Das Ethos der Vorsokratiker

Griech. to ēthos heißt u.a. „Gewohnheit, Gepflogenheit, Sitte, Brauch, Herkommen, geistiges oder inneres Wesen, sittliche Beschaffenheit, Charakter, Gesinnung, Sinnesart, Lebensanschauung, Denkweise, Gemüt, (sittliches) Gefühl, Sittlichkeit, (sittliche) Grundsätze“ (Menge-Güthling).

Unter „Ethik“ (griech. ta ēthika = „Sittenlehre, Ethik, Moral“) wird im allgemeinen die Lehre vom rechten Handeln verstanden, die laut Diogenes Laertios (I 14 und 18) auf Sokrates zurückgeht (vgl. a. Aristoteles, Metaphysik 987b). Aristoteles sprach von ēthikē theōria (Zweite Analytik 89b).

Das philosophische Hauptproblem der Ethik ist ihre vernünftige Begründung, nicht die Aufstellung von Regeln, die ja in religiösen Geboten bzw. Gesetzgebung durch Übermittlung der Götter bzw. Offenbarung (durch Minos, Hammurabi, Moses) vorlagen, also aufgrund göttlicher Autorität angenommen wurden.

Die Ähnlichkeit des antiken griechischen und biblischen Ethos rührt von daher, daß die Kultur beider Völker in der ägyptischen Kultur wurzelt: Die Juden wohnten jahrhundertelang in Ägypten; Pythagoras, Solon und Herodot hatten Kontakt mit ägyptischen Priestern.

1. Homer

Aristoteles betrachtete Homer (zw. 750 und 650 v. Chr.) als den ersten Philosophen: In seiner Metaphysik (1009a/b) nennt er ihn in einer Reihe mit Protagoras, Empedokles und Anaxagoras.

In Homers Ilias und Odyssee sind die Menschen ausführende Organe des Willens der Götter. „Diese Götter bilden ein lockeres System gewaltiger Kraftfelder, in die das menschliche Sein zur Gänze hineingestellt ist“ (Lesky 87f).

Albrecht Dihle bezeichnet die griechischen Götter als „eine überhöhte Adelsgesellschaft […] mit ihren sehr verschiedenen Vorlieben, Abneigungen, Vorzügen und Schwächen.“ Sie sind den Menschen überlegen, werden nicht alt und sterben nicht. Während die Menschen die Folgen ihres Handelns tragen müssen, sind die Götter darüber erhaben: Sie „sind an kein Verhängnis gebunden, das sich aus ihren Taten ergibt, und lassen die Menschen in ihrer Not allein“ (S. 28).

Homer Ethos Vorsorkratiker

2. Hesiod

Die „Werke und Tage“ des Hesiod aus Askra in Böotien (um 700 v. Chr.) sind eigentlich ein „Lehrbuch über den Landbau“ (MEL 11/792). Nach dem Tod des Vaters wurde Hesiod von seinem Bruder Perses im Erbschaftsprozeß betrogen. Deshalb redete Hesiod ihm in „Werke und Tage“ ins Gewissen.

Er wies ihn auf die schlechten Folgen übler Taten hin. Mitunter müsse eine ganze Stadt für einen Bösewicht durch Hunger, Krankheit, Kinderlosigkeit, Niederlage im Krieg, Untergang der Schiffe u.a. büßen, die Zeus schicke.

Wer andern Unrecht zufüge, schade sich selbst am meisten. Recht und Fleiß würden schließlich über Willkür triumphieren, Faulheit führe zu Hunger. Geraubtes Gut bringe keinen Segen, nur Geschenke der Götter würden das tun. Man dürfe das Recht nicht beugen. Dann führe es zu Wohlstand und Frieden.

Der Beste sei derjenige, der alles selbst begreife. Doch auch, wer auf andere höre, sei tüchtig. Man solle nur Freunde und Nachbarn zu sich einladen, keine Feinde. Von wem man nichts bekomme, dem solle man auch nichts geben. Vereinbarungen solle man einhalten.

Frauen dürfe man nicht trauen. Die Ehefrau solle man kaufen, nicht freien. Um Erbstreitigkeiten zu vermeiden, solle man nur einen Sohn zeugen. Mehrere Kinder würden mehr Sorgen machen, allerdings sei „auch der Zuwachs [griech. epithēkē: Zusatz, Vermehrung, Zugabe] größer“ (Vers 379). Ist damit gemeint, daß mehr Kinder mehr Geld verdienen oder mehr erbetteln können?

Seine Schulden solle man bezahlen. Alles solle man sofort erledigen und nichts verschieben. Man solle sorgfältig arbeiten und auch auf den rechten Zeitpunkt achten. Man solle wenig reden.

3. Periander

Die Widersprüchlichkeiten der Nachrichten des Diogenes Laertios über Periander lassen sich damit erklären, daß es nach Sotion, Herakleides und Pamphile zwei Periander gab: den Tyrannen von Korinth (668 – 584 v. Chr.) und einen Weisen. Laut Neanthes aus Kyzikos waren die beiden Vettern.

Der Tyrann hatte laut Aristipp Sex mit seiner Mutter. Er brachte seine Frau um, weil sie von seinen Konkubinen verleumdet wurde. Laut Herodot beschlief er noch ihren Leichnam. Später ließ er die Verleumderinnen verbrennen. Um ein Gelübde halten zu können, stahl er den Schmuck von Frauen. Herodot schildert Periander als blutdürstig: Er habe alle hervorragenden Bürger umgebracht.

Die Maximen stammen wohl von Periander dem Weisen: Man solle nichts wegen Geld tun. Ein Herrscher schütze sich durch die Gunst der Untertanen besser als durch seine Leibwächter.

Diogenes schreibt ihm noch folgende Aussprüche zu: „Ich lobe mir die Ruhe, Vorwitz ist gefährlich, listiger Gewinn ist schimpflich, Volksherrschaft ist besser als Tyrannenherrschaft; die Lust ist vergänglich, die Ehre unsterblich. Im Glück sei maßvoll, im Unglück besonnen. Den Freunden gegenüber bleibe stets derselbe, mögen sie im Glück oder im Unglück sein. Was du versprochen, mußt du auch halten. Geheim zu haltende Dinge darfst du nicht ausplaudern. Bestrafe nicht nur die Vergehen, sondern auch die Absicht dazu“ (I 97f).

Der Tyrann Periander war laut Diogenes „der erste, der sich eine Leibwache hielt und die Regierung zur Gewaltherrschaft umwandelte. Auch erlaubte er nicht jedem, nach Belieben seinen Wohnsitz in der Stadt aufzuschlagen“ (I 98).

Gerhard Dobesch geht von einer Person namens Periander aus, einem Tyrannen, der „wegen seines Staatswirkens […] als einer der 7 Weisen“ galt: Er habe internationales Ansehen erworben durch Handel, Kolonisierung und militärische Siege. „Als Gesetzgeber dämmte Periander den Luxus ein, ging gegen Müßiggang, Landflucht und Überhandnehmen der Sklavenwirtschaft vor und sorgte so für soziale Ordnung und Erhaltung des Bauerntums gegen ein Anwachsen der Stadtbevölkerung […]. Er verzichtete auf Besteuerung und begnügte sich mit den Markt- und Hafenabgaben“. Er förderte auch die Künste (KP 4/632f).

4. Pittakos

Der Tyrann Pittakos aus Mytilene (ca. 650 – ca. 580 v. Chr.) stellte das Verzeihen über die Reue (vgl. Sir 28,2; Mt 6,12.14; 18,21f; Mk 11,25; Lk 11,4; 17,3f; 23,34; 2 Kor 2,7.10; Eph 4,32; Kol 3,13). Er lehnte es ab, sich gegen das Notwendige zu stellen und fand sich mit dem ab, was gerade geschah. Er plädierte dafür, ohne Blutvergießen zu siegen. Mit Unglück, das sich nicht verhindern lasse, solle man sich abfinden. Seine Pläne solle man nicht bekannt machen, da man bei Mißlingen ausgelacht werde. Man dürfe niemand vorwerfen, daß ihn Unglück heimsuche, denn das werde sich rächen. Was man für andere aufbewahrt habe, müsse man wieder zurückgeben. Man solle weder Freunde noch Feinde schlecht machen (vgl. Spr 16,7; 24,17; 25,21; Mt 5,43-47; Lk 6,27-35). Man solle fromm und mäßig leben. Seine Ideale waren Wahrheit, Treue, Einsicht, Geschicklichkeit, Freundschaft, Hilfsbereitschaft und gutes timing.

5. Solon

Der Gesetzgeber Solon (um 640 – um 560 v. Chr.) meinte, man solle erst herrschen, wenn man gehorchen könne. Als seine Führerin betrachtete er die Vernunft. Mit schlechten Menschen solle man nicht umgehen. Man solle die Götter ehren (vgl. 1 Chr. 16,28f; Ps 29,1; Tob 12,6) und den Eltern Ehrfurcht entgegenbringen (vgl. Ex 20,12; Dt 5,16). Die von ihm favorisierten Tugenden waren Mäßigung, Genügsamkeit, Wahrhaftigkeit und Treue.

6. Anacharsis der Skythe

Anacharsis (um 600 v. Chr.) empfahl, schlicht zu leben. Seine freimütige Redeweise wurde sprichwörtlich. Um Alkoholismus zu heilen, empfahl er das Betrachten von Betrunkenen. Man solle darauf achten, was man sagt (vor allem nicht lügen und betrügen), nicht zuviel essen und das sexuelle Verlangen beherrschen. Bei der Freundschaft schätzte er die Zuverlässigkeit.

7. Myson

Der Menschenfeind Myson (um 600 v. Chr.) empfahl, den Redestoff den Tatsachen zu entnehmen, nicht umgekehrt.

8. Kleobulos

Der Tyrann Kleobulos aus Lindos (um 600 v. Chr.) empfahl, seine Gedanken auf Edles zu richten, und sich nicht unbedacht zu bedanken. Er sprach sich dafür aus, daß auch Mädchen sich bilden sollten. Feinde solle man in Freunde verwandeln.

Bevor man das Haus verlasse, solle man sich überlegen, was man vorhabe. Betrete man es wieder, solle man sich Rechenschaft über sein Handeln ablegen.

Das Hören stellte Kleobulos über das Reden. Über jemand, der verspottet werde, solle man nicht lachen, um sich nicht verhaßt zu machen. Wer glücklich sei, solle sich vor Übermut hüten, wem es schlecht gehe, solle sich nicht niederwerfen lassen. Man solle alles, was das Schicksal bringe, tapfer ertragen und in allem mäßig sein.

9. Thales

Thales (ca. 625 – 547 v. Chr.) wandte sich gegen Geschwätz. Er meinte, daß Gott alles sehe. Die Selbsterkenntnis hielt er für schwieriger, als andern Ratschläge zu geben. Menschen, denen es schlecht ging, empfahl er, das Unglück ihrer Feinde zur Kenntnis zu nehmen. Was man an andern tadle, müsse man auch selbst unterlassen.

10. Bias

Bias aus Priene (um 570 v. Chr.) nahm kriegsgefangene Mädchen aus Messene als Töchter an, zog sie auf, stattete sie mit Mitgift aus und schickte sie dann zu ihren Eltern zurück.

Er strebte danach, allen zu gefallen, aber nicht selbstgefällig und stolz zu sein. Widrigkeiten solle man mutig ertragen. Er sagte, daß er lieber unter Feinden als unter Freunden Richter sei, denn hinterher wäre ein gerichteter Feind sein Freunde, ein gerichteter Freunde aber sein Feind. Die Überredung stellte er über die Gewalt. Erfolge solle man den Göttern zuschreiben. Der sicherste Besitz sei die Weisheit.

Bias hielt die meisten Menschen für schlecht.

11. Chilon

Chilon (um 560 v. Chr.) riet dem Hippokrates, dessen Opferbecken von alleine brodelte, er solle nicht heiraten oder sich scheiden lassen, falls er verheiratet sei. Auch von seinen Kindern solle er sich lossagen. Er meinte, daß „‚Zeus das Hohe erniedrigt und das Niedrige erhöht'“ (Diogenes Laertios I 69; vgl. 1 Sam 2,7; Ps 37,34; 89,18; Sir 7,11; 11,13; 33,12; 44,21; Mt 23,12; Lk 1,52; 14,11; 2 Kor 11,17; Phil 2,9; Jak 4,10; 1 Petr 5,6).

Er legte Wert darauf,

  • daß man nicht schlecht über andere redete, gleichgültig, ob sie noch lebten oder schon tot waren;
  • daß man niemand bedrohte (denn das würden nur Frauen tun),
  • sich um seine Freunde zu kümmern, besonders, wenn es ihnen schlecht gehe,
  • für Hochzeiten kein Geld auszugeben,
  • das Alter zu ehren
  • schimpflichen Gewinn, der uns ein Leben lang anhänge, zu meiden und lieber Schaden zu dulden, den man schnell verschmerze,
  • über das Unglück anderer nicht zu lachen,
  • den Zorn zu beherrschen,
  • nichts Unmögliches zu versuchen,
  • den Gesetzen zu gehorchen
  • nicht für andere zu bürgen, weil das Leid bringe.

12. Pythagoras

Die Ideale des Pythagoras (um 570/560 – um 480 v. Chr.) waren Frömmigkeit, Weisheit, Gerechtigkeit, Besonnenheit, Tapferkeit und Freundschaft.

Da man nicht wisse, was man tatsächlich brauche, solle man nicht die Götter darum bitten, die eigenen Wünsche zu erfüllen. Alkohol und übermäßiges Essen lehnte er ab. Er war Vegetarier, weil er dachte, pflanzliche Nahrung halte den Körper gesund und den Geist scharf. Er dachte, Sex würde einen schwächen.

Von den Schülern des Pythagoras hat Alkmaion von Kroton (ca. 570 – 500 v. Chr.) v.a. über die Heilkunst geschrieben. Er meinte, daß man sich vor Feinden leichter schützen könne als vor Freunden.

Alkmaions ethische Vorstellungen muß man aus den überlieferten Fragmenten erst ableiten: Er predigte Bescheidenheit gegenüber den Göttern, gesunde Lebensweise und Lebensklugheit.

Epicharm (zw. 540 und 530 – um 440 v. Chr.) schätzte geistige Nüchternheit und Mißtrauen, Gesundheit, Frömmigkeit, Gedankenreinheit, Gegenseitigkeit und Voraussicht. Der Verstand solle die Leidenschaft dominieren. Lüste seien wie Räuber.

Philolaos (5. Jh. v. Chr.) strebte vor allem nach der Wahrhaftigkeit, die er zahlenmystisch begründete. Lügen seien unvereinbar mit dem Wesen der Zahlen und der Harmonie.

Empedokles (um 490 – 430 v. Chr.) liebte am meisten die Freiheit und lehnte jede Form von Herrschaft ab. Als man ihm anbot, König zu werden, schlug er das Angebot aus, weil er lieber einfach lebte.

13. Xenophanes

Xenophanes (um 570 – 475 v. Chr.) kritisierte das Verhalten der Götter Homers und Hesiods. Er glaubte stattdessen an einen einzigen Gott, der alles wisse (vgl. Ps 139) und die Welt regiere (vgl. 1 Chr 29,12). Er stellte das Wissen über die körperliche Stärke. Luxus lehnte er ab.

14. Heraklit

Heraklit aus Ephesos (um 550 – 480 v. Chr.) verachtete seine Umgebung, besonders Dichter und Philosophen. Er fand, den Homer und den Archilochos müsse man durchprügeln. Religion und Rechtsstaatlichkeit hielt er hoch: Frevel sei schlimmer als Feuer, um das Gesetz müsse das Volk wie um die Stadtmauer kämpfen.

Daß die Epheser den Hermodoros verbannten, nahm er ihnen besonders übel: Sie sollten sich alle aufhängen und den Unmündigen die Stadt überlassen. Selbst Gesetze zu geben, lehnte Heraklit ab, da in Ephesos nichts mehr zu retten sei. So zog er sich ins Gebirge zurück und aß Gras und Kräuter. Davon bekam er Wassersucht. Die Ärzte verstanden seine rätselhaften Auskünfte über seine Symptome nicht. Seine Selbsttherapie blieb wirkungslos. Er starb im Alter von 60 Jahren.

Als höchste Tugend betrachtete Heraklit die Verständigkeit. Unter Weisheit verstand er zweierlei: Wahres zu sagen und im Einklang mit der Natur wahr zu handeln.

15. Parmenides

Parmenides (um 515 – um 445 v. Chr.) stellte den Verstand über die sinnlichen Wahrnehmungen.

16. Melissos

Melissos (5. Jh. v. Chr.) meinte, man könne die Götter nicht erkennen und solle deshalb auch nicht über sie diskutieren.

17. Zenon von Elea

Zenon der Ältere (ca. 495 – 445 v. Chr.) war der Geliebte und Schüler des Parmenides. Er kämpfte gegen den Tyrannen Nearchos (oder: Diomedon), wurde gefangengenommen und verhört. Als Mitverschworene nannte er die Freunde von Nearchos. Als Zenon ihm angeblich etwas ins Ohr flüstern wollte, biß er hinein und wurde daraufhin erstochen.

Nach einer anderen Version biß er Nearchos die Nase ab. Einer dritten Version zufolge, der die meisten zustimmten, biß Zenon sich die Zunge ab und spuckte sie Nearchos ins Gesicht. Das hätte die Bürger so sehr gegen den Tyrannen aufgebracht, daß sie ihn steinigten. Laut einer vierten Version wurde Zenon „in einen Trog geworfen und zerstoßen“ (Diogenes Laertios IX 27).

18. Protagoras

Da Protagoras (um 480 – um 421 v. Chr.) als Lastenträger das Holz auf seine eigene Weise packte, wurde Demokrit auf ihn aufmerksam und machte ihn zu seinem Sekretär. Er behauptete als erster, daß man über alles widersprüchliche Aussagen machen könne. Da er schrieb, daß er nicht sagen könne, ob es nun Götter gebe oder nicht, wurde er aus Athen verbannt. Seine Bücher wurden den Besitzern abgenommen und verbrannt.

Protagoras ließ sich seinen Unterricht als erster bezahlen und veranstaltete als erster Redewettkämpfe. Beim Streiten hielt er sich nur an die Worte, ohne auf den Sinn zu achten.

19. Archelaos

Archelaos (ca. 480 – 410 v. Chr.), einer der Lehrer des Sokrates, philosophierte „über Gesetze, über Schönheit und Gerechtigkeit“ (Diogenes Laertios II 16), hat sich also schon vor Sokrates mit der Ethik befaßt.

20. Demokrit

Demokrit (460 – 371 v. Chr.) empfahl, vor dem Reden zu denken und das Notwendige zu tun. Man solle nicht nur gegenüber den Feinden, sondern auch gegenüber den Begierden tapfer sein. Seelische Ruhe (euthymia) erlange man durch Maßhalten in allem. Die Armut innerhalb einer Demokratie stellte er so hoch über den Wohlstand (eudaimonia) innerhalb einer Diktatur wie die Freiheit über die Sklaverei. Die Freiheit erkenne man daran, daß man offen reden dürfe.

Wer andern gefallen wolle, schade sich selbst. Wer mit schlechten Menschen umgehe, werde selber schlecht. Bildung sei besser als das Geld eines Ungebildeten. Wer allerdings alles wissen wolle, wisse hinterher überhaupt nichts.

© Gunthard Rudolf Heller, 2019

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Gunthard Heller