Lerntechnik Hören: Texte mit „Vorlese-Software“ schneller lernen“

Lernen durch hörenIn diesem Artikel will ich eine Lerntechnik für auditive Lerntypen – sprich „Ohrenmenschen“ – vorstellen. Damit auditive Lerntypen ihre Stärke nutzen können, müssen sie sich Texte in gesprochener Form – wie es beispielsweise bei Hörbüchern praktiziert wird – aneignen. Wenn Sie das Internet für die Informationssuche nutzen, werden Sie schnell feststellen, daß man in diesem Medium vorwiegend geschriebene Texte vorfindet. Es handelt sich also um Informationen, die im Wesentlichen für visuelle Lerntypen geeignet sind.

Doch im Zeitalter der Informationsverarbeitung bleibt es nicht aus, daß sich findige Programmierer auch hier dem Medium des Hörens zuwenden. So kommen heutzutage Programme auf dem Markt, die fähig sind, geschriebene Texte „vorzulesen“. Damit bekommen auch „Ohrenmenschen“ erstmals die Möglichkeit dieses Medium mit seinen Stärken besser nutzen zu können. Gesagt sei noch, daß die folgende Methode sich auch für ältere Menschen mit Augenschwäche – oder blinde Menschen – eignet.

Ich will Ihnen weiterhin meine Vorgehensweise vorstellen, d.h. wie ich von der Informationssammlung im Internet zum vorgelesenen Text komme. Sehen Sie meine Vorgehensweise einfach als ein Beispiel an, wie Sie selbst vorgehen könnten, um diese Methode zu nutzen.

Wie sammle ich Informationen?

Wer sich im Internet zu einem bestimmten Thema umschaut, wird hier – was geschriebene Texte angeht – eine Menge Material finden. Angefangen von Forenbeiträgen über Archive von Zeitschriften bis hin zu kompletten Büchern wird einiges geboten. Auch Suchmaschinen bieten mittlerweile gezielte Stichwortsuchen zu einem Thema an. So kann man bei „Google Alert“ ein Stichwort wie „smalltalk“ eingeben und bekommt dann passende Links per Mail zugeschickt.

Dieser kostenlose Informations-Service eignet sich hervorragend, um sich neues Material herunterzuladen bzw. das Beste davon auf dem eigenen Computer zu archivieren. Über diesen Service habe ich selbst schon viel Material gefunden – aus Veranstaltungsberichten, Rezensionen, Wikipedia usw. – und meinem persönlichen Wissensarchiv hinzugefügt.

Interessant sind auch jene Foren, die Textbeiträge – als Service oder zur Qualifikation ihrer Mitglieder – bereitstellen. Die erste Arbeitsphase besteht also darin, sich interessante Texte herunterzuladen, zu gruppieren und nach Schwerpunkten zu ordnen. Ich persönlich benutze zum unkomplizierten „Kopieren“ und „Einfügen“ einen Briefbogen von Outlook Express. Dort gebe ich alle neuen Texte im Ordner „Entwürfe“ ein. Wenn ich die Anzahl der Wörter in einem Text feststellen will, benutze ich Microsoft Word. Dort findet man im Menü „Extras“ die Option „Wörter zählen…“

Das Ausfindigmachen geeigneter Quellen und das Sammeln interessanter Informationen ist anfangs etwas zeitaufwendig. Doch dieses Archiv läßt sich später gewinnbringend zum Lernen nutzen. So sammelt sich im Laufe der Zeit eine Menge Material an, aus dem ich wählen kann, was ich lernen will.

Aus meiner Sicht ist „Google Alert“ ein idealer Helfer. Wenn man die Suchmaschine ausreichend mit Stichworten versorgt, wird einem ständig Neues angeboten. Sie können selbst steuern wieviel Informationen Sie zu einem bestimmten Thema haben wollen. Falls es Ihnen irgendwann zuviel wird, können Sie diesen Service auch mühelos wieder abbestellen.

Das Ergebnis der Informationssammlung

Informationen sammelnDas Ergebnis ist zunächst also eine Sammlung von Textbeiträgen, deren Inhalte ich lernen bzw. im Gedächtnis behalten will. Kleinere inhaltliche Mängel in den Texten sind für mich uninteressant und eine redaktionelle Bearbeitung erübrigt sich. Da ich Texte nur für mich selbst nutzen will, benötige ich auch keine Quellenangaben – diese müßte man gegebenenfalls extra recherchieren. Ein kurzer Dank an dieser Stelle an all die fleißigen Autoren, die ihr Wissen im Internet zur Verfügung stellen.

Wenn Sie sich nicht sicher sind, welches Material Sie Ihrer persönlichen Sammlung hinzufügen wollen, kann es sinnvoll sein, nach dem „Nutzen eines bestimmten Wissens“ zu fragen. Es gibt für jeden Menschen sehr unterschiedliche Gründe, die ihn zum Lernen bewegen. Deshalb gebe ich ein paar Anregungen, die Ihnen vielleicht helfen werden, sich bestimmte Lernthemen herauszusuchen.

Sie wollen …:

  • … sich im Denken und Handeln verbessern
  • … mehr Geld verdienen
  • … sich im Job fachlich absichern
  • … Fachwissen für Ihr Hobby aneignen
  • … einfach geistig fit bleiben.

Sie können diese Anregung natürlich jederzeit mit eigenen Ideen ergänzen. Wichtig ist einfach, daß man die eigene Motivation des Lernen stärkt, wenn man sich über den Nutzen des Lernens im Klaren ist. Vielleicht finden Sie auch mehrere Gründe für ein bestimmtes Lernvorhaben, so daß auch Synergie-Effekte (selbstverstärkende Prozesse) zustande kommen können.

Nachdem ich so mein persönliches Wissensarchiv zusammengestellt habe, kommen wir zum nächsten Schritt, nämlich die geschriebenen Texte auditiv aufzubereiten.

Woher bekomme ich das Vorlese-Programm?

Für die Nutzung der Textinhalte braucht es zunächst eine kleine technische Hilfe. Wir benötigen eine ganz einfach zu handhabende Software, die in der Lage ist, solche Texte vorzulesen. Das folgende „Textvorlese-Programm“ wird seit Jahren entwickelt und wird von der Firma „G data Software“ zur Verfügung gestellt. Die kostenlose Version dieses Programms nennt sich „Webspeech“ – aber es kann auch eine professionelle Version (gegen Bezahlung) heruntergeladen werden. Diese nennt sich „Logox 4“ und eignet sich vielleicht für Menschen, die mit diesem Programm viel arbeiten wollen. Ich selbst habe sie jedenfalls erworben.

Falls Sie jedoch erst testen wollen, ob diese Software – bzw. die Methode des Vorlesens – Ihren Lerngewohnheiten zugute kommt, reicht der kostenlose Download völlig aus.

Hier finden Sie das Textvorlese-Programm – Logox – die Sprachausgabe

Wie funktioniert das Vorlese-Programm?

Sie markieren und kopieren sich einen bestimmten Text, wodurch er in der sogenannten „Zwischenablage“ landet. Markieren können Sie einen kompletten Text, indem Sie die Tasten STRG + A gleichzeitig drücken, oder mit gedrückter linker Maustaste über den Text fahren. Dann drücken Sie die rechte Maustaste und klicken die Option „kopieren“ an. Damit landet der Text automatisch in der Zwischenablage. Anschließend müssen Sie nur noch das Programm starten und die Option „Zwischenablage vorlesen“ wählen.

vorlesenDiese Methode hat den Vorteil, daß man sich einen Text unbegrenzt oft vorlesen lassen kann. Zum Vorlesen nutze ich einen älteren PC, während ich am neueren PC arbeite oder etwas anderes tue. Auf diese Weise höre ich auch vor dem Einschlafen Texte, wobei ich gestehen muß, daß mir dabei manchmal die Augen zufallen.

Ob man im Schlaf lernt oder nicht, ist ein umstrittenes Thema. Fakt ist jedoch, daß sich unsere Ohren auch im Schlaf nicht ganz abschalten und damit prinzipiell etwas von der Information im Unterbewußten landen könnte. Wie auch immer, Schaden nimmt man davon jedenfalls nicht.

Vielleicht interessiert es jemanden, wie ich damals auf „Logox 4“ aufmerksam wurde. Eine Probeversion für die Wiedergabe von 1000 Zeichen befand sich auf einer CD der Zeitschrift „Computerbild“ (25/2003 – Seite 12). Dort wurde das Programm sehr ausführlich beschrieben, unter der Überschrift „Logox 4 Clipreader Lite“ – Textvorleseprogramm.

Für Logox 4 gibt es inzwischen auch ein englisches Vorleseprogramm. Wer will, kann den Text in Englisch hören und dabei den Text parallel mitlesen oder auch den deutschen Text mitlesen.

Noch paar Notizen aus der Praxis

Wenn Sie die Vorzüge des Lernens im Schlaf nutzen wollen (Eingabe bei Google: „Lernen im Schlaf“), dann eignen sich dafür Texte mit mehr als 10.000 Wörtern. Wenn Sie vorhaben, während des Anhörens einzuschlafen, dann stellen Sie wichtigere Passagen in die zweite Hälfte des Textes.

Eine andere Möglichkeit besteht darin, den Text zweimal hintereinander zu „schalten“. Kürzere Texte habe ich auch schon sechsmal oder zehnmal hintereinander geschaltet. Das kann beispielsweise von Nutzen sein, wenn ich mir eine wichtige Gruppe von Merksätzen einprägen will. Bekanntlich heißt es ja: Übung macht den Meister. Schließlich gibt es keine Fähigkeit, die sich nicht durch Trainieren verbessern ließe.

Viel Spaß beim Lernen durch Hören!

Dr. Rolf Schmelter