Albtraum: Ursache & Bedeutung von Angstträumen

Albträume (auch Alpträume oder Nachtmahre genannt) sind Träume, die Angst oder Panik beim Schlafenden auslösen und ihm oft noch lange im Gedächtnis bleiben. Viele Menschen tun sich schwer, die Ursachen ihrer Albträume zu erkennen und deren Bedeutung zu verstehen. Was Albträume sind und wie man mit ihnen umgehen kann, erfahren Sie hier.

Was sind Albträume?

Das Wort "Alb" ist von "Alben" abgeleitet und stammt aus der germanischen Mythologie. Es gilt als ursprüngliche Bezeichnung für "Elfen". Unsere Vorfahren glaubten, dass Elfen die Träume der Menschen machen. Geriet man an ein boshaftes Exemplar, hockte es sich auf die Brust des Schlafenden, was ihm einen "Albdruck" oder Albtraum bescherte.

Was sind Albträume

Seit dem Aufkommen der modernen Psychologie werden Träume primär als Kommunikation mit der eigenen Psyche gesehen. Dabei versucht die Psyche ihre Befindlichkeit in der Sprache des Traums auszudrücken (siehe auch "Was sind Träume?"). In der Traumdeutung unterscheidet man zwischen dem Inhalt und der emotionalen Ausrichtung eines Traums. Je intensiver Emotionen im Traum zum Ausdruck kommen, desto eindringlicher soll uns ein bestimmter Inhalt ins Bewusstsein gerufen werden.

Die Angst zählt zu den Grundgefühlen, die jeder Mensch (unabhängig von Herkunft und Kultur) kennt. Angst ist die "Alarmanlage" unter den Gefühlen, die uns schützen soll, wenn unsere Sicherheit oder Gesundheit bedroht wird. Sie treibt den Körper zu Höchstleistungen an, damit wir einer Gefahr entkommen. Man könnte Angst auch als eine Art "Notfallprogramm" unseres Reptiliengehirns sehen, das unsere "Kampf- bzw. Fluchtreaktionen" steuert.

Angst setzt höhere kognitive Funktionen außer Kraft, sodass wir auf Bedrohungen schnell (d. h. ohne lange darüber nachdenken zu müssen) reagieren können. Sie ist ein wichtiger Teil unseres Überlebenstriebs, der sich in der Evolution bewährt hat.

Insofern werden Angstträume häufig als Warnsignale der Psyche an unser Wachbewusstsein gedeutet, als ein Alarmsignal, das erkannt und verstanden werden will.

In der Praxis ist es sinnvoll zwischen einem einzelnen Albtraum und einer ganzen Serie zu unterscheiden. Ein einzelner Albtraum kann sich "nur" auf ein spezielles / einmaliges Ereignis beziehen, während ständig wiederkehrende Albträume darauf hindeuten, dass etwas Grundlegendes in unserem Leben nicht in Ordnung ist.

Spätestens beim wiederholten Auftreten von Albträumen, ist es ratsam, sich mit deren Ursache und Bedeutung zu befassen, sodass eine Chance besteht, die Ängste zu bewältigen und zu verarbeiten.

Wie deute ich Albträume?

Unsere Psyche spricht in Bildern, die – ähnlich einer Metapher oder einem Gleichnis – für etwas bestimmtes (oftmals Drittes) stehen. Nur in seltenen Fällen wird das Objekt der Angst, wie bei einem Unfall, konkret gezeigt. Viel häufiger sind abstraktere Bilder, die nicht so leicht zu deuten sind. Man stürzt in die Tiefe, wird von einem "schwarzen Mann" verfolgt, kann vor einer Gefahr nicht weglaufen, wird von Vampiren, Spinnen oder anderen Monstern angegriffen oder von geliebten Menschen verlassen.

Albtraum: Ursache & Bedeutung von Angstträumen

In diesem Fall ist es wichtig herauszufinden, wofür das "Angstbild" im realen Leben steht, zu verstehen, auf was die Psyche mit ihrer Metapher zeigen will.

Eine Methode, um solche Bilder zu deuten, ist das Prinzip hinter dem Szenario zu verallgemeinern. Hierzu ein Beispiel eines Angsttraums aus meiner Kindheit:

"Auf dem Nachhauseweg von der Schule tritt ein schwarzer Mann aus dem Schatten und verfolgt mich. Ich kann ihn nicht erkennen, aber mir wird unwohl, und es stellt sich ein Gefühl der Gefahr ein. Ich habe den Eindruck, dass er immer näher kommt und mich fangen will, daher versuche ich zu rennen, um ihm zu entfliehen. Ich komme aber kaum von der Stelle und als ich endlich zu Hause bin, drücke ich panisch auf die Klingel, aber es macht mir niemand auf. Nun bin ich in der Falle – keiner wird mir helfen und ich bin ihm ausgeliefert. Als er mich packt, wache ich panisch auf …"

Diesen konkreten Traum könnte man wie folgt verallgemeinern:

Ich fühle mich von etwas Unbekanntem bedroht, dem ich nicht entkommen kann. Es gibt keine Hoffnung auf Beistand (Schutz durch Familie). Ich habe Angst vor der direkten Konfrontation, der ich mich nicht gewachsen sehe.

Im nächsten Schritt lassen sich aus der Verallgemeinerung leichter Fragen ableiten:

  • Gibt es eine Situation oder Person in meinem Leben, die angstvolle Gefühle auslöst?
  • Was könnte im schlimmsten Fall passieren?
  • Wobei könnte ich erwischt werden?
  • In welchen Situationen wünsche ich mir Beistand / Schutz?
  • Von wem wünsche ich Beistand / Schutz?
  • Wann bzw. wo fühle ich mich "alleingelassen"?

Viele dieser Fragen werden am Anfang ins Leere gehen. Sie dienen zunächst nur als "Test-Trigger", um den Antwortraum zu lokalisieren. Einen "Treffer" erkennt man an der emotionalen Reaktion / Resonanz, d. h., wenn man die Richtung trifft, wird sich die emotionale Reaktion zeigen (z. B. aufkeimendes Unwohlsein als Vorbote der Angst). So kann man Hinweise auf die Ursache der Angst sammeln, bis man sie am Ende benennen kann.

Ursachen: Ausrichtung der Angst bei Albträumen

Ängste sind immer auf ein bestimmtes Objekt oder Zustand gerichtet. Dies kann man sich zunutze machen, indem man häufig vorkommende Ausrichtungen der Angst untersucht. Beispiele von Angstursachen, die Menschen häufig begegnen sind:

  • Angst vor dem Unbekannten / Neuen
  • Angst alleingelassen / nicht geliebt zu werden
  • Angst vor der eigenen Ohnmacht / Hilflosigkeit gegenüber X
  • Angst vor Strafe
  • Angst vor einer Bedrohung / Gewalt / Tod
  • Angst vor dem Versagen
  • Angst vor der eigenen Bedeutungslosigkeit (Selbstwertgefühl)

Um der Ausrichtung der eigenen Angst auf die Spur zu kommen, sollte man sich fragen, ob die hier genannten Richtungen eine emotionale Resonanz hervorrufen. Damit bekommt man weitere Indizien, was einem der Albtraum sagen will.

Der Sinn dieser Suche ist, dass wir konkrete Situationen oder Personen im "Reallife" finden, die unsere Angst auslösen. Denn nur wenn das Problem erkannt wird, können wir uns fragen, welche Optionen es gibt, damit besser oder anders umzugehen. Wenn wir es schaffen, die angstbesetzte Situation zu ändern, uns wieder handlungsfähig zu fühlen, verschwinden auch die Albträume. Wir haben ihren Ruf gehört und damit ist "ihr Job" erledigt.

Albtraum: Ursache & Bedeutung von Angstträumen

Was kann ich gegen Albträume tun?

Eine andere Art Albträumen zu begegnen, ist die Vorstufe zum "luziden Träumen" zu erlernen. Hier gilt es für den Träumer zu erkennen, dass er der "Herr des Traumes" ist, denn in unserem "eigenen Kopf" können wir im Grunde alles machen, was wir wollen. In dieser Welt sind wir ein Superman, der unverwundbar ist, fliegen kann usw. Sich bewusst zu machen, dass man in Träumen sehr viel mehr Möglichkeiten zu handeln hat, ist die Voraussetzung dafür, sein Handeln im Traum selbst zu bestimmen.

Die Grenze unserer Macht wird im Traum nur durch unsere Vorstellungskraft beschränkt. Wenn wir das Szenario des Albtraums kennen, könnten wir uns fragen, wie ein Superheld auf diese Bedrohung reagieren würde. Hier kann uns eine einfache Übung helfen.

Übung gegen Albträume

Schließen Sie vor dem Einschlafen die Augen und stellen Sie sich das Szenario des Albtraums vor.

Übung gegen Albträume

Wenn Sie beispielsweise unter "Fallträumen" leiden, stellen Sie sich vor, wie Ihnen Flügel aus dem Rücken wachsen. Mit Ihren Flügeln können Sie den Fall bremsen und anschließend wie ein Vogel durch die Gegend fliegen.

Werden Sie von Monstern angegriffen, stellen Sie sich vor, ein mächtiger Magier zu sein, der wie Harry Potter die Spinnen mit einem Zauberspruch in niedliche Mäuse verwandelt. Wer von einem "schwarzen Mann" verfolgt wird, dreht sich im Traum um und lässt Gitterstäbe rund um den Verfolger aus dem Boden wachsen. So ist die Bedrohung gebannt und man kann in Ruhe mit dem "schwarzen Mann" reden und ihn fragen, was er will.

Lassen Sie dabei Ihrer Fantasie freien Lauf und leben Sie Ihre Superkräfte bei dieser Imaginationsübung in vollen Zügen aus.

Wenn Sie diese Übung regelmäßig vor dem Einschlafen machen, wird Ihr Selbstbewusstsein wachsen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Sie sich während eines Traumes an Ihre Fähigkeiten erinnern und sie einsetzen. Wenn man um die eigene Unverwundbarkeit weiß, gibt es eigentlich keine Bedrohung mehr, vor der man sich fürchten müsste.

Auf diese Weise habe ich im Traum fliegen gelernt und mir allerlei "magische Fähigkeiten" zugelegt.

Albträume deuten Bedeutung

Man kann sich auch "Traumfreunde" schaffen. Meiner ist ein Werwolf, der mir bei Bedrohungen immer zur Seite steht. Witzigerweise ist er sehr belesen und führt gerne philosophische Gespräche, wenn wir zusammen in "bedrohlichen Gegenden" unterwegs sind.

Wichtig bei dieser Übung ist, dass man sie jeden Tag vor dem Einschlafen macht und zwar so lange, bis die eigene Fantasie ins Unterbewusste sickert und sich dann im Traum realisiert. Vor allem Kinder werden oft sehr kreativ, welche Superkräfte sie entwickeln, denn wer ist nicht gerne ein "Harry Potter" oder "Superman".

Alpträume bei Kindern

Auch bei Kindern gehören gelegentliche Alpträume mit zum Traumerleben. Häufig erleben Kleinkinder Alpträume sogar intensiver als Erwachsene, da bei ihnen die Fähigkeit zwischen Realität und Fantasie zu unterscheiden, noch nicht so gut ausgeprägt ist.

In der Traumforschung geht man heute davon aus, dass Alpträume schon in den ersten Lebensjahren auftreten. Speziell zwischen der Kindergartenzeit und der Einschulung scheinen sie besonders häufig vorzukommen.

Solange Alpträume bei Kindern nur gelegentlich auftreten, sollte man sich als Elternteil keine großen Sorgen machen. Wie alle Traumarten, dienen auch Alpträume vorwiegend dazu, unser Wacherleben während des Schlafens zu verarbeiten – was wichtig für unser Gehirn ist. Nur wenn Alpträume regelmäßig oder sehr häufig auftreten, sollte man einen Kinderpsychologen um Rat fragen.

Trotz alldem reagieren Kinder oft verstört oder verängstigt auf solche Träume, sodass es hilfreich ist, wenn Eltern sie ernst nehmen. Nehmen Sie es in den Arm und zeigen ihm, dass sie es beschützen und nicht allein lassen. Lassen Sie sich den Traum erzählen und entkräften Sie die Ängste. Ein Monster unter dem Bett oder im Schrank kann man leicht entkräften, indem man gemeinsam nachsieht und so feststellt, dass dort nichts ist.

Sie können auch eine der oben genannten Übungen wählen und sie gemeinsam mit dem Kind ausführen. Ein Lieblingsstofftier kann zum Beschützer werden, das hilft, die dunklen Träume zu vertreiben. Manchmal hilft schon ein Schlaflicht oder eine offene Tür die Ängste zu vertreiben.

Damit bin ich mit meinen Tipps am Ende und hoffe Ihnen einige gute Anregungen gegeben zu haben, wie Sie Ihre Alpträume verändern und zu lehrreichen Erfahrungen machen können.

Viel Spaß beim Träumen!

Tony Kühn