Gefälschte Arzneimittel: Risiken durch falsche Medikamente

Medikamente sind für viele Menschen die Basis für ein gesundes Leben. Leider stellen gefälschte Arzneimittel weltweit ein wachsendes Risiko dar.

Medikamente sind für viele Menschen die Basis für ein gesundes Leben. Leider stellen gefälschte Arzneimittel weltweit ein wachsendes Risiko dar.

Um die deutschen Verbraucher vor diese Gefahren zu schützen, engagieren sich Apotheker, Arzneimittelhersteller und Pharmagroßhändler für eine verbesserte Abwehr gegen Fälschungen.

Wie sich auch Verbraucher vor gefälschten Produkten schützen können, erfahren Sie in diesem Artikel.

Was sind Arzneimittel?

Laut dem deutschen Arzneimittelgesetz sind Arzneimittel Stoffe sowie Zubereitungen aus Stoffen, die zur Anwendung für den menschlichen oder tierischen Körper gedacht sind, um …

  • Krankheiten, Körperschäden oder Beschwerden zu erkennen, verhüten, heilen oder lindern
  • Parasiten, Krankheitserreger unschädlich zu machen oder zu beseitigen
  • den Zustand, die Beschaffenheit, seelische Zustände oder die Funktion des Körpers zu beeinflussen beziehungsweise zu erkennen
  • die vom Körper erzeugten Körperflüssigkeiten oder Wirkstoffe zu ersetzen

Unterschied zwischen Arzneimitteln

Medikament Fälschung RisikoArzneien werden aus Stoffwechselprodukten von Bakterien oder Mikroorganismen (Antibiotika), Arzneipflanzen (Phytotherapeutika), organischen und anorganischen Verbindungen sowie Produkten tierischen Ursprungs hergestellt. Die neuste Methode zur Herstellung von Antibiotika ist die Gentechnik. Dank ihr ist die Herstellung von Arzneimitteln wie Impfstoffen, Hormonen und Blutgerinnungsfaktoren möglich.

In der Pharmazie beschäftigen sich Wissenschaftszweige mit der Darreichungsform, dem Ort der Freisetzung des Wirkstoffes sowie seiner Freisetzungsgeschwindigkeit. Damit lässt sich ein erheblicher Einfluss auf die Wirksamkeit eines Stoffes erheben.

  1. Arzneimittel in Form von Kapseln, Säften, Tropfen, Tabletten, Teemischungen und Globuli werden peroral, also durch den Mund, verabreicht. Die Medikamente gelangen über die Mund-, Magen- oder Dünndarmschleimhaut in die Blutbahn. Krankheiten im Magen-Darm-Trakt oder eine gleichzeitige Nahrungsaufnahme kann die Aufnahmekapazität stark beeinflussen. Aus diesem Grund geben die Hersteller dieser Arzneimittel an, ob sie vor oder nach der Mahlzeit eingenommen werden müssen.
  2. Eine weitere Einnahmemöglichkeit von Arzneimitteln ist die inhalative Aufnahme (durch Einatmen). In diesem Fall werden sogenannte Aerosole (flüssige oder feste Bestandteile) der Atemluft zugesetzt. Diese wirken entweder direkt am Lungengewebe oder gelangen über das Gewebe in die Blutbahn. Eine sachgemäße Ausführung durch den Patienten ist eine Voraussetzung für den Erfolg dieser Behandlung.
  3. Die dritte Zuführungsmöglichkeit ist die intramuskuläre Injektion (direkt in den Muskel), die intrakutane (in die Haut), die subkutane (unter die Haut) sowie die intravenöse (in die Vene) beziehungsweise intraarterielle Injektion (in die Arterie). Ein Großteil von Infusionen und Spritzen ist ausschließlich zur Behandlung von Schmerzen notwendig und erfolgen lediglich in Ausnahmefällen. Bei jeder Injektion muss eine Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen, da die Infektionsgefahr erhöht ist.
  4. Zur äußerlichen Anwendung gibt es Salben, Cremes, Pflaster sowie Augentropfen. Einige Präparate besitzen örtliche sowie systemische Wirkung (Hormonpflaster zum Beispiel).

Herstellung & Vertrieb gefälschter Arzneimittel

Fälschung von Medikamenten RisikoApotheker haben die Aufgabe, bei der Herstellung von Arzneimitteln jederzeit auf deren Wirkstoff und Reinheit zu achten. Die Herstellung erfolgt zum Großteil in der pharmazeutischen Industrie aber auch direkt in Apotheken.

Impfstoffe werden von dem Paul-Ehrlich-Institut zugelassen, Arzneimittel dagegen durch das Bundesinstitut für Arzneimittelforschung und Medizinprodukte. Apothekenpflichtige Arzneimittel werden vom jeweiligen Hersteller vertrieben, teilweise gelangen sie aber auch über den Pharmagroßhandel direkt zur Apotheke.

Apotheken, die eine Erlaubnis zum Versandhandel besitzen, können Medikamente auch im Internet vertreiben. Die Herstellung und der Vertrieb von im Internet erhältlichen Arzneimitteln, die ohne Einbindung einer Apotheke angeboten werden, wird nicht überwacht. Dementsprechend bergen diese Medikamente erhebliche Gefahren.

Seit Jahren steigt die Anzahl von Onlineshops, die gefährliche und zum Teil illegale Arzneimittel anbieten. Besonders beliebt ist der Vertrieb von „Lifestyle-Medikamenten“ zur Gewichtsreduktion, Haarwuchs- oder Potenzförderung. Kunden erhalten hier gefälschte oder nicht zugelassene Präparate, die im schlimmsten Fall lebensgefährlich sind.

Warum Arzneimittelfälschungen gefährlich sind

Millionen Patienten weltweit sind auf die Sicherheit, Qualität und nicht zuletzt Wirksamkeit von Arzneimitteln angewiesen. Einige verdanken diesen Medikamenten ihr Leben. Vielen ist aber nicht bewusst, dass der unkontrollierte Versandhandel und das Internet zunehmend Probleme in puncto Qualität verursachen. Dass es sich dabei nicht um Ausnahmefälle handelt, zeigen die Fakten der Deutschen Gesundheitshilfe:

  • Mehr als die Hälfte der von unseriösen Internethändlern angebotenen Arzneimittel sind Fälschungen.
  • Etwa zehn Prozent aller weltweit erhältlichen Medikamente sind gefälscht.
  • Immer häufiger werden auch lebenswichtige Arzneimittel und nicht nur „Lifestyle-Medikamente“ gefälscht.
  • Der deutsche Markt befindet sich aufgrund seiner Größe und dem hohen Umsatz seit Langem im Visier der Fälscher.
  • Der Zoll findet bei fast jeder Stichprobe Arzneimittelfälschungen. Im Jahr 2012 beschlagnahmten Zollfahnder insgesamt 321.000 Plagiate im Wert von 4,8 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor lag der Wert der beschlagnahmten Arzneimittel bei nur 3,1 Millionen Euro.

Gefälschte Arzneimittel und wie man sich vor ihnen schützen kann

Die häufigsten in Deutschland angebotenen Fälschungen:

Lifestyle-Präparate wie:

  • Potenzmittel
  • Anabolika
  • Mittel zur Gewichtsreduktion

Aber auch lebenswichtige Arzneimittel werden gefälscht in den Bereichen:

  • Allergien
  • Krebs, Asthma, Infektionen
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Psychische Erkrankungen

Als einer der weltweit größten Arzneimittelmärkte ist Deutschland ein interessanter Markt für Fälscher. Die Fälschungen werden immer raffinierter und schwerer zu erkennen. Deshalb ist es für den Verbraucher wichtig, sich vor diesen Medikamenten zu schützen. Das beginnt in erster Linie beim Einkauf von Arzneimitteln im Internet.

Die wichtigsten Merkmale, um eine seriöse deutsche Versandapotheke zu erkennen:

  • Sie ist öffentlich und nach dem deutschen Recht zugelassen
  • Sie ist Teil einer niedergelassenen Apotheke in Deutschland
  • Sie wird von einem in der Bundesrepublik approbierten Apotheker geführt
  • Der Onlineshop besitzt ein Impressum mit vollständigen Daten (Aufsichtsbehörde, Apothekerkammer, Daten des Apothekers)
  • Es werden ausschließlich in Deutschland verkehrsfähige und zugelassene Arzneimittel angeboten
  • Für verschreibungspflichtige Präparate wird ein ärztliches Rezept verlangt

Warnung vor falschen MedikamentenVor der Online-Bestellung von Arzneimitteln ist es ratsam, sich beim DIMDI Versandapothekenregister (www.dimdi.de) – das alle Apotheken auflistet, die über eine behördliche Erlaubnis zum Versand von Arzneimitteln besitzen – über die Seriosität des Onlineshops zu erkundigen.

Weitere Anlaufstellen sind die zuständige Landesapothekerkammer, der Bundesverband Deutscher Versandapotheken oder eine der 16 Verbraucherzentralen.

Wer bei einer ausländischen Internetapotheke einkaufen möchte, sollte darauf achten, dass sie sich innerhalb des Europäischen Wirtschaftsraumes (EWR) befindet. Der Versand aus Ländern außerhalb des EWR nach Deutschland ist verboten. Dennoch gilt auch bei Versandapotheken innerhalb des EWR, vorsichtig vorzugehen. Auch hier sollte man sich bei den oben genannten Organisationen über die Seriosität des Onlineshops informieren.

Ein weiterer Anhaltspunkt für Verbraucher ist der elektronische Stammbaum des Arzneimittels. Seit Jahren spielt das Thema „Sicherheit in der Pharmaproduktion: Track & Trace und Serialisierung“ eine große Rolle im Kampf gegen gefälschte Arzneimittel.

Beim E-Pedigree erhält jedes einzelne Produkt Angaben zu Herkunft, Lotnummer, Haltbarkeitsdatum sowie eine eindeutige Seriennummer. Damit lässt sich der Lebenszyklus des Medikaments, angefangen bei der Herstellung bis zur Übergabe an den Patienten, zurückverfolgen.

Maria Mosch