Hornissen: Hornissennest im Haus / Dachboden

Leider haben viele Menschen Angst vor Hornissen, da man dieser großen Wespenart immer wieder gefährliche Märchen andichtet. Da ich selbst ein großes Hornissennest im Haus – oder genauer auf dem Dachboden – habe, will ich Ihnen aus erster Hand erzählen, wie einfach es ist, mit diesen friedlichen Jägern gut auszukommen.

Video: Hornissen / Hornissennest im Haus / Dachboden

In diesem Video können Sie sich davon überzeugen, dass wir die geschilderten Erfahrungen selbst erlebt haben. Außerdem finden Sie dort ein paar seltene und schöne Aufnahmen von unseren Hornissen und ihrem beeindruckenden Bau.

Hornissen: Hornissennest im Haus / Dachboden

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Verhalten: Sind Hornissen gefährlich?

Im Folgenden will ich Ihnen einige Hintergrundinformationen rund um Hornissen (Faltenwespen) und den Umgang mit Hornissennestern geben. Am Ende des Artikels finden Sie zudem ein Video, in dem ich unser Hornissennest zeige und ein paar Tipps gebe, wie man damit ganz entspannt umgehen kann.

Hornissen Hornissennest Nahansicht

Die „Gefährlichkeit“ von Hornissen wird im Volksmund – à la „7 Hornissen töten ein Pferd – 3 einen Menschen!“ und in der Sensationspresse völlig übertrieben. Man kann so leicht den Eindruck gewinnen, als wären diese friedlichen Brummer sehr aggressiv und eine Gefahr für Leib und Leben.

In Wirklichkeit meiden Hornissen den Menschen und fliehen, solange man nicht akut ihr Leben bedroht oder ihr Nest zerstören will. Ebenso lassen sie Haustiere in Ruhe. Zumindest unseren Katzen – die regelmäßig zum Schlafen auf den Dachboden gingen – ist nichts passiert. Außerdem haben Forscher in den USA in Tierversuchen herausgefunden, dass ein Stich einer Hornisse weniger giftig ist, als der einer Biene oder Wespe.

Da Hornissenstiche nur sehr selten vorkommen, findet man auf Wikipedia nur Schätzungen einer gefährlichen Dosis, die erst ab ca. 300 Stichen (bei Nicht-Allergikern) als tödlich eingeschätzt wird. Damit dies überhaupt passieren kann, müsste man aber so dumm sein, eigenhändig ein voll besetztes Nest zu zerstören.

Wer Kinder im Haus hat, sollte sich unbedingt die Zeit nehmen, den Kleinen einen vernünftigen Umgang mit den Hornissen zu erklären. Die wenigen Regeln lassen sich leicht zeigen, wobei man gleich noch die Gelegenheit bekommt, dem Nachwuchs Empathie und Respekt vor der Natur beibringen zu können.

Bei uns auf dem Dachboden haben wir ein besonders großes Hornissennest (Maße 80 cm Höhe und ca. 40 cm Breite). Da wir das Nest in Ruhe ließen, haben uns auch die Hornissen in keiner Weise belästigt oder angegriffen, d. h. wir konnten den Dachboden – z. B. zum Wäsche aufhängen – ganz normal nutzen.

Tipp: Hornisse jagen auch Nachts und lassen sich vom Licht anlocken. Damit keine Hornissen in den Wohnbereich gelangen, sollte man nachts die Fenster und Türen aller beleuchteten Räume geschlossen halten oder durch Fliegengitter sichern.

Im ganzen Jahr haben sich von über 1000 Hornissen auf dem Dachboden nur eine Einzige in den Wohnbereich verirrt – eben Nachts, als wir bei voller Beleuchtung eine Tür offenstehen ließen.

Wie fange ich Hornissen?

Falls es dennoch passiert, dass sich eine Hornisse in ihre Wohnräume verirrt, brauchen Sie nicht in Panik zu geraten. Da sie das Licht sucht, kann man ihr einmal einfach alle Fenster zur Flucht öffnen – oder falls das nicht möglich ist – sie mit einem Glas und einem Pappdeckel einfangen und draußen wieder frei lassen.

Damit das Einfangen auch klappt, warten Sie ein wenig, bis sich die Hornisse beruhigt und stillsitzt bzw. sich nur noch langsam bewegt. Nähern Sie sich mit ruhigen Bewegungen – wie bei einer Fliege – und stülpen Sie langsam das Glas auf das Tier.

Hornissen reagieren nur auf schnelle und hektische Bewegungen nervös, d. h. wenn Sie ruhig bleiben, tut es die Hornisse im Regelfall auch. Achten Sie darauf, das Tier beim Fangen nicht zu verletzen. Wir verwenden deshalb ein durchsichtiges Glas, damit man beim Fangen die Position des Tiers gut sehen kann.

Sicher braucht es für den einen oder anderen hierzu etwas Überwindung, da viele eine irrationale Angst vor größeren Insekten haben. Aber es ist besser, als sie einfach mit dem Staubsauger zu jagen und damit zu töten. Wenn Sie die Hornisse freilassen, gehen Sie ein Stück vom Haus weg und schließen Sie vorher die Fenster und Türen.

Sobald Sie den Deckel abnehmen fliegt die Hornisse dann entweder selbst weg – oder falls sie schon etwas benommen ist – kann man sie auch einfach auf den Boden absetzen.

Nahrung: Was fressen Hornissen?

Im Gegensatz zu ihren kleineren Kollegen (den Wespen), fliegen Hornissen weder Menschen noch unser Essen aktiv an. Als Jäger sind sie vielmehr an anderen Insekten wie Fliegen, Stechmücken, Bremsen, Raupen, Spinnen, Motten, Bienen und Wespen interessiert, die sie an ihre Brut verfüttern. Manche bezeichnen sie deshalb als „Ökopolizei“, die für ein natürliches Gleichgewicht bei den Insektenbeständen sorgt bzw. so auch „nebenbei“ Schädlinge in unserem Garten bekämpft.

Hornisse beim Fressen

Es gibt Schätzungen, dass ein Hornissenvolk am Tag bis zu 500 Gramm Insekten frisst, d. h. wer ein Hornissennest in der Nähe hat, wird somit deutlich weniger von anderen Insekten auf der Terrasse belästigt. Wenn sie Durst haben, trinken sie gerne Baumsäfte, die bei einer Verletzung der Rinde austreten.

Hornissennest im Haus / Dachboden

Damit Hornissen ins Haus bzw. auf den Dachboden kommen können, reicht ihnen ein kleines Einflugloch. Bei uns war es ein kleiner Riss von wenigen Zentimetern in der Nähe des Kamins. Das Nest wird im Frühling von einer Jungkönigin gegründet, die quasi das Fundament baut und die ersten Waben für die Larven (Arbeiterinnen) anlegt.

Großes Hornissennest im Haus / auf dem Dachboden

Bis die ersten Larven zu Arbeiterinnen werden, dauert es zwischen 30 und 50 Tagen, d. h. man sieht sie meist nicht vor dem Juni. Ab diesen Zeitpunkt kümmert sich die Königin dann nur noch um das Nest und die Brut, während die Arbeiterinnen das Futter besorgen oder sich auch am weiteren Ausbau des Nests beteiligen.

Nestbau der Hornissen

Zum Nestbau verwenden sie eine papierartige Masse, die sie aus vermodertem, weichen Totholz und Spucke gewinnen. Da sie solches Totholz nur draußen finden, muss man keine Bauschäden durch Benagen des Dachstuhls befürchten. Diese Masse kleben sie dann schichtweise zu einem alienartigen Bau – einer Art Röhre oder umgekehrter Turm – der unten eine Öffnung aufweist.

Meiner Beobachtung nach dient dieses Loch einerseits zur Klimatisierung des Baus. Steigt die Temperatur über 26 °C an, kühlen die Arbeiterinnen mit Wasser und Flügelschlagen das Nest, was an heißen Sommertagen einen sehr beeindruckenden Sound erzeugt. Andererseits werfen sie auch tote Maden, Arbeiterinnen und Fäkalien aus dem Loch, die dann auf dem Boden landen.

Hornissennest 1

Tipp: Unsere Lösung war einfach unter die Öffnung etwas Plastik, Zeitungspapier und Katzenstreu zu legen. Das Katzenstreu bindet nicht nur die Flüssigkeiten, sondern auch den Geruch ganz gut. Dabei reichte es bei uns (und diesen riesigen Nest) aus, das Katzenstreu etwa alle 2 Wochen zu erneuern.

Richtiges Verhalten bei Hornissen

Um das Nest herum gibt es einen Sicherheitsabstand von 2 bis 4 Meter, den die Hornissen genauer beobachten. Nur wenn man regelmäßig in diese „Sicherheitszone“ eindringt oder Erschütterungen erzeugt, werden die Hornissen nervös. Angeblich sind Hornissen taub, d. h. lautere Geräusche machen ihnen anscheinend nichts aus.

Wir konnten uns das ganze Jahr über auf dem Dachboden ganz normal bewegen. Nur in der direkten Nähe zum Nest haben wir darauf geachtet, keine schnellen oder hektischen Bewegungen zu machen. So haben wir uns aneinander gewöhnt bzw. die Hornissen wurden bei uns so friedfertig, dass sie mich sogar direkt ans Nest heranließen (siehe Video Nahaufnahmen).

Ich empfehle zudem Bauaktionen, die Erschütterungen hervorrufen könnten – wie Hämmern, Bohren, Herumwuchten von schweren Gegenständen etc. – zu vermeiden, da Hornissen sich dadurch bedroht fühlen könnten. Wenn das der Fall ist, kann sich die Größe der Sicherheitszone deutlich ausweiten. Lässt man sie in Ruhe, beruhigen sie sich aber auch relativ schnell wieder.

Hornissennest Hornissen Bau

Leben des Hornissenvolks

Je nach Nestgröße leben übers Jahr verteilt dort etwa 1000 Arbeiterinnen, wobei eine einzelne nur eine Lebensspanne von 20 bis 40 Tagen hat, bevor sie durch einen Nachkommen ersetzt wird. Zusätzlich kommen am Ende noch etwa 300 männliche Exemplare und 200 Jungköniginnen hinzu. Die Brut wird in hexagonartigen Waben herangezüchtet – je nach Nestgröße findet man im Bau so zwischen 100 und 2800 Zellen.

Sobald in Spätherbst die ersten Fröste einsetzen sterben die Hornissen und die neuen Jungköniginnen suchen sich einen sicheren, frostgeschützten Ort zum Überwintern. Sobald das Nest verlassen ist, kann man es auch gefahrlos abnehmen und entsorgen.

Alte Nester werden von neuen Königinnen nicht wiederverwendet. Sie bauen jedes Jahr ein eigenes, neues Nest auf. Allerdings kann es vorkommen – falls es sich um einen besonders günstigen Ort handelt – dass sie sich im nächsten Jahr wieder in der Nähe ansiedeln.

Hornissen stehen unter Artenschutz

Hornissen stehen in Deutschland unter Artenschutz und dürfen nicht verletzt oder getötet werden. Wer ohne Erlaubnis ein Hornissennest entfernt – und damit ein ganzes Volk tötet – kann mit Strafen bis zu 50 000 Euro rechnen. Wie mein Beispiel zeigen soll, kann man mit wenig Einschränkungen gut mit diesen friedlichen Brummern auskommen.

Insofern kann ich jeden nur ermuntern, solchen nützlichen Lebewesen ein wenig Wohnraum zu gewähren und sie als Freunde und nicht als Feinde zu betrachten. Für uns war es jedenfalls ein einzigartiges Erlebnis und falls sie wiederkommen wollen, sind sie bei uns stets willkommen.

Allerdings sind besondere Härtefälle denkbar, d. h. die Hornissen bauen ihr Nest an einem völlig ungeeigneten Platz für den Menschen. Hier ist es möglich Kontakt mit der Naturschutzbehörde des Landkreises / Stadt aufzunehmen und nach Hilfe zu fragen.

Nur bei einer unmittelbaren Gefährdung der Bewohner kann eine Ausnahmegenehmigung erteilt werden – d. h. man kann einen Fachmann (z. B. einen Hornissenberater, Kammerjäger, Spezialisten der Feuerwehr, Imker usw.) rufen, der das Hornissennest umsiedelt.

Damit bin ich mit meinen Tipps am Ende und hoffe, dass ich sie hier davon überzeugen konnte, diesen friedlichen Wesen einen Platz zu überlassen, falls sie sich bei Ihnen ansiedeln wollen.

Für mich war es jedenfalls ein beeindruckendes Erlebnis, dass man nur sehr selten im Leben machen kann. Fragen und Anmerkungen können Sie gerne unterhalb unseres Videos auf YouTube in den Kommentaren posten.

Tony Kühn