Konstruktive Kritik: Kritikgespräch angemessen führen

Es ist leicht Kritik zu äußern, aber nicht jede Kritik wirkt konstruktiv. Letztlich entscheidet der Kritisierte, ob eine Kritik konstruktiv formuliert wurde oder nicht. Lesen Sie im folgenden Tipp, auf was Sie achten sollten, damit Ihre Kritik auch ernst genommen und angenommen werden kann.

Kritik geben und annehmen

Kritik kann schmerzhaft sein und schnell wird mit Abwehr reagiert. Rechtfertigungen, Rückzug, Gegenangriffe und Eskalationen sind die Folge. Auf der anderen Seite geht es nicht ohne Kritik. Nur Kritik birgt die Möglichkeiten noch besser zu werden. Daher ist es notwendig, konstruktive Kritik ausüben zu können und destruktive Äußerungen zu vermeiden.

Konstruktive Kritik

Nur eine konstruktive Kritik eröffnet neue Möglichkeiten in der Zukunft. Destruktiv verstandene Kritik schränkt künftige Möglichkeiten ein und führt im schlimmsten Fall zu einem Kommunikationsabbruch und Ablehnung einer Person als Ganzes.

Wenn Sie etwas an einem anderen Menschen stört, unabhängig, ob das im Berufs- oder Privatleben passiert, achten Sie daher auf folgende Regeln.

Goldene Regeln konstruktiver Kritik

1. Bereiten Sie sich auf ein Kritikgespräch vor

Machen Sie sich vorab klar, was genau Sie stört. Welches Verhalten wirkt sich ungünstig auf Ihre Situation aus? Was hat der andere getan – welche Handlungen zeigte er konkret? Erst, wenn Sie dem anderen konkret sagen können, was Sie stört und die damit zusammenhängende beobachtbare Situation beschreiben können, sollten Sie um einen Gesprächstermin mit der entsprechenden Person bitten.

Wenn Sie sehr starke Emotionen verspüren – sich z.B. ärgern oder frustriert sind – atmen Sie tief durch. Vermeiden Sie Kritik zu äußern, wenn negative Emotionen präsent sind und das Denken beeinträchtigen. Bei spannungsgeladenen Situationen hilft es, sich vorab mit Vertrauten zu unterhalten, um etwas Abstand zu gewinnen. Machen Sie sich bewusst, dass Ihre Bewertung der Situation subjektiv ist.

2. Warten Sie nicht zulange mit Ihrer Kritik

Trotz aller Vorbereitung ist es wichtig, schnell auf einen störenden Vorfall zu reagieren. Wenn Sie ein halbes Jahr warten, dürfte sich Ihr Gegenüber nicht mehr an den Vorfall erinnern. Außerdem besteht die Gefahr, dass Ihr Verhältnis zur betreffenden Person unnötig leidet. Auch unausgesprochene Kritik wirkt – leider meist negativ.

3. Äußern Sie Ihre Kritik unter vier Augen

Ein kritisches Gespräch braucht keine weiteren Zuhörer. Leicht kann es passieren, dass der Kritisierte sonst damit beschäftigt ist, sein Gesicht vor den Zuhörern zu wahren und sich „verteidigt“.

4. Bleiben Sie sachlich und ruhig!

Dazu gehört auch Blickkontakt. Vermeiden Sie persönliche Angriffe, Bewertungen oder gar beleidigende Äußerungen. Lassen Sie sich, egal wie der andere reagiert, nicht aus der sachlichen Ruhe bringen. „Ich fand Ihren Vortrag etwas einschläfernd“, ist eine Äußerung, die mit hoher Wahrscheinlichkeit als persönlicher Angriff verstanden werden wird.

Verzichten Sie auf Bewertungen, wie langweilig, einschläfernd, schlecht etc. Beschränken Sie sich auf Ihre Beobachtungen (die zu solchen Bewertungen führen), z.B.: „Ihr Vortrag schien mir ein wenig zu lang. Mir fiel es schwer zwei Stunden lang zuzuhören.“ Nur so hat der andere eine Chance, Ihre Sichtweise auch nachvollziehen zu können.

Hören auch Sie zu! Es ist möglich, dass Ihr Gegenüber durchaus Gründe für sein Handeln hat und dafür argumentiert. Versuchen Sie seine Sichtweise nachzuvollziehen. Bleiben Sie sachlich, auch wenn der andere mit Abwehr reagiert. Fragen Sie im Zweifelsfall nach, wie Ihre Äußerung bei ihm angekommen ist. Damit lassen sich Missverständnisse und eine ungute Stimmung schnell entschärfen.

5. Äußern Sie Verbesserungsvorschläge

Sie sind der Dreh- und Angelpunkt jeder konstruktiven Kritik. Es geht nicht darum, dem anderen mitzuteilen, was er alles versäumt hat zu tun, sondern, was er in Zukunft konkret besser machen kann. Auch ein eingestreutes Lob oder Wertschätzung wirkt sich in diesem Zusammenhang positiv aus.

Ein Beispiel: „Ich danke Ihnen für Ihren Vortrag… Ich hatte jedoch Probleme mich zwei Stunden lang zu konzentrieren. Was halten Sie davon, Ihren Vortrag auf eine Stunde zu kürzen, denn damit dürften Sie noch mehr Zuhörer erreichen…“

6. Sprechen Sie von sich selbst, nicht in Du- oder Sie-Form

„Du hast schon wieder die Haustüre offen gelassen“, reizt schon fast zur Entgegnung: „dann mach sie halt selber zu“. Sprechen Sie von sich selbst, wie solch ein Verhalten auf Sie wirkt. Damit vermeiden Sie anklagend zu wirken: „Es stört mich, wenn die Haustür offen bleibt, denn es zieht und ich möchte keine Überraschungsbesuche empfangen.“ Vermeiden Sie Pauschalisierungen (Generalisierungen), z.B. „schon wieder“, oder „immer“, „nie“.

7. Beenden Sie ein Gespräch positiv

Bedanken Sie sich bei Ihrem Zuhörer für das Gespräch. Selbst wenn es nicht so verlief, wie Sie es sich wünschten, ist ein Dank angebracht. Der andere hat sich Zeit für das Gespräch genommen und Ihnen Ansatzpunkte gegeben, noch besser konstruktiv kritisieren zu lernen.

Die Funktion einer Kritik liegt darin, den anderen zu informieren, nicht ihn zu verbessern! Selbst bei einer konstruktiven Kritik, entscheidet der andere, ob er diese Kritik annehmen will oder nicht. Auch in existentiellen Situationen, wo z.B. ein Mitarbeiter sein Verhalten ändern muss, um seine Tätigkeit weiterhin ausüben zu können, trifft dies zu.

Viel Erfolg beim konstruktiven Kritisieren!

Cassandra B.