Wird die deutsche Sprache sterben?

Ein ernster Appell an alle Menschen deutscher Muttersprache

Im Angesicht dreier immer deutlicher hervortretender Säulen der Zerstörung der deutschen Sprache beginnen viele sprach- und kulturbewußte Menschen deutscher Muttersprache in Deutschland, Österreich, der Schweiz und in Liechtenstein, verstärkt zu fragen, was zu tun ist, um die deutsche Sprache vor dem Untergang zu retten. Nachfolgend zeige ich diese drei Grundrichtungen.

1. Engleutsch

Die Süddeutsche Zeitung zitierte im März 2007 Herrn Hilmar Kopper, den vormaligen Vorstandssprecher der Deutschen Bank, mit seiner folgenden brillanten Feststellung:

"… jeder muss im job permanently seine intangible assets mit high risk neu relaunchen und seine skills so posten, dass die benefits alle ratings sprengen, damit der cash-flow stimmt. Wichtig ist corporate-identity, die mit perfect customizing und eye catchern jedes Jahr geupgedatet wird!"

Alles verstanden? Na, ein Glück auch. Mit Verlaub: Das ist kein Deutsch. Das ist ein englischer Text, in den aus Unachtsamkeit ein paar deutsche Vokabeln hineingelangt sind. Und Herr Kopper scheint ein arroganter Angeber zu sein, der von den Deutschen gar nicht verstanden werden will. Die Menschen deutscher Muttersprache sind mehrheitlich nicht damit einverstanden, daß unsere Sprache auf diese Weise in den Abgrund getrieben wird.

2. Staatsfeminismus

Der Schweizer Sprachwissenschaftler Dr. Arthur Brühlmeier entdeckte in einer Verordnung über das Fleischhygienerecht der Schweiz, die gemäß einem Entwurf von Herrn lic. iur. Urs-Peter Müller vom Bundesamt für Veterinärwesen herausgegeben wurde, folgende Bestimmungen, die auch von Kabarettisten und Komikern nicht besser hätten ausgearbeitet werden können:

"1 Der Kantonstierarzt beziehungsweise die Kantonstierärztin oder der beziehungsweise die an seiner beziehungsweise ihrer Stelle eingesetzte Tierarzt beziehungsweise Tierärztin leitet in fachlicher Hinsicht die Tätigkeit der Fleischinspektoren beziehungsweise Fleischinspektorinnen und Fleischkontrolleure beziehungsweise Fleischkontrolleurinnen.

2 Der Kantonstierarzt beziehungsweise die Kantonstierärztin und der leitende Tierarzt beziehungsweise die leitende Tierärztin können auch die Funktion eines Fleischinspektors beziehungsweise einer Fleischinspektorin ausüben, der Kantonstierarzt beziehungsweise die Kantonstierärztin, der leitende Tierarzt beziehungsweise die leitende Tierärztin und der Fleischinspektor beziehungsweise die Fleischinspektorin die eines Fleischkontrolleurs beziehungsweise die einer Fleischkontrolleurin."

Wie gern würde ich doch Herrn Müller unterstellen dürfen, daß er mit jenem Text eine Provokation abgeliefert hat, um auf diese unhaltbare Misere aufmerksam zu machen. Möge er es mir bestätigen, ich wäre sehr froh darüber, wenn dieser Text nicht sein Ernst wäre.

Um solche von vielen Verfassern selbst bereits erkannten unfaßbaren exzessiven Schriftblasen zu vermeiden, greifen einzelne Schreiber zu Klammer und Schrägstrich. So ist in einer Dissertation wörtlich zu lesen:

"So wird ein(e) Lernende(r) zu eine(r)/(m) LernbegleiterIn und umgekehrt."

Man versuche dieses Gebilde, das eher einer mathematischen Formel als einem niedergeschriebenen Satz gleicht, einmal jemandem vorzulesen. Entweder man scheitert beim Lesen, oder der Zuhörer versteht es nicht, weil ein elementarer sprachlicher Grundsatz beseitigt wurde: Man muß Geschriebenes auch sprechen können.

Mit der unnützen und sprachlich völlig falschen Gleichsetzung des grammatischen Genus einer Kategorie mit dem biologischen Geschlecht des Inhabers der Kategorie wird den Frauen kein Gefallen getan, sichtbar wird aber die Sprache nachhaltig ruiniert. Es ist eine staatlich vorangetriebene Sprachsabotage, die von der Masse der Politiker ohne Hirn und ohne Verstand gefördert wird. (siehe auch: Sprachkritik: Randglosse zum politischen Sprachfeminismus)

Es muß nicht gesondert erwähnt werden, daß diese Art der Sprachverhunzung nicht nur in der Schweiz um sich gegriffen hat, sondern auch in den anderen Ländern deutscher Amtssprache.

3. Rechtschreibreform

Die Rechtschreibreform ist die älteste Instanz der Sprachzerstörung. Ich verfolge und studiere diese sogenannte Reform seit etwa 20 Jahren, also seit der Zeit, da die ersten Ansätze bekannt wurden. In all diesen Jahren habe ich noch kein Detail finden können, das der deutschen Rechtschreibung eine Verbesserung oder einen Vorteil gebracht hätte. Das einzige Ergebnis der Reform: Für die deutsche Sprache wurde im Inland und im Ausland großer irreparabler Schaden angerichtet:

  • Die Sprachgeschichte und die deutschen Sprachtraditionen wurden von den Reformbetreibern mit unfaßbarer Arroganz und Selbstherrlichkeit verworfen.
  • In völlig antidemokratischer Art wurden Grundsätze der sogenannten Reform in geheimen Sitzungen der Reformbetreiber ausgearbeitet, das Volk wurde überrollt, Gegenaktionen wurden verhindert.
  • Das gesamte Regelwerk der deutschen Orthographie wurde komplett beseitigt und per Verwaltungsakt durch ein anderes ersetzt, ein Vorgang, der in der Welt einmalig ist.
  • Die Reformer inszenieren sich als Sprachschöpfer, indem sie nach eigenen Aussagen historischen Entwicklungsprozessen „entgegen wirken“ wollen.
  • Viele Appelle von Kulturschaffenden und Sprachwissenschaftlern, das Experiment Reform zu beenden, wurden ignoriert, die Sprecher wurden diffamiert, ihre Bedenken bagatellisiert.
  • Die Reform wurde gegen den Willen einer überwältigenden Mehrheit der Völker durchgesetzt, in Deutschland wurden dazu demokratische Grundsätze ausgehebelt (z. B. Schleswig-Holstein, Volksentscheid 1998, der durch Parlamentsbeschluß 1999 annulliert wurde – nach Artikel 20, Absatz 2 des Grundgesetzes nicht möglich).
  • Das internationale Interesse an Deutsch als Fremdsprache ist gesunken.
  • Das spracherzieherische Wirken der Schulen ist mit der Reform im Grundsatz untergraben worden.
  • Die in sich falschen und unbegreiflichen Regeln werden zunehmend falsch angewendet. Die deutsche Rechtschreibung ist zu einer regellosen Beliebigkeitsschreibung verkommen. Einige Regeln schreiben grammatische Fehler vor.

Die gesamte Reform ist aus politischer, kultureller und sprachwissenschaftlicher Sicht ein komplettes Desaster, das einzig den Medienkonzernen dient, die mit ihr gewaltige Profite machen. Es ist an der Zeit, daß sich die Völker deutscher Muttersprache zu Rettung ihrer nationalen Identität erheben. Für das deutsche Volk ist das Recht dazu im Grundgesetz, Artikel 20, Absatz 4 festgeschrieben.

Geschieht dies nicht, wird die nachfolgend zitierte volksfeindliche Parole des Ministerpräsidenten Baden-Württembergs, Günther Oettinger, CDU, dereinst unvermeidliche Realität werden:

„Als Familien- und Freizeitsprache wird die deutsche Sprache wohl erhalten bleiben, im Arbeitsprozeß wird aber in Zukunft englisch gesprochen“.

Dann jedoch gibt es auch keine Völker deutscher Muttersprache mehr, sondern eine Konzentration vieler Millionen Menschen, deren Verständigung mit einem Konglomerat aus einem verwahrlosten Deutschrudiment und einem Hackklotzenglisch ohne grammatische Feinstruktur notdürftig gewährleistet ist. Die Kultur ist dann beendet, nicht nur die Sprachkultur.

Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, Artikel 20: [Verfassungsgrundsätze – Widerstandsrecht]

(1) Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat.

(2) Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung ausgeübt.

(3) Die Gesetzgebung ist an die verfassungsmäßige Ordnung, die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung sind an Gesetz und Recht gebunden.

(4) Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist.

Quellen:

Dr. Manfred Pohl