Der Ruin der deutschen Sprache – alles nur Gerede?

Eine Sprache

  • ist lebendig und verändert sich ständig. Die Veränderungen sind durch die Entwicklung bedingt, sie entstehen im Volk und werden entweder angenommen oder nach kürzerer Zeit wieder verworfen. Das ist ein normaler Prozeß in jeder Sprache, er wird von allen Mitgliedern der Sprachgemeinschaft anerkannt.
  • hat Traditionen. Sie ist ein hohes Kulturgut der Nation und ein Gut der nationalen Identität. Sie ist Grundlage der Verständigung der Mitglieder der Nation, und sie hat schöne und ästhetische Komponenten, die in der Dichtung und der Literatur hohe Vollendung finden. Sie führen innerhalb der Nation zum Stolz auf die Muttersprache, zum Erkennen ihrer Werte und der Notwendigkeit ihrer Bewahrung. Voraussetzung dafür ist frühzeitig beginnende Spracherziehung im Elternhaus und in der Schule.

Kritik an der Entwicklung der deutschen SpracheBeide Prozesse sind oft nicht frei von Störungen, die von Einzelnen oder von Gruppen innerhalb der Nation herbeigeführt werden, die sich berufen fühlen, sprachgestalterisch zu wirken.

Erweisen sich solche Aktivitäten nicht im Sinne der Mehrheit der Sprachgemeinschaft, sind solche Störungen meist unbedenklich und können einer Sprache kaum nachhaltig schaden. Sie werden von den Sprechern und Schreibern einer Nation verworfen und kommen nicht zum Tragen.

Schwieriger wird es jedoch, wenn solche Einflüsse administrativen Charakter erhalten, indem durch machtausübende Organe, zum Beispiel den Staat, willkürlich vorgenommene Sprachveränderungen als verbindlich festgelegt und der Nation aufgezwungen werden. Schwierig wird es auch dann, wenn durch innere und äußere Einflüsse Teile eines Volkes in die Irre geleitet werden und sich dann selbst aktiv an den zerstörenden Einflüssen beteiligen.

Das wird insbesondere dann eintreten, wenn Spracherziehung im Kindes- und Jugendalter gesamtgesellschaftlich fehlt und somit die Heranwachsenden kein Sprachgefühl und kein Sprachbewußtsein entwickeln können. Sprachbeschädigungen werden dann nicht erkannt und kritiklos angenommen.

Im Deutschen beziehen sich diese vorgenannten Bemerkungen auf das Hochdeutsche, die deutsche Hochsprache, eine im Mittelalter entstandene über die Dialekte hinweggreifende Sprache, die die Nation eint. Sie wurde von den großen deutschen Schriftstellern (Goethe, Schiller und spätere) angewendet, und sie trugen zu ihrer Weiterentwicklung bei. Sie ist das in ganz Europa anerkannte Deutsch, das im Verlaufe mehrerer Jahrhunderte aus den deutschen Dialekten hervorgegangen ist.

Die deutsche Hochsprache durchläuft gegenwärtig einen Prozeß, in dem sie sich gegen eine sehr große Zahl an Störungen gleichzeitig durchsetzen muß, die in ihrer Masse ein bedenkliches Ausmaß angenommen haben. Diese erschreckende Vielzahl an Störungen für die Entwicklung unserer Muttersprache führt sie an den Rand des Ruins, so daß die Fragestellung nach dem Überleben der deutschen Hochsprache nicht mehr von der Hand zu weisen ist, falls die enorme Masse an schädlichen Einflüssen nicht gestoppt werden kann.

Die nachfolgende Auflistung der gegenwärtigen Schadeinwirkungen auf unsere Sprache zeigt den akuten Handlungsbedarf, der zu ihrer Erhaltung und Bewahrung dringend geboten ist.

1. Die Rechtschreibreform, darin insbesondere:

  • Die ss-Regelung,
  • Die willkürliche Getrenntschreibung zusammengesetzter Begriffe,
  • Die unnütze Bindestrichsetzung,
  • Die silbenunabhängige Worttrennung am Zeilenende,
  • Die willkürliche und wahllose Änderung der Schreibweise von Wörtern,
  • Die geänderten Kommaregeln,
  • Die Schreibung dreier gleicher aufeinanderfolgender Konsonanten oder Vokale.

Ausführlicher zu diesem Teil unter "Die Rechtschreibreform – Ein Resümee nach der Einführung" oder "Rechtschreibreform – eine Bilanz".

2. Die schleichende und die vorsätzliche Veranglifizierung der deutschen Sprache

a) im Wortschatz durch Verdrängung oder direkten Austausch deutscher Wörter (z. B. Grapefruit statt Pampelmuse, Cranberry statt Moosbeere u. v. a.)

b) in der Grammatik durch Übernahme englischsprachiger Ausdrücke und Regeln, (z. B. „Sinn machen“, „nicht wirklich“, „Babies“)

c) Die Teilnahme großer Teile des Volkes am Veranglifizierungsprozeß durch massenhafte Benennung von Firmen, Aktionen, Erzeugnissen, Veranstaltungen, Einrichtungen, Gebäuden u. a. m. mit englischen Begriffen, was mit einer Art manischem Zwang immer größere Ausmaße annimmt. Das ist eine Unmode, die zum großen Teil auf Angeberei und Wichtigtuerei fußt. Wenige Beispiele: „Eastgate“ für ein Einkaufszentrum in Berlin, „Red Bull Arena“ für das Zentralstadion in Leipzig, „Hair killer“, „Directors Cut“, „Funkycut“, „Cuttingclub“, „Hair and Beauty“ und anderes für diverse Friseursalons, siehe auch Sprachliche Eigenheiten im deutschen Friseurhandwerk „Holyday on ice“ für eine Eisrevueveranstaltung, „Job center“ für das Arbeitsamt u. v. a. m.

In diesem Trend werden jeden Monat etliche Hundert englische Begriffe neu ins Deutsche übernommen. Das viel gesprochene Argument, Fremdwörter seien schon immer in die deutsche Sprache eingegangen, deshalb sei dies ein normaler Vorgang, entkräftet sich in diesem Fall allein durch die Anzahl.

Es geht um jährlich Tausende eindringende Wörter, mit denen eine Vielzahl deutscher Begriffe aus dem deutschen Wortschatz ersetzt oder verdrängt wird, so daß eine große Zahl Deutscher die veränderte Sprache nur noch unter Zuhilfenahme eines englisch-deutschen Wörterbuches verstehen kann. Ein solcher Prozeß ist ganz sicher nicht als normal anzusehen, weil diese lawinenähnliche Sprachveränderung das Volk spaltet und große Gruppen aus der Verständigung ausgrenzt.

3. Die Rolle der deutschen Sprache in der EU

Das Unterlassen der Übersetzung von EU-Dokumenten ins Deutsche, damit sie in den Parlamenten gelesen werden können. Eine große Zahl deutscher Politiker unternimmt wenig oder gar nichts, um diese Pflicht der EU-Behörden mit Nachdruck zu fordern und zu ihrer Durchsetzung beizutragen.

4. Die politisch inszenierte Gendersprache als vermeintlicher Ausdruck der sogenannten politischen Korrektheit in der Realisierung der Gleichberechtigung der Frau, nicht selten unter der hochtrabenden Benennung „Gleichstellungsgrammatik“ geführt.

Sie beschädigt die deutsche Sprache in mehrerlei Hinsicht:

a) Das unbedingte und durchgehend gleichzeitige Nennen femininer und maskuliner Formen als Ersatz für den agenuinen Plural führt zu künstlichem, unnötigem Aufblähen von Formulierungen.

b) Die als Folge der Aufblähung mit dem Ziel der Verkürzung entstehende Verletzung der Rechtschreibregeln ist nicht vertretbar (z. B. StudentInnen, Student/innen, SchülerInnen, Schüler/innen u. v. a.).

c) Das wegen der Umständlichkeiten der ständigen Doppelnennung entstandene Ausweichen auf Partizipien anderer Bedeutung führt auf Dauer zum Verlust des Sprachgefühls für die unterschiedlichen Wortbedeutungen, z. B. Studierende für Studenten oder Lernende für Schüler oder Unterrichtende für Lehrer. Aber das Problem ist damit auch nicht behoben, es ist nur wegen der Kongruenz der Formen nicht mehr sichtbar.

Den Frauen wird mit dieser Sprech- und Schreibweise kein Gefallen getan. Frauen mit guten Deutschkenntnissen lehnen die Gendersprache ab. Für Politiker, die in den Frauen ein großes Wählerpotential sehen, ist das Buhlen um deren Gunst mit Hilfe solcher sprachlich unbrauchbarer Ausdrucksweisen nichts anderes als ein populistisches Gehabe. Die Gendersprache hat sich weit verbreitet, weil viele Menschen mit fehlenden erweiterten Kenntnissen der deutschen Grammatik den Unfug nicht mehr bemerken und ihn unkritisch mitzutragen bereit sind.

Siehe hierzu auch "Wird die deutsche Sprache sterben?"

5. Das ausschließliche Englisch-Angebot von Vorlesungen an deutschen Universitäten

Das ist nicht mit dem Argument begründbar, es diene der besseren Ausbildung in der Weltsprache Englisch. Hierzu müssen andere Aktivitäten in Gang gebracht werden, die Englischkenntnisse der Studenten, die zweifelsfrei notwendig sind, zu erweitern. Die Aufnahme wissenschaftlicher Erkenntnisse durch Studenten in einer Fremdsprache kann nicht das Niveau des Lernens in der Muttersprache erreichen und wird stets zu einer Verringerung der Leistungen in Lehre und Forschung führen. Diese Fehlhaltung wird jedoch in vielen Lehreinrichtungen nicht erkannt oder aber ignoriert.

6. In der Wissenschaft

Das nahezu unumgänglich scheinende Bestreben, alle Fachbezeichnungen, gleichgültig in welcher Wissenschaft, englisch benennen zu müssen. Selbst in Wissenschaftsbeiträgen, die in deutscher Sprache verfaßt sind, werden in der Regel englische Fachtermini zusätzlich oder in Klammern angefügt, in der irrigen Auffassung, dies würde die Glaubwürdigkeit, die Fachkompetenz und die Wichtigkeit des Beitrages unterstreichen oder erhöhen.

7. Die massenweise Übernahme des Buchstabierens von Abkürzungen nach der englischen Lautung (z. B. „i em ai“ für EMI – elektromagnetischer Impuls, „ai es es“ für ISS – internationale Raumstation) oder auch das Ersetzen deutscher Abkürzungen durch englische, z. B. DNS (Desoxyribonukleinsäure) durch DNA (Desoxyribonucleic acid).

8. Die absurde Günther-Oettinger-Auffassung, Deutsch werde als Familien- und Freizeitsprache erhalten bleiben, im Arbeitsprozeß werde jedoch zukünftig englisch gesprochen.

Es ist der peinliche Ausrutscher eines Politikers, der offenbar keine Achtung vor seiner Muttersprache hat. Die Aussage ermuntert die Verfechter der unbegrenzten Aufnahme englischer Vokabeln ins Deutsche und trägt auf diese Weise zur weiteren Verdrängung unserer Sprache bei, und zwar nicht nur im Arbeitsprozeß, sondern auch in Familie und Freizeit. Die Tragweite seiner Aussage ist Günther Oettinger entweder nicht bewußt oder er strebt in einer Art Globalisierungswahn tatsächlich nach der Einführung einer Fremdsprache, die er selbst nicht sicher beherrscht.

9. Die fortwährende Benennung englischer Begriffe mit dem Terminus „neudeutsch“, mit dem sie am Ende als „irgendwie deutsch“ sanktioniert werden. Tatsächlich sind es schlicht und einfach englische Wörter und so sollten sie auch zur Unterscheidung von den deutschen genannt werden.

10. Die Abschaffung der SAS (Schulausgangsschrift) als Schreibschrift in den Schulen und die Einführung der sogenannten Grundschrift, einer Art Blockschrift, die zum Erlernen des Schreibens im Kindesalter völlig ungeeignet ist. Wider besseres Wissen wird diese nachhaltige Meinung der Fachleute beiseite geschoben, um den Willen einer Lobby durchzusetzen.

11. Die fehlende Spracherziehung in den Schulen, zu der es in den letzten 15 bis 20 Jahren immer stärker gekommen ist, erweist sich als eine der Hauptursachen für das Voranschreiten der Sprachzerstörung. Heranwachsende Generationen haben kein Gefühl mehr für die Bedeutung der Muttersprache, ihren grammatischen Aufbau und ihre Orthographie. Es fehlt die Erkenntnis über den großen Wert der Muttersprache als wichtiges Kulturgut des Volkes. Die Beherrschung der Muttersprache wird nicht mehr als ein Maß für Bildung angesehen. Markante Einzelheiten dabei sind:

a) Die sich immer stärker verbreitende Fehlauffassung, Spracherziehung sei das Ressort der Deutschlehrer,

b) Die Unterlassung der Korrektur sprachlicher Fehler in den Facharbeiten und ihrer Bewertung durch die Fachlehrer und damit das Fehlen der Einflußnahme auf die Deutschkenntnisse der Schüler in allen Fächern,

c) Das völlige Fehlen der Erziehung zum Sprachbewußtsein und zum Stolz auf die Muttersprache als Kulturgut der nationalen Identität,

d) Das nachlässige, fehlerhafte und veranglifizierte Sprechen in Teilen des Lehrkörpers – auch im Unterricht.

Die Ergebnisse der fehlenden Spracherziehung kann man in diversen Internetforen nachlesen, in denen man einer Orthographie und Grammatik begegnet, mit der stellenweise bereits die Verständlichkeit verlorengeht.

12. Der Versuch des Etablierens des sogenannten „Kitz-Deutschs“ als neuen deutschen Dialekt

Der Versuch ist aufgekommen und wird vorangetrieben durch die Sprachwissenschaftlerin Prof. Heike Wiese, Universität Potsdam, die dazu ein zweifelhaftes „Forschungsprojekt“ gestartet hat. Danach ist z. B. „isch du bum“ ein neuer deutscher Dialektausdruck für „ich haue dir eine runter“. Die Universitätsführung ist außerstande oder nicht interessiert, diesem offenkundigen Unfug ein Ende zu setzen. Hier wäre das administrative Eingreifen zur Unterbindung der Vergeudung finanzieller Forschungsmittel für einen unbrauchbaren sprachlichen Exzesses ganz sicher angebracht und dringend notwendig.

Ausführlicher unter "Die irrigen Auffassungen einer Sprachprofessorin zur deutschen Sprache und die Folgen"

13. Der fehlende Einfluß auf die sprachzerstörenden Auswüchse in der Werbung

Gerade die Häufigkeit des Aufsagens bestimmter Werbetexte in den Medien ist geeignet, Fehlern in der Sprache zur Festsetzung zu verhelfen. Nach steter Wiederholung werden sie am Ende als richtig empfunden und nicht mehr kritisch betrachtet. Beispiele sind:

a) Die schleichende Unterwanderung der Grammatik mit falschen Wortstellungen in Fragesätzen. Beispiel: „Sie wollen ein neues Gerät kaufen?“ Das ist kein Fragesatz, sondern eine Aussage. Der Fragesatz ist im Deutschen an die Wortstellung „Wollen Sie…“ gebunden. Durch die massenweise Anwendung solcher Fehler setzen sie sich in der Sprache fest und werden nicht mehr bemerkt.

b) Die ausschließliche Werbung in Englisch, besonders in der Elektronikbranche.

c) Die offen aggressive und falsche Argumentation von Werbefachleuten, nicht die Sprache pflegen, sondern ein Produkt verkaufen zu wollen. Dies suggeriert, eines schlösse das andere aus. Es bedarf keiner Erläuterung zu erkennen, daß dies falsch ist. Man kann ein Produkt auch in fehlerfreiem Deutsch bewerben.

14. Die massenhafte Deklarierung deutscher Wörter als „veraltet“

Das ist eine besonders bei Kreuzworträtselautoren überhäuft auftretende Erscheinung. Mehr dazu unter "Wie veraltet ist die deutsche Sprache?".

15. Der schleichende Verfall des Konjunktivs, insbesondere

a) durch die Erklärung, die Konjunktivbildung mit den Flexionsformen der Verben sei veraltet, wie z. B.: „Wir träten dafür ein, sollten wir dazu aufgefordert werden.“ – „Ich kennte diese Beispiele, hätte ich sie nachgelesen.“ – „Ich hülfe ihm sofort, wenn er mich darum bäte.“ Diese Verbformen bilden einen großen Reichtum in der deutschen Sprache.

b) durch die Verwendung des Indikativs anstelle des Konjunktivs an Stellen, an denen dies ein grammatischer Fehler ist. Ein Rundfunkmoderator formulierte: „Wir freuen uns, daß Sie morgen wieder dabei sind“. Ein Fehler in der Verwendung grammatischer Regeln. Es muß heißen: „Wir würden uns freuen, wenn Sie morgen wieder dabei wären“ oder auch „Wir freuten uns, wären Sie morgen wieder dabei“.

16. Der skurrile Versuch des Bochumer Mathematikprofessors Dr. Lothar Gerritzen auf einem am 19. Januar 2004 durchgeführten Kolloquium, die Sprechweise der Zahlen im Deutschen zu verändern und der englischen Sprechweise anzupassen.

Er schlug ernsthaft vor, nicht mehr einundzwanzig, sondern zwanzigeins zu sagen, nicht mehr dreiundvierzig, sondern vierzigdrei und in dieser Weise bei allen Zahlen die Einer hinter den Zehnern zu nennen. Logisch oder nicht, das ist hier nicht die Frage. Es handelt sich um eine Sprache, die man nicht nach dem Wunschdenken Einzelner umgestalten kann. Man schaue sich in der Welt um: Was müßten dann wohl die Franzosen alles ändern, wenn dort jemand auf solche Ideen käme. Zum Glück ist die Idee im allgemeinen fassungslosen Kopfschütteln der Sprachgemeinschaft rasch untergegangen.

Mehr dazu unter "Die grandiose Revolution des Aussprechens der Zahlen".

17. Die glorreiche Idee des Herrn Helmut Kühnel aus dem Jahre 2006, die auf ganz ähnlicher Basis fußt, auf die Verwendung des ß im Deutschen ganz zu verzichten .

Seine Begründung: Es sei ein „uneuropäisches“ Zeichen. Das Projekt ist schon an der Frage zugrunde gegangen, ob es wohl „die europäische“ Sprache gäbe. Es entstand auch die Frage, was dann wohl die Griechen und die Bulgaren mit ihren insgesamt „uneuropäischen“ Zeichensätzen tun sollten.

Mehr dazu unter "Das ß als „uneuropäisches“ Zeichen".

18. Das permanente Kleinreden der Probleme durch verantwortliche Stellen und andere Mitwirkende in Sprachdiskussionen. Hier sind zu nennen:

a) Die Einflüsse seien zu gering, um für die Sprache und ihren Bestand eine Bedeutung zu haben (Zeitschrift GEO 11/2012).

b) Das häufige Argument, es gäbe Wichtigeres. Es dient ausschließlich zum Abwiegeln der Kritiker, sonst würde man ja das Wichtigere tun und das Unwichtigere unterlassen.

c) Die Behauptung, die ruinösen Einflüsse seien die „normale“ Sprachentwicklung.

d) Die Behauptung, für verschiedene englische Begriffe gäbe es keine deutschen Entsprechungen.

Wie man erkennen kann, sind die schädigenden Einflüsse auf den Bestand der deutschen Hochsprache ungewöhnlich vielfältig und kaum noch zu überblicken. Während man 16. und 17. als heitere Episoden ablegen kann, sind andere Einflüsse doch sehr ernst. Der Abbau der deutschen Sprache ist bereits in einer Weise fortgeschritten, daß ausschließliche Appelle keine nachhaltige Wirkung mehr haben können.

Dennoch sind Appelle auch in Zukunft unverzichtbar, denn es gibt bereits einen beträchtlichen Teil des Volkes, der die Probleme verstanden hat und sich für eine Umkehr engagiert. Um aber den Verfallsprozeß aufzuhalten, gibt es auf längere Sicht nur einen wirksamen Weg: Die Verbesserung der Ausbildung an unseren Schulen und Lehreinrichtungen im Sinne der Wiederherstellung der Verantwortung des gesamten Lehrkörpers für die Spracherziehung und –bildung.

Nur auf diesem Wege können heranwachsende Generationen zur Achtung und zum Stolz auf die Muttersprache geführt werden, so daß sie sich aus innerer Überzeugung für ihren Erhalt einsetzen. Diese Aufgabe muß von den Kultusministerien aller Ebenen aufgenommen und konsequent ausgeführt werden.

Mit ihrem gegenwärtigen Verhalten sind die staatlichen Organe zur Pflege und Erhaltung unserer Sprache eher kontraproduktiv, denn sie gehorchen einer Lobby, der zur Erzielung maximaler Gewinne am Wohl unserer Sprache nicht gelegen ist.

Dr. Manfred Pohl