeln ersetzen könnte.

Ist ein Buchstabe beschädigt, muss so nicht mehr die komplette Druckplatte ausgetauscht werden, sondern das Ersetzen des einzelnen Buchstabens genügt. Man druckte also nicht mehr mit ganzen geschnitzten Holzplatten, sondern mit beweglichen Metalllettern, die beliebig ausgetauscht werden konnten.

Gutenberg Druck mit beweglichen Lettern

Wesentliche Voraussetzung für den Druck mit beweglichen Lettern war das von Johannes Gutenberg entwickelte Handgießinstrument, mit dem die einzelnen Lettern hergestellt werden konnten. Dabei handelt es sich um ein Gerät, in das die Matrize – also die Gussform – eingespannt war, die dann mit dem flüssigen Letternmetall aufgefüllt wurde. Die Gussform musste dabei immer eine Negativform des gewünschten Buchstabens sein.

Das Handgießgerät bestand aus Holz und war mit zwei Backen aus Metall versehen. Durch einen Metallbügel wurde die eingesetzte Matrize fixiert. Nach dem vollständigen Erkalten der Lettern wurden diese in Setzkästen sortiert. Durch die Erfindung des Handgießgerätes wurde es möglich flexibel jeweils die Buchstaben herzustellen, die benötigt wurden.

Außerdem konnten Buchstaben schneller und feiner gegossen und – was besonders wichtig war – einzeln hergestellt werden. So war die Erfindung des Handgießinstrumentes im Grunde die eigentlich neue und revolutionäre Erfindung, da ohne sie eine ähnlich einfache Herstellung der einzelnen beweglichen Lettern kaum möglich gewesen wäre.

Druckerpresse von Gutenberg

Weiterhin unterschied sich die beim Gutenbergdruck verwendete Presse wesentlich von den zuvor verwendeten Druckerpressen. Die Presse, die Gutenberg nutzte, war eine Weiterentwicklung der zur Weinherstellung genutzten Spindelpresse. Durch das Drehen der Spindel wurde die Metallplatte (der Tiegel) mit gleichbleibendem Druck auf die Unterlage gepresst.

Mit dieser Spindelpresse konnte man das Druckbild schneller und effektiver auf das Papier oder Pergament übertragen als durch den zuvor angewendeten Reibedruck, bei dem ohne Einsatz einer Presse das Bild übertragen wurde. Durch die Spindelpresse war der Druck gleichmäßiger und das übertragene Druckbild von besserer Qualität.

Auch die verwendete Farbe unterschied sich wesentlich von der zuvor für den Holzplattendruck verwendeten. Die dünnflüssige Variante war für den Plattendruck bestens geeignet, konnte aber für den Druck mit Bleilettern nicht verwendet werden, da sie nicht haften blieb.

Aus diesem Grund mischte Gutenberg eine Emulsion aus Ruß und Leinölfirnis. Diese Druckerfarbe war zähflüssig und trocknete schnell genug, um einen beidseitigen Druck zu ermöglichen. Heutzutage mischen Künstler immer noch Leinölfarbe (als Ölfarbe) mit Leinölfirnis selbst oder Verarbeiten die ungiftige Firnis als Holzschutz im Innen- und Außenbereich.

Das Druckverfahren Gutenbergs

Bevor gedruckt werden konnte, mussten die Buchstaben gesetzt werden. Dazu wurden die einzelnen Metalllettern in einen sogenannten Winkelhaken gesetzt. Das ist eine Schiene, in die die Buchstaben spiegelverkehrt eingesetzt wurden. Die zusammengesetzten Buchstabenreihen wurden anschließend auf einer Art Tablett zu Zeilen, Absätzen und ganzen Seiten zusammengefügt. Dieses Tablett wurde auch als Setzschiff bezeichnet.

bewegliche Lettern bei Gutenberg

Danach wurden die Buchstabenreihen mit Farbe benetzt, indem man diese mit einem Druckerballen auf die Platte tupfte. Der mit Farbe versehene Satz wurde dann in die Druckerpresse eingespannt.

Das verwendete Papier wurde vor dem Druckvorgang leicht befeuchtet, weil es so die Druckerfarbe besser aufnehmen konnte. Das Papier wurde dann in einem Holzrahmen in den Pressdeckel eingespannt. Mit Druck wurde dann die Druckplatte auf das Papier übertragen. Durch ein exaktes Einspannen der Papierbögen war der Druck auf der Rückseite genau auf den Druck der Vorderseite abgestimmt.

Die Gutenberg-Bibel

Die berühmte 42-zeilige Bibel von Gutenberg entstand in den Jahren 1452 bis 1454 in Mainz. Es entstanden rund 180 Exemplare dieser Bibelfassung teilweise gedruckt auf Papier, teilweise auf Pergament.

Optisch orientierte sich die Gutenberg-Bibel an mittelalterlichen Handschriften. Zur Herstellung der Bibel wurden rund 290 verschiedene Lettern gegossen. Die farbigen Initiale (die geschmückten Anfangsbuchstaben) am Seitenanfang wurden im Nachhinein gestaltet.

Gutenberg Bibel

Gedruckt wurde die sogenannte Vulgata, eine lateinische Bibelfassung aus dem 4. Jahrhundert. Die Bibel bestand aus zwei Bänden und umfasste insgesamt 1282 Seiten.

Der erste Band beinhaltete den ersten Teil des Alten Testaments und der zweite Band die Propheten und das Neue Testament. Auf jeder Seite der Gutenberg-Bibel sind zwei Spalten zu je 42 Zeilen (einige wenige Seiten enthalten weniger Zeilen). Daher wird die Bibel Gutenbergs auch „B42“ genannt.

Da einige Seiten dieser Bibel teilweise rot gedruckte Absätze enthalten, ist davon auszugehen, dass Gutenberg noch während des Drucks mit den Verfahren experimentierte und nach Verbesserungen suchte. Durch die Verwendung von Lettern mit unterschiedlicher Breite entstand ein einheitlicher Blocksatz, der dem gesamten Werk ein harmonisches Erscheinungsbild verleiht.

Eine revolutionäre Erfindung

Die Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern durch Johannes Gutenberg markierte den Übergang vom Mittelalter zur frühen Neuzeit. In wenigen Jahrzehnten breitete sich diese Technik des Buchdrucks in ganz Europa aus und eroberte in den nachfolgenden Jahrhunderten auch fernere Kontinente.

Der Druck mit beweglichen Lettern ermöglichte das Drucken von Büchern in größeren Mengen und legte den Grundstein für die massenhafte Vervielfältigung von Inhalten.

Mit der Bibelübersetzung durch Martin Luther im 16. Jahrhundert, die dann mit Gutenbergs Letterndruck in großen Mengen vervielfältigt wurde, wurde das in der Bibel vermittelte Wissen für viele Menschen zugänglich. Bücher waren nicht länger unerschwinglich und auch für ärmere Bevölkerungsschichten erreichbar.

Die Bücher verbreiteten sich in weiten Teilen Deutschland und damit auch die in ihnen verwendete Sprache. So leistete der Buchdruck nach Johannes Gutenberg einen nicht unerheblichen Beitrag zur Entwicklung einer allgemeinen deutschen Hochsprache.

Wenn Gutenberg auch nicht den Buchdruck an sich erfunden hat, so hat er dennoch mit seiner neuen Drucktechnik eine Medienrevolution vom geschriebenen zum gedruckten Wort ausgelöst und den Weg für unser modernes Medienzeitalter geebnet.

Autoren Jens Seibel und Tony Kühn

Philognosie Team