Max Horkheimers Jugendwerke

Max Horkheimer lebte von 1895 bis 1973 und war ein berühmter deutscher Sozialphilosoph und führender Vertreter der Frankfurter Schule. Seine frühen Ideen waren lange unbekannt, da er sie selbst nicht veröffentlichen wollte. Hier finden Sie eine Übersicht über seine Jugendwerke mit Kurzbeschreibungen.

Max Horkheimer – Sozialphilosoph

Max Horkheimer (1895-1973) hat sich fast sein ganzes Leben geweigert, seine Jugendwerke herauszugeben, da sie seinem „literarischen Urteil“ nicht genügten und er sich genierte, „freie Phantasien meiner Jugend bloßzustellen“ (Vorwort, Februar 1973, S. 7). Sein Schüler Alfred Schmidt, der Horkheimers Jugendwerke herausgegeben hat, war der Auffassung, man könne sie nicht in „Thesen“ zusammenfassen. „Horkheimers Frühwerk […] ist wesentlich philosophisch, ohne als Philosophie konzipiert zu sein“ (S. 373).

Max Horkheimer Jugendwerke

Horkheimer war Pazifist. Er mußte zuerst nicht zum Miltärdienst, da er in der Zuffenhausener Kunstbaumwollfabrik seines Vaters Moses (Moriz) als Betriebsleiter und Prokurist arbeitete. Zu seinem 21. Geburtstag am 14. Februar 1916 schenkte ihm Rose Christine Riekher, die für seinen Vater als Sekretärin arbeitete, 21 Rosen. Da sie Christin war und ihr Vater mit seinem Hotel Bankrott gemacht hatte, wollte Horkheimers Eltern, vor allem sein Vater, sie nicht zur Schwiegertochter. Das führte zu einem zehn Jahre währenden Streit zwischen Vater und Sohn. 1916 wurde Horkheimer doch noch als Soldat eingezogen, mußte aber krankheitshalber nicht an die Front, sondern in ein Münchener Krankenhaus. Erst 1926, als er nach seiner Promotion und Habilitation zum Privatdozenten ernannt worden war, heiratete er Rose.

1. Krieg – Ein Briefwechsel (1914)

Der fiktive Briefwechsel zwischen Luise und Walter spiegelt Horkheimers Auseinandersetzung mit dem Militärdienst und seine Gefühle für Rose wider. Walter ist Pazifist wie Horkheimer, meldet sich aber 1914 als Kriegsfreiwilliger, um die Einwilligung von Luises kriegsbegeisterten Eltern zur Verlobung zu bekommen.

Auf dem Weg zur Front schreibt er an Luise, der Krieg sei dumm und sündig. „Menschen, die andere zwingen, zu morden und sich morden zu lassen, Menschen, die leben könnten ohne dies fließende Blut, sind Verbrecher, und alle die Millionen haben an ihrem Verbrechen teil, die ihnen beistimmen, die es wollen wie sie: vom Feldherrn bis zum begeisterten Käsehändler“ (S. 35).

2. Novellen

Horkheimers Novellen kreisen um die zentralen jüdischen bzw. christlichen Gedanken (meine Stellenangaben sind bei weitem nicht vollständig):

  • die Arbeit an sich selbst (vgl. Lev 19,2; Mt 5,48);
  • die Macht des Geistes (Mk 1,12; Joh 1,32) und der Dämonen (Tob 3,8; Mt 15,22);
  • den Gegensatz zwischen Leiblichkeit und Geistigkeit (Mk 14,38; Joh 6,63; Apg 1,8);
  • die Erotik (vgl. das „Lied der Lieder“, Hld 1,1);
  • die Nichtigkeit des Irdischen (Koh 1,14);
  • Reinkarnation (Mal 3,23; Mt 11,11-15; 17,10-13; Mk 9,11ff; Lk 1,13-17; Joh 1,19-28);
  • die Auflehnung gegen Gott (Ijob 3,1-26);
  • die Sünde (Gen 4,7; Joh 8,34);
  • die Selbstverstümmelung und -zerstörung des Bösen (Mt 27,3-10; Apg 1,15-20; Mt 19,11f);
  • die Kritik am Establishment (Mt 5,20; 23,1-39; Lk 11,37-54);
  • die Einstellung zu Staat und Behörden (Röm 13,1-7);
  • die Hingabe des Besitzes (Mk 10,17-22) und die Gefahren des Reichtums (Mk 10,25);
  • die Nächstenliebe (Lev 19,18; Mk 12,31), ergänzt durch Schopenhauers Plädoyer für das Mitleid;
  • die Probleme der Predigt (Mt 13,3-8);
  • die Ergebung in den Willen Gottes (Mt 26,39).

Eva (1915). Eva Klauss, die Tochter eines Bankdirektors, will aus dem Käfig ihres Vaters und ihrer Erzieherin Adele ausbrechen. Der Maler Michael Streit macht ihr Mut zu sich selbst, so daß sie von zu Hause fortläuft. Sie heiratet den Gärtner Felix Leuthold, der sie schon lange verehrt und regelmäßig Blumen bringt. Mit ihrem Vater kann sie sich erst versöhnen, als ihn Alter und Angst milder stimmen.

Michael nimmt Eva zuerst nicht recht ernst. Er denkt, sie wolle sich nur wichtig machen. Doch als Eva dem Bild, an dem er gerade malt, den Titel „‚Die heiligste Kraft'“ gibt, glaubt er ihr. Eva versteht darunter so etwas Umfassendes, wie es der Wille für Schopenhauer war, nämlich die „‚Kraft […], das Falsche, Niedere zu überwinden und zum Ewigen, zur Wahrheit uns durchzuringen'“ (S. 65).

Sie durchläuft einen Individuationsprozeß. Die Einsicht, „daß es für kleine Menschen nichts Großes gibt, daß sie alles in ihr kleines Weltbild zwängen und den Alltäglichkeiten anpassen, an die ihr Gehirn gewöhnt ist“ (S. 64), erweckt in ihr den Wunsch, sich vom Elternhaus zu trennen. Ihre Hinwendung zu Felix kann Michael nicht mehr nachvollziehen, da Eva sich ihm verschließt.

In Licht (1915) geht es um einen Dichter, Andreas Wied, der durch einen Unfall erblindet ist. Seine Verlobte, Gutrun Reimar, deren Eltern ihn ablehnen, hat ihm Treue geschworen und hält sie auch. Sie schickt ihm einen Schreiber, doch Andreas kann nicht arbeiten und versinkt so sehr in der Verzweiflung, daß der Schreiber ihn verläßt.

Erst als Marianne Holzinger ihn im Park sieht, ihm vorliest und schließlich Gutrun eine Standpauke hält, wendet sich das Schicksal von Andreas. Gutrun schleicht davon, Andreas diktiert Marianne sein Buch ohne Rücksicht auf die Leser, so daß es keine Redaktion annimmt. Doch das ist den beiden egal: sie sind glücklich miteinander.

Abenteuer (1915) ist der Brief eines verstorbenen Millionärs an seinen Sohn, der ihm seinen Reichtum vorgeworfen hat. Nun, da der Sohn als Erbe selbst reich ist, erzählt ihm der Vater seine Geschichte. Er läßt den Sohn frei, sein Erbe zu verschenken, falls er das kann, nach dem Licht zu streben, falls sein Gewissen stärker als sein Dämon ist, und den Menschen, die ihm ihr Beileid bezeigen wollen, an den Kopf zu werfen, daß sie nur wegen der Millionen gekommen sind. Falls der Sohn das alles nicht kann, soll er seinem Vater verzeihen, daß er ihm die Millionen vererbt.

Zwei Briefe, die auf den 17.6.1910 und den 8.12.1913 datiert sind, schildern, wie Ruth mit ihrem Geliebten, der ihren adeligen Eltern unerwünscht ist, die Heimat verläßt und in den Süden reist. Doch der Geliebte läßt sie mit ihrem Kind allein zurück. Drei Jahre nach ihrer Flucht bittet sie ihre Eltern um Hilfe.

In Kraft (1915) erzählt Horkheimer, wie eine Braut an ihrem Hochzeitstag zu ihrem Jugendfreund eilt, einem Musiker, der sie liebt – während ihr Bräutigam sie nur mit seinem Reichtum und seiner Kraft überwältigt hat.

Versuchung (1915) handelt vom Einsiedler Johannes, der ein Mädchen zurückweist, das ihn liebt.

Irmgard (1915) wird ihren Mitmenschen ein Engel, doch sie endet als Prostituierte und stirbt im Gefängnis bei der Geburt eines Kinds, dessen schwindsüchtiger Vater bereits tot ist.

Die Novelle Sehnsucht handelt von einem jungen Mann, der sich in Helene Moorgart verliebt. Deren Eltern verweigern die Verlobung. Die beiden gehen fort, Helene bekommt ein Kind. Der Alltag macht den jungen Mann traurig: Seine Sehnsucht nach einer besseren Welt, nach „edleren Menschen und höheren Zielen, Freiheit vom Alltag, von Gewohnheit und Herkommen“ (S. 124) ist wieder da. Als er Helene vor die Entscheidung stellt, entweder ihr Kind wegzugeben oder auf ihn zu verzichten, entscheidet sie sich für ihr Kind.

Der junge Mann verläßt die beiden und irrt ruhelos durch die Welt, bis er einen Freund findet. Er ist Rechtsanwalt und zeigt ihm das Leid in der Welt. Er erweckt das Mitleid des jungen Mannes mit den Armen, so daß er sein Vermögen verschenkt und hilft, wo er kann. Er kehrt schließlich zu Helene zurück, geheilt von seiner Sehnsucht, und macht sie glücklich.

In dem Nachtstück Irene (1915) verführt die Titelheldin einen Mönch. Ihr Mentor, ein Bildhauer, redet ihr ins Gewissen. Irene schneidet sich die Haare ab, kleidet sich in Lumpen und paßt den Mönch an der Straße ab. Ihre Wut und ihr Aussehen stoßen ihn so ab, daß er das Weite sucht. Irene schleicht ihm nach und erwürgt ihn. Sie wird dafür ins Irrenhaus gesteckt. Nach ihrer Entlassung verdient sie in einer Fabrik Geld, bis sie sich eine Pistole kaufen kann, mit der sie sich vor den Augen des Bildhauers erschießt.

Erlösung (1915) handelt von einem zum Tod verurteilten Mörder. In der Nacht vor seiner Hinrichtung träumt er, daß er als Prediger anderen Menschen nicht helfen kann. Als Einsiedler ungerecht angeklagt begreift er, daß nur die demütige Annahme des Schicksals zum Heil führt. Diese Demut nimmt er aus dem Traum in den Wachzustand mit und sträubt sich nicht mehr gegen seine Hinrichtung. Der Geistliche, der ihm Trost zusprechen will, erkennt, daß der Verurteilte glücklicher als er selbst ist.

In der viersätzigen Sonate (1915) findet der Ich-Erzähler in der Liebe zu einem Mädchen den Sinn des Lebens.

In Herbst (1915) trauert Peter West um Hanna Rosmer, seine Geliebte, die ihrer Krankheit erlegen ist (ihre Mutter hatte Schwindsucht). Peter ist ein junger Strolch, voller Wut auf die Reichen, obwohl er erkennt, daß auch sie leiden. Am Ende der Erzählung läuft er Amok.

Der Zaun (1915) handelt vom Sohn eines Fabrikbesitzers, der sich nicht aus dem Käfig des Elternhauses befreien kann.

In Ouvertüre (1915) gerät ein Mann beim Musikhören in einen Tagtraum, der aus seinen Gedanken an Erotik und an Jesus gestrickt ist. Als die Musik der Ouvertüre zu Ende geht, ist er gerade einer Prostituierten verfallen. Das Licht geht wieder an, er meint, daß alle ihn anschauen, „und er schämt sich. Es ist ihm zumute, als habe er ein Verbrechen begangen, und er hat die Tragödie der Menschheit erlebt“ (S. 182).

Liebe (1915) handelt von einem jungen Mann, der Künstler werden will, sich aber auf seiner Geige zu Tode übt. Eine Nachbarin weint um ihn. Sie hat „sich ihm nie gezeigt […], um nicht auch von ihm geschmäht und als Ware behandelt zu werden“. Eigentlich hat der Tote „sein ganzes Leben hindurch die Liebe gesucht, und nun im Tode hatte er sie gefunden – doch sie war ganz anders, als er sie sich gedacht hatte: sie war ein großes, schweres, trauriges Herz voll Mitleid“ (S. 191).

Leonhard Steirer (1916) wird von Johanna Estland zugunsten des reichen Sohns des Fabrikbesitzers verlassen, für den beide arbeiten. Leonhard erwürgt und bestiehlt ihn. Er holt sich Johanna zurück. Als er zum Tod verurteilt wird, betäubt sich Johanna in den Armen eines anderen Mannes.

Der Empörer (1916) Leo Frantoff verläßt Dunia, weil sie nicht bereit ist, für ihn ihre kranke Mutter aufzugeben. In Paris steckt er sich mit einer Geschlechtskrankheit an. Nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus kehrt er zurück nach Petersburg und folgt Dunias Schatten, bevor er stirbt.

In Frühling (1916) lieben Hans und Lene einander. Josef Dreyer, der Lene angebaggert hat, aber von ihr zurückgestoßen wurde, hält den beiden in der Kapelle auf dem Narrenberg eine Predigt darüber, daß er zu kurz gekommen ist und auch glücklich sein will. Er überredet die beiden, in der Kapelle miteinander zu schlafen, und erzählt das auch einem anderen Liebespaar, das Hans und Lene meidet, als sie aus der Kapelle kommen. So hat Dreyer erreicht was er will: er hat Hans und Lene so elend gemacht, wie er selbst es ist.

Freiheit (1916). Die Tochter weigert sich, einen Baumwollhändler zu heiraten, weil sie einen Dichter liebt. Als sie das Elternhaus verläßt, stirbt ihr Vater an einem Schlaganfall. Die Tochter meint, sie habe ihn umgebracht, heiratet den Dichter und nimmt ihre Mutter zu sich. Der Dichter bewirbt sich um einen Arbeitsplatz in einer Bank.

Der Dämon (1916). Der Theologiestudent Paul Elias will einen Roman über seine Mutter schreiben, von der er glaubt, daß sie den Dämon, der die Menschen sündigen macht, überwunden hat. Als seine Mutter zu Unrecht von der Schauspielerin Rita Brandt, für die sie putzt, des Diebstahls bezichtigt wird, merkt Paul an ihrer Reaktion, daß sie keine Heilige ist. Er sucht Rita auf. Die beiden verlieben sich ineinander. Während Paul mit Rita glücklich ist, liest seine Mutter, was er über den Dämon geschrieben hat.

Arbeit. Franz Lehndorf liebt Rosa Heim, doch sie stirbt, als er der Musik entsagt und einen Brotberuf ergreift. Horkheimer hat diese Novelle seiner Braut gewidmet.

Friedensfest (1917). Am Tag des Friedensfests in London verliert Daisy ihren Geliebten Cecil, der als Soldat hilft, einen Aufstand niederzuschlagen.

Die Novellen Jochai und Gregor (1917) gehören inhaltlich zusammen: Jochai erschießt Gregor, der zu lebenslänglicher Haft verurteilt wurde, weil er einen Schießbefehl verweigert hat, und geht dafür selbst ins Gefängnis. Denn Gregor wurde im Gefängnis schikaniert, so daß er unsäglich litt.

3. Vier Tagebuchblätter

Horkheimers Tagebuchaufzeichnungen vom Juli 1915 handeln von dem Konflikt zwischen dem Plan des Vaters, in dessen Fabrik zu arbeiten, und der Sehnsucht nach Wahrheit, nach Kampf gegen Unrecht, Nationalismus und Klassengegensätze, nach Befreiung aus der Tyrannei der „Feinde, die sich für Freunde halten und die weinen, wenn du sie besiegst“ (S. 151; meinte er damit seine Eltern?), und nach Liebe.

Unter der Überschrift Friede hat Horkheimer drei Tagebuchblätter zusammengestellt. In den Aufzeichnungen vom September 1915 nennt er vier „Wege zum Frieden: das Verzeihen, das Leiden, der Geist, die Liebe“ (S. 154).

In den Notizen vom Januar 1916 erzählt er von seiner Musterung. Er reflektiert seine Gedanken von der Notwendigkeit des Ersten Weltkriegs und einem positiven Aspekt des Militärdiensts: „als Soldat werde ich gezwungen sein, meinen lasterhaften Wünschen und Bestrebungen entgegenzuhandeln“ (S. 155). Das bedeutet den Dienst an der Allgemeinheit und die Überwindung der Eigenliebe. Da Horkheimer nicht eingezogen wurde, verschrieb er sich dem, was er eigentlich wollte: Mitleid, Liebe, Erkenntnis, Schönheit.

Die Aufzeichnungen vom Juni 1916 sind ein Versuch, das Leben zu verstehen, wie es ist: Wer lebt, der kämpft und verwundet. Das gilt für den einzelnen Menschen genauso wie für ganze Staaten. Wer darf andern Vorwürfe machen, die so wie er selbst nach dem Glück streben? Bemerkenswert ist die Anspielung auf Reinkarnation und Karma, die den Einfluß des Buddhismus auf Horkheimer widerspiegelt: „du wirst so lange und so oft leben, bis du bezahlt hast“ (S. 159).

4. Bekenntnis meiner Politik – Ein Brief (1917)

Wer hier ein politisches Programm erwartet, wird enttäuscht: „Aus Gehörtem, Gelesenem unbewußt Fetzen fremder Eigenart zusammenfügend, habe ich versucht, mich mitzuteilen„, schreibt Horkheimer in einer Vorbemerkung (S. 265). Er setzt sich mit dem Sozialismus auseinander, findet aber noch keine eigene Linie.

Der Brief wirkt wie ein einziger expressionistischer Aufschrei gegen den Militärdienst und antisemitische Angriffe. Trost findet Horkheimer in der Beziehung zu Ninon, die vergeblich versucht, Karl Liebknecht (1871-1919) im Gefängnis zu besuchen. Dieser wurde im Mai 1916 festgenommen, weil er gegen den Krieg demonstriert hatte.

5. Friede – Ein Zwischenakt (1917)

Dieses Theaterstück spielt in einem Krankenhaus. Es geht um den Krieg, das Schicksal der Verwundeten, die nur geheilt werden, um wieder an die Front geschickt zu werden, Pazifismus und Antisemitismus.

6. Geburt (1918)

Thema ist die ausweglose Situation des Soldaten Lorenz, der die Wahl zwischen verschiedenen Übeln hat: „Schlachtfeld, Zuchthaus oder Tod“ (S. 326) – gemeint sind Töten, Kriegsdienstverweigerung und Selbstmord (der ebenso bestraft wird, wenn er mißlingt).

Lorenz wählt die erste Option und läßt sich schleifen: „Aufmerksam nimmt er in anschließender kurzer Übung jede Rüge schlechter Haltung, mißratenen Griffes zu Gewissen, hört kaum spöttischen Unterton, sieht nicht feindselige Blicke. Alles wird sich ändern. Ich werde sein wie die andern: Soldat“ (S. 332).

7. Tagebuchblätter (1918)

Horkheimer bezeichnete als sein Wesen die unwandelbare Sehnsucht. Er empfand die Welt als sinnlos und hatte keine Hoffnung mehr, daß sie sich besserte. Er schrieb über das Ideal universeller Liebe und gestand sich ein, wen er alles haßte: „die Generale, […] die Würdigen und Ehrenfesten und alle Völkischen und andern Blutgierigen, die Neidischen, die Rohen, die Bösartigen mit den niedern Stirnen, die Feinde des Geistes, die Diensteifrigen und Streber, die großen und kleinen Sittenrichter, die Grausamen, die drohenden Kerle in Uniformen oder Arbeiterjacken“ (S. 338).

8. München 1918

Vor dem Hintergrund des Ersten Weltkriegs stellte Horkheimer fest, daß der Mensch „nicht gut“ sei. „Der Mensch ist grausam, der Mensch Tyrann, ungerecht, Betrüger, Mörder, machtgierig, unersättlich, böse, höhnisch: aller Laster schuldig“ (S. 348).

Über seine Gefühle war er sich unklar: „Ich verlache die Lüge vom Gutsein, ich liebe Menschen, trotzdem sie schlecht und bös sind, ich hasse Menschen, weil sie schlecht und bös sind“ (S. 349).

© Gunthard Rudolf Heller, 2020

Literaturverzeichnis

DIE BIBEL – Die Heilige Schrift des Alten und Neuen Bundes, Freiburg/Basel/Wien 201976

HORKHEIMER, Max: Aus der Pubertät – Novellen und Tagebuchblätter, München 1974

GUMNIOR, Helmut/RINGGUTH, Rudolf: Max Horkheimer mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten dargestellt, Reinbek bei Hamburg 61997

MEYERS ENZYKLOPÄDISCHES LEXIKON, 25 Bände, Mannheim/Wien/Zürich 91980/81

ODELAIN, Olivier/SÉGUINEAU, Raymond: Lexikon der biblischen Eigennamen, übersetzt und für die Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift bearbeitet von Franz Joseph Schierse, Düsseldorf/Neukirchen-Vluyn 11981

PEISKER, Carl Heinz: Evangelien-Synopse der Einheitsübersetzung, Wuppertal/Kassel/Stuttgart 11983

SCHIERSE, Franz Joseph: Konkordanz zur Einheitsübersetzung der Bibel, Düsseldorf/Stuttgart 21986

Gunthard Heller