Prüfungsangst überwinden: Prüfungen selbstbewusst bestehen!

Viele Menschen haben Prüfungsangst. Sie haben gelernt und wissen um ihr Thema. In der Prüfung ist plötzlich alles weg. Lampenfieber, Übelkeit, Stress und Schweißausbrüche – die Prüfungsangst ist im vollen Gange. In diesem Artikel geben wir Anregungen, wie Sie die Angst vor Prüfungen / Bewerbungsgesprächen meistern können.

Prüfungsangst überwinden: Wichtige Tipps für eine mündliche Prüfung

Prüfungsangst überwinden Tipps mündliche Prüfung BewerbungsgesprächIhre mündliche Prüfung steht bevor. Folgende Rahmenrichtlinien sollen es Ihnen etwas leichter machen; auch Kleinigkeiten zu bedenken, die von Wichtigkeit sein können.

Wichtig ist nicht nur das Thema Ihrer Prüfung, die Art des Lernens, sondern auch Ihr Wohlbefinden, Ihre mentale Einstellung und Ihr Verhalten vor und während der Prüfung.

Eine Prüfung ist ein Prozess und der Zeitpunkt, an dem Sie Ihren Prüfern gegenüber sitzen, ist der Höhepunkt, bevor er mit Zeugnisübergabe und Feierlichkeiten beendet wird.

Machen Sie sich klar, was diese Prüfung für Sie bedeutet. Sie beendet nur eine Etappe auf Ihrem Lebensweg und Sie erschließen sich neue Möglichkeiten für die Zukunft.

Sie legen damit den Nachweis ab, dass Sie in der Lage sind, sich nicht nur Wissen anzueignen, sondern auch komplexe Zusammenhänge zu verstehen, Ursachen von Sachverhalten sowie ihre Konsequenzen zu erkennen und diese nach bestimmten Methoden (einer bestimmten Wissenschaft) zu deuten und dies auch sprachlich zu vermitteln. Zweifeln Sie nicht an sich und bleiben Sie stets authentisch, bleiben Sie ruhig und gelassen!

Wie kann ich meine Prüfungsangst überwinden – der Fahrplan

Die Tage vor der Prüfung

  1. Angst vor Prüfungen Tests KlausurenIn einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist. Versuchen Sie nicht in Stress zu geraten: Teilen Sie Ihre Zeit genau ein. Nehmen Sie sich neben Lernzeiten ausreichend Zeit für Freizeit und Schlafen. Achten Sie auf Bewegung (Sport, Spaziergänge) und gesunde Ernährung. Ausgeglichen und harmonisch ist alles viel leichter, als sich durch mangelnden Schlaf, übermäßigen Kaffee- und Nikotingenuss zu stressen.
  2. Denken Sie positiv! Sie können in den Tagen vor der Prüfung eine innere Ruhe und Harmonie durch Meditationen und Affirmationen (positive Steuerung des Unbewussten) erreichen. Eine Affirmation ist positiv formuliert, enthält wirksame Wortzweiergruppen (leicht und frei; freudig und glücklich) und keine Negationen. Sie könnte z. B. lauten: „Mein Atem ist leicht und frei. Jede Zelle meines Körpers ist belebt von Freude und Glück. Ich bin ausdrucksstark in meiner Rede. Der Augenkontakt zu meinen Mitmenschen ist freudig und glücklich. Ich kann mich jederzeit auf meine geistigen Fähigkeiten verlassen. Ich vertraue auf die Kraft und Wirksamkeit meiner Rede. Ich werde von der Überzeugung getragen, dass ich meine Umwelt und mein eigenes Leben positiv gestalte.“ (in: G. Hirsch, „Überzeugend frei reden“, S. 42)
  3. Üben Sie Ihren Atem zu lenken. Tiefe Bauchatmung lockert und mindert „Lampenfieber“. Atmen Sie lange aus, machen Sie eine Atempause und atmen dann tief durch die Nase in den Bauch ein.
  4. Spielen Sie mit Ihrer Stimme, kräftigen Sie sie. Sprechen Sie Vokale und Konsonanten laut und deutlich.
  5. Meiden Sie Massenveranstaltungen, nervende und negativ eingestellte Personen in diesen Tagen. Sie könnten Ihnen Kraft rauben, Sie ablenken, es sei denn, Sie beherrschen es, Ihre Aura stabil zu halten und sich niemand zu Nahe treten zu lassen.
  6. Versuchen Sie Konfliktsituationen und -gespräche zu meiden (Familien-, Beziehungsstress). Es sollte jeder, vor allem Freunde und Familie, Verständnis dafür haben, dass momentan Sie sich selbst und Ihre Prüfung am wichtigsten sind. Seien Sie es sich wert!
  7. Beobachten Sie Personen genau. Wie bewegen sie sich, was drücken ihre Gesichter, ihre Gestiken aus? Sind sie nachdenklich, verspannt, fröhlich, glücklich?
  8. Lächeln Sie wann und wo Sie können. Das steigert Ihr Lebensgefühl durch die Ausschüttung von Glückshormonen.
  9. Den Anlauf der Prüfung können Sie mit einem Freund/Freundin im Rollenspiel üben. Oder beobachten Sie sich im Spiegel, wie Sie sich Ihre Lerninhalte erzählen.

Prüfungsangst: Der Abend vor der Prüfung

Beenden Sie das Lernen zeitig und gehen Sie früh schlafen. Was Sie jetzt nicht gelernt haben, lernen Sie nimmermehr. Kein übermäßiger Alkoholgenuss, ggf. ein Glas Wein oder ein Bier zur Entspannung. Machen Sie eine Atemübung, sprechen Sie eine Affirmation, freuen Sie sich auf die Prüfung; die Beendigung einer Etappe und die neuen Möglichkeiten, die sich daraus ergeben. Stellen Sie sich vor, wie die Prüfung abläuft, Sie alle Fragen beantworten, eine lebhafte Diskussion mit dem/den Prüfer/n haben. Sie schlafen ruhig und locker.

Vorbereitung: Der Morgen der Prüfung

  1. Prüfungsangst Prüfungsstress überwindenGenauso zeitig, wie Sie schlafen gegangen sind, werden Sie aufwachen. Sie haben ruhig und locker geschlafen, sind ausgeruht und freudig. Sie frühstücken nicht übermäßig und konsumieren nicht übermäßig Kaffee oder Tee. Die Mäßigkeit fördert die Konzentration, denn Sie brauchen das Blut im Kopf, nicht im Magen und verhindern ggf. Übelkeit und lästiges Magenknurren im Fall eines fehlenden Frühstücks.
  2. Sie achten auf Ihre Kleidung, die Sie am Abend zuvor bereitgelegt haben. Beachten Sie dabei, dass sie sauber und ordentlich, keinesfalls zu eng (um das Atmen zu erleichtern), sondern bequem ist. Wie bei einem Vorstellungs- oder Verkaufsgespräch wirkt das äußere Erscheinungsbild auch auf den Prüfer. Denn auch er ist nur ein Mensch und vor subjektiven und unbewussten Einflüssen nicht gefeit!
  3. Sie verzichten auf den Gebrauch von zu intensiven Duftmitteln, denn sie könnten die Konzentration ablenken und in Ihnen oder den Prüfern unerwünschte Assoziationen wecken.
  4. Sie brechen zeitig und locker zum Prüfungsort, den Sie kennen, auf.
  5. Sie sind informiert, wer neben Ihrem Prüfer Zweitprüfer, Protokollführer ist.
  6. Sie sind sich bewusst, dass Ihr Prüfer versucht, objektiv und sachlich zu sein. Er wird Sie wie jeden anderen Prüfling behandeln. Auch wenn er Ihnen mal eine weniger gute Note oder Bewertung gegeben hat. Er hat nichts gegen Sie, haben Sie auch nichts gegen ihn! Begegnen Sie ihm vorurteilsfrei, denn der Gedanke, er könne Ihnen eine schlechte Note geben, weil Sie es sind, könnte zur „selbsterfüllenden Prophezeiung“ werden. Ihr Vorurteil könnte Wirklichkeit werden, ohne dass dies vorher Bestand hatte.
  7. Sie sind pünktlich bei Ihrer Prüfung, locker, lächelnd. Sollten Sie ein wenig nervös sein, wozu kein Grund besteht, dann atmen Sie tief in den Bauch, das beruhigt.

Die Prüfung selbstbewusst bestehen …

  1. Lächelnd betreten Sie den Prüfungsraum und begrüßen die Anwesenden mit Namen, Händedruck und Kommissionen mit Nicken.
  2. Sie sitzen locker, mit lockeren Schultern, atmen tief in den Bauch. Legen Sie nicht die Beine übereinander. Ein Blutstau könnte beim Rückfluss Ihre Konzentration stören.
  3. Alles was Sie nun tun, machen Sie langsam, bedacht. Ihre Konzentration ist jetzt 100%! Jetzt ist sie am wichtigsten!
  4. Beziehen Sie alle Anwesenden vor sich in Ihren Blickkontakt ein.
  5. Sollten Sie zu zwei verschiedenen Themen geprüft werden, beginnen Sie – wenn Sie danach gefragt werden – mit dem Thema, bei dem Sie sich besser fühlen. Das gibt Ihnen Selbstvertrauen und Sicherheit. Die Prüfungszeit ist beschränkt und nicht jedes Thema wird gleich lang behandelt.
  6. Wer fragt, führt die Diskussion. Wiederholen Sie gestellte Fragen im Gedächtnis, fragen Sie nach, wenn etwas unverständlich ist, grenzen Sie ein. Hören Sie zu.
  7. Beobachten Sie die Gestik und Mimik Ihres Prüfers. Runzelt sich seine Stirn nachdenklich? Fragend? Interessiert? Kritisch? Ablehnend? Ist er mit Ihnen oder seinem Kugelschreiber beschäftigt (gestresst, gelangweilt). Natürlich wird er aufmunternd und zustimmend sein, sein Gesichtsausdruck wirkt freundlich, denn Sie machen das gut!
  8. Reden Sie laut, langsam, betont. Sprechen Sie nicht eintönig, keine „Ähhs“. Spielen Sie mit Tonhöhe und Tonstärke. Teilen Sie, was Sie zu sagen haben, in Sinnabschnitte, machen Sie Atemzäsuren zur Verlangsamung/Einteilung; das beruhigt.
  9. Betonen Sie Ergebnisse, Konsequenzen, Zusammenhänge durch Wiederholung, mit „Signalworten“ und Gestik: „Das ist wichtig …“ ; „Daraus folgt …“; „Ich möchte betonen, dass …“ etc.
  10. Bleiben Sie sachlich und bei der Frage. Schweifen Sie nicht ab. Verwenden Sie keine zu langen und verschachtelten Sätze. Konzentrieren Sie sich. Bringen Sie Höhepunkte.
  11. Niemand ist vollkommen und kleine Pannen können immer passieren, ein Stolpern vor dem Hinsetzen, ein „freudscher Versprecher“. Üben Sie dabei Selbstironie, sehen Sie es mit Humor. Nichts bringt Sie aus der Ruhe. Entschuldigen Sie sich bei einem Versprecher.
  12. Passen Sie Ihre Gestik der Sprache an, sie sollte synchron mit ihr verlaufen. Machen Sie keinesfalls eine Geste nach oder vor etwas Gesagtem. Die Gestik spielt sich oberhalb der Gürtellinie ab, die Handflächen sind nach oben gerichtet.
  13. Verwenden Sie Fremdworte nur, wenn es keine adäquaten deutschen Begriffe gibt und Sie wissen, was sie bedeuten.
  14. Lächeln Sie stets.
  15. Bedanken Sie sich am Ende und verabschieden Sie sich von allen.

Viel Erfolg beim Überwinden Ihrer Prüfungsangst!

Literatur: Roman Hofmeister: „Handbuch der Redekunst“, Weltbild Verlag, 2 Bde, Augsburg 1990. Gundula Ingrid Hirsch: „Überzeugend frei reden – Sprach und Rhetoriktraining“, Humboldt-Taschenbuchverlag, Reihe Beruf Nr. 942, München 1993

Martin Dembowsky