Hörbuch selbst gemacht: Machen Sie aus einem Fachbuch ein Hörbuch

Wer immer wieder Fachbücher zur Weiterbildung benötigt, muß normalerweise eine ganze Menge lesen, um sich den dort angebotenen Lernstoff einzuprägen. Aber gerade auditiv veranlagte Menschen – also Menschen die durch Hören am besten lernen – würden den Text vielleicht viel lieber vorgelesen bekommen, als ihn selbst lesen zu müssen. Solchen „Ohrenmenschen“ will ich in diesem Tipp zeigen, wie sie aus einem beliebigen Fachbuch selbst ein Hörbuch machen können.

Hörbuch selber machenAus einem Fachbuch selbst ein Hörbuch machen zu können, hat den Vorteil, daß ich mich besser auf die Texte konzentrieren kann. Sie sind jederzeit abspielbar und ich kann den Inhalt auch bequem liegend auf meiner Couch – bzw. in jeder anderen angenehmen Körperposition – rezipieren.

Im folgendem werde ich Ihnen meine eigene Vorgehensweise beschreiben. Sobald Sie das Prinzip verstanden haben, können Sie die Methode natürlich auf Ihre Bedürfnisse und Anforderungen anpassen.

Wie mache ich aus einem Fachbuch ein Hörbuch?

Als ich vor Jahren anfing, habe ich einzelne Buchkapitel mit einem Texterfassungsprogramm – OCR ist der Fachbegriff – und einem Scanner als Word-Text erfaßt und so auf meinen PC gespielt. OCR ist die englische Abkürzung für „Optical Character Recognition“, zu deutsch Optische Zeichenerkennung oder Texterkennung. Der Text, den ich mit einem solchen OCR-Programm scanne, wird in einen lesbaren Text verwandelt, den man anschließend in ein beliebiges Format abspeichern kann.

Doch manchmal ist das Scannen von Texten nicht so einfach. Handelt es sich beispielsweise um ein dickeres Buch, dessen Seiten beim Scannen flach aufliegen müssen, freut man sich über jede gelungene Seite. So kann das Scannen eine zeitaufwendige – teils frustrierende – Angelegenheit werden, die eine Menge Feingefühl und Nerven kosten kann.

Da mir persönlich das gebundene Buch nicht so wichtig ist, gehe ich mittlerweile anders mit dem Scann-Vorgang um. Mein primäres Ziel ist schließlich an den Text heranzukommen und weniger das Buch selbst zu schonen.

Die Bindungen solcher Bücher bestehen normalerweise aus einer Art „Heißleim“ der auf dem Rücken der Seiten aufgetragen wird. Die Qualität solcher buchbinderischen Verfahren ist recht gut, so daß sich die Seiten nicht mehr wie früher nach einigem Gebrauch von selbst lösen. Damit ich an die einzelnen Seiten komme, spanne ich das Buch in einem Schraubstock und entferne mit einer Holzraspel den Leimrücken. Als Ergebnis erhalte ich so am Ende einen Stapel loser Blätter, die sich bequem einscannen lassen.

Texte einscannenAls nächstes müssen die Texte eingescannt werden. Ich persönlich beginne mit dem Inhalt – oder Teilen davon – die mir am wichtigsten sind. Für das Einscannen mit einem normalen Flachbett-Scanner benutze ich ein inzwischen schon älteres OCR-Programm (TextBridge Pro 8.0), das vor Jahren beim Scannerkauf kostenlos beilag. Im Prozeß der Texterfassung werden die einzelnen Seiten gescannt und anschließend als Word-Datei abgespeichert.

Dabei ordne ich den PC, Bildschirm und Scanner auf meinem Schreibtisch so an, daß ich alles von einem Sitzplatz aus bedienen kann. Da gewöhnlich eine ganze Menge Text zu scannen ist, spart eine solche rationelle Arbeitsweise eine Menge Zeit und Kraft. Das letzte Buch habe ich mit 300 DPI gescannt.

Wenn es gut läuft, brauche ich für eine Seite scannen – einschließlich dem Wechsel der Seiten – etwa 45 Sekunden. Mit allen Vorbereitungen benötige ich zum Einscannen etwa eine Stunde für 60 Seiten Text.

Zuerst mache ich einen Test, wie gut das Ergebnis später werden wird, denn jedes OCR-Programm erfaßt nur bestimmte Schriften wirklich gut. Nicht – oder nur schlecht – erfaßt werden, nach meinen Erfahrungen, kleine Schriften. Aber auch beim Großdruck oder sehr alten Schriften – von vor 1900 – können Probleme auftreten bzw. sie lassen sich gar nicht in brauchbare Texte verwandeln.

Wenn Sie nicht sicher sind, wie gut Ihr OCR-Programm Texte erfassen und wiedergeben kann, machen Sie zunächst einen Test mit Büchern, die Ihnen nicht so wichtig sind. Angemerkt sei, daß sich die Qualität von verschiedenen OCR-Programm teilweise dramatisch unterscheidet, d.h. neuere Programme liefern oft ein wesentlich besseres Ergebnis beim Auslesen der Texte.

Wenn Ihr Programm viele Fehler macht – Textstellen nicht oder häufig falsch interpretiert – dann kann sich der Umstieg auf eine neuere Software lohnen. Neuere OCR-Software ist auch fähig aus „Fehlern zu lernen“, d.h. wenn man die Texte korrigiert, merkt sich die Software die häufigsten „Fehlinterpretationen“ und liefert mit der Zeit – nach Maßgabe Ihrer Korrekturen – immer bessere Ergebnisse aus.

Wenn Sie zwar einen Scanner, aber noch kein wirklich gutes OCR-Programm zur Verfügung haben, können Sie nach den Stichworten „OCR kostenlos download“ googeln. Dort werden Sie dann ein reichhaltiges Angebot an kostenloser OCR-Software finden, aus dem Sie eines auswählen können.

Wie gut die eingescannte Buchseite erfaßt wird, hängt primär von der Art der Schrift ab. Man findet durch Probieren rasch heraus, wie fehlerhaft die Erfassung ist. Aus einem „ß“ wird manchmal eine „3“ oder aus einer „1“ (Eins) ein“l“ (L) .

Ich gehe dabei so vor, das ich diese Fehler meist anhand des Buches korrigiere, was dann bei dieser Gelegenheit – und nicht vorher! – von mir erstmals gründlich durchgearbeitet wird. Dabei beurteile ich auch, wie wichtig mir einzelne Textabschnitte sind und ob ich diese vielleicht später zu einem eigenen – mir besonders wichtigem – Hörtext zusammenstelle.

Als Endergebnis habe ich einzelne oder auch mehrere Kapitel des Fachbuches – jeweils als Word-Datei – auf meinem Computer gespeichert. Nun kann ich mir ausgewählte Texte – oder das ganze Buch – bequem über ein Webspeech-Programm (wie Logox) anhören. Da ich in meinem Tipp auf Philognosie – Lerntechnik Hören: Texte mit „Vorlese-Software“ schneller lernen – schon beschrieben habe, wie man sich Texte vom Computer vorlesen lassen kann, werde ich mich hier mit dem Hinweis darauf begnügen.

Wenn Sie diesen Tipp von mir noch nicht kennen, finden Sie ihn über folgenden Link:

Anleitung : Lerntechnik Hören: Texte mit „Vorlese-Software“ schneller lernen

Viel Erfolg beim Produzieren Ihrer selbstgemachten Hörbücher!

Dr. Rolf Schmelter