Konfliktmanagement: Wie erkenne ich Killerphrasen im Gespräch?

Jeder kennt diese Art der Gesprächskiller, die Killerphrasen. Sie werden in der zwischenmenschlichen Kommunikation gerne benutzt, unabhängig davon, ob in Familie, Berufsleben oder im gesellschaftlichen Miteinander. Killerphrasen werden eingesetzt, um konstruktive Kommunikation zu verhindern. Was Killerphrasen sind und wozu sie eingesetzt werden, erfahren Sie im folgenden Artikel.

Was sind Killerphrasen und wie wirken sie?

Killerphrasen Gesprächskiller KonfliktmanagementKillerphrasen sind Scheinargumente, leere Behauptungen oder Glaubenssätze. Derjenige, der sie verwendet, nimmt an, dass die Mehrheit der Gesprächs-, Diskussionsteilnehmer oder auch die öffentliche Meinung ihnen zustimmen wird.

Killerphrasen zielen oft auf die Person („wenn du älter bist, wirst du das sicher verstehen“), stellen andere bloß oder setzen sie herab, verunsichern oder verletzen, verärgern oder verwirren, machen mundtot oder provozieren eine bestimmte Reaktion (z. B. einen Wutausbruch).

Sie erzeugen Frust und Resignation. Killerphrasen wirken also abwertend, abwehrend, blockierend und pauschalisierend.

Damit kommen wir zu ihrem allgemeinen und häufigen Nutzen. Wer Killerphrasen verwendet, will Diskussionen über ein Thema und damit andere Meinungen verhindern. Er will auf kurzem Wege erreichen, dass andere Menschen ihm zustimmen. Kreativität, neue Ideen, andere Wege von Lösungen werden so meist verhindert, wenn Killerphrasen nicht erkannt und etwas dagegen unternommen wird.

Umgangssprachlich wird synonym zur Killerphrase der Begriff des Totschlagarguments verwendet. Der argumentative Schein der Killerphrase macht es manchen Menschen schwer, sie als solche zu erkennen. Deshalb folgen einige Beispiele.

Beispiele für Killerphrasen

  • „Das weiß doch jeder“ – oder scheinbar sachlicher ausgedrückt: „Es ist allgemein bekannt, dass …“
  • „Das nimmt zu viel Zeit in Anspruch“ oder „Dazu ist es noch zu früh“ oder „Dafür ist die Zeit noch nicht reif“.
  • „Das hat sich im Laufe unserer Erfahrungen bewährt“ bzw. „Das haben wir schon immer so gemacht (und hat sich bewährt)“ oder „Da könnte ja jeder kommen …“.
  • „Wo gehobelt wird, da fliegen Späne.“
  • „Nur über meine Leiche“.
  • „Du bist noch zu jung, um das beurteilen (verstehen) zu können“ oder „Sie sind noch sehr jung und unerfahren“.
  • „Jeder intelligente (vernünftige) Mensch weiß, dass …“
  • „Die Frage ist absurd …“
  • „Es kann doch nicht sein, dass …“ oder „So läuft das hier nicht“ oder „Das ist längst überholt“.
  • „Es gibt Wichtigeres zu tun“ oder „Dazu fehlt uns leider die Zeit“.
  • „Das ist bloße (graue) Theorie!“
  • „An Ihrer Stelle würde ich das auch behauten.“
  • „Das Thema ist sehr interessant, doch wir sollten es (auf später) verschieben“ oder „Gute Idee, doch …“.
  • „Dafür sind wir nicht zuständig“ oder „Das fällt nicht in meinen Verantwortungsbereich.“
  • „Das haben wir schon mal versucht, doch es hat nicht funktioniert“.
  • „Darauf kommen wir mit Sicherheit noch zurück“.
  • „Das produziert zu viel Papierkram“.
  • „Das geht nicht“ oder „Das kann nicht gehen“ oder „Das lässt sich nicht durchsetzen“.

Es gibt noch wesentlich mehr Beispiele. Oben ausgewählten Beispiele werden oft und gerne verwendet. Mit Sicherheit werden Ihnen einige davon bekannt sein.

Welche Arten von Killerphrasen gibt es?

Menschen, die Killerphrasen verwenden, verbergen ihre wahren Absichten dahinter. Doch je nach Art der Killerphrase können unterschiedliche Absichten dahinter herausgehört werden. Es lassen sich nach der Autorin Meike Müller 6 verschiedene Arten von Killerphrasen unterscheiden.

Beharrungs-Killerphrasen

Es gibt Menschen, die sich gegen Neuerungen wehren, die gerne in der Sicherheit des schon Bewährten leben. Sie werden Killerphrasen verwenden, die genau darauf abzielen, Bewährtes in den Vordergrund zu stellen und Veränderungen um jeden Preis zu verhindern, z. B. „Das hat bisher doch sehr gut funktioniert …“.

Autoritäts-Killerphrasen

Sie sollen andere einschüchtern bzw. verunsichern und die eigene Überlegenheit in den Vordergrund stellen, z. B. „Sie sind noch zu unerfahren, um das beurteilen zu können …“.

Besserwisser-Killerphrasen

Sie werden eingesetzt, um zu zeigen, dass man intelligenter als der Gesprächspartner ist. Sie werden auch gerne dazu verwendet, um die eigene Ansicht anderen aufzudrängen, z. B. „Bekanntlich ist es doch so, dass …“ oder „jeder vernünftige Mensch würde …“.

Bedenkenträger-Killerphrasen

Menschen, die sie verwenden haben oft Angst vor Veränderungen und äußern darüber ihre Zweifel, sie wirken sehr unsicher, z. B. „Es ist besser, wenn wir das bleiben lassen …“.

Vertagungs-Killerphrasen

Sie eignen sich dazu, Entscheidungen zu verzögern, aus Angst falsche Entscheidungen zu treffen, z. B. „Wir sollten dieses Thema auf einen späteren Zeitpunkt verschieben“.

Angriffs-Killerphrasen

Sie werden dazu verwendet, andere Menschen offen und persönlich anzugreifen, z. B. „Ihre Frage ist dumm“ oder „Typisch blond“.

Kennzeichen von Killerphrasen

Nun lässt sich zurecht behaupten, dass einige der oben angeführten Beispiele durchaus in einer normalen und konstruktiven Kommunikation auftreten können. Das ist richtig – es kommt beim Erkennen von Killerphrasen immer darauf an, in welchem Kontext sie geäußert werden.

Ein Beispiel …

Nehmen wir an, dass sich die Gesprächsteilnehmer Gedanken über eine bestimmte innovative Lösung machen. Die Vor- und Nachteile der Lösung wurden geäußert und kontrovers diskutiert. In solch einem Kontext könnten alle zu dem Schluss kommen, dass es sicherer ist, bei der jahrelang bewährten Lösung zu bleiben.

Hier würde man nicht von einer Killerphrase sprechen, denn das Thema wurde inhaltlich diskutiert und eine gemeinsame Entscheidung getroffen.

Anhand folgender Indizien können Sie erkennen, ob es sich um eine Killerphrase handeln könnte:

  • Zeitpunkt und Ort: Die Killerphrase kann fast an jeder beliebigen Stelle eines Gesprächs erfolgen und in fast jedem Kontext.
  • Dem Ergebnis des Gesprächs oder der Diskussion wird vorgegriffen. Es ist noch nicht an der Zeit das Gespräch zu beenden.
  • Die Diskussion oder das Gespräch als solches wird durch die Phrase infrage gestellt.
  • Gesprächspartner bzw. Diskussionsteilnehmer werden persönlich angegriffen bzw. die Killerphrase kommt einem Angriff sehr nahe.
  • Der Verlauf des Gesprächs wird unterbrochen, das ursprüngliche Thema verloren. Es wird ein Gespräch darüber notwendig, die Diskussion fortzusetzen.
  • Sie sind nicht logisch widerlegbar (da zu allgemein) und scheinen für das Thema relevant zu sein.

Wenn Sie diese Indizien in Gesprächen künftig berücksichtigen, können Sie Killerphrasen erkennen und sich überlegen, wie Sie diesen Scheinargumenten begegnen können. Bedenken Sie jedoch, dass derjenige, der die Killerphrase verwendet, sich darüber nicht notwendig bewusst sein muss. Unterstellen Sie ihm also pauschal keinen Vorsatz. Denn auch dieser lässt sich als Killerphrase entlarven.

Wie man mit Killerphrasen konstruktiv umgehen kann, zeigen wir Ihnen in einem weiteren Artikel auf Philognosie mit dem Titel „Kommunikation: Wie gehe ich mit Killerphrasen um?

Viel Erfolg in künftigen Diskussionen!

Cassandra B.