Projekt „Menschheit“: Elend, Ohnmacht und Hoffnung

Dass die ganze Erde unter dem Fortschritt leidet, und dass dieser Fortschritt die Zukunft der Menschheit bedroht, das gab’s noch nie. Viele sehen die Bedrohung, viele bemühen sich auch etwas dagegen zu tun. Wirklich helfen kann niemand.

Die neue Situation erfordert neue Strategien. Bemühungen um Schadensbegrenzung reichen nicht. Heute, wo die physischen Kräfte durch Wissenschaft und Technik in den Dienst genommen sind, muss als Gegengewicht die Kraft des Geistes her. Was aber ist Geist? Wie kam er überhaupt in die Welt? Unser Weltbild gibt darauf keine Antwort.

Es hat den Anschein, als wären wir im Besitz eines ziemlich klaren Bildes von der Welt. Und doch befriedigt dieses Bild nicht. Wir wissen nicht, wo das alles herkommt und was das Ganze soll.

Solange diese Fragen nicht geklärt sind, können wir nicht sicher sein, ob unser Weltbild realistisch und unsere Lebensweise richtig ist. In mangelnder Kenntnis der Realität lag schon immer die Ursache des von Menschen verursachten Elends. Jedoch im Unterschied zu früher verfügen wir heute über zyklopische Kräfte, die, falsch angewendet, zur finalen Katastrophe führen.

Wie die Lage zeigt, helfen da keine Appelle an die Vernunft, auch keine politischen Verordnungen oder gut gemeinten Aktionen. Nur ein allgemeines Weltbild mit mehr Nähe zur Realität könnte die Lage ändern.

Die Macht der Laien

Wir haben heute in einer Deutlichkeit wie nie zuvor die Geschichte der Menschheit, der Schöpfung sowie die der Evolution des Lebens vor Augen. Wie nie zuvor haben wir Gelegenheit zu erforschen, wo die Wurzel allen Übels ist. Forschen, meint man, sei die Profession wissenschaftlicher Spezialisten. Doch zur Revision unseres Weltbildes ist auch die Mitarbeit der Laien gefragt. Prinzipiell hat jeder Mensch das Potenzial für einen ganzheitlichen Blick.

Die Wissenschaft hat den Weg zu vielen Erkenntnissen geebnet. Aber nicht nur das, wir können den Weg aus eigener Kraft auch weitergehen. Uns ist es möglich, an der Schöpfungsgeschichte eine Komplexitätssteigerung zu erkennen, die offensichtlich zur Wiederherstellung der zerbrochenen symmetrischen Ganzheit strebt.

Als denkende Wesen sind wir sogar in der Lage, diese symmetrische Ganzheit in unserem Geist zu realisieren. Indem wir die absoluten Extreme (das Alles und „Nichts“) im Begriff „Sein“ vereinen.

Da wir zu so einer Leistung mühelos in der Lage sind, haben wir auch potenziell die Fähigkeit herauszufinden, was der tiefere Grund ist, der uns in das weltweite Elend gebracht hat. Auf der Basis unseres herkömmlichen Weltbildes geht das allerdings nicht.

Fälliger Systemwechsel

Die Wissenschaft stellt fest: Die Gesamtenergie des Universums kann weder erhöht noch gemindert werden. Wird an einer Stelle Energie entzogen, tritt sie in veränderter Form anderswo in Erscheinung (Energie-Erhaltungsgesetz). Alles ist eben mit allem verbunden.

Die Astrophysik weiß: Alles, was die Natur braucht, um ein Universum zu schaffen, kommt aus einer (bislang) unauffindbaren universalen Quelle. Ferner weiß sie, dass sich unser Universum ausdehnt. Eigentlich müsste sich die Ausdehnungsgeschwindigkeit aufgrund der schwächer werdenden Anziehungskraft zwischen den kosmischen Massen verlangsamen, aber wie neueste Forschungen zeigen, nimmt sie zu. Eine Erklärung dafür ist in unserem zentrumslosen Weltbild nicht zu finden.

Pauschal kann gesagt werden: Das Problem ist, dass seit alters her die Welt als rundes System begriffen wird. Anfangs stellten Götter das Zentrum dieses Weltsystems dar. Später war es nur noch einer (unter verschiedenen Namen). In beschädigter Form ist er heute noch anzutreffen. Im modernen Weltbild ist diese Stelle vakant. Folglich ist das moderne Weltsystem ohne Zentrum. Das aber ist eine Unmöglichkeit.

Denn ein System ist immer auch ein Ordnungssystem, sonst wäre es pures Chaos. Ordnung ist auch wesentlich mit Sinn verbunden. Sinn aber braucht ein Ziel. Ziel, das ist ein zentraler Punkt, der beziehungslose Teile zu einem funktionellen Ganzen verbindet. – Da wir für diese Logik in der Welt keinen erklärbaren Grund finden, stimmt entweder etwas mit der Welt nicht oder mit unserer Sichtweise.

Geradezu paradox ist, dass wir selber ein System verkörpern, das besser ist als das unseres Weltbildes. Bei unserem Weltbild ist das Universum form- und zentrumslos. Wir als körperlich-seelische Wesen sind immerhin auf die Ganzheit unseres Daseins zentriert. Zentrum ist unser Wesenskern. Unsere physischen, psychischen und kognitiven Prozesse laufen über Bahnen, die Reaktionen und Reflexionen ermöglichen.

Konkret wie auch ideell sind das multiple Schleifenbahnen mit einem Gemeinsamen Zentrum. Auch unsere Verbindungen mit der Umwelt und Welt verlaufen so. Wäre es anders, dann könnten wir weder fühlen noch erkennen; mit Intuitionen und kreativen Leistungen sähe es nicht anders aus. Der klare Verstand sagt zu diesem Fall: Das Weltsystem kann nicht geringer sein!

Seit die Wissenschaft weiß, dass alles im Universum miteinander verbunden ist, gehört dieses Wissen zum Allgemeinwissen. Was aber nicht jeder weiß, ist, dass man sich selber schadet, wenn man diese Allverbundenheit missachtet. Solange diese Wissenslücke nicht geschlossen ist, helfen auch keine Appelle an die Vernunft. Und die heimliche Ansicht „man darf sich nur nicht erwischen lassen“ hat weiterhin Gewicht.

Als körperhafte Wesen sehen wir uns selbstverständlich von den Dingen der Welt getrennt. Wir sind aber auch geistig-seelische Wesen. Als solche sind wir nicht in jedem Fall von den Dingen getrennt. Getrennt sind wir nur dort, wo klares Verstehen und natürliches Fühlen versagen.

Ein Faktum, das zu denken gibt, ist: Die Welt und wir haben einen gemeinsamen neutralen Punkt. Bei der Welt ist es die Raumzeitlosigkeit. Bei uns ist es der raumzeitlose Wesenskern (das Selbst oder die Seele). Insofern sind beide Punkte identisch.

Hinzu kommt noch, dass es Raumzeitlosigkeit auch in jedem Elementarteilchen gibt. Folglich ist die Raumzeitlosigkeit ein Zentrum, das alles Seiende zur Einheit verbindet. Dieses Zentrum passt aber nicht in unser herkömmliches Weltbildsystem, von dem wir nur den raumzeitlosen Anfang kennen, aber nichts Konkretes über das Ende wissen.

Fazit

Vor diesem Punkt steht die Wissenschaft und kommt nicht weiter. Drüber hinauszugehen ist aber auch nicht ihre Aufgabe. Ihre Aufgabe ist, die Realität der gegenständlichen Welt zu entschlüsseln. Das ist ihr auch gut gelungen.

Nun hat die Realität selber das Wort. Als strenger Lehrmeister zeigt sie uns, wo unser Denken und Handeln richtig oder falsch ist. Falsch ist es offensichtlich auf der Grundlage des herkömmlichen Weltbildes. Denn wäre dieses richtig, dann würde sich das Chaos in der Welt nicht ausbreiten. Offensichtlich stehen wir jetzt vor einer historischen Aufgabe.

Die Menschheit hat in ihrer langen Geschichte viele Prüfungen bestanden. Die gerade erfolgreich zu Ende gehende ist die Analyse der gegenständlichen Welt. Jetzt befindet sich die Menschheit in einer Übergangsphase, die, fast möchte man sagen, einer Abschlussprüfung gleicht. Die nun gestellte Aufgabe ist nicht mit der wissenschaftlichen Forschungsmethode (Beweis im wiederholbaren Experiment) zu lösen. Jetzt ist allein die Qualität des Geistes gefragt. Entspricht dieser der Realität, dann erhält die Menschheit eine Zukunft in einem realistischeren Weltbild.

Andernfalls ist das Projekt „Menschheit“ gescheitert.

Heinz Altmann