Weihnachten: Gesunder Egoismus oder „Helfen macht glücklich“

Nicht nur in der Weihnachtszeit ist für viele Menschen das Thema „Helfen“ wichtig. Es sorgt für die eigene psychische und körperliche Gesundheit, so die Behauptung der Forschung. Lesen Sie in diesem Artikel, welche Motive hinter der Hilfsbereitschaft stehen, wie sich Helfen auf Körper und Psyche auswirkt und was zu tun ist, damit positive Wirkungen erzielt werden.

Wer anderen hilft, hilft sich selbst

Viele Menschen helfen ehrenamtlich bzw. auf freiwilliger Basis. Am meisten ehrenamtliche Hilfe wird im Bereich des Sports geleistet. Danach folgen Tätigkeiten in Schule bzw. Kindergarten, Freizeit und Geselligkeit. Dann folgen ehrenamtliche Tätigkeiten in kirchlich-religiösen Bereichen und in Kultur bzw. Musik. 

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Oft wird das Thema „anderen Menschen etwas Gutes zu tun“ nur sehr einseitig – als Altruismus – dargestellt, d.h. man gibt – der andere nimmt und profitiert von der Hilfeleistung. Altruismus meint hier: Das Wohl des Anderen (oder der Menschheit) über das eigene Wohl zu stellen und sich selbst und seine Bedürfnisse für andere zu opfern.

Der Gegenspieler ist – aus der Sicht des Altruisten – der Egoist, der „nur seine eigenen Interessen rücksichtslos verfolgt“ – er handelt quasi als Schmarotzer zulasten anderer Menschen. Doch abgesehen von diesem Extrem: Ist eine egoistische Einstellung wirklich per se nur negativ?

Ein gesunder Egoist kann sich der eigenen Motive des Helfens durchaus bewusst sein. Er will weder selbst ausgenutzt werden, noch andere Menschen ausnutzen, da dies langfristig nur auf ihn selbst zurückfallen würde. Er sucht nach einer Win-Win-Situation für beide Seiten, damit jeder von der Sache profitiert und ein langfristig gutes Verhältnis erhalten bleibt.

In diesem Artikel soll eine Sichtweise zu Wort kommen, die sehr wenig in den Augenschein genommen wird: dass Helfen für den Helfer nutzbringend ist, wenn bestimmte Voraussetzungen gegeben sind. „Wer anderen etwas Gutes tut, tut sich selbst etwas Gutes“.

Welche Motive verbergen sich hinter dem Bedürfnis, zu helfen?

Im Folgenden werden einige Motive genannt, anderen Menschen zu helfen. Es gibt sehr unterschiedliche Motive anderen helfen zu wollen. Dabei geht es weder um den Anspruch der Vollständigkeit noch um eine positive oder negative Bewertung der Motive.

  • Verantwortung übernehmen: Menschen helfen, weil sie sich aufgrund ihrer moralischen Maßstäbe verpflichtet fühlen. Sie wollen darauf hinwirken, die Lebensumstände und Lebensqualität anderer Menschen zu verbessern.
  • Helfen, damit einem selbst geholfen wird: Das klingt zwar wie ein Deal und kann auch als solcher gemeint sein, doch in vielen Fällen ist es schlicht die Hoffnung, dass einem selbst geholfen wird, wenn es in Zukunft nötig wird.
  • Mitgefühl und Mitleid: Es gibt Menschen, die fühlen mit anderen Menschen mit oder – in der Extremform – versetzen sich so stark in deren Situation, dass sie mit ihnen mitleiden. Es wird daher geholfen, um das Leid zu verringern.
  • Dankbarkeit: Menschen helfen, weil ihnen so vieles Gutes widerfahren ist oder weil sie sich bewusst machten, dass es ihnen im Verhältnis zu anderen Menschen gut geht. Sie wollen andere daran teilhaben lassen und revanchieren sich aus Dankbarkeit.
  • Anerkennung: Anderen zu helfen, bringt soziale Anerkennung. Das kann, muss aber nicht bedeuten, dass man anderen hilft, weil es vom Umfeld erwartet wird. Man will nicht unangenehm auffallen und passt sich daher an.
  • Stärken des Selbstwertgefühls
  • Einen Sinn finden: Soziales Engagement kann dem eigenen Leben einen Sinn geben, der zuvor nicht gelebt und vermisst wurde.
  • Soziale Kontakte aufbauen und pflegen: Helfen fördert soziale Kontakte zu anderen Menschen. Dadurch wird der Einsamkeit oder depressiven Stimmungen entgegengewirkt, aber auch der Langeweile.

Obige Auswahl betrifft hauptsächlich Menschen, die sich freiwillig und ehrenamtlich – also ohne finanzielle Interessen – einer helfenden Tätigkeit widmen.

Gesunder Egoismus oder „Helfen macht glücklich!“

Allan Luks, ein US-Gesundheitsexperte führt viele positiven Wirkungen des Helfens an. Unter anderem hat Helfen eine heilende Kraft für den Helfer. In seinen Studien und Befragungen von ehrenamtlichen Tätigen stellte Luks fest, dass die Helfer fast einstimmig von einem Hochgefühl berichten, welches sich u.a. als wärme-, energie- und kraftspendend äußert.

Dieses Hochgefühl nannte er „Helper’s High“. Der damit verbundene rauschähnliche Zustand ist auf das Ausschütten von glücksmachenden Endorphinen zurückzuführen. Die Endorphine sind sogenannte Stimmungsaufheller und sogar Schmerzkiller.

Laut einer Befragung gingen bei gut einem Drittel der Helfer Kopf- und Magenschmerzen zurück, seitdem sie sich um andere Menschen kümmern. Einsamkeit und depressive Stimmungen nahmen stark ab, das eigene Selbstwertgefühl stieg.

Auch die Erinnerung an vergangene Taten führt bei den Helfern dazu, dass sie sich besser fühlen. Dieses mit der guten Tat verbundene Gefühl soll sogar die Abwehrkräfte steigern und zu einer ruhigen ausgeglichenen Ausstrahlung verhelfen.

Wie Allan Luks herausfand, gibt es jedoch drei wesentliche Voraussetzungen für das Erleben der mit dem Helper’s High verbundenen heilsamen und glücksbringenden Wirkungen:

  • Regelmäßige Hilfe: Menschen engagieren sich regelmäßig für andere Menschen, sei es ehrenamtlich oder privat, z. B. Hausbesuche und Hilfestellungen bei alten Menschen, sich für Jugendliche im Sportverein einsetzen.
  • Persönlicher Kontakt: Zu den Hilfebedürftigen muss ein persönlicher Kontakt aufgebaut werden. Bei anonymer Hilfe oder Spenden wird das Hochgefühl nicht erlebt.
  • Fremde: Es muss sich bei den Hilfebedürftigen um fremde Menschen handeln. Warum ist das so wichtig? Im Bekannten-, Freundes- oder Familienkreis wird Hilfe erwartet. Sie gehört ganz selbstverständlich zum Bestehen und Pflegen der Beziehungen dazu. D. h., hier hat der Helfer keine Kontrolle mehr über seine Entscheidungen. Die Freiwilligkeit, die eigene Kontrolle über seine Handlungen zu haben, ist wichtig um Stress zu vermindern und um in die wohltuenden Wirkungen des Helfens zu kommen.

So passt das Sprichwort von Albert Schweizer (1875-1965) sehr gut in diesem Kontext:

„Das Glück ist das einzige, was sich verdoppelt. Wenn man es teilt.“

In diesem Sinne, viel Erfolg und Freude bei Ihrem sozialen Engagement!

Cassandra B.

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