Biorhythmus: Im Einklang mit der inneren Uhr

Obwohl wir bekanntlich wesentlich kürzere Arbeitszeiten als noch unsere Groß- und Urgroßeltern haben, klagen die Menschen in der modernen Gesellschaft über einen starken Termindruck. Untersuchungen ergaben, dass Menschen in der Großstadt sich doppelt so schnell bewegen wie in einem griechischen Dorf. Und das, obwohl wir gerade in der Stadt viele Möglichkeiten haben, die uns Zeit sparen sollen!

Das moderne Leben erfordert, dass nachts viele Berufszweige arbeiten müssen. Zusätzlich zur Arbeit und sonstigen Verpflichtungen kann der sogenannte „Freizeitstress“ kommen. Das klingt wie ein Paradox, aber auch diese Termine können dazu führen, dass unser gesamter Tag fast durchgehend besetzt ist und keine Zeit bleibt, der „inneren Uhr“ zu folgen. Dennoch verfügt der moderne Mensch noch über eine fast archaische innere Uhr, die sich seit der Steinzeit kaum verändert hat.

Biorhythmus und Forschung

Biorhythmus innere UhrMit den folgenden Ergebnissen der chronobiologischen Forschung möchten wir Ihnen Anregungen geben, Ihren eigenen Rhythmus zu beobachten und ihn in Ihre Tagesplanung miteinzubeziehen. Auch wenn Sie nicht genau „auf die Minute“ so funktionieren, wie im Folgenden beschrieben, so sind die Zyklen doch bei den meisten Menschen gleich.

Die Körpertemperatur steigt z. B. am Ende der nächtlichen Schlafphase bis kurz vor dem Aufwachen deutlich an. Dadurch entsteht ein Gefühl der Wachheit am frühen Morgen. Abends nimmt dagegen die Körpertemperatur ab und bereitet somit den Organismus auf den Schlaf vor.

Auch zwischen 14 und 16 Uhr findet bei den meisten Menschen ein Rückgang der Körpertemperatur statt, was die Tatsache erklärt, dass gerade am Nachmittag Müdigkeitserscheinungen häufig auftreten. Doch wie steil die Temperatur ansteigt und abfällt und wann sie ihren Hoch- oder Tiefpunkt hat, ist sehr individuell. Bekannt sind z. B. die „Lerchen“ und die „Eulen“, die Morgen- und die Nachtmenschen.

Biorhythmus: Wie läuft tickt unsere innere Uhr?

6.00 Uhr

Der Körper erwacht, der Testosteron-Spiegel bei Männern (männliches Sexualhormon) und der Östrogen-Spiegel bei Frauen (weibliches Sexualhormon) beginnt zu steigen. Die Konzentration des Nebennierenrindenstoffs Cortison steigt.

7.00 Uhr

Der morgendliche Cortisonschub lässt den Hormonspiegel auf den sechsfachen tagesüblichen Wert ansteigen. Blutzucker und Aminosäuren strömen vermehrt ins Blut. Das liefert Energie für die Tagesarbeit. Zusätzlich sorgt ein Schub der Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin für Antrieb.

8.00 Uhr – 9.00 Uhr

Das Testosteron ist um 20 Prozent gestiegen und hat damit sein Tageshoch erreicht.
Da unser Immunsystem jetzt auf Hochtouren arbeitet, ist nun auch die beste Zeit zum Aufstehen. Der Körper verlangt nach Nahrung und Sie dürfen auch ordentlich zulangen. Denn was Sie am Vormittag essen, wird vom Körper sofort in Energie verwandelt, am Abend dagegen in Fett.
Leider fallen auch die meisten Herzinfarkte in diese Zeit, weil das Blut leichter verklumpt und das Herz schlechter mit Sauerstoff versorgt wird.
Alkohol wirkt jetzt doppelt so stark wie im Tagesdurchschnitt.

10.00 Uhr

Der Adrenalinspiegel steigt, die Haut ist besonders gut durchblutet und beginnt regelrecht zu strahlen.
Gegen 10 Uhr blitzen besonders viele Neuronen (Gehirnzellen) in unserem Kurzzeitgedächtnis auf. Widmen Sie sich daher Ihrer Korrespondenz, Telefonaten und Planungen.

11.00 Uhr

Sprach- und Denkfähigkeit sowie der Körper sind jetzt in Bestform. Das Gehirn arbeitet besonders gut. Jetzt können Sie komplizierte Arbeiten erledigen und schnell und genau rechnen. Diese Hochphase dauert bis ca. 14.00 Uhr an.

12.00 Uhr

Ab jetzt – und zwar bis etwa ein Uhr – stellt sich Ihr Körper wieder auf Essen ein. Magen und Galle bilden die nötigen Säfte, damit Sie das, was Sie zu sich nehmen, auch richtig verdauen können. Fette und Kohlenhydrate werden jetzt besonders gut verarbeitet.

13.00 Uhr – 14.00 Uhr

Der Mittagsgipfel ist vorüber. Die Leistungsfähigkeit sinkt um ca. 20 Prozent. Um ca. 14 Uhr ist das erste große Leistungstief erreicht. Die Konzentration lässt nach, die Unfallgefahr steigt. Der Körper wird müde und es ist Zeit für ein Nickerchen, um den Akku wieder aufzuladen.

15.00 Uhr

Unser Langzeitgedächtnis funktioniert jetzt besonders gut. Auch manuelle Tätigkeiten, die eine ruhige Hand erfordern, fallen nachmittags am leichtesten.
Sollten irgendwelche Dinge anstehen, die Ihnen Schmerzen bereiten könnten (Zahnarzt, kleinere Operationen), dann wählen Sie diese Stunde dafür. Ihr Körper ist jetzt um rund 30 Prozent weniger empfindlich gegen Schmerzen als zu anderen Zeiten. Schmerzspritzen wirken zwei- bis dreimal länger.

16.00 Uhr

Die „innere Uhr“ schaltet vom leistungsfördernden Sympathikus auf den beruhigenden Parasympathikus um. Die Zeit der Erholung wird eingeläutet. Dieser Effekt macht sich zwar erst Stunden später richtig bemerkbar, doch jeder, der monotone Arbeit zu verrichten hat, sollte das am besten nachmittags tun. Um 16 Uhr ist auch die beste Zeit für eine Schutzimpfung.

17.00 Uhr

Die beste Zeit, um Sport zu treiben. Sowohl Muskeln wie Bänder funktionieren nachmittags und abends optimal. Am höchsten sind auch Bluttemperatur und Reaktionsfähigkeit. Beim Bodybuilding erzielen Sie den höchsten Muskelzuwachs.
Diese Zeit ist aber auch ideal für sinnliche Erlebnisse. Unsere Sinnesorgane sind maximal sensibilisiert, wir riechen, schmecken und hören jetzt am besten.

18.00 Uhr – 19.00 Uhr

Jetzt nimmt es uns der Körper am wenigsten übel, wenn Alkohol zu sich genommen wird. Die Bauchspeicheldrüse und Leber sind jetzt extrem aktiv.
Eine gute Zeit, bestimmte Medikamente (z. B. Aspirin) einzunehmen. Die Nebenwirkungen machen sich nämlich bedeutend weniger bemerkbar.
Außerdem ist jetzt so langsam Entspannung angesagt, Blutdruck und Puls sinken, man ist nicht mehr so stressanfällig wie zu anderen Tageszeiten, harmoniebedürftiger und kompromissbereiter. Die beste Zeit, um Meinungsverschiedenheiten zu klären.

20.00 Uhr – 21.00 Uhr

Unsere Reaktionszeit ist mit durchschnittlich 95 Millisekunden die kürzeste am Tag. Dies ist also die sicherste Zeit, um Auto zu fahren.
Das Körpergewicht erreicht seinen Tageshöhepunkt und die „Nachtruhe“ der Verdauungsorgane beginnt. Speisen, die jetzt noch zu sich genommen werden, setzen am meisten an.

22.00 Uhr – 23.00 Uhr

Die beste Zeit, um etwas für die Haut zu tun. Sie dürstet nach Cremes und Feuchtigkeit und nimmt Pflegestoffe sehr gut auf.
Die Schlafbereitschaft – vor allem bei Morgenmenschen – ist jetzt am höchsten. Und der Schlaf vor Mitternacht ist bekanntlich der beste: Die erholsame Tiefschlafphase tritt in der ersten Nachthälfte besonders häufig ein. Der Körper entsorgt schädliche Keime und Stoffwechselabfälle.

24.00 Uhr – 1.00 Uhr

Eineinhalb bis zwei Stunden nach dem Einschlafen wird die größte Schlaftiefe erreicht. Wir träumen ca. alle 90 Minuten.

3.00 Uhr – 4.00 Uhr

Jede Störung setzt den Erholungswert der Nacht herab und führt zu einem Erholungsdefizit. Hier liegt der Ausgangspunkt der schädlichen Folgen für Nacht- und Schichtarbeiter.
Die gute Nachricht: Alkohol wird von der Leber verstärkt abgebaut und wer in verqualmten Kneipen sitzt, verträgt das jetzt relativ gut. Das Körpergewebe toleriert Sauerstoffmangel um 50 Prozent besser als nachmittags.

Viel Spaß beim Erforschen des Biorhythmus / der inneren Uhr

Kate Book