Partnerschaft: Eine glückliche Beziehung selbst gestalten

Heute wird – statistisch gesehen – jede dritte Ehe geschieden. Auch die Trennungszahlen der Ehen, in denen die Ehepartner über 60 Jahre alt sind, haben sich in den letzten 10 Jahren verdoppelt. Dem gegenüber stehen Paare, die eine lange und glückliche Beziehung führen.

Was macht eine glückliche Partnerschaft aus? Durch welche Verhaltensweisen und Gewohnheiten unterscheidet sie sich von gescheiterten Beziehungen? Der folgende Artikel beschreibt 7 wichtige Erfahrungen, die dabei helfen, eine glückliche und langjährige Beziehung erfolgreich zu gestalten.

1. Glückliche Beziehung heißt eigene Erfahrungen aufarbeiten …

Jeder Mensch schleppt seine Vergangenheit in Form von Erinnerungen und Gewohnheiten mit sich herum. Speziell negative Erfahrungen können – sofern sie nicht aufgearbeitet werden – auch in die nächste Beziehung einfließen und sie schwer belasten. Enttäuschungen wie Vertrauensverlust, Unehrlichkeit, die „Angst nicht liebenswert zu sein“ etc. – hängen uns so lange nach, bis wir uns damit auseinandersetzen und aktiv anders gestalten.

Glückliche Beziehung gestaltenUnglückliche Paare kennzeichnen sich oft dadurch, dass keiner die Verantwortung für sein Verhalten – oder den Stand der Beziehung – übernehmen will. Ganz nach dem Motto: „Der andere war schuld, wollte sich nicht ändern, hat mich betrogen …“ – Selbstkritik sucht man vergebens.

In einer glücklichen Beziehung hingegen sind die Partner oft selbstkritisch und sehen sich in der Verantwortung dafür zu sorgen, dass sich Missstände ändern. Sie sehen sich nicht als „Opfer der Umstände“, sondern denken lösungsorientiert, d. h. fragen sich, „Was kann ich tun, um das Problem zu lösen?“

Sie haben eingesehen, dass es nichts bringt, einen „Schuldigen zu suchen“ oder darüber zu streiten, wer Schuld an XY ist. Solche Projektionen führen zwangsläufig in eine endlose Negativspirale, bei der beide nur verlieren können.

Glückliche Beziehungen suchen gemeinsam nach einer Lösung, d. h. nach einer Perspektive, die für beide Seiten schön oder erstrebenswert ist. Dadurch richtet sich ihr Blick in die Zukunft; sie beginnen eine erstrebenswerte Zukunft zu erdenken und schließlich auch zu gestalten.

Dieses gemeinsame, lösungsorientierte Denken hilft, um sich nicht von kleinlichen Streits fesseln zu lassen und lenkt den Blick auf das Positive, Erstrebenswerte. Problemorientiertes Denken hingegen macht immer nur das „Schlechte“ oder „den Mangel“ sichtbar – wühlt nur in der Vergangenheit herum, ohne wirklich konstruktive und erstrebenswerte Ziele für die Zukunft zu erschaffen.

2. Zuverlässigkeit – sich für den Partner entscheiden

Man trifft die Entscheidung „für einen Partner“ nicht nur einmal. Dies wird den meisten Menschen spätestens bei der ersten richtigen Krise in der Partnerschaft bewusst. Diese Entscheidung hat viel mit Wertschätzung zu tun. Nur wenn man ihm immer wieder zeigt, dass der Partner vor anderen Menschen Priorität hat, kann langfristig Vertrauen entstehen.

Männer oder auch Frauen, die mit ihrem Beruf verheiratet sind, zeigen damit ihrem Partner deutlich, dass er letztlich nur die zweite Geige spielt und nicht wirklich wichtig ist.

Zuverlässigkeit scheint jener Wert zu sein, der glückliche Beziehungen langfristig zusammenschweißt. Dieser Wert wurde lange Zeit unterschätzt bzw. nur als einer von vielen Werten genannt. Doch wenn Vereinbarungen nicht eingehalten werden oder Beteuerungen wie, „ich werde mir mehr Zeit für meine Familie nehmen“ nicht in die Tat umgesetzt werden, kann dies schnell als Missachtung und Desinteresse gewertet werden.

3. Glückliche Beziehung – ein eigenes Projekt

In eine glückliche Beziehung sollte genauso viel investiert werden, wie in ein großes Projekt. Viele Paare investieren nur in der Anfangsphase der Beziehung, bis ihr Partner ihnen sicher scheint. Doch die Beziehung ist kein Gegenstand oder Ding, das so bleibt, wie es ist, sondern ein lebendiger Prozess, der sich immer wieder ändert. Eine langjährige und glückliche Beziehung zu führen, ist ein sehr großes Lebensprojekt, wofür man eine Menge tun muss.

Machen wir uns das an einem kleinen Beispiel klar. Jemand, der ein Geschäft aufbauen will, wird sich die Bedürfnisse seiner Kunden anhören und sie mit all seinen Anstrengungen erfüllen wollen. Denn sonst hat sein Geschäft kein Erfolg und ist zum Scheitern verurteilt. Er wird darin viel Geld, Zeit und Energie investieren. Warum sollte man das mit seinem Herzensprojekt – der eigenen Beziehung – anders handhaben?

Glückliche und langjährige Beziehungen laufen nicht einfach von alleine. Sie sind der Drahtzieher Ihres eigenen Glücks. Gehen Sie aktiv auf Ihren Partner zu, wenn es z. B. Missverständnisse gibt. Behandeln Sie ihn mindestens so, wie Ihren wichtigsten Kunden, auch wenn das in diesem Kontext etwas komisch klingen mag.

4. Glückliche Beziehung = Ausgewogenes Geben und Nehmen

Geschenk glückliche BeziehungAchten Sie auf ein ausgewogenes Geben und Nehmen in Ihrer Beziehung. Jeder sollte das Gefühl haben, dass er genau so viel gibt und nimmt wie sein Partner.

Gibt ein Partner wesentlich mehr, kann der andere schnell das Gefühl bekommen, es nicht wieder gutmachen zu können und flüchtet womöglich in eine andere Beziehung. Auch kann es sein, dass sich derjenige, welcher mehr gibt, ausgenutzt fühlt, was schnell zu schlechten Gefühlen und Streits führen kann.

Um diese Ausgewogenheit zu finden, sind regelmäßige Gespräche mit dem Partner sehr wichtig. Vor allem wenn man sich über Kleinigkeiten streitet („muss ich heute schon wieder abwaschen?“), geht es selten um den Sachaspekt, sondern um fehlende Anerkennung – ein Indikator dafür, dass man zu selten miteinander spricht.

5. Sexualität und Intimität gehören zu glücklichen Beziehungen

Im klassischen Fall ist „sie“ den ganzen Tag mit Haushalt und Kindern beschäftigt – „er“ in seinem Beruf. Abends sind beide so erschöpft, dass sie sich keine Zeit füreinander nehmen. Beide sind müde – er kann nicht oder sie will nicht. Intimität und Sexualität funktionieren nicht einfach auf Knopfdruck oder von selbst.

Nähe braucht Zeit und die Zeit müssen sich die Partner füreinander nehmen, selbst, wenn es in schwierigen Zeiten nur einmal die Woche sein sollte. Das bedeutet aber auch: keine Kinder, Freunde oder Eltern. Nehmen Sie sich explizit Zeit füreinander, tun Sie etwas gemeinsam, was Ihnen beiden wohltut und Freude bereitet.

Partnerschaft gestalten

6. Mehr Positives als Negatives

Kritik und Streit kommen in jeder Beziehung vor. Doch langfristig glückliche Beziehungen suchen nach Lösungen – kurzfristige sehen Probleme, die sich mit der Zeit weiter anhäufen bzw. selbst verstärken.

In guten und glücklichen Beziehungen gibt es 5-15 mehr positive Botschaften als negative. D. h. auf eine negative Botschaft (z. B. unfreundliche Antwort) kommen mindestens 5 positive Botschaften (z. B. Fragen stellen, Zuhören, in den Arm nehmen, einen Kuss geben, ein Lächeln).

7. Der Beziehung einen Sinn geben

Viele Paare suchen den Sinn in der Beziehung in ihren Kindern. Auch das Abbezahlen des Hauses oder eine gemeinsame Karriere fallen hier oft in die engere Wahl. Das Problem dabei ist: Die Kinder sind irgendwann groß und verlassen das Elternhaus. Das Haus ist irgendwann abbezahlt und auch die Karriere ist irgendwann beendet.

Der „Sinn einer Beziehung“ beantwortet die Frage: „Warum sind gerade wir beide zusammen?“ bzw. „Was wollen wir beide gemeinsam?“ Die Beantwortung dieser Frage ist – wie die Beziehung selbst – ein aktiver Prozess, der gemeinsam reflektiert und gelebt werden will.

Glückliche und langjährige Beziehungen sehen z. B. ihren Sinn in einer gemeinsam gelebten Spiritualität oder anderen Aktivitäten oder Lebenswerten, die beiden wichtig sind, die beide teilen. Gerade solche Werte können die Zeit überdauern und den Partner zu einem einzigartigen Partner machen, mit dem man sein Leben gemeinsam leben will.

Viel Freude und Erfolg mit einer glücklichen Beziehung!

Cassandra B.