Sprachkompetenz: Wortschatz vergrößern und wohlgeformte Sprache entwickeln

Sprachkompetenz ist in unserer modernen Informationsgesellschaft ein Schlüssel zum Erfolg. Sprachkompetenz hilft uns bei der Persönlichkeitsentwicklung, um soziale Kontakte aufzubauen, Wissen zu erwerben oder uns klare (Lebens-) Ziele zu setzen.

Wozu sollte ich mich mit Sprachkompetenz beschäftigen?

Wir sollten uns vergegenwärtigen, welchen Sinn und Nutzen Sprache für uns Menschen hat und welche Möglichkeiten sie uns eröffnet. Der berühmte Semiotiker C.S. Peirce würde vielleicht darauf antworten, dass all unser Denken in „Zeichen“ geschieht. Alles was wir zu denken vermögen, beruht auf einem Zeichenprozess und ist somit eine konkrete Anwendung von Sprache.

Sprachkompetenz Sprachkompetenzen

Sprache ist der „Baukasten“, aus dem wir unser Weltbild, unser Wissen, unsere Ansichten, Entscheidungen und Handlungen formen. Sie ist die Substanz, aus der wir unsere „Bedeutung der Welt“ erschaffen. Aber sie hat auch eine soziale Dimension, denn sie beeinflusst maßgeblich, ob und inwieweit wir mit anderen kooperieren können.

Die Elemente der Sprache sind Wörter oder Begriffe, die uns eine konkrete Anschauung eines „Objekts“ oder eines „Vorgangs“ geben. Vergrößern wir beispielsweise unseren Wortschatz in einem Wissensgebiet, so eröffnet es uns ein Verstehen, um was es geht bzw. wie wir dieses Wissen anwenden können.

Solche allgemeinen Feststellungen mögen vielleicht als reine „Theorie“ verstanden werden, die mit dem Leben wenig zu tun hat. Doch das Gegenteil ist der Fall. Es gibt nichts, was einen Menschen mehr formt, seine Möglichkeiten, sein Denken und seine Handlungsoptionen bestimmt, wie die Sprachkompetenz.

Da unser Wissen in vielen Bereichen explodiert, müssen wir immer neue Begriffe lernen, damit wir in bestimmten Wissensgebieten handlungsfähig bleiben. Um ein eingängiges Beispiel zu nennen: Wer mit einem Computer arbeiten will, muss die „Computersprache“ beherrschen. Selbst einfache Gegenstände – wie z. B. ein modernes Smartphone – sind heute weitaus komplizierter als Festnetztelefone von anno 1970.

Unsere Sprachkompetenz ist immer der Schlüssel, um alle Möglichkeiten, die uns geboten werden zu verstehen bzw. nutzen zu können. Daher ist eine gut entwickelte Sprachkompetenz wichtig.

Im Weiteren werde ich ein paar Methoden vorstellen, wie Sie Ihre Sprachkompetenz spielerisch entwickeln können. Spielerisch deshalb, da Sie nur das lernen werden, was Sie interessiert – oder wie Martin Heidegger es ausdrückt – „Wir vermögen nur das zu denken, was wir mögen“. Erst wenn wir den Sinn unseres Lernens klar vor Augen haben, sind wir motiviert, neue Verhaltensgewohnheiten zu erwerben; in diesem Fall, die vielfältigen Möglichkeiten der Sprachkompetenz in ihrer ganzen Komplexität und Macht zu entdecken.

Sprachkompetenz: Lexika vergrößern den Wortschatz

Eine einfache Methode den Wortschatz zu vergrößern, besteht darin, unbekannte Begriffe nachzuschlagen. Als Rüstzeug empfehle ich ein Fremdwörterlexikon, ein Synonymlexikon, einen Atlas und eine Enzyklopädie zur Hand zu nehmen (bzw. zu kaufen). Für bestimmte Wissensgebiete empfehlen sich auch Fachzeitschriften oder Sachbücher zum Thema. Suchen Sie sich pro Tag einen Begriff heraus und schlagen Sie ihn in einem der genannten Werke nach, bis Sie dessen Bedeutung verstehen.

Sprachkompetenz Wortschatz vergrößern

Verstehen bedeutet, dass Sie einem anderen Menschen diesen Begriff anschaulich erklären können. Einstein sagte: Wer eine Idee keinem 10-Jährigen erklären kann, versteht sie nicht.

Wenn Sie lieber Online arbeiten wollen, empfehle ich Ihnen die freie Enzyklopädie Wikipedia im Internet. Auch das kostenlose Wortschatz-Online-Tool der Uni Leipzig kann Ihnen wertvolle Dienste erweisen.

Wenn Sie bereits ein besonderes Interesse oder Hobby haben, dann suchen Sie sich ein Fachlexikon zu diesem Thema heraus. Damit gewährleisten Sie, dass Sie die erlernten Begriffe auch tatsächlich gebrauchen können.

Begriffe und ihre Bedeutungen gehen nur dann in unser Langzeitgedächtnis über, wenn wir sie gebrauchen. Fachlexika finden Sie auch Online zuhauf. Probieren Sie es einfach mit der Suchphrase „Online Lexikon XXX“ (XXX steht für das gewünschte Thema) bei Google.

Lernkartei: Fachbegriffe ins Langzeitgedächtnis übertragen

Wenn Sie eine bestimmte Ausbildung absolvieren – beispielsweise Chemielaborant werden wollen – müssen Sie meist eine ganze Menge Fachbegriffe auswendig lernen, um Ihren Job verstehen und ausführen zu können. Die Methode der „Lernkartei“ ist für alle Lernfelder empfehlenswert. Sie eignet sich gut für die Aneignung von Fachwissen, d. h. eine Entwicklung der Sprachkompetenz für ein spezialisiertes Thema. Im Grunde kann man sich damit alle Themen aneignen, die in einer Schul- oder Lehrveranstaltung vermittelt werden.

Dabei ist es völlig egal, ob es sich um Sprachen, Chemie, Geschichte, Physik, etc. handelt. Jedes in sich geschlossene System lässt sich mit der Lernkartei behandeln. Wenn Sie diese Technik zum Verbessern Ihrer Sprachkompetenz testen wollen, finden Sie auf Philognosie einfache Anleitungen: Lernen mit der Lernkartei und Mindmaps im Kurs Praxis: Gehirngerecht lernen und lehren – Kurs Teil 2

Sprachkompetenz durch wohlgeformte Sprache

Leider gibt es viele Möglichkeiten, die eigene Sprache zu „verstümmeln“, angefangen vom „coolen Slang“ der Jugendgang bis hin zum TV-Konsum auf Bildzeitungsniveau. Diese Form der semantischen Umweltverschmutzung ist leider sehr verbreitet und trägt viel zur Verarmung der Sprache bei. Das Denken ist eine Gewohnheit und formt sich in dem Maße aus, wie man es gebraucht.

Sprachkompetenz durch wohlgeformte Sprache

Eine wohlgeformte Sprache lässt sich nur entwickeln, wenn Sie sich entsprechende Literatur besorgen und wenn Sie mit Menschen zusammen sind, die sie beherrschen. Wenn Sie Zeitung lesen, bieten sich niveauvolle Zeitungen, wie die „FAZ“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung), „Die Zeit“ oder die „Süddeutsche“ an. Wenn Sie die „Computersprache“ erlernen wollen, suchen Sie sich eine Fachzeitschrift (wie z. B. Computerbild), die alle wichtigen Begriffe auch erklärt.

Wer gerne Bücher liest, findet eine Menge Romane und Novellen, welche geeignet sind, die Sprachkompetenz zu verbessern. Da Sprache nur durch den Gebrauch lebt, reicht Literatur alleine nicht aus. Man benötigt auch ein soziales Umfeld, das Sprache beherrscht.

Wenn Sie Musik, Malerei oder eine andere Kunstrichtung mögen, besorgen Sie sich ein Lexikon, das die Begriffe dieser Kunstrichtung beschreibt. Versuchen Sie ein bestimmtes Musikstück mit entsprechenden Begriffen zu beschreiben. Sie werden feststellen, dass man über ein einzelnes Musikstück eine Menge interessanter Dinge sagen kann, wenn man die Sprache der Musik beherrscht.

Sprachkompetenz gibt den Dingen erst ihre Tiefe. Wer über einen Song nicht mehr sagen kann als „klingt toll“ ist so interessant wie ein alter Waschlappen. Wenn Sie jedoch ausdrücken können, was genau Ihnen gefällt, worauf Sie bei der Komposition achten, was das Stück von anderen abhebt usw., werden Sie zu einem interessanten Gesprächspartner, der wirklich etwas zu sagen hat.

Sprachkompetenz: Entfernen Sie Unwörter aus Ihrem Sprachgebrauch

Die deutsche Sprache bietet eine Fülle von unnützen Konjunktionen und Adverbien. Füll-, Flick-, Un- oder Blähwörter werden die Fehltritte des guten Stils genannt. Es handelt sich um Wörter, die Texte aufblähen und überfrachten. An Wörtern wie – auch, doch, freilich, eigentlich etc. – erkennen Sie die Formulierungsschwächen des Sprechers.

Auf Philognosie haben wir für schriftliche Texte einen Unwörter-Test entwickelt, der Füllwörter erkennt und sie per Knopfdruck markiert. Wer es sich angewöhnt, Unwörter aus der eigenen Sprache zu verbannen, wird mit der Zeit eine höhere Sprachkompetenz entwickeln. Man kann den Unwörter-Test ganz einfach zum Üben verwenden. Nehmen Sie eine schriftliche Ausarbeitung (oder einen längeren Mail-Text), kopieren Sie ihn in das Textfeld und klicken Sie die Checkbox „Wörter durch ‚XXX‘ ersetzen“ an, bevor Sie auf den Button „Wörter ersetzen“ klicken.

Sprachkompetenz Unwörter entfernen

In der Auswertung erhalten Sie eine Analyse, wie viele Unwörter Ihr Text enthält, eine Übersichtsliste mit sämtlichen Unwörtern und Ihren Text, in dem die Unwörter durch „XXX“ ersetzt wurden.

Versuchen Sie anschließend diesen Text so zu formulieren, dass bei der nächsten Prüfung keine Unwörter mehr auftauchen. Wenn Sie das regelmäßig mit verschiedenen Texten machen, werden Sie feststellen, dass Ihr Schreibstil mit der Zeit eleganter wird. Die Sätze klingen flüssiger, klarer und erleichtern das Verstehen.

Der berühmte Lektor von Bestseller-Autoren Sol Stein weist in seinen Kursen zum Thema „Schreiben lernen“ immer wieder darauf hin, wie wichtig es ist, einen Text mehrmals umzuformulieren, bis er die nötige Prägnanz und Klarheit hat. Es ist also kein „Fehler“, Texte mehrmals zu überarbeiten, sondern eine Methode sich sprachlich weiterzuentwickeln.

Gute Autoren überarbeiten 4- bis 7-mal ein Manuskript, bis es endgültig in den Druck geht. Sie befinden sich also in bester Gesellschaft. Ein hilfreiches Online-Tool, das zum Umformulieren Synonyme liefert, ist „Wie sagt man noch.de„. Falls Sie Microsoft Word auf Ihrem Computer installiert haben, finden Sie dort unter dem Menüpunkt „Extras“ -> „Sprache“ -> „Thesaurus“ ebenfalls ein Synonymlexikon.

Hinterfragen Sie die Bedeutung unbekannter Begriffe

So banal es klingen mag – viele Menschen lernen deshalb so wenig von anderen (oder der deutschen Sprache), weil sie nicht nach der Bedeutung unbekannter Begriffe fragen. Manche Menschen trauen sich nicht nachzufragen, weil sie befürchten „für dumm gehalten zu werden“. Das ist leider ein immer noch weit verbreitetes Vorurteil, an dem sich viele orientieren. Doch das Gegenteil ist der Fall! Wer fragt, zeigt Interesse etwas verstehen zu wollen und hat damit überhaupt erst die Chance etwas Neues zu lernen.

Es gibt daher keine dummen Fragen, sondern nur Dumme, die nicht fragen. Seien Sie also nicht um Ihr Ansehen besorgt, wenn Sie anfangen aktiv Fragen zu stellen. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen: Wer in meinen Kursen die meisten Fragen stellte, war oft der beste Kursteilnehmer.

Sprachkompetenz mit NLP (Neurolinguistisches Programmieren)

NLP ist ein Metamodell der Sprache und befasst sich mit den Grundlagen, wie menschliche Kommunikation funktioniert. Es wurde Anfang der 80er Jahre durch Beobachtung von erfolgreichen Kommunikationsprofis entwickelt. Obwohl das Modell wissenschaftlich umstritten ist, liefert es dennoch eine Vielzahl von Methoden, mit der Sprache und deren Wirkungen in der Kommunikation zu experimentieren. Eine genauere Beschreibung dieser Methode finden Sie in dem Artikel „Neuro-Linguistische-Psychotherapie (NLP)„.

Wenn Sie Übungen zu diesem Thema suchen, sehen Sie sich unsere Kategorie „Kommunikation“ an. Dort werden Sie viele Anregungen und Anleitungen finden, wie Sie Ihre Sprachkompetenz weiter verbesser können.

Ich hoffe, dass die genannten Methoden Sie zum Experimentieren anregen. Die Idee – das Thema „Sprachkompetenz“ aufzugreifen – habe ich von Marilyn vos Savant übernommen. Sie gilt immerhin als „die Frau mit dem höchsten IQ der Welt“. Einige Ideen stammen von ihr, andere stammen aus meinen Erfahrungen.

Viel Spaß beim Trainieren Ihrer Sprachkompetenz!

Heiko Diadesopulus