Kraft des Wünschens: Wie Gefühle den Erfolg beeinflussen

Es wäre wohl nur zu schön, wenn wir sagen könnten, dass es eine ganz einfache Formel für das erfolgreiche Wünschen gäbe. Wir müssten dann nur einen Bestellschein ausfüllen, und schon wird das Bestellte geliefert.

So hätten wir es wohl gerne. Wobei zu bedenken ist, dass wirklich jede Bestellung möglich ist. Die Frage ist nur, ob auch das geliefert wird, was wir uns erwarten.

Das Fatale daran ist, dass die Lieferung unserer Bestellung oft ähnlicher ist, als uns lieb ist. Es werden auch Zubehörteile mitgeliefert, die wir beim Absenden der Bestellung gar nicht so genau angegeben haben, also verborgene und geheime Wünsche.

Wir wollen uns nicht damit befassen, ob wir die richtigen Gedanken aufgeschrieben haben, sondern damit, mit welchem Gefühl wir ans Werk gegangen sind.

Wir können davon ausgehen, dass wir sehr viele Erfahrungen, die wir bisher beim Wünschen gesammelt haben, auch in das neue Vorhaben hinein projizieren. Wer bisher nicht vom Erfolg verwöhnt wurde, ist beim Wünschen oft sehr vorsichtig.

Jede Veränderung wird voller Misstrauen betrachtet. Denn tief in uns schlummert der Wunsch, dass es nur nicht schlechter werden soll als jetzt. So lange wir nicht das starke Gefühl haben, dass die gedachte Veränderung tatsächlich die Situation verbessern wird, sind wir auch im Wünschen sehr zurückhaltend.

Schließlich sind viele von uns doch in ihre Gewohnheiten verliebt. Diese aufgeben zu müssen, wird als schmerzlich empfunden. Um aber ein starkes positives Gefühl aufbauen zu können, müssen wir uns die neue Situation sehr realistisch ausmalen und in der Lage sein so zu tun, als ob der Wunschzustand bereits Wirklichkeit geworden ist.

Erst damit entwickeln wir die schöpferische Kraft, die zur Umsetzung notwendig ist. Sie entsteht aus dem Gedanken und der Aufforderung: „Ja, so soll es sein!“ und aus dem Gefühl: „Ja, so ist es für mich absolut stimmig.“ Nun sind wir bei dem Punkt angelangt, warum sich viele Menschen beim Wünschen schwer tun oder auch sich selber im Wege stehen.

Denn ich muss wissen, was bei mir zum Wohlbefinden führt, was mich glücklich machen kann, wo ich mich gut zurechtfinden kann. Meistens wissen wir viel besser, was wir alles nicht wollen, und beschäftigen uns damit, aus gedanklichen Sackgassen, wie auch aus gefühlsmäßigen Zwangsjacken herauszukommen. Immer wieder stehen die Hindernisse und Einschränkungen im Vordergrund.

Doch erst dann, wenn wir über die Beschränkungen hinaus denken, hinter den Schranken das Reich unserer persönlichen Freiheit spüren, mit dem Herzen die neuen Möglichkeiten sehen und strahlend anlachen, dann ist der Aufbruch geschafft. Es ist nicht sehr realistisch, wenn wir uns vorstellen eine Reise in ein völlig unbekanntes Land zu unternehmen.

Wer würde eine Fernreise in ein Land buchen wollen, von dem wir nicht wissen, was uns dort erwartet? Daher ist es praktisch, wenn wir uns an bekannten Personen orientieren, die uns sagen können, was uns an unserem Ziel erwartet. Es ist viel leichter, wenn ich fremde Erfahrungen auf mich übertragen kann. Trotzdem kommt es vor allem auf mich an.

kraft des wünschensEs sind meine Gedanken, meine Ziele, meine Gefühle, die auf meinem Wunschzettel stehen. Daher kann es wichtig sein zu überprüfen, ob die Eintragungen wirklich von mir kommen oder ob es von Eltern oder Bekannten übernommene Glaubenssätze sind, die da eine zentrale Stelle in meiner Lebensplanung einnehmen. Wir sind in diese Welt mit einer Lebensplanung, mit einem Karma gekommen.

Doch inwieweit wir uns davon bestimmen lassen, ist nicht notwendig vorgegeben. Es kommt darauf an, dass wir die schöpferische Kraft in uns entdecken und leben lernen, die in unseren vitalen Bedürfnissen liegt und sich in Wünschen ausdrücken kann. Entdecke dich selbst! Das war schon eine Forderung der griechischen Philosophie.

Nicht selten hat das Orakel zu Delphi den Ratsuchenden den Auftrag gegeben, sich der Führung einer Gottheit anzuvertrauen, oder anders gesagt, auf das bevorstehende neue Abenteuer einen Reiseführer mit ganz besonderen Qualitäten mitzunehmen. Und auf dem Olymp gab es für jeden Lebensbereich zuständige Betreuer. Einen Beschützer zu haben, das gibt auch Kraft und Vertrauen in das neue Unternehmen.

Warum das Wünschen in unserer Zeit so oft nicht klappt, liegt daran, dass wir oft glauben, mit allen Herausforderungen ganz allein zurechtkommen zu müssen. Das Annehmen irgendeiner Hilfe wird als Schwäche gewertet. Wir haben Schwierigkeiten dabei, uns in einen Familien- oder Freundeskreis einzuordnen und mit ihnen gemeinsame Pläne zu schmieden, Hoffnungen zu gestalten und diese dann mit dem Gefühl der Zuversicht auszustatten. Unsere Gedanken und Gefühle sind Kräfte.

Wer in der Einsamkeit lebt, hält diese Kräfte zurück. Wer aber damit zu einem Publikum geht und andere Menschen für seine Sache, für eine gemeinsame Sache gewinnen kann, der verstärkt diese Kraft. Je mehr aus Zuhörern einer Rede, die Beteiligten an einer gemeinsamen Sache werden, umso sicherer sind wir auf dem Weg des Erfolgs.

In unserer Gesellschaft, wie sie sich in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat, werden – vor allem in kleineren Strukturen – die Verhältnisse immer demokratischer. Das Mitdenken, Mitreden, Mitgestalten und das Mitverantworten nehmen immer mehr Platz ein. Eine Fehlentwicklung ist hingegen, dass Menschen, die nicht das Glück haben in einer funktionierenden und harmonischen Gruppe untergekommen zu sein, zugemutet wird, doch ein „Einzelunternehmen“ zu gründen und sich selbst in einen oft erbarmungslosen Wettbewerb zu stürzen.

Manchmal gelingt selbst das, aber in der Regel wohl nur, wenn sich der Einzelne zugleich auch in einem sozialen, kulturellen oder kommunikativen Netzwerk einbringt und behauptet. Erschreckend ist, wie leicht man heutzutage aus einem sozialen und sonstigen Netz herausfallen kann. Wer seine Arbeit verliert, hat es gerade in Krisenzeiten schwer wieder einen Einstieg zu finden. Zudem hat Bildung einen sehr raschen Verfallswert.

kraft des wünschensWer sich nicht ständig weiterbildet, kann schon nach einer kurzen Auszeit nicht mehr mithalten. Und wenn es keine sicheren Jobzusagen gibt, dann ist die Bereitschaft der Menschen, die es bisher schwerer hatten, die bisher keine Visionen vom Erfolg hatten, sehr gering, sich nur auf Verdacht auf eine mögliche Chance hin ernsthaft vorzubereiten.

Wir brauchen also Bezugspersonen, die unsere Wünsche, Vorstellungen und Hoffnung wirklich ernst nehmen, die im Miteinander Perspektiven entwickeln. Ist das alles bloß Utopie? – Nein, denn es gibt für die Allgemeinheit noch so viele Aufgaben zu lösen, dass wir es uns in Wahrheit gar nicht leisten können, auf die Menschen zu verzichten, die durch irrationale ökonomische Strukturen, in der Bemessung des Wertes der Arbeit, aus dem Arbeitsprozess hinaus gedrängt wurden.

Es wäre an der Zeit, die Studie von Jahoda / Lazarsfeld über die Arbeitslosen von Marienthal aus den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts wieder hervorzuholen. Wer in einer lange andauernden tristen Situation lebt, verliert Mut und Hoffnung. Wer dort angelangt ist, kommt aus eigener Kraft nicht wieder aus diesem Kreislauf heraus.

Wir sollten heute besser verstehen, dass jeder Mensch einen positiven Beitrag zum Gelingen unserer Gesellschaft, zum Wohlergehen seines Bekanntenkreises und seiner Familie leisten will. Wir brauchen uns heute nicht mehr ohnmächtig in ein Schicksal ergeben, sondern wir wissen, dass wir unser Schicksal selber steuern können, indem wir uns Wohlergehen und Wohlbefinden visualisieren können.

Unsere Gedanken, wenn sie mit starken und authentischen Gefühlen unterlegt sind, breiten sich räumlich und zeitlich aus. Sie erreichen Adressaten, egal ob wir mit ihnen in direkter Kommunikation stehen oder nicht. Alle Dinge werden – im wahrsten Sinne des Wortes – neu auf die Reihe gebracht, damit sich unsere Vorstellungen realisieren lassen.

Der entscheidende Punkt ist, ob wir bereit sind unser gesamtes Leben nach unseren Visionen und Vorstellungen, die dabei die Qualität von Überzeugungen annehmen, auszurichten. Alle Dinge bekommen die Bedeutung, die wir ihnen geben.

Wenn wir unseren Visionen die Bedeutung geben, dass wir mit unserem Projekt Erfolg haben werden, so wird das so eintreten. Wenn wir überdies noch in unser Projekt verliebt sind und Freude daran haben, wie wir anderen Menschen damit Freude bereiten, dann kann und wird diese Freude schließlich auch wieder auf uns zurückstrahlen.

Von Günter Wittek

Günter Wittek