Ansprache halten: 6 Tipps gegen Lampenfieber

Wenn ein besonderes Fest oder eine außergewöhnliche Feier ansteht, wird oft nach einem Redner verlangt, der in einer Ansprache den Anlaß in angemessener Weise würdigt. Doch vor einem größeren Publikum zu sprechen, ist nicht jedermanns Sache. Gerade ungeübte Redner haben oft mit Lampenfieber zu kämpfen. Schließlich kann bei einer Rede eine ganze Menge schief gehen und man will damit das schöne Fest nicht verderben.

Das Phänomen "Lampenfieber" entsteht meist dann, wenn man vor einem ausgewählten Publikum etwas Wichtiges zu sagen hat. Bei manchen Menschen kommt es auch im Berufleben – beispielsweise bei Konferenzen, Seminaren, Präsentationen oder Vorführungen – immer wieder vor. So hatte auch ich bei meinen Seminaren lange Zeit mit Lampenfieber zu kämpfen und fragte mich, was ich dagegen tun kann.

Schließlich ist es kein Naturgesetz vor einer Rede nervös und angespannt zu sein. Also sollte es auch Möglichkeiten geben mit dem eigenen Lampenfieber fertig zu werden. So begann ich selbst für mich zu forschen, auf welche Weise ich lernen konnte, mit meinem Lampenfieber umzugehen. Wenn man die eigenen Gefühle in solchen Situationen näher betrachtet, wird man einige Ängste bemerken – wie die Angst Fehler zu machen, zu versagen, ausgelacht zu werden etc. – die einen psychisch belasten. Selbst die Angst vor dem Lampenfieber – also die Angst vor der Angst – kann einem schlaflose Nächte bereiten.

Mittlerweile habe ich das Problem "Lampenfieber" für mich gelöst. Ich habe brauchbare Möglichkeiten gefunden damit umzugehen. Damit sei nicht gesagt, daß ich gar keine Aufregung mehr verspüre. Auch bei mir "klopft das Lampenfieber noch manchmal an", aber ich weiß nun, wie ich souverän damit umgehen kann.

In diesem Tipp will ich Ihnen 6 Methoden vorstellen, die mir geholfen haben mein Lampenfieber zu meistern. Sehen Sie sich meine Tipps an. Vielleicht werden sie auch Ihnen gute Dienste leisten, im Kampf gegen das Lampenfieber als Sieger hervorzugehen.

1. Lampenfieber zulassen

Das war der schwierigste und wichtigste Schritt überhaupt für mich. Gerade weil ich mich anfangs so dagegen gewehrt habe, ist es nur noch stärker geworden. Ich habe gelernt, dieses „Fieber“ zu akzeptieren und es nicht als etwas Negatives – sondern im Gegenteil – als etwas Positives anzunehmen. Immerhin führte das Lampenfieber dazu, daß ich mich nun besonders gut vorbereite und dann sehr konzentriert bei der Sache bin.

Was mir lange nicht bewußt war: Die Zuhörer nehmen mein Lampenfieber in der Regel gar nicht wahr. Diese Erkenntnis war für mich eine große Überraschung. Schließlich nimmt man als Redner oft nur sich selbst wahr, spürt seine "Butterknie", hat feuchte Hände etc. und denkt, daß dies automatisch jeder im Publikum bemerken muß. Mir fiel dieser Fehlschluß erst auf, als mir ein Freund nach einem Vortrag berichtete, gar nichts von meiner Nervosität bemerkt zu haben. Dies hat mich anfangs ziemlich verblüfft, aber nach weiteren Nachfragen stellte es sich heraus, daß es auch anderen Gästen so erging.

Auch mein Rhetorikcoach bestätigte mir diese Beobachtung: Die Zuhörer nehmen die Nervosität bzw. das Lampenfieber des Vortragenden meist gar nicht wahr und falls doch, wird das von ihnen nicht als negativ empfunden. Im Gegenteil – kleinere Fehler können dem Redner sogar eine sympathische Note geben und gut beim Publikum ankommen.

2. Sicherer Einstieg stärkt das Selbstbewußtsein

Natürlich ist eine gute Vorbereitung für den Vortrag oder eine Rede wichtig. Je besser die Vorbereitung, desto sicherer fühlt man sich und desto geringer ist das Lampenfieber beim Einstieg. Gerade ein guter Einstieg kann dafür sorgen, schneller von seinen Befürchtungen abzulassen. Daher habe ich anfangs die ersten paar Sätze auswendig gelernt. Ist der "Start" auf der Bühne erst einmal gut gelungen, hat man in der Regel schon gewonnen.

3. Frühzeitig aufmachen – keine Hektik

Eine gute Planung kann ebenfalls viel Spannung aus der Situation nehmen. So bemühe ich mich immer frühzeitig am Seminarort zu sein, mich mit den Örtlichkeiten vertraut zu machen und in aller Ruhe meine Checklisten durchzugehen. Deshalb plane ich einen Vorlauf so ein, daß mir noch mindestens eine Stunde bis zum Seminarbeginn bleibt. So eine vorausschauende Planung nimmt viel Hektik und Spannung aus der Situation und senkt den Lampenfieber-Pegel erheblich.

4. Plaudern mit den Zuhörern

Etwas Smalltalk mit den Zuhörern vor Beginn der Veranstaltung ist ebenfalls ein gutes Mittel, um die Nervosität zu senken. So nimmt man bereits vor der Ansprache Kontakt zum Publikum auf und kann die ersten "Berührungsängste" in einem lockeren Gespräch abbauen. Vielleicht stellt man dabei auch fest, daß sehr interessante oder sympathische Menschen im Publikum sitzen. Solche positiven Gefühle können dann auch die eigene Befindlichkeiten konstruktiv verändern.

5. Spannung durch Lockerungstechniken abbauen

Lampenfieber läßt sich auch "mechanisch" bekämpfen, indem man die innere Anspannung mit Lockerungstechniken löst. Denn eine psychische Anspannung spiegelt sich auch als muskuläre Anspannungen im Körper wieder. Wer die muskuläre Anspannung abbaut hat somit eine gute Chance auch psychisch lockerer zu werden. Besonders betroffen sind meist das Gesicht, der Bauch und die Schultern. Diese Bereiche zu lockern, kann sehr erleichternd sein.

Mit hilft hier eine Methode aus der Progressiven Relaxation: Körper 10 Sekunden kräftig anspannen – dann alles locker lassen – wieder 10 Sekunden anspannen – und locker lassen. Dieser Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung kann mehrmals durchlaufen werden, bis man sich deutlich entspannter fühlt. Andere Redner bevorzugen Techniken der Bauchatmung, um die Bauchdecke locker zu bekommen oder machen kleine Dehnungsübungen für die genannten Bereiche. Experimentieren Sie einfach, welche Technik bei Ihnen am besten wirkt.

6. Freundliche Gesichter im Publikum ansehen

Während des Seminars suche ich mir unter den Teilnehmern oft „freundliche Gesichter“ aus. Da wir Menschen die Neigung haben die emotionale Befindlichkeiten unseres Gegenübers zu spiegeln, helfen freundliche oder sympathische Gesichter dabei Spannungen abzubauen. Sie vermitteln ein Gefühl von Ruhe und Anerkennung. Letztlich sollte man natürlich auch mit anderen Menschen im Publikum Augenkontakt aufnehmen. Dies macht eine Rede persönlicher. Aber freundliche und interessierte Gesichter können als positive Ankerpunkte dienen.

Das sind meine persönlichen Tipps gegen Lampenfieber. Vielleicht ist eine Methode dabei, die Sie selbst gerne einmal ausprobieren wollen. Sehr hilfreich sind auch Entspannungsübungen oder Lockerungsübungen (Streching), die man immer nutzen kann. In Apotheken gibt es natürliche Beruhigungsmittel, die ebenfalls weiterhelfen können. Falls sich die Redeangst mit solchen Methoden trotzdem nicht bändigen läßt, kann oft ein Rhetorik-Coach oder Psychologe helfen. Denn manchmal braucht man kompetentes Feedback, um die eigenen Fehler zu sehen oder blinde Flecken zu entdecken.

Welche Erfahrungen und Tipps haben Sie gegen Lampenfieber? Schreiben Sie Ihre Methoden doch als Kommentar zu diesem Tipp. Falls Ihnen dieser Tipp gefallen hat, können Sie weitere Tipps und Ratschläge von mir auf meiner Homepage "Zeitblüten.com" finden.

Viel Erfolg bei Ihrer Rede!

(Anmerkung der Redaktion: Zum Thema "Lampenfieber" empfehlen wir auch den ergänzenden Artikel mit dem Titel "Lampenfieber: Unsicherheit bei einer Rede vor Publikum vermeiden" auf Philognosie.)

Burkhard Heidenberger