Esoterik: Über Freiheit und Schicksal im Orakel

Wie frei sind wir? Sind wir so unabhängig, wie wir das gerne möchten? Freiheit ist ein großes Thema im Wassermannzeitalter. Jeder definiert Freiheit ein wenig anders. Die Frage ist, von was wollen wir uns befreien?

Freiheit und SchiksalEs gibt gegensätzliche Sichtweisen über den Begriff Freiheit. Auf der einen Seite geht man davon aus, dass Individualität möglich sein muss, auf der anderen Seite ist der Mensch Teil eines Ganzen, der Menschheit und als solcher muss er sich in erster Linie in diese soziale Gemeinschaft einfügen.

Wir müssen akzeptieren, dass wir eine Gemeinschaft und von dieser Gemeinschaft abhängig sind und deren Gesetze befolgen. Ich kann also nicht das tun, was ich gerade will.

Wenn ich bei Rot über die Straße gehe, kann das mit katastrophalen Folgen enden. Ist es nicht so, dass wir im Zusammenleben, Richtlinien und Ordnungen brauchen?

Ich wohne im 9. Stock und beobachte im Herbst die großen Vogelzüge, wie sie an meinen Fenstern und am Balkon vorbei ziehen, sie haben sich gesammelt, zum Abflug nach Süden. Tiere haben ein inneres Programm und verhalten sich nach ihrem Instinkt.

Können wir Menschen uns nun wirklich frei entscheiden, oder bestimmt unser Instinkt, unsere Gewohnheiten und Muster, viele Entscheidungen im Alltag?
Bestimmen gesellschaftliche Trends mein Denken und Handeln? Bin ich nicht von der Werbung manipuliert, wenn ich mich für ein bestimmtes Produkt entscheide? Können wir unseren Partner frei wählen, oder sind wir durch familiäre Menschenbilder und Menschenideale bestimmt?

Ist ein junger Mensch frei in seiner Berufswahl, oder wird er doch durch den Markt, Schule, Eltern und Prestige in eine bestimmte Richtung gelenkt? Ist unsere scheinbare Freiheit nicht begrenzt?

Freiheit setzt Reife und Verantwortung voraus, zu sehen, wo liegen die Realitäten und in welchem Rahmen bewegt sich unser Freiheitsspielraum. Je materieller wir eingestellt sind, desto geringer ist unser Spielraum. Wir müssen Rücksicht walten lassen, wenn wir nicht andere verletzen wollen, unsere Freiheit nicht auf Kosten anderer erringen und die Lebensqualität anderer einschränken wollen.

Freiheit beginnt mit Selbsterkenntnis

Nur wer sich selbst kennt, kann bewusst funktionieren und bewusste Entscheidungen treffen, ohne die Gemeinschaft zu behindern und hat trotzdem noch genügend Freiraum. Selbsterkenntnis ist ein lebenslanger Prozess, der viel Geduld, Selbstverantwortung und Selbstständigkeit voraussetzt. Sich selber immer besser kennenzulernen ist ein Lebensthema und bedeutet, immer freier zu werden.

Unser Ego möchte unwiderstehlich, berühmt, allwissend und unsterblich sein, deshalb ist es wichtig, unsere Anlagen zu kennen, um unerreichbare, größenwahnsinnige Fantasien auch als solche zu erkennen. Der Traum von der Willensfreiheit gehört sicher zu den Allmachtsfantasien unseres Egos. Wenn Selbsterkenntnis eintritt, endet die Macht der selbst erschaffenen Illusionen und das Begreifen einer Realität beginnt.

Jeder von uns hat zu Sylvester schon einmal einen guten Vorsatz gefasst und weiß bis spätestens 7. Januar, wie frei oder unfrei er ist. Dabei handelt es sich aber nicht um ein äußeres Schicksal, sondern einfach um eigene Gewohnheiten und Muster. Man spürt die Fesseln eigentlich gar nicht, aber wenn man sie dann spürt, sitzen sie so fest, dass man sie fast nicht mehr ablegen kann.

Wir können unsere Gewohnheiten und Muster nicht einfach mit einem Ritual vernichten oder aus dem Fenster werfen. Wir müssen sie langsam Stufe für Stufe immer weiter nach unten locken und eventuell durch etwas Neues ersetzen, damit nicht ein Gefühl der Leere entsteht.

Was steht nun in den Sternen oder anderen Orakeln?

Die Meinungen klaffen weit auseinander. Viele Prophezeiungen in der Weltgeschichte sind nicht eingetroffen, oder vielleicht noch nicht? Wenn sie jedoch für das menschliche Verständnis geschrieben wurden, dann sind sie für uns nicht zu verstehen. Sogar die Zeugen Jehovas haben nach 5 Fehlprognosen offiziell aufgehört, den Weltuntergang zu prophezeien. Dagegen stehen natürlich auch eingetroffene Vorhersagen.

Wie verhält es sich nun mit dem persönlichen Horoskop?

Horoskop DeutungJohannes Kepler drückte es so aus: "Die Sterne sind nur der Vater deines Schicksals. Die Mutter ist deine eigene Seele."

Die Sternenkonstellation am Himmel zur Zeit der Geburt ist also unsere Anlage, welche unser Schicksal erzeugt. Aber unsere Seele hat die Freiheit und die Aufgabe, das Ganze individuell zu gestalten.

Festgelegt ist nur, ob wir Schwarz oder Weiß sind, ob wir in eine reiche oder arme Familie geboren sind, ob wir als Mann oder Frau geboren sind. Zu den äußeren Bedingungen bringen wir noch eine innere Anlage mit.

Das ist unser Startkapital. Wie wir unsere Anlage entfalten, darin besteht unsere große Freiheit. Es ist etwas in uns angelegt, aber nicht festgelegt.

Es gibt viele Möglichkeiten der Entfaltung. Man kann Großartiges vollbringen, oder sich treiben lassen oder sich dem Leben vollkommen ausliefern. Wir fungieren dann sozusagen als Spielball im Spiel des Lebens, anstatt die Hauptrolle zu spielen.

Die Physik hat uns gelehrt, dass gleiche Ursachen stets gleiche Wirkungen haben. Also muss man nur die Ursachen erforschen, um vorhersagen zu können, wie sich etwas entwickeln wird. Wie zuverlässig das ist, sehen wir an den Wettervorhersagen, an den Börsenkursen und am allgemeinen Zeitgeschehen. Durch die Quantenphysik und die Erkenntnisse der Chaosforschung wissen wir, dass langfristige Prognosen nie zuverlässig sind. Dazu zählt auch der Entwicklungsweg des Menschen.

Die Zukunft ist nur als Potenzial vorhanden. Welche Möglichkeit sich davon realisiert hängt von vielen Faktoren und ganz sicher auch von uns ab. Wir treffen täglich Entscheidungen und diese bestimmen unseren Lebensweg.

Durch die Vertreibung aus dem Paradies leben wir im Kummerland und wissen als einzige Lebewesen, dass wir sterben müssen. Aus diesem Grund haben wir eine Vorstellung von Zeit entwickelt, die wie eine Brücke zwischen dem Jetzt und dem Ende steht. Wir machen uns Gedanken über die Zukunft, über unser Schicksal und versuchen zu verstehen und zu deuten. Wir sind alle auf der Suche nach dem verlorenen Paradies. Der Weg dorthin ist individuell und schicksalhaft. Wir kommen an viele Weggabelungen und können immer frei entscheiden.

Thales von Milet war einer der sieben Weisen und veranlasste, dass über dem Eingang zum großen Orakel von Delphi das berühmte: "Erkenne dich selbst!" zu lesen stand. Damit wurde verdeutlicht, dass das Ziel von Orakeln die Selbsterkenntnis und der Schlüssel zur Freiheit ist.

Die meisten Menschen befinden eine Beratung für gut, wenn alle Vorhersagen eingetroffen sind und alles gestimmt hat, was ein Astrologe oder Kartenleger gedeutet hat. Natürlich muss jeder Berater nach bestem Wissen und Gewissen handeln und beraten, aber es sollte nicht daran gemessen werden, ob etwas eingetroffen ist, was ihn als Möglichkeit in Aussicht gestellt wurde.

Es ist ja nur eingetroffen, weil sich der Mensch für keine andere Möglichkeit entschieden hat. Unsere Zukunft liegt nicht fest, sie wird unser ganzes Leben lang von den täglichen Entscheidungen gestaltet, die wir fällen oder auch nicht. Trotzdem haben wir uns entschieden uns nicht zu entscheiden, auch das ist eine Entscheidung. Durch Entscheidungen, die wir in der Vergangenheit gefällt haben ist der Samen gepflanzt worden und wir werden noch einiges zu ernten haben.

Arthur Schoppenhauer hat die Situation des Menschen so beschrieben: "Das Schicksal mischt die Karten und wir spielen." Je besser wir die Regeln beherrschen und uns mit den Möglichkeiten des Spiels auskennen, desto besser können wir spielen. Sogar mit so genannten „schlechten“ Karten können wir dann ein gelungenes Spiel machen.

Der Umgang mit Orakeln kann sehr hilfreich sein, aber sich davon abhängig zu machen und die eigene Verantwortung abzugeben, ist sicher der falsche Weg.

Von Untermoser Heike

Heike Untermoser