Wie halte ich eine Rede am Mikrofon?

Gute Vorträge vor einem größeren Publikum zu halten, ist keine einfache Angelegenheit. Falls Sie einmal in die Situation kommen, in einem größeren Saal oder einer Halle, eine Rede zu halten, muss Ihre Stimme von einem Mikrofon verstärkt werden.

Rede halten am MikrofonDies hat für Sie den Vorteil, dass Ihre Stimme auch noch in den hinteren Reihen gut vernehmbar ist. Aber es gibt auch einige Nachteile, z. B. die Einschränkung der Bewegungsfreiheit oder das Verstärken von Schluck- oder Schmatzgeräuschen.

Damit Ihnen die typischen Anfängerfehler erspart bleiben, habe ich in diesem Artikel einige wichtige Eckpunkte zusammengestellt, die für eine erfolgreiche Rede mit Mikrofon wichtig sind.

Bevor ich jedoch auf den speziellen Umgang mit dem Mikrofon eingehe, will ich Ihnen ein paar allgemeine Tipps zur Vorbereitung und Einstimmung auf die Rede ans Herz legen.

Da Reden normalerweise bei besonders wichtigen Anlässen gehalten werden, sollten Sie die Wirkung Ihrer Rede auf das Publikum nicht dem Zufall überlassen. Eine gelungene – aber auch eine verpatzte – Rede kann den Zuhörern noch lange im Gedächtnis bleiben. Eine Rede kann eine sehr große Wirkung entfalten, wenn sie mitreißend gehalten wird.

Als Faustregel gilt: „Es gibt keine langweiligen Themen – es gibt nur schlechte Redner!“

Was gehört zu einer guten Vorbereitung für eine Rede mit Mikrofon?

Eine gut gehaltene Rede kann die emotionale Stimmung Ihrer Zuhörer maßgeblich beeinflussen. Sie haben die Fäden in der Hand, um die Aufmerksamkeit Ihrer Zuhörer zu lenken. Neben dem gesprochenen Worten ist auch die Stimmmodulation und die Gestik und Mimik von entscheidender Bedeutung. Ein fröhliches Thema kann einschläfernd wirken, wenn der Sprecher monoton spricht. Eine motivierende Rede kann durch fehlende Gestik abgeschwächt werden oder nicht authentisch wirken.

Die drei Eckpunkte einer guten Rede sind:

a) ein ansprechender Text
b) eine dem Inhalt entsprechende (möglichst authentische wirkende) Gestik und Mimik
c) eine der Stimmung angepasste Stimmmodulation

Ich empfehle Ihnen den Vortrag zu üben. Halten Sie ihn probeweise Zuhause oder am Veranstaltungsort. Wenn Sie Ihren Text ablesen, versuchen Sie ihn zu verinnerlichen, um Ihre gestalterische Freiheit zu vergrößern. Blicken Sie so selten wie möglich auf das Manuskript, sondern sehen Sie Ihr Publikum an. Damit erzeugen Sie den Eindruck, die Menschen persönlich anzusprechen.

Sie können Betonungen, Pausen oder Schlagwörter im Manuskript markieren, damit Sie die wichtigen Passagen auf einen Blick erfassen. Nehmen Sie einen Marker mit – es gibt häufig noch kurz vorher etwas zu ändern oder zu verbessern.

Damit Sie vorher einen Eindruck Ihrer eigenen Stimme gewinnen können, nehmen Sie die Rede Zuhause auf einem Tonband auf. So bekommen Sie ein Gefühl für die Stimmmodulation Ihrer eigenen Stimme und können Ihre Stimme so hören, wie sie beim Publikum ankommen wird. Falls Sie die Möglichkeit haben, machen Sie eine Sprechprobe vor Ort. So können Sie die Akustik des Raumes wahrnehmen und Ihre Stimme dem Raumklang anpassen. Lassen Sie das Mikrofon so einstellen, dass Ihre Stimme mühelos den Raum füllt und Sie eine bequeme Position beim Sprechen haben.

Wenn Sie das Mikrofon in die Hand nehmen müssen, achten Sie darauf, es nicht am Mikrofonkopf anzufassen. Dadurch können Rückkopplungen und lästige Pfeifgeräusche entstehen. Bei einem festmontierten Mikrofon, sollten Sie den Mikrofonkopf auf eine optimale Position einrichten. Sie sollten bequem davor stehen oder sitzen können. Achten Sie auf die Position Ihres Publikums – das Mikrofon sollte Ihr Gesicht nicht verdecken oder Sie zu einer gebeugten Haltung zwingen.

Testen Sie Ihren Bewegungsspielraum vor dem Mikrofon:

  • Wann wird Ihre Stimme lauter?
  • Wann stehen Sie zu weit vom Mikrofon entfernt, um noch richtig gehört zu werden?

Bedenken Sie bereits beim Üben der Rede, dass das Mikrofon alle Geräusche verstärkt – also auch Ihren Atem, Schmatzen oder Schlucken. Versuchen Sie diese Geräusche zu vermeiden.

Ungeübte Redner haben die Angewohnheit, beim Testen des Mikrofons in die Membran zu pusten oder mit der flachen Hand darauf zu klopfen. Dies wirkt unprofessionell – lassen Sie es sein! Am besten legen Sie sich vorher einen „Testsatz“ zurecht, mit dem Sie dieselbe Wirkung erzielen können.

Beispielsweise: „Ich gehe davon aus, dass alle Anwesenden meine Stimme gut hören können und die Übertragungsanlage gut funktioniert.“

Stellen Sie sich sicherheitshalber ein Glas Wasser (ohne Kohlensäure) bereit. In der Aufregung kann man schnell einen trockenen Hals oder Mund bekommen. Außerdem können Sie den Speichelfluss anregen, indem Sie die Zunge locker im Mundraum kreisen lassen bzw. Kaubewegungen machen.

Sie sollten direkt vor der Rede keine schweren Speisen gegessen und keine Nahrungsmittel zu sich genommen haben, die Mund oder Rachenraum verkleben könnten.

Worauf sollten Sie während der Rede am Mikrofon achten?

  1. Sprechen Sie Ihr Publikum an und nicht das Mikrofon. Am besten tun Sie so, als wäre das Mikrofon überhaupt nicht vorhanden! Dann konzentriert sich die Aufmerksamkeit auf Ihre Person und nicht auf Ihren Umgang mit dem Mikrofon!
  2. Nehmen Sie Blickkontakt mit dem Publikum auf. Schweifen Sie mit Ihren Augen von links nach rechts über den gesamten Saal. Der Blickkontakt mit dem Redner vermittelt dem Zuhörer „persönlich“ angesprochen zu werden – damit gewinnt Ihre Rede beim Einzelnen mehr Präsenz!
  3. Beginnen Sie langsam und in gemäßigter Lautstärke mit Ihrem Vortrag. Aufgeregte Redner machen den Fehler zu schnell oder zu laut zu sprechen. Damit vermitteln sie den Eindruck von Unsicherheit.
  4. Setzen Sie bewusst Pausen, wenn Sie zu einem neuen Gedanken kommen oder einen neuen Sinnabschnitt behandeln wollen. Das Publikum bekommt den Themenwechsel besser mit und Ihnen können die Pausen etwas Ruhe geben.
  5. Wenn Sie im Stehen sprechen müssen, achten Sie darauf locker – mit dem Gewicht auf beiden Beinen – zu stehen. Strecken Sie die Beine nicht ganz durch.
  6. In der Rede spricht nicht nur die Stimme, sondern Ihr ganzer Körper. Unterstreichen Sie mit angemessenen Gesten und einer ausgesuchten Mimik den Inhalt Ihres Vortrages.
  7. Eine gerade Körperhaltung ist wichtig, damit Sie frei atmen können. Wer gebückt vor einem Mikrofon steht, klemmt das Zwerchfell ab. Damit nehmen Sie Ihrer Stimme nicht nur Volumen, sondern es können auch leichter Beklemmungsgefühle entstehen. Atmen Sie locker in Bauch und Brust ein und aus, d. h. mit dem gesamten Oberkörper.
  8. Lassen Sie sich vom Mikrofon nicht bestimmen, wie Sie zu stehen oder sitzen haben. Rücken Sie es im Zweifelsfalle zurecht.
  9. Wenn Sie einen Kloß im Hals haben, nehmen Sie sich die Zeit, einmal tief durchzuatmen oder trinken einen Schluck Wasser.

Viel Erfolg bei Ihrer nächsten Rede!

Tony Kühn