In diesem Artikel will ich Ihnen eine selten beschriebene Atemübung aus dem Kuen-Kung-Fu zeigen. Wie die Bezeichnung vielleicht schon verrät, stammt sie ursprünglich aus der Kampfkunst und wird dort zur Dynamisierung und Energetisierung des Kämpfers eingesetzt.
Da diese Atemübungen relativ leicht zu erlernen sind bzw. auch ganz allgemein gegen Trägheit, Müdigkeit und darüber hinaus sehr kräftigend wirken, sind sie im Grunde für jedermann geeignet. Sie können diese Atemübungen zu Hause oder im Freien ausführen, wobei ich Letzteres bevorzugen würde.
Im Folgenden finden Sie eine vollständige Anleitung mit allen Figuren dieser Atemübungen, die frei übersetzt "Kraft des Lebens" genannt wird.
Atemübungen: Eröffnung / Abschluss der Reihe "Kraft des Lebens"
Die Atemübungen beginnen mit einer Eröffnungsfigur. Sie stehen dabei mit geschlossenen Beinen und den Händen an den Seiten hängend aufrecht da. Beim Einatmen werden die Hände gekreuzt und bis ganz nach oben über den Kopf geführt.
Dann werden beim Ausatmen die Arme gestreckt – mit den Handflächen nach unten – und wieder gesenkt bis sie seitlich am Körper anliegen.
Beim anschließenden Einatmen werden die gestreckten Arme mit den Handflächen nach oben wieder seitlich in einem großen Kreis über den Kopf geführt.
Beim Ausatmen sinken die Hände senkrecht nach unten bis zur Brusthöhe – in die "Gebetshaltung".
Atemübungen: Kernübungen der Reihe "Kraft des Lebens"
Nach der Eröffnung kommen die Kernübungen dieser Atemreihe, die Sie mindestens 3 Mal hintereinander wiederholen sollten. Sie besteht aus 5 Figuren, d. h. nach der 5. Figur beginnt man wieder mit der 1. Figur usw., bis man die Übungen insgesamt 3 Mal absolviert hat. Wer seine Muskeln dabei mehr trainieren will, kann die Kernübungen auch insgesamt 6 Mal wiederholen.
Grundregel beim Atmen: Beim Einatmen bleiben Arme und Hände locker – beim Ausatmen werden Arme und Hände voll angespannt (siehe auch weitere Erklärungen). Eingeatmet wird über die Nase – ausgeatmet über den Mund. Beim Ausatmen können Sie auch einen Ton erzeugen – beispielsweise einen tiefen Ton vibrieren oder einen Ton erzeugen "wie ein Gewichtheber, der ein schweres Gewicht stemmt". Dies hilft, die Imagination des "Pressens" zu verstärken.
1. Figur: Seitliches Pressen
Beim Einatmen werden die Arme locker seitlich nach oben auf Schulterhöhe gehoben mit den Handflächen nach außen. Stellen Sie sich nun vor, dass die beiden Hände seitlich an imaginären Wänden anliegen, die Sie beim Ausatmen mit aller Kraft – d. h. vollem Muskeltonus in Armen und Händen – nach außen wegdrücken.
2. Figur: Pressen nach oben
Beim nächsten Einatmen werden die Arme wieder locker gelassen und zum Drücken nach oben an den Körper angelegt (siehe 1. Abbildung oben). Beim Ausatmen stellen Sie sich wieder vor, ein schweres Gewicht ganz nach oben zu drücken, d. h., Sie spannen Arme und Hände beim imaginären Pressen nach oben wieder stark an. Ihr Kopf sinkt dabei in den Nacken.
3. Figur: Pressen nach unten
Beim Einatmen die Arme und Hände wieder locker lassen und seitlich neben den Körper zum Pressen nach unten führen. Beim Ausatmen stellen Sie sich wieder vor, ein schweres Gewicht nach unten zu pressen, d. h., Arme und Hände drücken mit vollem Muskeltonus nach unten.
4. Figur: Pressen nach vorne
Beim nächsten Einatmen werden die Arme locker vor dem Körper zum "Pressen nach vorne" auf Schulterhöhe angelegt. Beim Ausatmen pressen Sie dann wieder mit vollem Muskeltonus eine vorgestellte Wand nach vorne.
5. Figur: Pressen nach hinten
Bei der letzten Figur werden die Arme und Hände beim Einatmen locker hinten (Hüfthöhe) an den Körper angelegt. Beim Ausatmen wird dann mit voll angespannten Händen und Armen das imaginäre Gewicht nach hinten gedrückt. Je höher Sie die ausgestreckten Arme bekommen, desto besser.
Abschluss der Atemreihe
Sind Sie mit den Wiederholungen der Kernübungen durch, fügen Sie die Figur der "Eröffnung" als Abschluss an. Damit ist ein vollständiger Zyklus dieser Atemübungen beendet.
Am Anfang mag – vielleicht aufgrund der vielen Bilder – der Eindruck entstehen, dass diese Atemreihe sehr komplex ist. Aber sie folgt bei allen Übungen nur einem Prinzip, welches schnell erlernt werden kann. Sie werden sehen, dass sich diese Atemreihe schon nach wenigen Ausführungen einprägt bzw. sich recht schnell auch ohne diese Anleitung ausgeführen lässt.
Viel Spaß beim Lernen und Ausführen dieser Atemübungen!