Stressoren: Wie negative Perspektiven Stress erzeugen …

Was wir über Stress wissen …

Wie unsere Gednaken, Gefühle, Weltbild Stress erzeugtBei der Auseinandersetzung mit Stress erfahren wir meist zu allererst etwas über Stressoren. Vielfach wird dann geraten, eine persönliche Bewertung vorzunehmen und die individuelle Belastbarkeit zu überprüfen.

Dann wird gelehrt, wie man mit Stress umgeht, nach Problemlösungen sucht und Lösungsansätze angeboten: Zeitmanagement, Entspannungsverfahren, hier im Besonderen die muskuläre Entspannung und die gedankliche, Atemtechnik in Theorie und Praxis und das Visualisieren innerer Bilder.

Zu guter Letzt wird der Körper mit Sport konfrontiert und damit ein erheblicher Zuwachs an Zufriedenheit erlangt. Und jetzt? Was könnte der nächste Schritt für ein stressfreies Leben sein?

Wir wenden uns einmal unserer inneren Einstellung ganz allgemein zu. Vielleicht wäre ein weiterer Schritt zur Gesundung, das Leben einmal aus einer anderen Perspektive zu sehen.

Wie unsere "Sicht der Dinge" Stress und Freude erzeugt

Ich habe vor ein paar Jahren einen längeren Urlaub an der Ostsee gemacht. Nach unserer Rückkehr haben meine Partnerin und ich unseren Freunden folgende Urlaubsgeschichten erzählt:

Negative Perspektive meiner Partnerin

Von wegen Urlaub, das war eine einzige Katastrophe. Schon auf der Hinfahrt ging uns der Sprit aus, weil wir vorher nicht vollgetankt hatten. Die Unterkunft konnten wir so erst im Dunkeln erreichen, und wir haben gar nicht gesehen, was uns da widerfahren ist. Dann war es für diese Jahreszeit zu kühl und die 3 Regentage mussten auch nicht sein. Der Akku meiner Kamera war leer, das Aufladegerät lag zu Hause. Mit dem neuen Apparat komme ich sicher nicht zurecht. So etwas kann auch nur mir passieren. Nie wieder so einen Urlaub.

Positive Perspektive in meiner Erinnerung

Ich habe noch nie einen so aufregenden Urlaub erlebt. Auf der Hinfahrt half uns ein Ehepaar, dem wir später wieder begegneten und das sich in der Umgebung gut auskannte, mit Sprit aus. Die Unterbringung war wie im Prospekt beschrieben, einfach aber gut. Die Pensionsleute haben mit viel Freundlichkeit kleine Mängel ausgeglichen. Für die Regentage hatten wir glücklicherweise die richtige Kleidung dabei und sind auf den Deichwanderungen keinem Menschen begegnet. Toll. Zum Glück ist der Akku der alten Kamera ausgefallen. So konnten wir uns endlich eine lang ersehnte Neue kaufen. Ich bin sicher, ich komme wieder.

Nun gehen wir einmal davon aus, dass beide Erzählungen der wahrheitsgemäßen Wiedergabe des eigenen Erlebens entsprechen. Dann hat meine Partnerin den Urlaub mit der "Negativbrille" gesehen, da hauptsächlich Probleme erinnert werden. In ihrer Erinnerung war "Nichts" am Urlaub schön – eine verhängnisvolle Verkettung.

Die Ursache des Stresses liegt also häufig in uns selbst – in der Art, wie wir die Welt beobachten und beschreiben. Denn unsere Gedanken, Erwartungen und Einstellungen beeinflussen uns in der Bewertung der Umwelt. Wenn man Bewertungen von Stresssituationen aber hinterfragt, kann man zu den zugrunde liegenden Einstellungen vordringen. Häufig stellt man dann fest, dass diese Bewertungsmuster die Bewältigung der Situation hemmen und sogar für die Entstehung von Stress verantwortlich sind.

Typische Merkmale und Hilfestellungen zur Stressverarbeitung

Ich sage, die Ursache von Stress liegt in uns selbst. Ich behaupte, unsere Gedanken, Erwartungen und Einstellungen beeinflussen uns in der Bewertung unserer Umwelt. Ich stelle fest, dass diese Bewertungsmuster für das Entstehen von Stress verantwortlich sind.

Begründung: Es gibt eine ganze Reihe von typischen Merkmalen, die anzeigen, dass ich mir mit einer falschen Einstellung zur Situation selbst schade.

Beispiele für negative Gedanken, die Stress ursächlich erzeugen …:

  • Ich sage mir von vornherein, dass ich eine Situation NICHT bewältigen kann, obwohl objektive Möglichkeiten bestehen. Ich nehme mir jede Chance, vom Gegenteil überzeugt zu werden und lerne, den Dingen des Lebens hilflos zu begegnen.
  • Ich bin mit einem Lösungsansatz nicht zufrieden, sondern suche immer nach einer noch besseren, perfekteren und optimalen Lösung. Statt mich mit einem Ergebnis anzufreunden, erzeuge ich mir richtigen Stress.
  • Ich übersteigere ein Erlebnis als für mich das “Schlimmste, Schrecklichste, Grausamste” was mir passieren konnte.
  • Ich sitze im Auto, mein Kundentermin rückt immer näher und ich stehe im Stau. In Gedanken male ich das ganze negative Szenario schon aus: der Kunde springt ab, mein Chef feuert mich, meine finanzielle Situation wird lebensbedrohlich, meine Familie bricht auseinander. Aber was ist bis jetzt passiert? Nichts.
  • Ich sorge mit einer negativen Lebenseinstellung schon für ein negatives Ergebnis. Wenn man mich zum sonntäglichen Fußballspiel einlädt und ich wiederholt auf die Gefahren von Beinbruch, Bänderriss und anderen schweren Sportverletzungen hinweise, desto größer wird die Chance, dass ich Recht behalte, mich verkrampfe und verletzt werde.
  • Ich kann auch mit einer Schwarz-Weiss-Malerei für spannungserzeugende Einstellungen sorgen. Ich sehe einfach nicht die vielen tausend Grautöne dazwischen.
  • Last not least: Ich erzeuge durch mein eigenes Anspruchsniveau einen richtigen Stress. Ich fordere ständig mehr von mir, als ich kann oder will und erzeuge damit natürlich auch überproportional viele Fehler. Damit programmiere ich meine Misserfolge, das führt zur Selbstabwertung bis hin zur völligen Lustlosigkeit am Leben.

Wie bewusste Sprache unser Erleben verändert

Unser „Bild der Welt“ drückt sich in Sprache aus – insofern beeinflusst uns die Sprache, die Geschichte, die wir von uns selbst und anderen erzählen. Unsere Geschichte über die Dinge ist eine mögliche Perspektive, die wir zu unserem Erleben wählen können. Hier können negative Verallgemeinerungen leicht zu einer „Problemgeschichte“ gemacht werden. Daher kann schon die Vermeidung von absoluten Negationen bzw. das „Ersetzen“ durch „Teilnegationen“ unsere Geschichte entspannter, lebendiger und stressfreier machen.

Beispiele, wie wir absolute Verallgemeinerungen ersetzen können. Sagen Sie …

  • Oft statt immer
  • Selten statt nie
  • Viele statt alle
  • Wahrscheinlich statt sicher
  • Manche statt keiner

Wir kennen die Wirkung positiver Worte vom halbvollen Glas und die euphorische Grundstimmung, bei einem riesen Berg Arbeit nicht den Berg, sondern die bisherigen Leistungen zu betrachten. Und letztlich hört es sich doch besser an, wenn ich sage, “manche lieben mich statt keiner liebt mich”. Und wenn ich so bewusster differenziere, kann ich bei besonderen Herausforderungen leichter neue Lebensziele entwickeln.

Dann hat der Stress keine Chance. Mein Leben behält Sinn. Ich “bin gut drauf” und stecke mit dieser Lebensart andere an. Viele sprechen in dem Zusammenhang schon von positiver Aura, die einen umgibt. Ich glaube, es gehört mehr dazu.

Viel Erfolg beim positiven Verändern Ihrer Lebensgeschichte!

Toku-Shin Michael Drebs