Konflikte lösen: Wie gehe ich konstruktiv mit Killerphrasen um?

Wer mit Killerphrasen konfrontiert wird, ist meist so perplex und überrascht, dass ihm kaum eine sinnvolle und spontane Reaktionsweise einfällt. Daher ist es hilfreich, sich mit diesem Phänomen der Kommunikation zu befassen und vorab zu überlegen, welche Möglichkeiten es gibt, darauf konstrukiv zu reagieren.

Im ersten Artikel „Kommunikation: Wie erkenne ich Killerphrasen im Gespräch?“ haben wir gezeigt, wie Sie Killerphrasen im Gespräch erkennen und veranschaulicht, welchem Zweck sie dienen. Im folgenden Artikel geht es darum, wie man konstruktiv mit Killerphrasen umgehen kann.

Wie gehe ich konstruktiv mit Killerphrasen um?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten auf Killerphrasen zu reagieren und konstruktiv einzuwirken. Wenn Sie die Absicht Ihres Gegenübers aus seiner Phrase heraushören können, dann dürfte es Ihnen leichter fallen, darauf zu reagieren. Machen Sie sich außerdem Ihre eigenen Absichten und Ziele transparent.

Killerphrasen abwehrenDenn es macht einen Unterschied, ob Sie z. B. in einer beruflichen Führungsposition den anderen seine Grenzen aufzeigen wollen oder ob es Ihnen als Teammitglied darum geht, eine offene und verständnisorientierte Gesprächssituation zu fördern.

Im Kontext der eigenen Familie geht es Ihnen vielleicht eher darum, dass man Ihnen zuhört und Sie ernst nimmt, um eine vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen.

Je nach Kontext, Ziel, aber auch Person sollten Sie flexibel mit den verschiedenen Möglichkeiten im Umgang mit Killerphrasen experimentieren. Deshalb ist es empfehlenswert, sich nicht nur auf eine Art der Reaktion festzulegen, sondern unter mehrere Möglichkeiten auswählen zu können.

1. Fragen stellen

Das ist in vielen Fällen eine sehr bewährte und erfolgreiche Methode. Die Art der Fragen richtet sich je nach Killerphrase. Wenn jemand z.B . behauptet, dass Ihr Vorschlag nicht funktionieren wird, können Sie ihn fragen, welche inhaltlichen Gründe dagegen sprechen oder was er konkret befürchtet.

Sie können ihn auch fragen, welche Gründe für Ihren Vorschlag sprechen könnten. Nun ist Ihr Gegenüber in der Pflicht, inhaltliche Argumente hervorzubringen, die durchaus stichhaltig sein können.

Wenn Sie Fragen stellen, versuchen Sie Ihr Gegenüber dazu zu bringen, Inhaltliches zum Thema beizutragen und damit verallgemeinernde Bewertungen zu vermeiden. Sie können auch allgemein nachfragen, z. B. „Warum sagen Sie das gerade jetzt?“ oder „Was hat das mit unserem Thema zu tun?“ oder „Was genau wollen Sie mir jetzt sagen?“

2. In die Offensive gehen

Eine weitere Möglichkeit auf Killerphrasen zu reagieren, ist verbal „zurückzuschlagen“. Das kann manchmal notwendig und richtig sein, ist aber mit gewissen Risiken verbunden (ein Streitgespräch entsteht, gegenseitige Vorwürfe).

Wenn Sie jemand z. B. persönlich angreift – das kann auch Ihre Position innerhalb einer Firma betreffen – dann kann es sinnvoll sein den anderen in seine Schranken zu verweisen, insbesondere, wenn Sie der oder die Ranghöhere sind.

3. Humor

Manchmal entschärft eine witzige oder humorvolle Bemerkung eine geäußerte Killerphrase. Sie haben damit die Aufmerksamkeit und Lacher der anderen auf Ihrer Seite. Am Besten jedoch ist es, wenn derjenige, welcher die Phrase verwendete, mitlacht. Um das zu erreichen, braucht es sehr viel Gespür für andere Menschen und eine entsprechend humorvolle Einstellung zum Leben.

4. Ignorieren

Das betrifft natürlich die Killerphrase, nicht den Menschen, der sie äußert. Manchmal kann es sinnvoll sein, eine geäußerte Phrase zu übergehen und inhaltlich weiter beim Thema zu bleiben. Dazu braucht es jedoch eine gute Konzentration (beim Thema zu bleiben) und innerliche Ruhe. Denn wenn Sie unsicher werden, sich z. B. versprechen oder stottern, wird der andere merken, dass er mit seiner Killerphrase Erfolg hatte.

Sie haben aber auch die Möglichkeit dem anderen mitzuteilen, dass Sie seine Äußerung gehört haben und antworten z. B. mit „Danke für Ihren Beitrag, aber lassen Sie uns bitte wieder zu unserem Thema zurückkommen“.

5. Metaebene

Der direkteste Weg ist, auf die Killerphrase direkt Bezug zu nehmen und sie beim Namen zu nennen. Sie müssen die Äußerung Ihres Gegenübers nicht als Killerphrase bezeichnen, können ihm aber dennoch sagen, dass pauschale Bewertungen und persönliche Angriffe nichts mit dem momentanen Thema zu tun haben. Ihr Ziel auf die Metaebene zu gehen, sollte darin bestehen, dass alle Gesprächsteilnehmer sachlich und respektvoll miteinander umgehen.

6. Missverstehen

Sie können die Killerphrase des anderen auch absichtlich missverstehen. Dabei ist es wünschenswert, wenn der andere Ihr absichtliches Missverstehen merkt, denn er sollte Ihre Intelligenz nicht unterschätzen. Vor allem wenn Sie mit einem ironischen oder zynischen Menschen zu tun haben, kann absichtliches Missverstehen die richtige Methode sein.

Wenn Sie z. B. mit der Killerphrase „Sie sind aber strebsam“ in einer Art konfrontiert werden, wo der andere Sie als Streber oder gar unkritischen Einschmeichler abstempeln will, können Sie sich freundlich bei ihm über dieses Kompliment bedanken und ihm mitteilen, dass es sich lohnt, seine eigenen Ziele zu erreichen.

7. Diskussionsleiter

Ein weiteres Mittel, Killerphrasen zu begegnen, ist einen Diskussionsleiter zu bestimmen, der die Aufgabe hat für ein angemessenes Gespräch zu sorgen. Er selbst nimmt am Gespräch nicht teil, sondern sorgt dafür, dass bestimmte Kommunikationsregeln eingehalten werden. Diese Vorgehensweise empfiehlt sich besonders bei Treffen mit mehreren Gesprächsteilnehmern und wenn es um brisante und emotionsgeladene Themen geht.

Umgang mit Killerphrasen

Auf Philognosie finden Sie hierzu folgende Artikel mit weitergehenden Informationen:

Welche Chancen ergeben sich durch Killerphrasen?

Kaum jemand wird Killerphrasen gut finden. Sie stören die Kommunikation und verhindern zwischenmenschliche konstruktive Beziehungen. Dennoch gibt es zwei positive Wirkungen von Killerphrasen, die Ihnen nicht vorenthalten werden sollen. Ob Sie in den Genuss dieser Wirkungen kommen, liegt alleine bei Ihnen selbst.

1. Selbstreflexion und Selbsterkenntnis

Wenn Sie durch eine Killerphrase verletzt werden, sich unsicher oder verärgert fühlen, haben Sie die Chance herauszufinden, wo sich Ihr wunder Punkt befindet. Irgendetwas lehnen Sie an sich ab, was mit dem scheinbaren Urheber der Verletzung – nämlich jener, der die Killerphrase verwendete – nichts zu tun hat.

Sie selbst sind dafür verantwortlich, sich verletzt oder verärgert zu fühlen. Akzeptieren Sie dieses Gefühl, es ist ein wichtiger Indikator dafür herauszufinden, was Sie an sich nicht mögen oder womöglich an sich selbst kritisieren. Das gibt Ihnen die Chance sich mit sich selbst auszusöhnen, Ihre möglichen Schwächen herauszufinden oder damit zu beginnen, sich mit ihnen eingehend zu befassen. Vielleicht wurde auch ein wichtiges Bedürfnis von Ihnen nicht erfüllt. Finden Sie dieses Bedürfnis heraus und überlegen Sie, wie Sie es sich erfüllen können.

Wenn Sie ein gesundes Selbstbewusstsein haben und mit sich im Reinen sind, wird es eine geäußerte Killerphrase nicht schaffen, dass Sie an sich selbst zweifeln und sich womöglich selbst oder den anderen verurteilen.

2. Kommunikationskompetenzen erweitern und dazulernen

Seien Sie sich immer darüber im Klarem, dass ein anderer nicht dafür verantwortlich ist, wie Sie auf eine Äußerung reagieren, ganz unabhängig, wie Sie diese bewerten. Sie sind für Ihre Reaktionen selbst verantwortlich. Sie haben die Chance zu entscheiden, wie Sie mit einer Killerphrase umgehen. Wenn Sie noch keinen konstruktiven Umgang damit gefunden haben, liegt das an Ihnen selbst, nicht an irgendeinem anderen Menschen.

Entscheiden Sie sich dafür dazulernen zu wollen, werden Situationen, wo Sie mit Killerphrasen konfrontiert werden, plötzlich Lernchancen, immer besser und kompetenter im Umgang mit anderen Menschen zu werden. Nutzen Sie diese Chance!

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen den nötigen Abstand und einen konstruktiven Umgang mit Killerphrasen!

Cassandra B.