Die Kraft der Gedanken & die innere Stimme

Worte, Bilder, Gefühle und eine entsprechende Haltung sind wertvolle Werkzeuge zur Veränderung des inneren Erlebens. Wir erreichen nur das, was wir uns auch wirklich zutrauen. Fast alles, was unsere Realität ausmacht, ist mit inneren Bildern rückgekoppelt. Die bildhafte Vorstellung ist ein Schlüssel zum Wesen des schöpferischen Prozesses.

Die Kraft der inneren Bilder

Erst einmal entspannen! Sie können Ihre Augen offen lassen oder schließen, die Aufmerksamkeit von der Außenwelt abziehen und sanft nach innen richten. Das ist immer ein guter Anfang: tief Luft holen und innehalten.

Nehmen Sie Ihren Körper wahr und machen Sie sich ein Bild:

  • Wo sind Spannungen?
  • Wo fühlt sich Ihr Körper angenehm an?
  • Und wo gibt es vielleicht Verspannungen?

Und während Sie tief ausatmen, Ihre Schultern fallen lassen, vorsichtig Ihren Kopf bewegen, so lange, bis Sie ein angenehmes Gleichgewicht von Kopf, Hals und Schultern gefunden haben. Vielleicht lockern und entspannen Sie Ihre Kiefermuskulatur, Zunge, Lippen und den Hals. Und wenn Sie jetzt wieder Ihren Körper wahrnehmen:

Wie fühlt er sich an?

  • Gibt es irgendwelche Unterschiede?
  • Zu Ihrer Alltagswahrnehmung?
  • Zum Beginn der Übung?

Und wenn Sie möchten, können Sie noch ein wenig in diesem Zustand bleiben …

Kraft der GedankenKeine Entspannung ohne Stress – und kein Stress ohne Entspannung. Denn überall, wo nach Ausgleich gesucht wird, muss es auch Gegensätze geben, unterschiedlich wirkende Kräfte, Pole und Extreme.

Ungleichgewicht entsteht, wenn ein Pol zu viel Platz einnimmt. Dann strebt der andere Pol nach Ausgleich. So entsteht eine ständige Bewegung: der Rhythmus des Lebens.

Ausgleich bedeutet nicht etwa Stillstand, sondern ist ein dynamischer Prozess, der uns mit allem verbindet. Und je größer die äußerlichen Herausforderungen, desto mehr Raum braucht unsere Innenwelt, um die Balance zwischen Körper, Geist und Seele aufrechtzuerhalten.

Dazu genügt häufig bereits ein kurzes Innehalten, durchatmen und loslassen, durchatmen und loslassen.

Machen wir uns die Bilder oder machen die Bilder uns?

Darf ich vorstellen: Dies ist der Beginn der Vorstellung – Ihrer Vorstellung!

Hier geht es um das, was Sie sich vorstellen, wenn Sie sich etwas vorstellen, ohne sich zu verstellen und um jene inneren Bilder und Filme, die den Raum Ihres Geistes füllen. Womit? Das kommt ganz auf die Art der Vorstellung an, die in Ihrem Inneren gegeben wird. Mal sind Sie der Hauptdarsteller eines dramatischen Geschehens, mal sitzen Sie als Zuschauer in der hinteren Reihe, mal ist Ihre Vorstellung neblig und verschwommen, ein anderes Mal sonnenklar – nirgendwo können Sie weiter in die Ferne sehen als in Ihrem Geist.

Sich etwas vorzustellen, öffnet unser Bewusstsein für neue Möglichkeiten, denn Erfindungen werden zuerst auf der Leinwand des Geistes gemacht. Jeder spinnt mal vor sich hin, sagen die Anhänger der These von der „harten“ Realität, aber was haben solche Luftschlösser für einen Einfluss auf das tägliche Leben, auf die wirklichen Dinge dieser Welt?

Darauf gibt es eine banale Antwort: Ohne Luftschlösser gäbe es auch keine Schlösser. Ohne die Bilder der inneren Architektur gäbe es keine äußere. Auch der Eiffelturm in Paris und die Golden Gate Bridge in San Francisco waren zuallererst kreative Visualisierungen, bevor sie zu Stahlkonstruktionen werden konnten.

Jeder Mensch hat seine eigene Art der inneren Bilder – auch wenn manche von sich behaupten, sie könnten es nicht. Doch eine wunderbare Fähigkeit haben wir alle: Wir können so tun als ob.

Sollten Sie also zu denen gehören, die sich ihrer Vorstellungskraft nicht ganz sicher sind, so wissen Sie doch eines ganz genau: Sie können so tun als ob! Sie brauchen nur wenige Minuten am Tag regelmäßig so zu tun, als ob Sie sich etwas vorstellen können – dann können Sie es auch! Das ist übrigens eines unserer wirkungsvollsten Gestaltungskräfte: So tun, als ob …

Aktive & passive Vorstellungen

Kraft der GedankenEin fantastisches Beispiel für „so-tun-als-ob“ ist Robert de Niro, der Schauspieler. Sein Perfektionismus ist legendär: Für seine Rolle in „Taxidriver“ dümpelte er Stunden im Wasser, weil er sich Travis Bickle, den Taxifahrer, als eine Art Krabbe vorstellte. Für „New York, New York“ lernte er Saxofon spielen, für den Film „Die durch die Hölle gehen“ verbrachte er mehrere Wochen unter Stahlarbeitern und für „Raving Bull“ nahm er ein Jahr Boxunterricht.

Am besten gefällt mir aber die Geschichte für „Die Unbestechlichen“. Er trug, wie damals die Gangster, maßgeschneiderte Seidenunterwäsche, tigerte tagelang durch das Filmstudio und murmelte vor sich hin: „Das alles gehört mir, das alles gehört mir, das alles gehört mir, das alles gehört mir …“

De Niro gibt ein perfektes Beispiel für „aktive Vorstellung“ – sich etwas vorzustellen, darin einzutauchen und das Bild als Anker in der Zukunft zu platzieren. Nicht nur Schauspieler arbeiten mit Bildern, auch die tieferen Schichten unseres Bewusstseins. Wir erleben seine Botschaften als Träume, Fantasien, Vorstellungen und Geistesblitze. Den inneren Vorstellungen und Bildern Aufmerksamkeit schenken, nennt man „passive Vorstellung“.

Bringen Sie sich in einen entspannten Zustand und beobachten Sie, welche Bilder auftauchen. Ohne sie zu erschaffen oder zu verändern, einfach beobachten – und wieder verschwinden lassen, wie sie kommen und gehen.

Kraft der Gedanken: Die innere Stimme

Aber Moment mal? Wo liegt dieses Reich eigentlich? Vor den Ohren, hinter den Ohren oder vielleicht zwischen den Ohren? Mal hier, mal dort? Wann ist es wo? Wofür ist es gut? Und – wer hat im Reich der Stimmen das Sagen? Kennen Sie das? Um Sie herum ist es mucksmäuschenstill, aber in Ihrem Inneren wird so laut geredet, dass Sie die Stille um sich herum gar nicht mehr mitbekommen?

Ihr Gehirn kann fast alles, außer – abschalten. Und wenn Sie ihm nichts zu tun geben, kramt es alte Erinnerungen hervor, spielt Situationen in der Zukunft durch oder erfindet etwas Neues. Ihr Gehirn macht alles Mögliche und manchmal auch das Unmögliche möglich, nur keine Pause!

Von den 50.000 Gedanken, die wir täglich denken, sind 36.000 flüchtiger und unbedeutender Natur 12.000 sind negativ und nur 1.500 sind aufbauende, hilfreiche Gedanken. Die naheliegende Frage ist: wieso? Wieso verschwenden wir so viel Energie auf negative Selbstgespräche? Wie sieht unser Leben aus, wenn wir das Verhältnis umkehren?

Was sagt die innere Stimme?

Innere Stimme„Das kann ich nicht.“ „Wie sieht das denn aus?“ „So geht das nicht!“ „Das kenne ich schon.“ „Ich schaff das nie!“ Das sind Beispiele für negative Selbstgespräche.

Die schlechte Nachricht: Wenn Sie sich in nörgelnde Selbstgespräche verstricken, programmieren Sie Ihr Gehirn, sich weiter in nörgelnde Selbstgespräche zu verstricken. Die gute Nachricht: Das ist nicht das Einzige, was Ihr Gehirn kann. Sie können den Mechanismus der inneren Stimmen auch nutzen, überholte Gewohnheiten und Überzeugungen zu verändern.

Wenn Sie zu Ihrer inneren Stimme so freundlich reden, dass sie Sie gut versteht, dann wird Ihre innere Stimme Ihren freundlichen Rat dankbar annehmen. Das ist das ganze Geheimnis – der Rest ist Übung.

Wie man innere Stimmen verändern kann

Würde man Kindern ein Mikrofon umhängen, würde sich vieles so anhören: „Das kannst du nicht, dafür bist du noch zu klein, das ist nur was für die Großen, bleib da weg …“ Auch wenn „die Großen“ dies in bester Absicht taten – diese Anweisungen haben Auswirkungen, die uns möglicherweise bis heute hindern und blockieren.

Vielleicht haben Sie Lust, entsprechende Sätze aus Ihrem Repertoire abzurufen und aufzuschreiben. Und sich im nächsten Schritt überlegen, ob Sie Ihre aktuellen Absichten noch unterstützen. Und in einem nächsten, alternative Sätze zu formulieren, die das tun. Und immer nachspüren, wie es sich anfühlt. Fühlt es sich gut an, könnte das eine neue „Programmzeile“ sein. Eine unterhaltsame Übung ist es auch, die Sätze seiner inneren Stimme auf eine andere Art wiederzugeben und zu betonen.

Ist es ein Satz wie „das kannst Du nicht“, lassen Sie ihn von einer Opernsängerin singen, oder legen Sie Zirkusmusik darunter. Allein das verändert bereits die Stimmung, die mit solchen Sätzen einhergeht – und unsere emotionale Reaktion.

So verändert man seine innere Stimme …

Wie man die innere Stimme stoppt

Von den 50.000 Gedanken, die wir täglich denken, sind viele reich bebildert, aber meistens bestehen sie aus – oft unvollständigen – Sätzen, die wir zu uns selber sagen oder murmeln. Das kann recht unterhaltsam sein, wenn wir uns eine angenehme, fröhliche Geschichte erzählen; oft aber ziehen wie dunkle Wolken am Horizont gewisse Sätze im Geist auf, die es nicht besonders gut mit uns zu meinen scheinen.

Dann schleichen sich, in unseren inneren Dialog langsam negative Ansichten über uns, die Welt und unsere Nachbarn ein … eine Gewohnheit, die sich durch ständige Wiederholung eine Festigkeit angeeignet hat, die uns prägt – und unser Bild der Welt bestimmt. Wir wissen aber auch, dass sich das Gefühl zu einem Menschen schlagartig ändern kann, wenn wir die Sätze ändern, mit denen wir über diesen Menschen denken.

Damit dieser Umschwung in der inneren Stimme gelingt, müssen wir vor allem eines beherrschen: die Kunst der kleinen Pause. Erst wenn das Karussell der ewigen Kommentare zum Stillstand gekommen ist, entsteht der andere Raum … der Umschwung von Stimme und Stimmung: die Kunst der kleinen Pause. Ob durchatmen und loslassen, ob mit einem lauten „Stopp!“ – bewusst machen und bewusst stoppen.

Wählen Sie ein für Sie wichtiges Thema aus, ergänzen Sie die Sätze (am besten laut!) Machen Sie das so lange, bis es sich „stimmig“ für Sie anfühlt …

  • Ich kann … (zum Beispiel: meine Ziele erreichen, anderen zuhören, mehr Zeit für mich und meine Familie gewinnen, jederzeit meine innere Ruhe, bewahren)
  • Ich habe die Kraft zu …
  • Ich werde …
  • Ich habe die Fähigkeit zu …
  • Ich bin überzeugt, dass …

Unsere Energie fließt dahin, wohin wir unsere Aufmerksamkeit lenken. Und je klarer und konzentrierter wir unsere Absicht auf etwas lenken, desto mehr Energie fließt. Aufmerksamkeit ist wie ein Laserstrahl. Aber warum konzentrieren wir uns häufiger auf das, was wir nicht wollen, statt darauf, was wir wollen?

Der Wechsel unserer Aufmerksamkeit auf positive Dinge und Prozesse bündelt unsere Energie und bringt sie zum Fließen. Viele der hier vorgestellten Techniken sind Werkzeuge der Veränderung: Bilder, Worte, Gefühle und eine Haltung. Benutzen Sie sie weise, hören Sie auf Ihr Herz – und nehmen Sie sich Zeit!

Sie können sich nicht nicht verändern – und weniger ist oft mehr.

Seien Sie nicht ungeduldig oder zu streng mit sich selbst: Alles braucht seine Zeit.

Teile der Texte mit freundlicher Genehmigung von Micky Remann, Lutz Berger.
Homepage: http://lutzland.de

Peter Schipek