Epigenetik: Wie wir über Gene die Gesundheit selbst steuern

Für alle, die sich mit Gesundheit beschäftigen, ist die Epigenetik eines der spannendsten Forschungsfelder der Wissenschaft. Hier wollen wir eine kleine Einführung in das Thema Epigenetik geben und erklären, was sie selbst für Ihre Gesundheit tun können.

Was ist Epigenetik?

In der Epigenetik wird beschrieben, dass wir mit unserer Lebensweise selbst entscheiden, d. h. beeinflussen, welches genetische Programm abläuft.

Dies entscheidet maßgeblich mit, …

  • … welche Regenerationsfähigkeit unsere Zellen und das Gewebe hat,
  • … in welchem Maß wir über eine gute Gesundheit verfügen
  • … und letztendlich auch wie alt wir werden.
Was ist Epigenetik

Unsere Gesellschaft wird von Erkrankungen geplagt, für die es scheinbar keine Lösung gibt und das, obwohl unsere Hygiene, wie auch unsere Ernährung, sich eines besonders guten Standes rühmt.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Verdauungsbeschwerden, Rheuma, Diabetes, Krebs oder Allergien stellen dies allerdings in Frage.

Zu dem Leid unzähliger Menschen kommen noch explodierende Kosten für unser Gesundheitssystem hinzu. Medizinisch können wir Schmerzen lindern und Medikamente verabreichen, leider jedoch oft mit Nebenwirkungen.

Oftmals ist es nicht möglich die Gesundheit wieder vollständig herzustellen. Mit der Epigenetik kommen neue Chancen, die Zusammenhänge zu begreifen und die Ursachen im Keim zu verändern.

Um Epigenetik zu verstehen, erkläre ich erst einmal ein paar Fachausdrücke:

1. Epi
Die Vorsilbe epi stammt aus dem Griechischen und bedeutet in diesem Zusammenhang „über“ bzw. „darüber“.

2. Genetik
Die Genetik (Vererbungslehre/Abstammungslehre) beschäftigt sich mit dem Aufbau und der Funktion der Vererbung und Weitergabe von Erbinformationen. Wichtige Aufgaben sind z.B. wie wir Aussehen, wie unsere Organe beschaffen sind und wie die Zellen miteinander kommunizieren.

3. Genom
Ein Genom ist die Erbinformation, die in Form von DNA in der Zelle vorliegt. In jedem Zellkern (außer der Blutzelle) befindet sich die DNA als langes Molekül und enthält den gesamten Bauplan der jeweiligen Person. Gestreckt, hat sie eine Länge von immerhin zwei Metern.

Wenn man bedenkt, dass wir ca. 80 Billionen Zellen in unserem Körper beherbergen, kann man sich leicht vorstellen, dass es unmöglich ist, die DNA so in dem Zellkern unterzubringen. Sie wird daher um Eiweiße, den so genannten Histonen, gewickelt und zusätzlich gefaltet, um sie in die kleinstmögliche Form zu bringen.

4. RNA
Die RNA (Ribonukleinsäure) ist eine Kopie von einem Teil der DNA, die den Zellkern verlässt. Anschließend sucht sich diese genetische Information ein Ribosom (Proteinfabrik), wo die angestrebte Aufgabe umgesetzt wird.

Die Epigenetik beschäftigt sich mit der RNA und hat entdeckt, dass sie nicht nur Kopie der DNA ist, sondern noch viel mehr kann. Die Wissenschaftler Mello und Fire entdeckten: “Sie kann unterdrücken und Gene abschalten“.

Die längeren RNA Kopien gehen, wie schon gesagt, zu den Ribosomen. Den vielen kleinen RNA-Stückchen, die sich in der Zelle aufhielten, wurde bis zu diesem Zeitpunkt keine Beachtung geschenkt. Diese kleinen RNA-Moleküle spielen eine entscheidende Rolle bei der Hemmung bzw. dem An- und Abschalten unserer Gene und damit für die Genregulation. Dieser Vorgang wird RNA-Interferenz genannt.

Bei Pflanzen und Tieren scheinen diese kurzen RNA Stränge auch für die Abwehr von Eindringlingen zuständig zu sein. Sie wirken wie ein Haus, welches alle Eindringlinge aufnimmt. Da diese RNA-Stückchen eine Kennzeichnung (Boten-RNA) erhalten, werden sie auf dem Weg zu den Ribosomen abgebaut bzw. zerstört.

Wieder andere RNA Stückchen treten wie „Lichtschalter“ und „Lichtdimmer“ auf. Sie können Genabschnitte im Genom an- und ausschalten und dadurch das Wachstum steuern, die Größe bestimmen und vieles mehr. Sie können aber auch Genfunktionen ganz gezielt verstärken oder abschwächen und tragen so wesentlich zur Feinjustierung der Erbinformationen bei.

5. Methylierung
Bisher sind 350 dieser RNA-Sequenzen bekannt und die Modifikation der DNA durch die RNA nennt man Methylierung.

Epigenetik: Das Gedächtnis unserer Gene …

Die Forschung an eineiigen Zwillingen hat ergeben, dass die DNA zwar identisch ist, aber Unterschiede in der DNA-Methylierung gefunden wurden. Ausschlaggebender Faktor waren z.B. das Klima, Bewegung im Alltag, Giftstoffbelastungen, positive oder negative Einflüsse auf das seelische Wohlbefinden oder die Art der Ernährung.

Epigenetik Definition

Je unterschiedlicher die Lebensumstände und der Lebensstil waren, desto mehr veränderte sich mit zunehmendem Alter die epigenetische Programmierung von Zellen und damit, welche Abschnitte im Epigenom (Gesamtheit der Schalter) aktiviert, stillgelegt oder gedimmt werden.

Die einzelnen Epigen-Schalter sind also nichts anderes als das „Gedächtnis“ unserer Gene und wir selbst entscheiden durch positive oder negative Impulse über Krankheit und Gesundheit. Und noch etwas konnten die Wissenschaftler feststellen: Die Art und Funktionsweise dieser Schalter können auf die nächsten Generationen vererbt werden.

Vereinfacht ausgedrückt heißt das, was die Mutter, der Vater oder die Großeltern erlebt und gegessen haben, hinterlässt deutliche positive oder negative Spuren bei den Nachfahren.

Wie können wir die DNA-Methylierung beeinflussen?

Methylgruppen und ihre Bedeutung

Methionin, eine schwefelhaltige Aminosäure, ist der wichtigste Baustein für die Methylgruppe. Es muss in kleinen Mengen regelmäßig aufgenommen und weiterverarbeitet werden. Methionin ist für uns essentiell, das heißt der Körper kann dieses Protein nicht selbst aufbauen. Es ist allerdings in Fleisch, Fisch, Milchprodukten, Eiern, Soja, Nüssen, Getreide, Hülsenfrüchte und Algen enthalten.

Epigenetik Ernährung

Bei unserem ausgewogenen Angebot an Nahrung sollte es daher eigentlich nicht zu einem Mangel an Methionin kommen. Allerdings verbrauchen Entzündungen und Giftstoffbelastungen wie Schwermetalle, Medikamente, Pestizide, Alkohol oder Zigarettenrauch viel Methionin. Außerdem ist es eine wichtige Vorstufe von Cystein, welches als Bestandteil von Glutathion uns vor freien Radikalen schützt und dabei verbraucht wird.

Symptome bei Methioninmangel können sein: Brennen der Augen, Darmschleimhaut-Funktionsstörungen, längeres Stehen fällt schwer, Fettstoffwechselstörung, Krebs, Übergewicht oder Wundheilungsstörung.

Nach einer Statistik des bekannten Arztes und Autors Dr. med. Ulrich Strunz hatten unter den letzten 1000 seiner Patienten 42% zu wenig Methionin. Aber Vorsicht! Hochdosiertes Methionin kann bei einem Zuviel genauso viel Schaden anrichten, wie bei einem Zuwenig. Bitte nehmen Sie ohne ärztlichen bzw. naturheilkundlichen Rat keine Ergänzungsmittel.

Zudem benötigt Methionin, wie alle Vitalstoffe, immer ein ganzes Paket an anderen Stoffen, um reibungslos funktionieren zu können. Dazu gehören z.B. B6, B12, Folsäure und Zink.

Ist der Mensch gesund, werden diese Methylgruppen durch Methionin und den Co-Faktoren aufgebaut und sind an den vorgesehenen Stellen verfügbar. Die Zellen bringen sie an die DNA Abschnitte, genauso wie sie sie wieder entfernen können. Sie stellen Abschnitte zur Verfügung, die benötigt werden und legen andere still.

Warum? Jede Zelle in ihrem Zellkern verfügt über die gesamte Erbinformation. Unsere Nase ist aber unsere Nase und hat ihre Aufgaben. Es soll aber kein Nagel aus ihr wachsen, denn der gehört an die Finger. Deshalb ist unsere DNA selbst in der Regel perfekt und wird über Generationen weitergegeben.

Sind wir dagegen krank oder werden nicht ausreichend mit allen Vitalstoffen versorgt, kann die Produktion der Methylketten gestört werden bzw. sie werden nicht mehr produziert. Welche Folgen das für uns hat, daran arbeitet die Forschung intensiv.

Wichtig ist, dass für all diese Prozesse Enzyme notwendig sind, da sie den Transport steuern, alle Funktionen beschleunigen und bei Bedarf hemmen. Stellen Sie sich einen Bahnhof vor: Fahrgäste, Zugabteile, Bahngleise, Signale, Personal, Essen und Getränke, eben alles was man benötigt, um zu reisen. Nur die Lok (das Enzym) fehlt – ohne sie geht’s weder rein noch raus aus dem Bahnhof.

Enzyme sind Eiweißmoleküle, die für jeden erdenklichen Vorgang im Körper benötigt werden. Egal ob für die Verdauung, den Herzschlag oder den Methylgruppen an der DNA. Das Wunderpaket Mensch kann auch alle Vitamine und Mineralien nur dann verwerten, wenn Enzyme sie zum richtigen Zeitpunkt und am richtigen Ort aktivieren. Sie sind in Unmengen im menschlichen Körper vorhanden und erledigen alle ihre spezielle Aufgabe.

Epigenetik: Alte und neue Erkenntnisse …

Sind dann Auslöser für unsere Krankheiten auch gekennzeichnet durch einen Mangel an Enzymen oder deren Aktivität? Dies kann eindeutig mit einem Ja beantwortet werden. Alle Krankheiten und negativen Umwelteinflüsse nagen an den Enzymreserven und die natürlichen Lieferanten Obst, Gemüse oder Keimlinge werden zunehmend durch erhitzte und damit extrem enzymarme Industrieernährung ersetzt.

Die neue Regulationsmedizin setzt genau hier an. In der Sportmedizin, wo schnelle Regeneration und Heilung schon aus finanziellen Gründen wichtig sind, spielen sie eine zentrale Rolle und gelten sogar als Geheimwaffe. Bekannt für seine entzündungshemmende Wirkung ist z.B. das Bromelain aus der Ananas, das Ficin der Feige und das Papain der Papaya.

Ein weiterentwickeltes Produkt ist das Rechts-Regulat von der Firma Dr. Niedermaier. Durch die mehrstufige Kaskadenfermentation über mehrere Wochen werden die Enzyme vermehrt und aufgeschlossen. Dadurch steht dem Körper ein besonders breites Spektrum an Enzymbausteinen zur Verfügung.

Mit diesen Regulatoreiweißen und Enzymstarterkits kommt es zu einer Balancierung der Signale an das Epigenom. Positive Reaktionen werden gesetzt und die negativen überschrieben.

Epigenetik: Ergebnisse aus der Forschung

Kommen wir noch einmal zurück zur Zwillingsforschung. Es wurde festgestellt, dass je älter sie wurden und je unterschiedlicher sie lebten, desto mehr sich das Epigenom mit seinen Methylgruppen veränderte.

Epigenetik Erklärung

Das bedeutet, dass unser Lebensstil verschiedene Spuren hinterlässt. Der eine Zwilling stellt z.B. durch eine Partnerschaft seine Ernährung um, der andere nicht. Der eine lebt in der Stadt, der andere ländlich. Der eine hat psychischen Stress, der andere leidet mehr unter der körperlichen Belastung.

Untersuchungen haben gezeigt, dass ca. zwei Drittel der untersuchten Zwillinge deutliche Unterschiede in ihrem Methylierungsmuster aufweisen. Das bedeutet, wir haben durchaus Einfluss auf unsere Gesundheit. Zur Zeit ist die Forschung der Epigenetik dabei, Therapien zu entwickeln, die hier ansetzen, um die Krankheiten an ihrem Ursprung zu beseitigen, wie beispielsweise bei Krebs.

An Mäusen hat man bereits intensiv geforscht und als Erkenntnis weiß man heute, dass eine simple Ernährungsumstellung Gene dauerhaft an- bzw. abschaltet. Selbst Düfte können bei Ratten DNA-Methylketten verändern, so dass sie weniger stressanfällig werden.

Dr. Frank Lyko, Leiter der Arbeitsgruppe Epigenetik, erhielt den Leibniz-Preis der Dt. Forschungsgesellschaft für die Erforschung der Bedeutung von Methylierungsprozessen der Erbsubstanz. Die Zufuhr von Methylgruppen, Folsäure, K, Mg und Carnithin schützt die Prozesse der Epigenetik, verhindert Präkanzerosen (eine Gewebsveränderung, die entarten kann), wirkt antikanzerogen und unterstützt die Reparaturvorgänge bei Fehlsteuerung des Genoms und der Proteine.

Ein amerikanisches Forscherteam fand bei Prostatapatienten Folgendes heraus: Die Teilnehmer der Pilotstudie aßen über einen Zeitraum von 3 Monaten viel pflanzliche Kost und wenig gesättigte Fettsäuren. Dazu etwas Sport, Stressbewältigungstechniken und die Teilnahme an Gruppensitzungen. Vorher und danach wurde an 500 Genen die Aktivität gemessen. Heraus kam: 48 Gene wurden aktiviert, 453 gedämpft, darunter einige, die als tumorförderlich galten.

Beispiel: 400 g Brokkoli pro Woche hat laut Studie (Norwich Research Park) am Prostatagewebe eine veränderte Genaktivität gezeigt – die, wie man vermutet, sich bremsend auf Tumore und Entzündungen auswirkt.

Wir wissen heute, wie unterschiedlich uns verschiedene Lebensmittel unterstützen und die orthomolekulare Wissenschaft findet immer mehr Zusammenhänge. Zwei weitere Beispiele:

Grüner Sencha Tee 3 x täglich eine Tasse (8-10 Minuten ziehen lassen und immer frisch zubereiten) enthält große Mengen an Catechinen, die eine Vielzahl von krebshemmenden Eigenschaften besitzen.

Kurkuma und sein wichtigster Bestandteil, das Curcumin besitzt viele krebshemmende Eigenschaften.

Es senkt das Thrombose-Risiko, wirkt hypocholesterolämisch und antioxidativ (Vitamin E überlegen).

Es blockiert das Wachstum der Krebszellen, verhindert die Bildung neuer Blutgefäße (Angiogenese). Die Entwicklung von Polypen im Darm wird verlangsamt und der Spiegel von COX-2, der mitverantwortlich gemacht wird für den Dickdarmkrebs, wird gesenkt (COX-2 ist für die entzündungsfördernden Moleküle verantwortlich).

Mit etwas Pfeffer (verstärkt die Wirkung von Curcumin) auf 1 Teelöffel Kurkuma täglich, beigefügt an Suppen, Salatsaucen sowie Nudelgerichten kann man eine gute Krebsprävention vornehmen. (Quelle: Krebszellen mögen keine Himbeeren.)

Fazit – Epigenetik ganzheitlich betrachten …

Abwechslungsreiche, enzymreiche Ernährung möglichst nach Jahreszeiten und aus der Region ist zu bevorzugen – verarbeitete Lebensmittel, wie Fertigkost, Zucker und Weißmehl zu meiden. Desweiteren: einen Sport zu finden, der Spaß bringt und das eigene Zuhause schön zu gestalten. Wichtig ist auch der eigenen Seele Raum zu geben, sei es Zeit für die Freunde zu haben, Spaziergänge in der Natur zu machen oder einfach nur ein schönes Buch zu lesen.

Ich werde mich nicht damit abfinden, dass eine Erkrankung, die mich trifft, nicht zu ändern ist oder den Genen die Schuld zu geben. Die Epigenetik gibt uns Einblicke in die wunderbaren Funktionen unseres Körpers und was alles möglich ist. Es lohnt sich deshalb danach zu streben, das Ungleichgewicht oder den Funktionsverlust auszugleichen und die Gesundheit wieder herzustellen.

Ich hoffe mit diesem Artikel einiges zum besseren Verständnis beigetragen zu haben. Und suchen Sie doch einfach unter dem Stichwort „Epigenetik“ noch ein wenig weiter im Internet, da gibt es vieles mehr.

Bleiben Sie gesund bzw. werden Sie gesund.

Alles Liebe

Renate Reimer

Quellenverweise:

Renate Reimer