Ratgeber: Was ist Stress und wie kann man ihn abbauen?

Ursprünglich kommt der längst zum Schlagwort gewordene Begriff "Stress" aus dem Englischen, speziell aus der Materialprüfung. Hier versteht man unter Stress die Spannung und Verzerrung von Metallen und Glas.

In der Medizin und Psychologie wurde “Stress” 1950 von dem Vater der Stressforschung, Hans Selye, erstmals auf den Menschen übertragen. Stress bezeichnet die körperlichen und psychischen Antworten des Organismus auf Belastungen. Die auslösenden Ursachen nennt man Stressoren.

Was ist Stress?

Stress Ratgeber Tipps abbauenStress ist die Reaktion auf Stressoren. Und zwar – damit wird die ganze Krankheit wieder ganz menschlich – eine angeborene und erworbene. Stress ist also nichts, was uns erst in der jetzigen Gesellschaft erwartet, sondern eine Reaktion, die es ermöglichen soll, uns schnell auf wechselnde Lebensumstände einzustellen.

Stress ist also eine Aktivierungsreaktion des gesamten Organismus mit seiner aktuellen Belastbarkeit, seinen Erfahrungen, seinen Motiven und Denkmustern auf Stressoren, also auf alles, was individuell als Anforderung, als Bedrohung oder Schaden bewertet wird.

Schon 1936 begann Selye mit der Stressforschung. Er meinte, dass die unterschiedlichen Dinge wie Kälte, Hitze, Arzneimittel, Kummer, Freude zunächst eine identische Reaktion im Körper hervorrufen. Heute weiß man, dass es sehr wohl Unterschiede in den Reaktionen gibt, weil der Körper unterschiedliche Hormone ausschüttet.

Was hat der Stressmechanismus denn eigentlich für einen Sinn? Wofür brauchen wir ihn? Und seit wann haben wir ihn? Er bildet auf jeden Fall Warnzeichen! Ein Rückblick in unsere Geschichte macht das deutlich.

Stress in der Evolution

Stress ist ein uraltes Programm unserer Gene. Wir verhalten uns heute noch ähnlich unseren Vorfahren und vielen anderen Säugetieren. Sinn der Stressreaktion ist ursprünglich die Lebenserhaltung durch einen reflexhaften Angriffs- oder Fluchtmechanismus. Wenn Gefahr droht, kommt es durch das allgemeine Anpassungssyndrom blitzschnell zu einer immensen Aktivierung und Energiemobilisierung.

Doch die Übersteigerung von Stress und die Unfähigkeit abzuschalten, kann zum  Burn-out werden, zur neuen Volkskrankheit. Laut BARMER GEK Krankenkassenreport 2010 ist jede zehnte Erkrankung mittlerweile psychisch bedingt, die Dunkelziffer liegt deutlich höher.

Stress und Burn-out

Provokante Frage von mir: Sind die Arbeitgeber daran schuld? Markus Späth sagt dazu: “Der individuelle Burn Out beginnt damit, dass der Mitarbeiter angefixt ist von Geld, Status, Titel.” Das sei eine ständige Leiter nach oben.

Die vielen spektakulären Fälle über Burn-out in den letzten Wochen haben das Thema STRESS endgültig auf die Tagesordnung unseres Lebens gebracht, was lange ein Tabuthema war. Wir haben jetzt die große Chance, ohne Schuldzuweisung und mit ernsthaftem Helfenwollen, an die Sache heranzugehen.

So hat sich zum Beispiel das ZDF in Magazinen dieses Themas angenommen und schlüsselt einmal die Berufsgruppen und ihre Ausfallzeiten auf. Berufsfußballer sind bedauerlicherweise nicht dabei. Dabei wird gerade in den letzten Monaten so viel von ihnen gesprochen.

Stressarten und Vorbeugung

Aber was kann der Einzelne tun, um Stressvorbeugung zu betreiben und welche Unterstützungen gibt es?

Im Jahre 2000 haben die Gesetzlichen Krankenversicherungen auf Empfehlung der Europäischen Union einen Leitfaden Prävention erlassen, um "Schutz vor Krankheit und Förderung der Gesundheit sicherzustellen."

Im Paragraph 20,1 des Sozialgesetzbuches V macht der Gesetzgeber "die Primärprävention als Sollvorschrift zu einer Aufgabe der Krankenkassen mit stark verpflichtendem Charakter …" was so viel heißt wie, jeder hat das Recht auf Erstattung und Anwendung von Maßnahmen des Stressmanagements.

Dazu gehören bekannte und leicht erlernbare Methoden wie:

  • Progressive Relaxation,
  • Autogenes Training,
  • Hatha Yoga,
  • Tai Chi und Qigong.

In vielen Einrichtungen, im Besonderen in den Volkshochschulen, werden Kurse durch qualifizierte Personen durchgeführt. Diese Maßnahmen werden in aller Regel von den Krankenkassen bezuschusst.

Ein anderer Weg, an die geeigneten Fortbildungen zu kommen ist, dass Sie bei Ihrer Krankenkasse nachfragen, wo, wann, welche Kurse durchgeführt werden. Dann können Sie vielfach schon an Ort und Stelle einen Bewilligungsantrag stellen und Ihre Gesunderhaltung kostet Sie nur einen kleinen Eigenbeitrag.

Wichtig ist nur, dass Sie erst gar nicht den Stress Herr über sich werden lassen, sondern vorbeugend etwas unternehmen – getreu dem Spruch: Vorbeugen ist besser als heilen.

Toku-Shin Michael Drebs