Wie lerne ich Ziele zu erreichen?

Oft hört man Aussagen, wie "Jeden Tag will ich mein Bestes geben" oder nebulöse Wünsche, wie "In 20 Jahren möchte ich ein Haus auf Mallorca haben". Handelt es sich hier nur um vage Wünsche oder stecken dahinter wirklich ernstzunehmende Ziele? Wünschen kann man sich natürlich viel, aber wer seinen Wunsch auch realisieren will, braucht ein Ziel, eine Methode und eine entsprechende Planung.

Unklare ZieleIn diesem Artikel will ich mich auf konkrete Ziele beschränken, denn nur bei konkreten und klar formulierten Zielen macht eine gute Planung Sinn. Im Gegensatz zu Wünschen hat man bei einem Ziel auch immer einen Endtermin im Auge. Dieser kann sich über eine Woche, einen Monat oder ein Jahr – und länger – erstrecken.

Speziell bei größeren Zeiträumen bietet es sich an, ein Ziel in Teilziele mit überschaubaren Zeiträumen zu unterteilen. Teilziele ermöglichen eine bessere Zielkontrolle bei langen Zeiträumen.

Auch sie sollten so klar formuliert sein, dass man immer genau orientiert ist, wieweit man sich dem Endziel angenähert hat. Weiterhin unterscheide ich in "regelmäßige" und "einmalige" Ziele.

Regelmäßige Ziele

Dies sind Ziele, von denen man sagen könnte "Übung macht den Meister. Praxis macht perfekt." So ein Fazit gilt für alle jene Ziele, bei denen regelmäßig etwas eingeübt bzw. "grenzenlos" trainiert werden kann.

Hier paar Beispiele:

  • Mein Tischtennisspiel soll immer besser werden.
  • Mein Schachspielen soll immer besser werden.
  • Mein Skatspielen soll immer besser werden.
  • Mein 100m-Lauf soll immer schneller werden.

Das würde für das Erreichen dieser Ziele bedeuten, dass meine Leistung zum Beispiel von Monat zu Monat besser würde. Um das zu messen, vergleiche ich beispielsweise die Zahl der Spiele mit meinen Siegen. Denn auch für regelmäßige Ziele brauche ich entsprechende Messpunkte, die den Fortschritt deutlich machen.

Beispiel: Habe ich früher als Anfänger beim Schachspielen überwiegend verloren – heute gewinne ich etwa 50 Prozent der Wettkämpfe.

Einmalige Ziele

Das sind jene Ziele – in der Regel mit einer Frist – deren Erreichen sich entweder nur schwer trainieren lässt oder die nur auf ein einzelnes Ereignis abzielen. Beispiele hierfür könnten sein …

  • Bis zum … soll meine schriftliche Abschlussarbeit fertig sein.
  • Noch in diesem Jahr will ich meine Verlobte heiraten.
  • Bis zum … will ich mein Büro tapeziert haben.

Das sind Ziele, die Fleiß, Ausdauer und Durchhaltevermögen verlangen, wie das Anfertigen einer schriftlichen Abschlussarbeit. Das Erreichen solcher mit einer Frist versehenen Ziele ist ein – erkennbar einmaliger – Vorgang, den man eben nicht immer trainieren kann bzw. mit dem Erreichen des Ziels beendet ist.

Was haben diese Ziele gemeinsam?

Beide Arten von Zielen haben gemeinsam, dass ich für beide als Bewertungsbasis den Zeitraum einer Woche nehmen kann und mich am Ende der Woche frage: Wie bin ich in dem Erreichen meines Zieles vorangekommen? Konnte ich erreichen, was ich mir vorgenommen hatte?

So kann man festzustellen: An einigen Tagen bin ich gut vorangekommen, an anderen leider weniger, weil mich da andere Tätigkeiten in Anspruch genommen haben. Anschließend kann ich die förderlichen und hinderlichen Tätigkeiten auflisten und hinterfragen.

Um förderlichen und hinderlichen Tätigkeiten auf die Spur zu kommen, sollte ich mir die Antwort auf die beiden folgenden Fragen schriftlich notieren …:

  • Welche meiner Handlungen haben das Erreichen meines Zieles unterstützt? Hinter diese Aktivitäten setze ich ein Pluszeichen, die will ich mal "förderlich" nennen.
  • Und welche Beschäftigungen haben mich eher behindert? (Z.B. sie haben mir Kraft, Zeit und Nerven gestohlen.) Hinter diese Aktivitäten setze ich ein Minuszeichen, die will ich "hinderlich" nennen.

Daraus ergibt sich künftig die förderlichen Aktivitäten zu stärken oder auszubauen. Steigern Sie Ihre zielfördernden Aktivitäten und versuchen Sie zielbehindernde Aktivitäten immer mehr zu unterlassen. Damit haben Sie eine eindeutige Orientierung, wie Sie sich in den nächsten Wochen verhalten können, um den Erfolg weiter zu steigern.

Ziel nicht erreicht, da ist etwas schiefgelaufen!

War das Ziel oder Teilziel zu groß oder unklar formuliert? Dann muss man vielleicht das Ziel in kleinere "Portionen" einteilen oder sich ein konkreteres Bild vom Endzustand machen. Grundsätzlich kann ich mich jedoch immer fragen: "Was hätte besser laufen können?" Problem mit ZielenHabe ich es beispielsweise nicht geschafft, in einer Woche ein Manuskript von 30 Seiten fertigzustellen?

Dann sollte ich mir vielleicht erst einmal weniger Seiten als Ziel vornehmen. Wer seine Leistungsfähigkeit nicht kennt, kann sich so an ein reales Bild seiner Fähigkeiten herantasten.

Gehen Sie den Weg der kleinen Schritte – ein Beispiel: Eine Seite wird ganz neu als Entwurf geschrieben, der Entwurf vom Vortag wird überarbeitet. Und der Entwurf von gestern wird heute als Endfassung abgeschlossen. Wenn das so läuft, dann wird – in der Reihe vieler Tage – jeden Tag an drei Seiten gearbeitet.

Das sind klare Tagesziele, die eine überschaubare Einteilung eines größeren Endzieles vereinfachen. Und wer sich später mehr zutraut, der verdoppelt oder verdreifacht seinen Einsatz: Am "ersten" Tag drei Seiten Entwurf usw., dann hat er am dritten Tag insgesamt neun Seiten zu bearbeiten: drei erarbeiten als neuen Entwurf, drei zum Überarbeiten vom Vortag und drei zum Fertigstellen.

Kein Meister ist bisher vom Himmel gefallen, so nehmen Sie sich die Zeit für praktisches Einüben aller wichtigen Fähigkeiten, die Sie benötigen. Bei meinen "Hindernissen" kann ich mich fragen:

  • War da die Ablenkung wichtig?
  • Musste das wirklich sofort erledigt werden?
  • Musste ich unbedingt dabei sein?
  • Was wäre geschehen, wenn es aufgeschoben oder gar nicht gemacht worden wäre?

Wenn ein Ziel nicht erreicht wird, (insbesondere, wenn es als machbar gilt und von anderen schon geschafft wurde), dann ist mit Sicherheit etwas schiefgelaufen. Da stellt sich natürlich die Frage nach dem "Warum".

Es geht also darum, hier "nachzuhaken", die gesamte Situation zu "hinterfragen", eine Art von Aufklärungsarbeit und Erklärungsarbeit zu leisten. Man könnte dies auch Selbsterkenntnis nennen – eine Kenntnis von sich selbst – seine Stärken und Schwächen klar vor Augen haben.

Wie kann ich mich verbessern?

  • Was machen andere in ähnlichen Situationen oder mit ähnlichen Zielen anders oder besser?
  • Warum ist es in der vergangenen Woche besser/ schlechter gelaufen? (Warum war ich lustlos? Was hat mich besonders motiviert?)
  • Mit welchen Situationen habe ich regelmäßig Probleme? (Krankheit, schlechte Laune, zu wenig Anerkennung von anderen)
  • Wieweit denke ich voraus? (Fehlen vielleicht regelmäßig wichtige Dinge, die ich zum Arbeiten brauche? Habe ich alle Termine stets im Überblick?)
  • Habe ich Sachen zugestimmt, die mich dann unter Druck gesetzt haben? (So hatte ich einem Freund zugesagt, ihm an einem Vormittag beim Umzug zu helfen, obwohl ich eigentlich gar keine Zeit hatte!)
  • Habe ich gut oder schlecht mit meiner Zeit gewirtschaftet? (Ich habe mich vor dem Fernseher einfach hängen lassen – total passiv – anstatt noch paar Seiten zu lesen.)

Sie merken schon, das Hinterfragen ist keine Geheimwissenschaft, sondern man kann es lernen und sich zur Gewohnheit machen. Und was besonders wichtig ist – man macht sich selbst die Dinge bewusst, die den Erfolg ermöglichen bzw. einen ständig daran hindern etwas erfolgreich zu Ende zu bringen.

Achten Sie auch auf die Leute in Ihrer Umgebung, wenn sie "nachhaken" oder "hinterfragen". So können Sie auch Feedback aus einer anderen Perspektive bekommen – Ihre "Blinden Flecken" sichtbar machen. Gute Freunde kann man auch durchaus aktiv um Feedback bitten …:

  • Woran könnte es liegen, dass ich es (nicht) geschafft habe …?
  • Würdest du das Problem … eher so oder so angehen?
  • Wie würdest du an meiner Stelle vorgehen?

Solche Gespräche mit anderen führen oft zum sogenannten Querdenken.

Querdenken heißt, sich – gewollt – von einer vertrauten, einer angewöhnten und bekannten Betrachtungsweise zu lösen und einen neuen Blickwinkel einzunehmen.

Querdenken bedeutet, nicht von meinem Standpunkt aus, sondern von einer anderen Position aus zu fragen.

So entdecken Sie auch neue und unbekannte Wege. Der "andere Blickwinkel" ist immer "ein Sehen mit den Augen des anderen" – und der sieht in manchen Bereichen vielleicht weiter oder schärfer. Trainieren Sie auch Ihre Vorstellungskraft. Ein Beispiel: Sie malen sich die Situation – oder den Endzustand möglichst konkret im Geiste aus. Erzählen Sie das, was Sie sich vorstellen, direkt und begeistert jemand anderen.

Nutzen Sie die bekannten „W-Fragen“: wann, was, warum, wer, wie, wozu. Sie lassen dem Gesprächspartner Spielraum und eröffnen ihm die Möglichkeit, seine eigene Sichtweise darzulegen, Ideen auszubreiten und Sachverhalte zu klären. Fragen fördert die aktive Mitarbeit des anderen.

Was habe ich gut gemacht?

Denken Sie auch daran, was gut gelaufen ist, denn das baut Sie auf und macht Mut. Notieren Sie es, damit Sie Ihre Stärken und Erfolge nicht vergessen. Nehmen Sie sich ein kleines Heft und geben Sie ihm einen Titel wie "Meine Erfolge" – "Meine Stärken" – "Was mir gelungen ist …" usw.

Solche Notizen können auch motivierend sein, wenn es einmal nicht so gut läuft. Lesen Sie dann in Ihrem Erfolgsbüchlein und vergegenwärtigen sich, was Sie schon alles geschafft haben – was Sie können.

Zusammenfassung

Diese Vorgehensweise, ganz bewusst einige Möglichkeiten zu nutzen, um Ziele leichter zu erreichen, beruht auf drei Tipps. Sie sind klar zu verstehen und leicht umzusetzen.

Tipp 1: Die eigenen Handlungen und die eigene Zeitverwendung werden danach beurteilt, inwieweit sie dazu beitragen, das Erreichen des Ziels zu fördern oder zu behindern.

Tipp 2: Treten Schwierigkeiten auf – gleich welcher Art – wird hinterfragt, um zielbehindernde Zusammenhänge zu verstehen.

Tipp 3: Das Positive wird notiert und dient später als Erfahrungsschatz zum Nachlesen – der Auffrischung der eigenen Motivation.

Damit bin ich mit meinen Hilfestellungen am Ende und hoffe Ihnen gute Anregungen gegeben zu haben, wie Sie selbst lernen können, Ziele erfolgreich zu realisieren.

Von Dr. Rolf Schmelter

Dr. Rolf Schmelter