Winterreifen: Tipps zum Testen, Wechseln und Kaufen

Wer gut durch den Winter kommen will, sollte sich mit Winterreifen auskennen, denn laut N24 sind in der Sparte „technische Defekte“ schlechte Reifen Unfallgrund Nummer 1. Aber wie erkennt man gute Winterreifen? Wann muss man sie wechseln? Wie alt dürfen sie sein? Kann man ihren Zustand selber testen?

Wann muss ich Winterreifen wechseln?

Hier herrscht unter den Autofahrern einige Verwirrung, denn es gibt in Deutschland laut Gesetz die sogenannte „situative Winterreifenpflicht“ (siehe StVO  § 2 Abs. 3a).

Wann Winterreifen wechseln

Hier wird gesagt, dass … :

  • „… ein „Kraftfahrzeug bei Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte nur mit Reifen gefahren werden darf, welche die in Anhang II Nr. 2.2 der Richtlinie 92/23/EWG beschriebenen Eigenschaften erfüllen …
  • Und „… es dürfen nur solche Reifen gefahren werden, bei denen das Profil der Lauffläche und die Struktur so konzipiert sind, dass sie vor allem auf Matsch und frischem oder schmelzendem Schnee bessere Fahreigenschaften gewährleisten als normale Reifen (d. h., Winterreifen, Allwetter- bzw. Ganzjahresreifen, die typischerweise eine „M+S-Kennzeichnung“ und/oder eine entsprechende Kennzeichnung mit dem Bergpiktogramm/Schneeflocke tragen, erfüllen diese Anforderung).“

Man dürfte laut Gesetzgeber also auch bei sonnigem, trockenen Wetter (d. h. ohne Schnee und Eis) im Winter mit Sommerreifen fahren. Schlägt das Wetter jedoch um, wären Sommerreifen verboten und man muss mit einem Bußgeld ab 40 Euro plus einen Punkt in Flensburg rechnen.

Wer dann noch einen Unfall baut, kann richtig Ärger mit seiner Versicherung und zusätzlichen Bußgeldern bekommen.

Daher raten viele Experten Autofahrern die sogenannte „O und O-Regel“ anzuwenden, d. h. die Winterreifen ab „Oktober“ aufzuziehen und erst nach „Ostern“ wieder auf Sommerreifen zu wechseln.

Wie erkenne ich einen (guten) Winterreifen?

Der Gesetzgeber gibt vor, dass ein Winterreifen eine Profiltiefe von mindestens 1,6 mm aufweisen muss. Außerdem sollte dort die Kennzeichnung M+S (steht für „Mud and Snow“ oder „Matsch und Schnee“) und / oder „ein Berg mit einer Schneeflocke“ zu sehen sein (siehe Abbildung).

Winterreifen Siegel Zeichen Kennzeichnung

Laut der Zeitschrift „Focus“ ist die Kennzeichnung „M+S“ jedoch nicht rechtlich geschützt, also keine ausreichende Kennzeichnung. Man hört immer wieder von ausländischen Herstellern, die bei Reifen mit „M+S“ Kennzeichnung tricksen, d. h. Reifen verkaufen, die in keiner Weise für den Winter geeignet sind. Wer sicher gehen will, achtet also auf die „Schneeflocke im Berg“.

Weiterhin sagen Experten, dass ein Winterreifen mit einer Profiltiefe unter 4 mm seinen Gripp bei Eis und Schnee verliert und nicht wirklich mehr wintertauglich ist (siehe auch das folgende Video „Winterreifen im Test“ von N24).

Winterreifen Profiltiefe testen

Die Profiltiefe der eigenen Reifen kann man ganz einfach mit einem Eurostück testen. Stecken Sie das Euro-Stück in das Profil; solange der Goldrand der Euromünze verschwindet, beträgt die Profiltiefe noch über 4 mm (siehe Abbildung).

Aber auch das Alter des Winterreifens sagt etwas über seine Qualität aus. Denn über die Jahre entweichen aus der Gummimischung verschiedene Additive (wie Weichmacher) und auch UV-Licht lässt den Gummi altern. Hier rechnet man damit, dass ab einem Alter von über 6 Jahren der Winterreifen seine wichtigsten Eigenschaften verloren hat und eigentlich nicht mehr wintertauglich ist.

Wie Sie das Alter Ihrer Reifen herausbekommen können, habe ich bereits im Artikel „Alter von Autoreifen mit DOT-Nummer erkennen“ beschrieben. Auf das Alter der Reifen können Sie bereits beim Kauf achten, da diese manchmal einige Jahre im Lager gelegen haben können, bevor sie über die Ladentheke gehen. Kaufen Sie also nur möglichst neue Reifen, von denen Sie auch mindestens 6 Jahre etwas haben.

Noch ein Tipp vom Profi: Durch die weichere Gummimischung bieten Winterreifen ab und unter 7 °C eine deutlich bessere Traktion als Sommerreifen. Sie müssen deutlich weicher als Sommerreifen sein, da sich das Gummi durch die kälteren Temperaturen zusammenzieht. Damit sind Winterreifen nicht nur bei Matsch und Schnee Sommerreifen von der Fahrsicherheit deutlich überlegen, sondern auch tiefe Temperaturen machen den Einsatz von Winterreifen sinnvoll.

Video „Winterreifen im Test“ von N24

In dieser kurzen Doku wird der Sinn und Zweck von Winterreifen gezeigt, über weitverbreitete Mythen gesprochen und praktisch gezeigt, wann alte Winterreifen versagen.

Winterreifen Mythen mit Werner Gusenbauer in N24

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Gibt es Alternativen zu Winterreifen?

Wer seine Reifen nicht wechseln will, kann sich auch sogenannte „Allwetter-“ oder „Ganzjahresreifen“ kaufen. Diese sind zu jeder Jahreszeit erlaubt. Nachteil ist im Sommer jedoch ein erhöhter Spritverbrauch (aufgrund der mittelharten Gummimischung und der Profiltiefe) und im Winter immer noch weniger Grip als ein echter Winterreifen. Vor allem der Bremsweg fällt viel länger aus, im Vergleich zu Reifen, die speziell für den Winter konzipiert sind. Mein Fazit lautet daher, nicht an der Sicherheit sparen, denn selbst ein kleiner Blechschaden ist teurer, als zwei Sätze Reifen.

Winterreifen wechseln: Selbst machen oder in die Werkstatt?

Natürlich ist es jedem erlaubt, die Reifen selbst zu wechseln. Allerdings ist das Umstecken in einer Werkstatt mit ca. 20 bis 30 Euro nicht wirklich teuer. Und man hat den Vorteil (falls nötig) die Reifen gleich noch auswuchten zu lassen. Denn nicht ausgewuchtete Reifen können bei höheren Geschwindigkeiten durch starke Vibrationen ebenfalls den Grip verlieren und damit zu einer echten Gefahr werden.

Darf man Winterreifen im Sommer fahren?

Ja – das ist erlaubt. Aber die hohe Profiltiefe und die noch weichere Gummimischung erhöhen den Spritverbrauch, der Abrieb ist höher und die Bremsleistung deutlich schlechter als bei Sommerreifen.

Wie sollte man Winterreifen lagern?

Hier gelten keine anderen Regeln als bei Sommerreifen. Die wichtigsten Tipps zum Lagern von Autoreifen können Sie auf Philognosie in dem Artikel „Autoreifen: Reifen fachgerecht wechseln & lagern“ nachlesen.

Damit bin ich mit meinen Tipps zu Winterreifen am Ende und hoffe, dass auch für Sie ein paar wissenswerte Informationen dabei waren.

Gute und sichere Fahrt mit Ihren Winterreifen bei Eis und Schnee!

Aris Rommel