Mind Machines: Bewußtseinsveränderung durch High-Tech

Jeder kennt die entspannende Wirkung, die der Blick in ein flackerndes Lagerfeuer oder in ein funkelndes Aquarium auslöst. Sie hören ein beruhigendes Knistern oder Plätschern und wollen Ihre Augen nur ungern von diesem angenehmen Anblick abwenden. Tatsächlich ist diese Wirkung durch eine Veränderung der Gehirnwellenmuster entstanden.

mindmachineDie Frequenz dieser Muster bestimmt unseren Gemütszustand und lässt sich durch visuelle und akustische Stimulation von Aussen beeinflussen. Man nennt dies „Frequenz-Folge-Prinzip“ – nach Robert Monroe, welcher dies in den 60er Jahren nach einer aussergewöhnlichen Erfahrung, welche er hatte, durch EEG-Messungen nachgewiesen hat: Wird durch Augen oder Ohren eine Frequenz zwischen 0,5 und ca. 40 Hz (Hz = Schwingung pro Sekunde) wahrgenommen, so passt sich das Gehirn innerhalb weniger Minuten diesen Schwingungen an.

In der Neurologie unterscheidet man i. d. R. vier Frequenzbereiche im Kortex, d. h. in der Hirnrinde: Der Beta-Zustand wurde von Fritz Perls als der „Alltagsbewusstseinszustand der permanenten Alarmbereitschaft“ bezeichnet. Das Gehirn schwingt mit einer Frequenz von ca. 30 bis 13 Hz (Schwingungen pro Sekunde).

Der Charakter dieses Zustandes reicht von Wachsamkeit über analytische Problemlösungen, Angespanntheit, Streß, Hektik und Unausgeglichenheit bis zur Panik. Kreativität und Aufnahmebereitschaft etwa sind in diesem Zustand nur in geringem Maße verfügbar. Also der Zustand, in welchem sich die meisten Menschen meistens befinden. Es sind Zustände, die man hat, wenn man z. B. handwerklich oder geistig arbeitet, Auto fährt, Fußball spielt, einkaufen geht und diskutiert.

Der nächste Zustand wird als Alpha-Zustand bezeichnet. Das Gehirn schwingt mit 12 bis 8 Hz. Der Alpha-Zustand ist im Gegensatz zum Beta-Zustand ein „ruhigerer“ Zustand. Seine Indikatoren sind leichte Aufmerksamkeit, erleichterte Konzentration, erhöhte Lern- und Merkfähigkeit, bis hin zu einem Gefühl einer Einheit von Körper und Geist.

Es ist ein entspannter und ausgeglichener Zustand, aber dennoch energetisiert und wach, wie man ihn aus leichter Meditation her kennt. Einer bislang erfolgreich überprüften Hypothesen zufolge werden im Gegensatz zum Beta-Zustand allein im Alpha-Zustand selbstberuhigende Neurotransmitter produziert (Endorphine, Seretonin), welche Menschen fehlen, die aufgrund von Überregbarkeit nicht auf natürliche Weise Zugang zum Alpha-Zustand bekommen.

Der Theta-Zustand ist definiert durch eine Frequenz von 7 bis 4 Hz. Es ist ein meditativer Zustand. Tiefe Entspannung, gesteigerte Kreativität sowie stark angeregte Imagination bzw. ein leichter Zugang zu einer reichen Bilderwelt sind seine Kennzeichen. Wir erleben ihn während dem Schlaf und in tiefer Meditation. Halluzinogene Drogen rufen ebenfalls Theta-Wellen hervor.

Dieser Zustand ermöglicht einen Zugang zu sonst unbewussten Potentialen. Assoziationsketten und Zusammenhänge werden ganzheitlich, zumindest in einem größeren Kontext erkannt. Gewohnte Wahrnehmungsmuster können sich hier auflösen (ein Geräusch kann auch mal als visuelle Stimulation interpretiert werden).

Delta-Zustände (3 bis 1 Hz) sind Zustände tiefster Entspannung. Sie werden nur selten wahrgenommen, denn wir erleben sie im Tiefschlaf, in Trance oder Tiefenhypnose. Außerkörperliche Erfahrungen fallen häufig in den Bereich der Delta-Zustände. In diesem Zustand bewegen sich die Elektronen durch ganze Agglomerate von Neuronen gleichzeitig.

Um diese Zustände gezielt hervorzurufen, bedient man sich audiovisueller Mentalsysteme – im allgemeinen auch Mind Machines genannt. Die visuelle Stimulation erfolgt hierbei über eine mit Leuchtdioden bestückte Brille auf die geschlossenen Augen und die synchrone akustische Stimulation wird mit Kopfhörern vermittelt. Das ganze wird gesteuert durch einen Chip, auf dem verschiedene Programme gespeichert sind.

Beispiel: Proteus Mentalsystem (Bild: siehe oben)

Die Wirkungsweise sowie die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig. Obwohl Mentalsysteme eine ideale Projektionsfläche für ideologische Verzerrungen und psychologische Paradigmen, persönliche Vorurteile und Glaubenssätze darstellen, gibt es zahlreiche Studien mit überwiegend positivem Ergebnis. Die Anwendung, welche die wohl grösste Verbreitung gefunden hat, ist das Entspannungstraining.

Hierzu gibt es u.a. eine interessante Doppel-Blind-Studie von Dr. Norman Thomas (Kanada), in welcher er zwei Gruppen aufforderte sich zu entspannen: Die eine Gruppe sollte „normale“ Entspannungstechniken wie Autogenes Training oder einfach nur das Betrachten schöner Bilder anwenden, die andere Gruppe benutzte audiovisuelle Mentalsysteme.

Obwohl beide Gruppen das subjektive Empfinden äusserten, sich anschliessend entspannt zu fühlen, konnte durch EEG-Messungen, Messungen der Muskelspannung (EMG) sowie der Hauttemperatur nachgewiesen werden, dass sich nur die Gruppe, welche mit Mentalsystemen trainiert hatte auch tatsächlich entspannt hat. Bei der anderen Gruppe waren mitunter sogar höhere Anspannungen gemessen worden, als vor dem Test. Dies ist auch insofern bemerkenswert, als dass es aufweist, wie trügerisch das subjektive Empfinden von entspannten Zuständen sein kann.

Zu dem gleichen Ergebnis kam auch eine Forschungsgruppe von Dr. E. Riedl-Bratengeyer (Wien), in welcher die Technik der progressiven Muskelrelaxation und der Spontanentspannungsfähigkeit mit der audiovisuellen Stimulation verglichen wurde. Alle Gruppen fühlten sich subjektiv sehr entspannt – eine messbare physiologische Veränderung konnte jedoch nur bei der audiovisuellen Stimulation (AVS) festgestellt werden. Die progressive Muskelrelaxation zeigte nach zweiwöchigem Training dann schliesslich eine ähnliche Entspannungswirkung, welche bei der AVS bereits nach der ersten Sitzung eintrat (Riedl-Bratengeyer, 1993).

Auf ähnliche Weise lässt sich auch die Aufnahmebereitschaft des Gehirns beeinflussen. Es sind ebenfalls entspannte Alpha-Zustände, in denen das Gehirn eine grössere Bereitschaft aufweist, Informationen aufzunehmen und auch langfristig zu speichern. Dieser Zusammenhang ist in dem sog. Yerkes-Dodson-Gesetz beschrieben. Es besagt, dass die kognitive Leistungsfähigkeit einer Person in direktem Zusammenhang mit ihrem geistigen und emotionalen Aktivierungsniveau steht.

Das Optimum der kognitiven Leistungsfähigkeit liegt hierbei in einem mittleren Entspannungsniveau. Es handelt sich also nicht um eine lineare Funktion nach dem Motto „je entspannter desto leistungsfähiger“, sondern um das rechte Maß zwischen Entspannung und Konzentration, wie es auch das Ziel höherer Stufen der Meditation ist.

Sehr populär ist in diesem Zusammenhang das Erlernen von Sprachen mit Mentalsystemen, v.a. in Verbindung mit Superlearning. Aber auch andere Suggestionen fallen hiermit auf „fruchtbareren Boden“, wenn die Aufnahmebereitschaft durch Mentalsysteme optimiert wird.

Eine der beeindruckendsten Studien im Zusammenhang mit Lernen wurde von der Professur für pädagogische Psychologie an der Universität der Bundeswehr Hamburg durchgeführt, bei welcher vier verschiedene Experimentalgruppen einem Testverfahren unterzogen wurden, welches aus einem Lern- und Gedächtnistest sowie einem Intelligenztest bestand.

Drei der vier Gruppen wurden vor dem Test einer audiovisuellen Stimulation unterzogen; die vierte Gruppe diente als Kontrollgruppe. Jeweils eine der anderen drei Gruppen wurde im Beta-, Alpha- und Thetabereich stimuliert. Das Ergebnis zeigt eine deutliche Leistungssteigerung bei der Alpha-Gruppe – und zwar sowohl bei der Gedächtnisleistung als auch hinsichtlich der intellektuellen Leistungen.

Zahlreiche weitere Untersuchungen mit positivem Ergebnis wurden auch in verschiedenen anderen Bereichen durchgeführt. So etwa in der Bewusstseinsforschung, wo Dr. Gene Brockopp ebenso wie europäische Forscher, wie Dr. Rudolph Kapellner (1992) im „intelligenten“ Gebrauch von audiovisuellen Mentalsystemen unter anderem die Möglichkeit sehen, neue kognitive Strategien und Denkmuster zu entwickeln:

„Das Wirken der intentionalen Anwendung von Mind Machines führt zu Flexibilität im Denken, Übersicht über komplexe Zusammenhänge, Wahrnehmung der Komplexität im Mentalen (…), reichhaltigem Fühlen und Intuition als komplementäre Ergänzung von Logik und Analytik, Erkennen und Erfahren unterschiedlicher Bereiche des Bewußtseins und der damit verbundenen besonderen Fähigkeiten und Qualitäten. Dies alles erfahren, geübt und im Alltag integriert, bildet das, was wir mit „Mentaler Kompetenz“ bezeichnen.“

Weitere Anwendungsmöglichkeiten finden sich in der Suchttherapie (Stichwort: Belohungs-Defizit-Syndrom) aufgrund der Möglichkeit über die Gehirnwellen die Produktion von Neurotransmittern, wie Seretonin oder Endorphine zu stimulieren, ebenso wie in der Behandlung hyperaktiver Kinder, Schlafstörungen, Migräne ( Dr. J. Anderson) und Angstreduktion.

Einer der schönsten Erfahrungberichte stammt von Ian Sommervill, der 1960 die erste experimentelle „Dreammachine“ baute:

„…waren einem vor den Augen laufenden Kaleidoskop aus Farben vergleichbar. Die Muster wurden zunehmend schöner und komplexer, wie eine Welle, die sich am Ufer bricht, während sich Farbmuster den Weg ins Innere bahnen. Nach einer Weile waren diese Visionen permanent hinter meinen Augen, und ich befand mich inmitten eines Szenarios aus unbegrenzten Mustern, die um mich herum erzeugt wurden.

Das verursachte für eine Weile ein überwältigend schönes Gefühl räumlicher Bewegung, das fast nicht zum Aushalten, aber wert war, es über sich ergehen zu lassen. Denn als es aufhörte, war mir, als befände ich mich hoch über der Erde, in einem prächtigen Universum aus Licht. Danach bemerkte ich, dass sich meine Wahrnehmung von der Welt erheblich erweitert hatte. Alle Gefühle von Müdigkeit oder Niedergeschlagenheit waren wie weggeblasen.“

Markus Klose ist Webmaster von Brain Mentalsystems.

Markus Klose